Sexismus in der Uni-Liga

Shitstorm für den FC Siewillja
von am 2. Mai 2012 veröffentlicht in Titelstory, Unipolitik

Niveaulosigkeit und Universität schließen sich nicht aus. Das wissen alle, die schon mal die Sprechchöre und das Gebaren einer O-Phase miterleben mussten. Auch im Fußball wird gern unter Gruppenzwang gegröhlt und gebechert. Wenn nun Fußball und Universität aufeinander treffen, scheint das Niveau nochmals zu fallen, wie das Beispiel des „FC Siewillja“, einer Fußballmannschaft des Instituts für Psychologie zeigt. Andere Teams stehen dem in nichts nach.

Wortspiele im Teamnamen sind im Unifußball weit verbreitet. Gerne werden solche gewählt, die an Alkoholkonsum erinnern, wie der SV Wacker Durchsaufen oder die ESG 1899 Besoffenheim. Neben einigen harmlosen gibt es dann noch die, die mit Frauenbildern kokettieren. Im Wappen der Borussia Bunga Bunga präsentiert sich eine nackte Frau nebst Fußball und auch Standard Nuttich zeigt neben dem Sportutensil die Silhouette eines Frauenkörpers. Andere problematische Teamnamen sind beispielsweise Olympicke Restefick und FC Siewillja. Auch letzterer trägt in seinem Wappen einen nackten Frauenkörper.

Der FC Siewillja hat zu Beginn der Woche im sozialen Netzwerk Facebook eine Welle der Empörung ausgelöst. Eine Kommilitonin der Psychologie-Studierenden kritisierte die Namenswahl auf deren Facebook-Pinnwand. Dahinter verberge sich ein Frauen- und Männerbild, dass „Grenzüberschreitungen im sexuellen Bereich (die immer auch eine Form von Gewalt sind) zumindest toleriert und bagatellisiert, wenn nicht sogar provoziert“, kommentierte sie.


So präsentiert sich der FC Siewillja bei Facebook

Auf diese Kritik reagierte das Team reichlich unsouverän. Eine „willkürliche, emanzipationsgetriebene Kritik“ sei fehl am Platz, schrieb es in einem Beitrag. Schließlich handele es sich beim Teamnamen um eine ironische Anspielung auf den FC Sevilla. „Debatten über Gleichberechtigung gehören aber nicht in die Nähe eines Fußballplatzes und einer Mannschaft die selber weibliche Mitglieder aufweist und stolz darauf ist.“ Kritische Beiträge anderer NutzerInnen wurden daraufhin von der Mannschaft gelöscht, kritische NutzerInnen gleich ganz gesperrt.

Das Team verwehrt sich dagegen, sexualisierte Gewalt zu bagatellisieren und schießt sich anschließend auf die Kritikerin ein. „Da die Kritik nur eine Einzelkritik war, werden wir dieses auf die kritikübende Person und ihre Schwächen mit dem Üben sachlicher Kritik sowie ihre eigenen Probleme attribuieren“, schreibt es in einem Facebook-Post. Die Abwehr der Kritik gelingt dem FC Siewillja dabei nicht, ohne weitere sexistische Klischees zu bedienen. „Nicht umsonst enthält der Kader unserer Mannschaft mehrere hübsche Spielerinnen, ganz abgesehen von attraktiven weiblichen Fans die uns per Tourbus seit mehreren Wochen hinterherreisen“, heißt es weiter auf der Facebook-Seite.

Der Konflikt zieht Kreise

Der Konflikt hat mittlerweile Kreise über Facebook hinaus gezogen. Kritik kommt aus den Gleichstellungsbüros und intern sogar von der Universitätsleitung. „Aus feministischer Perspektive bedeutet der Teamname, dass Frauen zu jeder Zeit als Objekte zur Verfügung stehen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der sozialwissenschaftlichen Fakultät, Christina Klöckner-Trebing. „Er sagt aus, dass Frauen auch dann belästigt, angegraben, berührt und penetriert werden wollen, wenn sie gerade „Nein“ gesagt haben.“ Durch solche Aussagen werde ein Klima geschaffen, das Übergriffe und Grenzüberschreitungen begünstige, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. „Von den Betroffenen wird dies meist als ’sexistischer Normalzustand‘ beschrieben.“ Auch die universitätsweite Gleichstellungsbeauftragte Edith Kirsch-Auwärter wünscht sich angesprochen auf das Thema, dass „ sich in den Vereinen selber ein respektvolleres und offeneres Klima entwickeln würde.“

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband, in dem die Uniliga organisiert ist, verweist auf Anfrage auf seinen Gender-Mainstreaming-Leitfaden für die Öffentlichkeitsarbeit im Hochschulsport. „Ob und inwieweit diese Empfehlungen umgesetzt werden, liegt freilich im Ermessen unserer Mitgliedshochschulen und deren Hochschulsporteinrichtungen“, sagt ADH-Sprecherin Julia Beranek.

Am Göttinger Hochschulsport war man von dem Aufruhr merklich überrascht. Zwar nehme man die Problematik der Diskriminierung „sehr ernst“, versichert Uniliga-Koordinator Christoph Köchy. „Wir sehen uns allerdings nicht als Ursache, da wir als Veranstaltung des Hochschulsports nur die Plattform sind.“ Die Teams suchten sich ihre Namen selbst aus, eine generelle Zensur finde nicht statt. „Was angehende Akademiker dazu bringt, entsprechende Teamnamen auszuwählen, ist mit Sicherheit auch ein interessantes Thema“, so Köchy.

Erste Konsequenzen

In Zukunft sollen die Teams nicht mehr so einfach diskriminierende Namen wählen dürfen, versichert der Uniligakoordinator. „Wir werden die Einwände zum Anlass nehmen, Diskriminierung intern noch eingehender zu thematisieren, die Mannschaftskapitäne für das Thema zu sensibilisieren und für den nächsten Anmeldeprozess einen zu Ausschuss bilden, der vor der Veröffentlichung alle Teamnamen überprüft.“

Auf seine Weise reagiert hat auch schon der FC Siewillja. Er tauschte in seinem Wappen die Frauensilhouette gegen einen Fußball aus und entfernte jegliche Kritik von seiner Facebook-Seite, darunter auch Statements vom Sowi-Gleichstellungsbüro. Das Geschlechterbild steht nun zwar nicht mehr auf den Fahnen, aber im Namen wird es derzeit noch weiter getragen.

Text: Hank Scorpio & Rakete
Bilder: Screenshots Facebook

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33 Kommentare auf "Shitstorm für den FC Siewillja"

  1. retmarut sagt:

    Danke für den Hinweis. Derart offen zur Schau gestellter Sexismus scheint ja ein durchaus größeres Problem in der Göttinger Uni-Liga zu sein, wenn ich mir so einige Team-Namen anschaue. Umso beschämender für die Uni-Liga, dass die Liga-Verantwortlichen sich lediglich als „Plattform“ verstehen und dort offenbar keine internen Sanktionsmechanismen bestehen.

    Neben Protestschreiben an die Uni-Liga-Leitung (bzw. den Hochschulsport) sind wohl auch gemeinsame antisexistische Interventionen an den Spieltagen notwendig. Eine passende Gelegenheit wäre vielleicht das kommende Spiel aus der Gruppe 4 der Liga, wo „FC Siewillja“ vs. „Standard Nuttich“ spielen. Genauer Spieltermin ist allerdings noch nicht auf der Seite der Uni-Liga vermerkt: http://goettingen.uni-liga.com

  2. mr123 sagt:

    nur zu info. wenn man ein foto ohne einstellt ohne das recht am bild zu haben. sollte man das foto komplett darstellen und nicht die untere reihe abschneidne, auf dem auch eine frau zu sehen ist, die mit bei dieser mannschaft spielt!

  3. Rakete sagt:

    Der Fotoausschnitt wird hier als Bildzitat mit korrekter Quellenangabe genutzt. Zugeschnitten ist er, um es an unsere üblichen Formate anzupassen. Eine Frau ist auch in der oberen Reihe zu sehen.

  4. TwojaMatka sagt:

    Man kann ja auch mit Absicht keinen Humor haben…

  5. retmarut sagt:

    @ TwojaMatka: „Man kann ja auch mit Absicht keinen Humor haben…“
    Auch wenn Du’s nicht wahrhaben magst: Bei Sexismus und Rassismus hört der Spaß allerdings auf.
    Erst recht, wenn er dann auch noch auf Kosten anderer ausgelebt wird.

  6. das_gewissen sagt:

    „Derart offen zur Schau gestellter Sexismus scheint ja ein durchaus größeres Problem in der Göttinger Uni-Liga zu sein, …“

    So sehr ich die Kritik inhaltlich nachvollziehen kann, sollte mensch an diesem Punkt auch nicht übertreiben. Es gibt (sofern ich die Seite nicht missverstanden hab) 12 Gruppen á 4 Teams. Erkannt habe ich dabei 5-6 Teams mit sexistischem Namen. Größeres Problem klingt für mich danach, als würde die Hälfte der Teams sexistische Namen tragen. Welch Ironie, dass grad 3 dieser Teams in einer Gruppe spielen.

  7. apl sagt:

    props für den Titel des Artikels. =)

    Ich hoffe dass mindestens die nackten Frauenkörper auch von den Teams als problematisch wahrgenommen werden.
    Das wäre vielleicht ein Anfang. Wo die Auffassung rumgeistert Frauen im Team zu haben würde eine antisexistische Kritik hinfällig machen, wär echt mal ne Frage ob und wie Kritik niedrigschwellig angebracht werden kann.

  8. retmarut sagt:

    @ das_gewissen: Ich finde, schon eine einzige Mannschaft, die derart sexistisch nach außen auftritt, sollte bei der Liga-Leitung und dem Hochschulsport zu aktivem Handeln führen. Muss da erst ein Artikel auf MoG erscheinen, bevor sich da überhaupt wer mit der Sache beschäftigt?

    Übrigens: Wenn bei 48 Teams, sagen wir mal 5 entsprechende Namensgebungen haben, dann sind das immerhin schon 10% der gesamten Liga. Das halte ich durchaus für ein „größeres Problem“.

    Und auch das offensichtliche Nichtverhalten der übrigen Teams wäre mal eine kritische Nachfrage wert. Wer gegen ein Team, das sich „Siewillja“ nennt und dies in seinem Logo auch noch entsprechend untermalt, antritt, kommt ja zwangsläufig dazu, sich in irgendeiner Form zu positionieren.

  9. das_gewissen sagt:

    @retmarut:

    Ich möchte es sicher nicht bagatellisieren. Nur empfinde ich Kritiken bezüglich ihrer Wortwahl hin und wieder etwas zu harsch und verallgemeinernd. Mensch sollte die Dinge thematisieren, diskutieren und versuchen zu lösen, aber nicht skandalisieren. Vielleicht fehlt mir auch die sprachliche Bewandertheit, aber „größeres Problem“ zählt schon zu einer finalen Steigerung.

    In Sachen Nichtverhalten denke ich, dass das Problem einfach mit dem allgemeinen Sexismus im Fußball zusammenhängt. Ich war oft genug in Stadien unterwegs, in D. wird Sexismus m.E. nur in einer handvoll Fanszenen reflektiert…

  10. retmarut sagt:

    @ das_gewissen: Dann streich von mir aus das Attribut. Ein Problem ist es trotzdem.

  11. Rakete sagt:

    Hinweis in eigener Sache: jetzt haben wir den Shitstorm. Auf unserer Facebook-Seite sind über Nacht 60 Kommentare eingegangen, siehe https://www.facebook.com/monstersofgoe/posts/375041625880889

  12. Knallbonbon sagt:

    Das Vereinslogo haben sie mittlerweile übrigens tatsächlich geändert. Statt der Frauensilhouette sieht man dort jetzt einen Fußball.

  13. ratzeputz sagt:

    und hier sieht man mal wieder ein passendes beispiel zu „worüber rege ich mich auf wenn ich nichts zu tun habe“

  14. TheStreets sagt:

    Diese Argumentationsketten sind nun wahrhaft abenteuerlich. Inwiefern der Name eines Fußballteams eine sexuelle Grenzüberschreitung darstellt, sollte sich hank scorpio nochmal genau überlegen. Und zu Frau Klöckner-Trebings munterer Spekulation was der Name impliziert: Sie unterstellen den Spieler des FC Siewillja sie würden mit dem Teamnamen zu sexueller Nötigung und Vergewaltung aufrufen. Dies stellt eine Kriminalisierung dar. Als Repräsentantin der Universität sollten sich mit solchen unbedachten und -darften Äußerungen vorsichtig sein

  15. Knallbonbon sagt:

    Zu behaupten, dass ein solcher Name anderen nen Freifahrtschein zu sexuellen Übergriffen gibt, ist genauso unsinnig wie zu sagen, Frauen dürfen sich nicht freizügig anziehen, weil das ja auch als „Einladung“ missverstanden werden könnte…

  16. diegoj10 sagt:

    „TheStreets“ trifft den Nagel auf den Kopf, und damit sollte diese nichtige Diskussion wohl vorüber sein.

  17. Sunny sagt:

    „The Streets“ hat meiner Ansicht nach die Aussage von Frau Klöckner-Trebing nicht verstanden. Frau Klöckner-Trebing erklärt lediglich die WIRKUNG des Namens und unterstellt niemanden einen konkreten Aufruf zu sexueller Nötigung!

    Keine Ahnung, warum das eine „Kriminalisierung“ sei soll!
    Ich persönlich kann ihr nur zustimmen!

    Mir ist völlig schleierhaft, wie man den Namen „Siewillja“ – in Kombinatin mit einer nackten Frau (!) – anders verstehen soll. Sie will ja nur ein Eis essen? In die Sauna gehen…?

    Ich bin gespannt…

    Dass es Frauen gibt, die sich an diesem Namen NICHT stören macht es übrigens nicht besser: Der Name ist sexistisch und völlig daneben! Erstaunlich finde ich nur, dass man darüber überhaupt noch diskutieren muss…

    Schön, dass zumindest das peinliche Bild geändert wurde…

  18. Broeckelhaus sagt:

    Ich kann Sunny nur zustimmen. Eigentlich sollte der Name bereits ausreichen um den Verdacht eines reproduzierenden Sexismus zu erfüllen, denn „Sie Will Ja“ bedeutet schließlich die Verschiebung der Definitionsmacht, dass nicht „Sie“ bestimmen kann, sondern das ihre Meinung fremdbestimmt ist. Ob dies so intendiert ist oder ob es sich um einen (schlechten) Gag handelt ist dabei weniger als sekundär. Es reproduziert das Bild, eine Frau nur lange genug „beackern“ zu müssen bis sie dann „endlich“ ja sagen muss.

    Hinzu kommt die Bildwahl. Es handelt sich nicht um Moe Szyslak und Bart Simpson und damit um die Anspielung bzw. ein Zitat aus den Simpsons (was btw. den Sachverhalt auch nicht grundlegend entschärfen würde, aber den Charakter des Gags vielleicht stärker betonen würde). Das Emblem bietet im Original nicht nur die „willige Frau“, sondern auch das Bier als Partykontext, wo sie dann schon irgendwann wollen wird, zur Not gibts ein Bier mehr. So ist damit der explizite Kontext sexualiserter Gewalt (egal welcher Intensität) geboten.

    Und nur weil dies von einigen Menschen als Humor abgetan werden kann, heisst dies eben noch lange nicht, dass hier keine sexistische Denkmuster bedient werden. So sind die Sexismen des Alltags oft genug in (männlichen) Stammtischhumor gewickelt, deswegen sind sie keineswegs weniger sexistisch, ganz im Gegenteil. Genauso abwegig ist es aufgrund weiblicher Beteiligung Sexismus ausschließen zu können, denn dies würde im Umkehrschluss bedeuten, dass nur Männer sexistisch sein könnten, doch bleibt Sexismus ein gesamtgesellschaftliches, geschlechterübergreifendes Problem (ich erinnere nur an Eva Hermann), was hinsichtlich patriarchalischer Strukturen natürlich primär durch Männer reproduziert und dargeboten wird, doch ist dies dahingehend trotzdem kein geltendes Ausschlussprinzip.

  19. JAsager sagt:

    So, ich verfolge diese Debatte jetzt schon seit mehreren Tagen und mittlerweile kann ich auch nicht mehr drüber lachen. Was für eine Welle damit ausgelöst wurde, ist einfach unglaublich. Da haben wohl ein paar Menschen darauf gewartet, mal ordentlich Luft ablassen zu können.
    Da man hierbei schon gar nicht mehr von einer Diskussion sprechen kann ( festgefahrene Fronten, immer die gleichen Argumente), möchte ich dazu ganz unproduktiv und nicht-akademisch sagen: Lächerlich!
    Eure Energie wäre an anderer Stelle viel angebrachter.
    Und außerdem: „Only Yes means Yes“ ist völliger Unsinn…
    Sincerely,
    eine Frau mit Spaß am Leben

  20. esel sagt:

    Also darf eine Frau ihre Sexuallität nur ausleben, wenn und wie es der Genderpolizei gefällt? Es wird also allen Mädchen und Frauen als unemanzipiert abgestempelt die es zB mögen wenn der/die PartnerIn die Initiative ergreift? Oder habe ich es jetzt falsch verstanden?

    Es sieht für mich so aus, als hätten sich hier mal wieder Leute selber Arbeit erfunden. Vielleicht hätte man anstelle mal wieder irgendwelchen Metalbands „outen“ sollen. die können sich besser wehren.

  21. Harvey sagt:

    esel: wovon sprichst du denn jetzt? „Unemanzipiert“ kommt weder im Artikel noch in Kommentaren vor. Das einzige „emanzipatorisch“ bzw. so ähnlich steht in einem Zitat, das vom „FC Siewillja“ stammt. Über die Sexualität von Frauen ging es hier auch nirgendwo. Ich glaub‘, du hast da wirklich was falsch verstanden.

  22. TheStreets sagt:

    Sorry für den Doppelpost;
    zu Sunny
    Frau Klöckner-Trebing erklärt nicht die Wirkung, sondern sie behauptet dass der Name aussagt „dass Frauen auch dann belästigt, angegraben, berührt und penetriert werden wollen, wenn sie gerade „Nein“ gesagt haben.“ Das ist eine eine Unterstellung gegenüber dem Team. Und diese Unterstellung hat den Inhalt, dass das Team mit Ihrem Namen zur sexuellen Nötigung und Vergewaltigung aufruft. Wo Sie in Frau Klöckner-Trebings Statement gelesen haben wollen, dass Sie nur die Wirkung erkläre müssten Sie schon darlegen.

  23. allesgabba sagt:

    Was ich an der ganzen Diskussion nicht verstehe ist, dass viele Leute anscheinend keine Ahnung haben, was Humor ist und dass dieser immer auf Kosten von bestimmten Personengruppen funktioniert. Seht euch jeden einzelnen Stand-Up-Comedian im Fernsehn an und sagt mir hinterher, wer keine Frauen-Witze macht, oder wer sich nicht über Alte Menschen oder Familien usw usw lustig macht. So funktioniert guter Humor. Tabus werden gebrochen. Es gibt keinen 100% politisch korrekten Humor.
    Klar gibt es gewisse Grenzen, aber im Fall der Uni-Liga-Teamnamen muss ich sagen, dass sich bestimmt keiner der Teilnehmer wirklich diskriminiert fühlt, sondern dass sich ausschließlich Leute darüber aufregen/beschweren, die so gut wie nichts mit der Uni-Liga zu tun haben, außer dass sie an der selben Universität studieren oder arbeiten. Die Teamnamen sind meistens in Anlehnung an reale Teamnamen von bekannten Vereinen gewählt, das sollte jedem klar sein, und somit könnten sich allemöglichen Leute beschweren…
    Wird jetzt das team JuFENDTus von dem Landmaschinenhersteller Fendt verklagt, weil deren Chef Juventus Turin nicht mag? Oder verklagt Juventus Turin das Uni-Liga-Team, weil der Verein nicht mit Traktoren in Verbindung gebracht werden will?!
    Oder wenn es einen spanischen Fußballverein gäbe, der FC Ervilla hieße, welcher noch dazu international bekannt wäre, warum sollte sich dann nicht ein Team, nur aus Frauen bestehend, „FC Erwillja“ nennen? Da würde dann keiner etwas sagen, einfach weil die netten Gleichstellungsbeauftragten auf die sogenannte Diskriminierung von Männern nicht hingewiesen werden würden, da jeder Mann so etwas mit Humor nimmt und den Frauen zu dem tollen Einfall gratuliert, anstatt sich zu ärgern und auf irgendwelchen Grundrechten zu beharren.
    Vergesst einfach nicht, dass diese Veranstaltung auf einem großen Sportgelände stattfindet (eine Wiese), dort sind viele Fußballspieler/ und -spielerinnen und mindestens genauso viele Fans, welche grillen, Bier trinken und Spaß am Fußball haben. Und genau zu diesem Spaß gehören auch anstößige Teamnamen.
    Lasst euch den Spaß nicht durch solche Diskussionen verderben!

  24. retmarut sagt:

    @ allesgabba:
    „So funktioniert guter Humor.“
    Wenn Du Dich über Dich (oder die gesellschaftliche Gruppe, aus der Du kommst) lustig machst, dann ist das doch völlig in Ordnung. Da lachst Du dann tatsächlich über Dich und mit anderen. Es ist auch völlig in Ordnung, sich über sozial Höherstehende (oder die meinen es zu sein) lustig zu machen, das kann in der Tat befreiender Humor sein. (Und darauf geht z.B. auch der traditionelle Rheinische Karneval zurück oder das deutschsprachige Kabarett.)

    Wer aber auf Kosten gesellschaftlich vermeintlich Schwächerer seine Witzchen reisst und diese herabwürdigt, so nach Arschloch-Manier wie Mario Barth oder Dieter Nuhr, lacht nicht mit anderen, sondern über andere. Das ist kein Humor, sondern Häme.

    „Und genau zu diesem Spaß gehören auch anstößige Teamnamen.“ – Wer zum „Spaß“ sexistische Teamnamen braucht, hat offenbar etliche soziale Defizite im menschlichen Umgang im Gepäck.

  25. Greebo sagt:

    Fantastisch. Danke an das MOG-Team und alle Freunde des Fussballs und des schlechten Humors. Habe bis heute über die Geschichte geschmunzelt und nun lese ich, dass wegen der ganzen Diskussion schon Leute verprügelt wurden… entschuldigt mal bitte, aber wo genau ist eigentlich euer aller Problem?!
    Die Sache liegt hier klar:
    Die betreffenden Uniliga-Mannschaften und angehenden Akademiker*innen sollten mal öfter ihren Kopf einschalten und ihr eigenes Frauenbild hinterfragen (und ihre Definition von Geschlecht sowieso).
    Die angehenden Journalist*innen von MOG, sowie die so sehr empörten Kommentator*innen (die natürlich auch angehende Akademiker*innen sind) sollten mal überlegen den Ball in Zukunft ein wenig flacher zu spielen. Es wäre doch schade, wenn wegen ein bisschen Fußball gleich die ganze Welt zusammenbricht.

  26. Tritratrullala sagt:

    http://goettingen.uni-liga.com/Gruppe-4-2012.1076.0.html

    Die konkurrierenden Mannschaften derselben Gruppe hauen es mit weiteren frauenverachtenden Namen raus.
    Die Anzeigen auf der Uni-Liga-Homepage sind auf demselben Niveau: Brüste als Handbälle.

    „Elite“ zu schein, scheint immer noch mit einzuschliessen sich über Andere, nämlich Frauen zu stellen und sie rein als Objekte betrachten zu müssen um eigene Defizite auszugleichen…

    Ohne Worte -.-

  27. Gantenbein sagt:

    Es war sicherlich nicht Anliegen des Artikels auf die Uniliga grundsätzlich etwas kritischer zu hinterfragen, daher eine kleine Ergänzung:
    Mit der Formulierung „organisiert im ADH….“ wird der Eindruck suggeriert, dass die Uniliga etwas mit dem Hochschulsport der Uni Göttingen zu tun hätte. dies ist nicht der Fall. Die Uniliga ist eine kommerzielle Veranstaltung der Uniliga GmbH, welche lediglich auf den Sportstätten des Hochschulzentrums ausgetragen wird. Der Hochschulsport stellt dafür im übrigen keine Nutzungsgebühr in Rechnung, normalerweise liegt der Satz für eine Stunde Großfeld bei 20 €. Ob im Hochschulsport immer noch eine Person beschäftigt ist, die für die Durchführung dieser externen Veranstaltung zuständig ist entzieht sich leider meiner Kenntnis, zumindest hat es dies Stelle aber in der Vergangenheit gegeben, was einen gewissen Beigeschmack hat. Nicht zuletzt ist es grundsätzlich problematisch, dass an einem Wochentag die Rasenanlage des Hochschulports komplett von einer kommerziellen Veranstaltung belegt wird, was im übrigen auch schon zu Sperrungen der Anlage am Vortag (Rasenschonung bei Regen, kein Witz leider) geführt hat.
    Die Verflechtungen zwischen dem Hochschulsport und der Uniliga sind sehr eng, auch auf personaler Ebene. Diese Verflechtung sind mit einer kurzen Recherche (z.B. über das Impressum der Homepage der Uniliga GmbH) sehr leicht nachzuvollziehen und ich möchte darauf verzichten hier Leute direkt zu nennen.
    Meiner Meinung nach handelt es sich bei der Uniliga um eine ähnliche Struktur wie sie in der studentischen Beratungsfirma (genauer Name leider entfallen) kürzlich für ein wenig Aufsehen gesorgt hat.

    Zum eigentlichen Thema bleibt mir nur zu Sagen:

    Mangels offensichtlicher beleidigter Verweigerungshaltung der angesprochenen Fussballproleten: Blutgrätsche gegen Sexismus!

  28. christophkoechy sagt:

    @gantenbein: Ist zwar tatsächlich nicht das Thema, aber ich muss ein paar Dinge klarstellen, die du faktisch falsch darstellst.
    1. organisiert im adh ist völlig richtig, die Uni-Liga GmbH setzt für den Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband das Projekt Campus-Liga um und ist mit diesem Partner von 20 Hochschulen. Hier wird also nichts suggeriert.
    2. Der Hochschulsport stellt sehr wohl eine Rechnung für die Nutzung der Rasenplätze, ein großer Teil der Teilnahmegebühren geht an den Hochschulsport
    3. Die Verflechtungen, die du nennst, machst du sicher an meiner Person fest. Ich bin nicht beim Hochschulsport angestellt, es gibt keine Stelle für die Uni-Liga. Mein Unternehmen Uni-Liga GmbH ist Partner des Hochschulsports Göttingen und vermarktet die Online-Präsenz so wie in 19 anderen Städten auch. Darüber hinaus organisiere ich als Person die lokale Liga, die ich 2005 als Student ins Leben rief.

    Solltest du weitere Fragen haben, schick mir eine Mail an eine der bekannten Adressen.

    Zum eigentlichen Thema wurde ich ja im Artikel korrekt zitiert und wir haben die angesprochenen Maßnahmen auch bereits umgesetzt.

    Viele Grüße, Christoph

  29. seifenblasengedanken sagt:

    was für humor in ordnung ist und welcher nicht, darüber lässt sich sicherlich streiten.

    Was auf jeden Fall nicht geht: Humor über sexualisierte Gewalt. Er verharmlost diese.
    Von Psychologie Studenten sollte mensch sich sicherlich mehr erwarten können, als so einen stumpfen, schlechten, erniedrigenden Humor. Erniedrigen tut ihr euch damit übrigens selbst. Eure vorpupertäre Phase solltet ihr inzwischen hintereuch gelassen haben.

    In dem Sinne: Siewillja euch in die Eier treten.

  30. ratzeputz sagt:

    Anm. der Redaktion:
    Bitte kopiert keine Texte von anderen Seiten einfach hier hinein, wenn ihr nicht wisst, ob ihr das dürft. Im vorliegenden Fall hätte schlicht auf die Quelle verlinkt werden können. Das hätte den Leser_innen und Kommentator_innen hier auch die Einordnung erleichtert. Wer wirklich will, mag das hier lesen:
    http://www.bild.de/ratgeber/partnerschaft/mann/frauen-sexualtrieb-ausnutzen-roy-baumeister-23962620.bild.html

  31. Herz_und_Hirn sagt:

    Schade, dass ich diese ganze Chose nicht sofort mitbekommen hab…

    Ich hätte niemals gedacht, dass so was so hochkochen kann. Ein – zugegebenermaßen wenig niveauvoller – Spaß, der seinen Ursprung übrigens in einer frühen Simpsons-Folge hat (Bart macht einen Scherzanruf in Moe’s Taverne und fragt nach „Lassmiranda Dennsiewillja“), wird als Anlass zum Beschuss genommen.

    Mal ganz ehrlich: Sexismus zu bekämpfen ist gut und richtig! Aber glaubt irgendjemand ernsthaft, dass unter den einigen hundert angehenden Akademiker*innen (so viele wären es faktisch gewesen, die überhaupt etwas von den Aktivitäten in der Uniliga mitbekommen, wenn dieser Fall nicht so weite Kreise gezogen hätte) jemand durch ein paar Namen und ein sexuell konnotiertes Logo dazu ermutigt, bestätigt oder aufgefordert wird, Frauen zu belästigen oder zu verletzen?? Meint Ihr nicht, dass die Menschen zwischen einem fiktiven „Spaß“-Namen und der Realität, in der eine Frau eben nicht „immer will“, unterscheiden können?

    Ebenso könnten wir anprangern, dass Namen wie „SV Wacker Durchsaufen“ oder „Feiernot Dauerstramm“ Alkoholismus bagatellisiert, Alkoholiker*innen diskriminiert, zu Straftaten (z.B. Trunkenheit im Verkehr) ermutigt oder Personen ausschließt, die keinen Alkohol trinken (können). Oder noch besser: wir kritisieren oder verbieten Gruppennamen wie „Kickers“, weil dadurch all die Menschen diskriminiert werden, die eine Gehbehinderung haben und nicht „kicken“ können. Alles erstmal nur rein fiktiv – aber vorstellen könnte ich es mir mittlerweile…

    Dass sogar Leuten aufgelauert wurde um ihnen auf die Fresse zu hauen (so wird es berichtet – allerdings nicht hier…), schockiert mich und ist durch NICHTS zu rechtfertigen!!!

    Eine andere Sache sei noch dazu gesagt, die die Rezeption bzw. „Berichterstattung“ auf dieser Seite betrifft: Dieses gezeigte Foto ist zugeschnitten, „um es an unsere üblichen Formate anzupassen“ (vgl. Rakete). Nun sind Layoutfragen nicht der springende Punkt und ich will niemandem etwas unterstellen, aber hier ist es nun allzu deutlich, dass ein frei verfügbares Foto (in dem daher auch keine Gesichter wegretuschiert werden müssten) so nachbearbeitet wurde, dass nicht mehr zu erkennen ist, dass in diesem Fußballteam auch Frauen mitspielen (was in diesem konkreten Fall ja nicht unwichtig ist)…

    Nun ja, bin mal gespannt wie das noch weitergeht…

  32. Rakete sagt:

    Dazu eine Klarstellung: das Foto wurde zunächst unverfremdet veröffentlicht und die Gesichter erst auf Bitten des Teams, das Bild zu entfernen, unkenntlich gemacht. Insofern läuft die Kritik, wir hätten hier bewusst verfälscht, ins Leere.

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