O-Phasen-Kritik

Alle Jahre wieder – Trinkspiele zum Kennenlernen?*
von am 5. April 2012 veröffentlicht in Neu in dieser Stadt, Texte

Die O-Phase an der Uni geht heute vielfach mit einer Reihe von Spielen und Aktionen einher, bei denen es nicht nur ums gegenseitige Kennenlernen geht, sondern auch um die Schaffung von Gemeinsamkeit und Gemeinschaftsgefühl. So ist die Stadt und der Campus in den ersten Tagen des neuen Semesters Schauplatz von viel von außen kaum nachvollziehbarer Feierei, inklusive Singen, Ausziehen und jeder Menge Alkoholkonsum.

War früher die Orientierungsphase noch eine Art erweiterter Stadtrundgang von Student_innen für Student_innen mit Kneipenabend und inoffizieller Studienberatung, ist die erste Semesterwoche in vielen Fächern zu einer Art Animationsurlaub verkommen, ähnlich dem allseits bekannten Urlaub am Ballermann. An diesen fühlen sich viele erinnert, die ein solches O-Phasen-Spektakel mitansehen. Und genauso wie der Urlaub am Ballermann werden die Spiele und Saufgelage der Erstemester von den meisten Leuten für peinlichen Unfug gehalten. Umsomehr gilt dies, als ja eigentlich davon auszugehen ist, dass man es bei Studienanfängern mit hochintelligenten Menschen zu tun hat, und nicht mit dem imaginierten Unterschichtenklientel das man intuitiv eher am Ballermann verorten würde.

Warum lassen sich junge Leute zu so etwas animieren? Die Antwort scheint einfach: Neue Stadt, neue Menschen und damit verbundene Orientierungslosigkeit (daher Orientierungsphase) und Unsicherheit prägen für gewöhnlich den emotionalen Start in das Studium. Trink-, Auszieh- und Singspiele in der Öffentichkeit stellen unter dieser Vorraussetzung zwar noch immer eine unsägliche Peinlichkeit dar. Dies ist aber grade kein Fehler sondern Zweck dieser Spiele. Das gemeinsam erlebte Schamgefühl schweisst zusammen, während der reichlich ausgeschenkte bzw. verordnete Alkohol zunehmend enthemmt. Dabei kommt schnell unter die Räder der Gruppendynamik, wer keine Lust auf Alkohol hat (oder aus religiösen, medizinischen oder sonstigen Gründen keinen trinken darf) oder es aus welchen Gründen auch immer ablehnt sich in der Fußgängerzone auszuziehen, einander anzugrapschen oder schwachsinnige Liedtexte zu grölen.

Der soziale Anpassungsdruck ist in solchen Gruppen enorm hoch und führt dazu dass sich Leute auch gegen ihren Willen für ihnen unangenehme Dinge entscheiden. Der Wille einzelner wird übergangen, damit die Leute sich kennenlernen und ein gemeinsames Erlebnis haben. Je peinlicher dieses ist, desto mehr bringt es die Leute zusammen. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass dies im Rahmen solcher Spiele nicht mehr freiwillig geschieht. Die Gemeinsamkeit wird künstlich erzeugt, das einzelne Individuum als sich frei für oder gegen etwas entscheidende Instanz verschwindet oder ordnet sich unter.

Die O-Phase gilt dennoch für viele, die dieses Martyrium in der hier nur skizzierten Form durchlaufen haben, retrospektiv als ein tolles Erlebnis, bei dem sie „so einen Spaß gehabt“ und „voll viele Leute kennengelernt“ haben. Warum ist das so? Dieser Effekt lässt sich erklären als eine unbewusste Strategie zur Vermeidung kognitiver Dissonanz. Darunter versteht man in der Sozialpsychologie das Unwohlbefinden, wenn das Selbstbild mit der Selbstwahrnehmng in Konflikt gerät. Ein Beispiel: Jemand hält sich für einen guten und hilfsbereiten Menschen, verweigert aber in einer bestimmten Situation eine Hilfeleistung, etwa einem Obdachlosen mit Kleingeld auszuhelfen. Die Folge ist kognitve Dissonanz. Um diese zu vermeiden legt man sich bestimmte Argumentationsmuster zurecht, die das eigene Verhalten in der Situation rechtfertigen, z.B.: „Ich hatte es so eilig.“ Dadurch bleibt das Selbstbild „hilfsbereiter Mensch“ unberührt. Dieser Effekt führt unter Umständen so weit, dass die Realität komplett anders wahrgenommen bzw. eingeschätzt wird.

Bezogen auf peinliche O-Phasenspiele bedeutet dies, dass das Unangenehme im Nachhinein vor allem deswegen als toll und witzig bewertet wird, weil alles andere mit dem Selbstbild eines selbstständigen, freien Individuums (für das sich die meisten von uns i.d.R. halten) in Konflikt geriete. Um nicht vor sich selbst als blöd und peinlich dazustehen, wird das Erlebnis in der Rückschau zu einer tollen Sache verklärt. Abhilfe schafft hier eine realistische Selbsteinschätzung von Anfang an: Wer vor sich selbst wie vor anderen zugeben kann unsicher zu sein, Anschluss zu suchen und keine Orientierung zu haben, wird auch so Gleichgesinnte finden und muss sich nicht in künstlichen Gruppenzusammenhängen der eigenen Individualität entledigen. Man sollte sich nicht zu unangenehmen Sachen zwingen lassen und einfach den Mund aufmachen, wenn einem etwas nicht passt. Grade in der O-Phase. Denn es gibt genug Leute die auch keine Lust auf dieses Spetakel haben und sich nur nicht trauen, sich zu weigern.

[*Edit vom 24.3.2012: Der Text ist nun schon einige Jahre alt, und heute würde ich ihn nicht noch einmal genau so schreiben. Warum? Nun ja…

Zum einen ist mir ein grober logischer Schnitzer unterlaufen, weil ich behaupte, Leute würden sich „gegen ihren Willen für etwas entscheiden“. Diese Aussage ist naürlich paradox, denn die Entscheidung zur Teilnahme an den hier in Rede stehenden Veranstaltungen setzt ja den Willen dazu vorraus. Zum anderen habe ich in dem Artikel versucht, die sozialpsychologische Gemengelage in O-Phasen-Gruppen anzureissen, und so zu erklären warum diese Veranstaltungen so funktionieren wie sie funktionieren. Ich denke das ist mir auch gelungen, aber ich habe daneben stark polemisiert, frei nach dem Motto „die sollten es doch besser wissen“. Ob sie das sollten sei dahingestellt, aber zumindest könnten sie es.

Der weitaus überwiegende Teil der Studis, die heute an die Uni kommen ist zum Pauken da. Die Bologna-Reform und einige andere Veränderungen an der Uni haben ein verschärftes Konkurrenzklima mit sich gebracht. Die Studierenden haben heute mehr Druck, weniger Blick über den Tellerrand, eine zunehmend durchökonomisierte Uni. Das Interesse an fachlichen Inhalten nimmt unter solchen Vorraussetzungen kontinuierlich ab, während zunehmend Pragmatismus angesagt ist. Die Uni gleicht immer mehr der Schule: Vollgepackte Stundenpläne, klare Vorgaben, welcher Stoff abgespult werden können muss. An diese Verhältnisse passt man sich natürlich an.

Kurz: Die Uni macht mehr Stress denn je, und der will im alkoholisierten Ausnahmezustand lautstark abgebaut werden. Weniger werden soll er aber anscheinend nicht, führt man sich die eher abnehmende Bereitschaft der Studierendenschaft in den letzten Jahren vor Augen, ihre diesbezüglichen Interessen (nach weniger Stress) zu verfolgen, eine Kritik am Druck und der Institution zu üben, und diese Kritik auch selbst ernst zu nehmen. Die Uni wird in Kauf genommen, sie soll das Karrieresprungbrett sein, und der Filter der die Schwachen raussiebt. Sie ist hart, und wer sich hier tummelt darf sich neuerdings auch als Elite fühlen. Auch in diesem Sinne wird das Dasein an der Uni zelebriert und mit Saufgelagen und öffentlichen Stripteaseeinlagen inklusive Passantenbepöbelung abgefeiert. „Schaut uns an, wir sind an der Uni!“ Na, herzlichen Glückwunsch!

Ich hoffe, dass dieser Text, der sich anhaltender Beliebtheit erfreut, einige Leute da draussen erreicht, und ihnen die Augen öffnet. Es ging mir im Text nicht darum, Menschen zu diskreditieren, die an O-Phasen teilgenommen haben. Vielmehr ging es um die Bitte auch an diese Leute, einmal einen kritischen Standpunkt zu dem einzunehmen, was sie da veranstalten, mithin sich selbst die Frage zu stellen, ob ihre Energien, Wünsche und Sehnsüchte in Bezug auf ihr frisches Studi-Dasein, ihr neues Leben in der neuen Stadt mit neuen Leuten, nicht eine angemessenere Ausdrucksform finden können. In diesem Sinne wünsche ich, auch im Namen der gesamten Redaktion, allen Erstsemestern einen guten Start!]

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42 Kommentare auf "Alle Jahre wieder – Trinkspiele zum Kennenlernen?*"

  1. fabbal sagt:

    und ab montag gröhlt es dann wieder „allee allee allee allee allee eine straße mit vielen bäumen ja das ist eine allee“
    ich muss mich immer beherrschen nicht einzustimmen und was anderese als ne straße mit vielen bäumen zu fordern.

  2. Mist, ich hätte doch studieren sollen.

  3. searching revolution sagt:

    dat war ganz schrecklich…als ich gestern abend zufällig am marktplatz vorbeikam, ja da gings grad los…in nem riesigen kreis standen sie da, die erstis… impulsantes, aber doch eher skuriles bild auf jeden fall…

    zu den beliebten trinkspielchen gabs schlachtrufe aller „eine insel mit 2…“ oder das allseits beliebte und bekannte allee-lied begleiteten diese graußelige szenerie…

    als man mich zum mitmachen aufforderte und ich daraufhin betonte, ich hätte nix damit am hut, ja da begleiteten mich böse blicke und kommentare aller “ spassbefreit und spiessig biste, mit deinen schwarzen sachen und so, da passt nich zu uns“…, als ich mich feixend und vor lachen mehr oder minder unbeweglich richtung efes begab…

    mal sehn wies weitergeht…auf jeden fall sehr lustig und erheiternd.

  4. Mäx sagt:

    da geb ich doch auch ma mein Sempf dazu… beliebt mache ich mich wahrscheinlich nich, aber euer Artikel hier hört sich an wie wenn meine lieben Eltern mal wieder im Spießermodus sind! Ich bin auch Ersti und zumindest meine Ophase war eigentlich relativ „normal“ ohne dieses „Ringelpietz mit anfassen“ (schön gesagt übriegens). Also studienberatung, und halt zum Kenennlernen ne Kneipentour. Natürlich kann man „enthemmtes“ Auftreten kritisieren (ich würde mich da auch nich sooo gerne dem Gruppenzwang wegen ausziehen) aber so wie das hier rüberkommt, müsste man fasst jede Party absagen. Wer von euch lässt sich nich auch gern mal so richtig volllaufen?? Und neckt dann den Kumpel der nicht soviel trinken will?? Aber „gemeinsam erlebtes schamgefühl“ oder „kognitive Dissonanz“ hört sich echt mal zu moralisch an. Wenn ich da an die „Atzenpartys“ (Feinrippunterhemden oder Bademäntel) nach unserm Abi ähh Asitur denke… Vielleicht weniger Gruppenzwang weil man sich schon kennt?. Klar nervt die Spaßgesellschaft manchmal, aber man sollte auch nicht jegliches rumblödeln verurteilen (unsere „Asiturienten“ konnten auch kritisch denken… und die in „schwarzen sachen“ an unserm Jugendzentrum (Buntes Haus in Celle) hätts auch nicht gestört.

  5. searching revolution sagt:

    @max: natürlich is mein kommentar nur eine subjektive einschätzung der situation…vielleicht hätt ich das dazu schreiben sollen…recht hast du mit dem argument, das andere o-phase, partys, „saufgelage“ oder ähnliches geben kann, wos anders abläuft…meine erfahrung aus dieser konkreten situation beschränkt sich jetzt nicht nur auf dieses ein mal…nein, ich habe das schön öfters erlebt…ich finden diesen artikel daher in weiten teilen passend und die kritik richtig und wichtig

  6. Rakete sagt:

    Ich denke nicht, dass der Text so gelesen werden sollte, als das jegliche Feierei in der OPhase „verboten“ sein sollte. da gibt es denke ich auch große qualitative unterschiede zwischen den einzigen fächern. ich stelle mal die these auf, dass die naturwissenschaftler_innen und jurastudierende eher den hang haben, ihre erstis mit solchen methoden zu begrüßen als beispielsweise sdie sowis (auch wenn sich in der sowi o-phase einiges geändert hat in den letzten jahren). in meiner o-phase blieben mir damals auch solche peinlichkeiten erspart und ich hab trotzdem schön gefeiert. ging auch super ohne ringelpietz mit anfassen.

  7. Simon sagt:

    Mal so eine Betrachtung als jahrelanger Tutor der Sowi-O-Phase:
    – O-Phasen verfolgen ein Ziel: Menschen den Studieneinstieg zu vereinfachen. Dies umfasst: Einblick in die Studienanforderungen geben, Tipps fuer die Freizeit verteilen, auf Gefahren hinweisen (z.B. boese Profs und vernarbte Typen mit Degen), Grundstruktur „Studium“ beleuchten und schliesslich auch die Moeglichkeit geben, Leute kennenzulernen.
    Die Sowi-O-Phase hat dies jedes Semester mit mehr oder weniger Erfog gemacht, und auch ich habe schon durchau erlebt, dass Leute keine Lust hatten auf Alk trinken (z.B. weil sie am Abend noch mit dem Auto nach Hause fahren mussten) und auch nciht auf sehr alberne Spielchen. Es ist eigentlich sehr entscheidend, dass eine O-Phase gerade zu Beginn immer wieder betont, dass alles, was passiert, auf freiwilliger Basis geschieht. Klar dass sich die Tutor_In dann im entsprechenden Augenblick aus der Affaere ziehen kann, wenn irgendwer an Sachen mitmacht, zu denen er_sie keine Lust hat (und auch ich habe oft genug vergessen, auf entsprechende Signale von Unwohlsein zu achten). Und ich glaube hier ist der Moment, an der z.B. das Bewusstsein der Tutor_Innen erweitert werden sollte (in jeder guten Jugendleiter_Innen-Ausbildung sollte es dafuer Leitfaeden geben). Als Tutor_In einer O-Phase gelangt mensch automatisch in eine Macht-Position, ob gewollt oder nicht, und es ist ziemlich schwierig, den Erstis immer wieder vor Augen zu fuehren, dass sie selbstbestimmte Wesen sind (naja, manche werden es ihr ganzes Studium lang nicht und waehlen lieber ADF). Solange das aber gelingt, trauen sich auch mehrere Leute, mal „nein“ zu sagen. Erstaunlichweeise vor allem diese langhaarigen Typen in schwarzen Klamotten schaffen das meistens sehr gut.
    Um das „Ringelpietz mit Anfassen“ laesst sich noch drumherum kommen (und in der Macht-Position lassen sich Ideen fuer sexistische Spielchen ganz schnell vom Tisch wischen) , aber insbesondere der sprachliche Sexismus am Tisch ist sehr schwer zu unterbinden („War doch nur Spass!“). Konsequenterweise sollte mensch vermutlich einfach drei Viertel der Runde rausschmeissen, aber das wuerde noch ganz andere Probleme mit sich ziehen.
    Und ausserdem: Verdammt, zumindest mir macht es tatsaechlich Spass, mal wieder kleines Kind zu spielen, und manchen Menschen erleichtert das den Zugang zu anderen. Und ich glaube auch, dass sich gerade durch das „Nein-Sagen“ wieder andere zusammenfinden. Eigentlich ist das sogar eine ganz gute Sache, oder? 😉

  8. Papst, Deutschland und neuerdings auch Elite sagt:

    „SA, SA, es artet aus! SS, SS, es eskaliert!“ – Tatort: (Nähe?) Wilhelmsplatz.
    Ich weiß nicht, ob die genannten Sprüche von frisch aus der Bundeswehr entlassenen Erstsemestern, ob des Gemeinschaftsgefühls berauscheten Burschenschaftern, O-Phasen-Führern, (exhumierten) Nazis, sonstwem oder allen zusammen abgelassen wurden. Fest steht, dass sich zum Zeitpunkt des Rumgröhlens eine oder mehrere O-Phasen auf und um dem Wilhelmsplatz aufhielten. Ich will hier niemanden zu Unrecht beschuldigen, aber irgendwem scheint da etwas zu Kopf gestiegen zu sein.

  9. sal sagt:

    lol. bleibt nur zu hoffen das studiwerk liest weder gödru noch monsters. sonst war’s das mit der geschlossen-starken verhandlungsposition.

  10. fabbal sagt:

    falscher artikel sal trotzdem gut

  11. sal sagt:

    lol. stimmt.
    gar nicht gemeerkt ….

  12. Daniel sagt:

    Scheiss Studenten. Wollen die Welt retten, aber rauchen nur Joints und stinken.

  13. Daniel sagt:

    Ach nee… waren ja die Hippies… aber garnicht soweit entfernt vom deutschen Elite-Studi-Volk… BÄH! Geht dahin, wo Eure Scheisse nicht stinkt!

  14. yeah sagt:

    yeah, realsatire galore…

  15. Rakete sagt:

    Aus aktuellem Anlass nochmal aus der Mottenkiste gekramt…

  16. thin lyzi sagt:

    „Umsomehr gilt dies, als ja eigentlich davon auszugehen ist, dass man es bei Studienanfängern mit hochintelligenten Menschen zu tun hat, und nicht mit dem imaginierten Unterschichtenklientel das man intuitiv eher am Ballermann verorten würde.“

    ->den eigenen idealismus auf die realität projizieren und dann auch noch drüber jammern und den schuldigen beim pöbel der beherrschten und ausgebeuteten klasse suchen, super.
    reaktionärer kann linke ideologie kaum noch werden, hut ab!

  17. Sebi sagt:

    was hier immer für wellen gemacht werden!!! schlimm. echt peinlich!!!

  18. John K. Doe sagt:

    naja, eigentlich werden hier keine wellen gemacht, und auch den hinweis auf eine „reaktionäre linke“ kann man sich bei gesundem menschenverstand klemmen. auch ohne die kleinste ideologische unterfütterung bleibt mir schleierhaft, wieso sich diese ganzen idioten mit namenschildchen diesen jämmerlichen scheiß eigentlich antun – das ist jedenfalls meinem bottomline bei dem ganzen….von daher die simple frage: warum?!

  19. Name sagt:

    Schöner Text. Kann man eigentlich halbjährlich tausendfach kopieren und verteilen. Danke.

  20. whatever sagt:

    Ich bin dafür, den Text jeweils zu Semesterbeginn via Hubschrauber über die Stadt ’niederschweben‘ zu lassen! Da ich mich regelmäßig seit allzu vielen Jahren 🙂 durch die zu ‚Spielchen‘ (Diminutiv sucks!) etc. pp. ‚animierten‘ Kleingruppen wuseln muss, konnte mir deren eindeutig zunehmende Blödheit, Peinlichkeit, Regressivität, Idiotie, halbbekleidete Turnverliebtheit (whatever you like – es nähert sich dem Niveau des Dschungelcamp an) kaum verborgen bleiben. Und wenn ich mitleidig oder auch oft genervt grinse, grinst die eine oder der andere verlegen zurück – der Rest ist sicherlich begeistert dabei – aber die können mich mal. Nächstes Mal packe ich die Grinsenden ein und verweise sie auf die dann hoffentlich mit entsprechenden Flyern überfüllten und deutlich spannenderen Nebenstraßen! Thanx! Spaß haben kann man auch ohne mitzumachen….

  21. Karl sagt:

    warum noch so O-Phasen freundlich? – hier bekommen die neuen Studis Einführungen in die Parteilichkeit ihres neuen Status als BWL ler, Sowi, etc., als gemeinschafts- und identitätsbildendes Erlebnis mit den dazugehörigen Ausgrenzungen! Und das mit allen Dümmlichkeiten, die die gesellschaftliche Operationalisierung des jeweiligen Faches vorsieht! Und damit das „System O – Phase“ funktioniert, wird es für die Durchführenden mit (nicht nur) sozialem Kapital versehen. Nichts entgegenzusetzen hat dem die weitestgehend entpolitisierte und „Normalität“ als Standard setzende Studentenkultur und eine Stadt, in der der verbeamtete Akademiker als höchste Instanz gilt….

  22. Karl sagt:

    warum so O-Phasen freundlich? – hier bekommen die neuen Studis die Einführungen in die Parteilichkeit ihres neuen Status als BWL ler, Sowi, etc., als gemeinschafts- und identitätsbildendes Erlebnis mit den dazugehörigen Ausgrenzungen!
    Und das mit allen Dümmlichkeiten, die die gesellschaftliche Operationalisierung des jeweiligen Faches in Göttingen vorsieht! Damit das „System O – Phase“ funktioniert, wird es für die Durchführenden mit (nicht nur) sozialem Kapital versehen.
    Dem hat die weitgehend entpolitisierte und „Normalität“ als Standard setzende Studentenkultur nichts entgegenzusetzen und eine Stadt, in der der verbeamtete Akademiker als höchste Instanz gilt, schon gar nicht!

  23. Rosa sagt:

    „Denn es gibt genug Leute die auch keine Lust auf dieses Spetakel haben und sich nur nicht trauen sich zu weigern.“
    Irgendwo hast du recht. Besonders die O-Phasen ‚einschlägiger‘ Fächer sind einfach nur peinlich. Aber das sich viele nicht trauen sich zu weigern, wenn Alkohol ausgeschenkt wird, stimmt einfach nicht. Ich war selber in der O-Phase eines Fach der PhilFak und es war kein Problem, keinen Alkohol zu trinken. Die Tutoren haben stets betont, dass hier niemand zu irgendwas gezwungen wird.. Meine Erfahrung war eher, dass manche Erstis sich gegenseitig zu mehr Alkoholkonsum angestachelt haben. Die O-Phase in den Philo-Fächern ist aber auch vergleichsweise harmlos, wenn man sie mit denen der BWLer oder Juras vergleicht.

    Die andere Seite der Medaille ist doch, dass von Seiten der BG’s die O-Phase nicht zur Studienberatung, sondern zur Mitgliederwerbung benutzt wird. Klar, der ADF macht dasselbe. Aber wenn es eine Stadtführung gibt und die Höhepunkte der Rote Buchladen und die einstmals besetzten Häuser sind, frage ich mich schon, ob manche Tutoren sich mehr Gedanken darum machen, ob ich in die BG oder das BB komme, anstatt mir z.B. bei meinem Stundenplan zu helfen.

  24. Rakete sagt:

    Aus aktuellem Anlass erneut nach vorne geholt…

  25. Am Samstag, den 3.10.09 ist es kein sinnloses Betrinken mit Arschlöchern, sondern mit guter Laune in netter Runde Musik-Bingo spielen.

    Ab 21h im Schröder!
    mehr Infos: http://www.scg05.de/

  26. Ach, wie sehr ich dieses sinnlose betrinken unter netten Leuten zu schätzen weiß.

  27. lieben lernen sagt:

    arschloch oder nicht arschloch, das ist hier die frage

  28. Karl sagt:

    in meiner Präsenz unter spoettinger.de , hier Studien- und Lebensbedingungen Unterpunkt 4, äußere ich mich nochmal konkret zur Funktion von O Phasen – unter besonderer Berücksichtigung des Standorttyps Göttingen

  29. cyberpunk sagt:

    Ja, auch ich durfte heute wieder als Zuhörer dem Spektakel vor unserem Haus lauschen. Militär-.Gesänge und grunzende Typen, die offensichtlich ausdrücken wollten „Ich bin der King im Ring!“, aber statt dies zu sagen, ein paar Evolutionsschritte zurück machten und lieber unkontrollierte verbale Auswürfe von sich gaben, als hätten sie die Lingualtechnik völlig verlernt. Bei dem Anblick dieser degenerierten Vollpfosten, stellte ich mir doch tatsächlich die Frage, ob die gerade Ihre Gymnasium-Empfehlung nach Abschluss der 4. Klasse bekommen haben oder ob solche Spackos tatsächlich ABI haben können. Aber, wie ich immer zu sagen pflege: ABI hat so etwas von einen Furz mit Intelligenz zu tun, dass ich mich fast freue, nur Realschüler gewesen zu sein und mir so eine Scheiße erspart geblieben ist.

    So genug gekotzt. DIE sind Deutschland und das ist auch gut so.

  30. lustige Alte sagt:

    … gemeinsames Blamieren, gemeinsames Singen, gemeinsames Saufen – wo ist der Unterschied zu den Herren mit den Narben? – Was sollen die alkoholträchtigen Spiele, der Ringelpietz mit Anfassen zum Beginn des Studiums? Kurz nach der „Reife“prüfung?

  31. doppelell sagt:

    Alles Unsicherheit. Irgenwann fangen die auch an, zu trinken, weil sie sich sicher sind.

  32. Hauke sagt:

    Hab jetzt mal nicht alle vorgängerkommentare gelesen.
    was ich aber sagen will: Ich komm quasi grade von der frischen O-Phase und mir hats gegen Ende so gar nicht mehr gefallen. Rumgrölen is generell nich mein Fall und schon gar nicht mit Leuten, die ich noch gar nicht kenne. Und sicher wird durch die Tutoren (DAS ist Tutorenarbeit?!) Druck ausgebübt! So wird schön die Massenkacke angetrieben, alle sollen mitmachen – und natürlich bezieht das Alkohol trinken mit ein (siehe zB FlankieBall).
    Es ist nich tunbedingt meins, mit grade kennengelernten Leuten durch die Uni zu ziehen und „Umpaumpaumpa tätärä!“ zu grölen. Das würd ich davon abgesehen nicht mal mit Freunden machen. Mir war das definitiv viel zu viel Kollektivdruck und auch einfach derbe zu primitiv!

    Hab nach ner noch nüchternen Veranstaltung im ZHG wie alle anderen Flyer zur alternativen O-Phase in die Hand gedrückt bekommen. Scheint mir auf jeden Fall sinnvoller als sinnLoses Massenvolllaufenlassen und „Zieh dich aus, oder wie verlieren!“-Spiele. – Das geht gar nicht!

  33. Blup! sagt:

    @Hauke: Welcome to the machine 😉

  34. Jan sagt:

    Haha, wie vorurteilsbeladen.

  35. doppelell sagt:

    Vorurteil ist, wenn man keine Ahnung hat und trotzdem was sagen will. Nach x Jahren göttinger Innenstadt im Oktober bin ich urteilsbeladen.

  36. Sandra sagt:

    Ich denke, die Leute sollten mal ihre Schlachtrufe und Gesänge überdenken. „Ohne ERSTIS wär‘ hier gar nichts los“ hört sich schon aus zehn Metern Entfernung an wie „Ohne NAZIS wär‘ hier gar nichts los“

  37. Genna sagt:

    Zumindest die Wiwi – O – Phasen fanden jahrelang unter Oberanleitung eines Professors statt, der vom (studierten) Hausmeister des Tagungslokals, in dem die Vorbereitung stattfand, als faschistoid bezeichnet wurde.

    Die Gehirnwäsche in dem Sinn, das alles „Normale“ als Richtschnur zu gelten hat, trägt auch heute noch wesentlich zur Entpolitisierung der Studentenschaft bei, zumal der Begriff von Normalität eher bei Darwin (und Sarrazin) liegt.

    Zu viele und vor allem falsche Gedanken erschweren das Studentenleben – diese Einsicht bekommt man schon ganz zu Anfang beigebogen.
    Und an den Stellen, wo es etwas kritisch werden könnte, weil ein Haus z.B. mit bunten Graffities versehen ist, wird schnell und brutal auf Lokalpatriotismus umgeschaltet a la „in Aurich haben wir sowas nicht! (…)“! Und weil über die Hälfte aller Göttinger Studierenden aus Orten stammen, die kleiner als Göttingen sind, findet sich schnell ein Kern von Zustimmenden.

    Es ist unglaublich, wie unkritisch die Studierenden hier der Institution „Universität“ gegenüberstehen! Und wie willig die dümmlichen Gesellschaftsbilder der meisten Fakultäten hier in Göttingen übernommen werden.

  38. Pommesdieb sagt:

    @Genna
    was willst du der welt mit deinem beitrag mitteilen? irgendwie kann ich keinen zusammenhang zu dem text erkennen….

  39. Mach kaputt... sagt:

    Ihr habt echt Sorgen 😀
    In diesem Sinne:
    http://www.youtube.com/watch?v=GIYJtaB6mFU

  40. Fernseherin sagt:

    Der Text wurde aktualisiert und wieder nach vorn geholt. Ich bitte um Beachtung der Tatsache, dass die Kommentare größtenteils ziemlich alt sind. Nur für den Fall, dass hier jemand diskutieren möchte.

  41. Svantje sagt:

    die meisten Kommentare hier verbleiben stark auf einer phänomenologischen Ebene. das heisst, man beschreibt, was man sieht und was man fürn Gefühl dabei hat.
    „Trink-, Auszieh- und Singspiele in der Öffentichkeit stellen unter dieser Vorraussetzung zwar noch immer eine unsägliche Peinlichkeit dar. Dies ist aber grade kein Fehler sondern Zweck dieser Spiele. Das gemeinsam erlebte Schamgefühl schweisst zusammen, während der reichlich ausgeschenkte bzw. verordnete Alkohol zunehmend enthemmt.“
    genau! In dem Aritkel hat die Verfasserin versucht, „die sozialpsychologische Gemengelage in O-Phasen-Gruppen anzureissen, und so zu erklären warum diese Veranstaltungen so funktionieren wie sie funktionieren.“ – auch hier wieder eine positivistisch – phänomenologische Ebene. Aber warum nennt sie nicht „Roß und Reiter“, sprichst die Machtperspektive nicht an?
    Für das „richtige“ Durchführen einer O-Phase gibts Anerkennung: soziales Kapital in Form von Ansehen und erhöhten Chancen! Dabei müssen Elemente der anzustrebenden Fachkultur und dessen, was man „als Sozialwissenschaftler*in“ oder „als BWLler*in“ in der Gesellschaft darstellt, beachtet werden.
    Und um den Druck auszuhalten, in diesem Sinne als „normal“ zu gelten, dafür werden Spielchen organisiert.
    Bei den Wiwis übrigens jahrelang unter professoraler Anleitung – nachdem den Profen dort die Definitionshoheit zu schwinden drohte infolge einer verstärkt wahrgenommenen Krisenhaftigkeit des Systems vor und in den Wendejahren.

    O – Phasen sind nichts Gottgegebenes, wie es hier in dem einen oder anderem Kommentar erscheint, sondern Teil des ständisch – hierarchisch organisierten Systems Hochschule in der Bundesrepublik Deutschland 2012.
    Dem hat die weitgehend entpolitisierte und unter dem Deckmantel der Individualität „Normalität“ als Standard setzende Studentenkultur nichts entgegenzusetzen und eine Stadt, in der die verbeamtete Akademikerin als höchste Instanz gilt, schon gar nicht!

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