Wie es sein könnte

Der andere AStA
von am 26. Januar 2011 veröffentlicht in Hintergrund, Titelstory, Unipolitik

Seit nunmehr zehn Jahren stellt die Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Fachschaftsmitglieder (ADF) mit wechselnden Koalitionspartnern den AStA an der Uni Göttingen. Aber wie könnte ein Allgemeiner Studierendenausschuss aussehen, wenn die Oppositionsfraktionen des Stupas eine Mehrheit erhalten? Wir haben nachgefragt.

Ein „spürbares neues Klima in der Hochschulpoltitik“ verspricht Die Linke.SDS, sollte es zu einem linken AStA kommen. „Wir wollen keinen Klüngel aus studentischen Hochschulfunktionären, die im Rosa – Luxemburg – Haus vor sich herumhocken, sondern einen linken AStA, der von möglichst vielen Studierenden aktiv getragen wird und der möglichst viele Studierende an seinen Entscheidungen beteiligt“, schreibt die Hochschulgruppe. Dazu würden nach ihrer Vorstellung auch Vollversammlung gehören, auf denen anstehende Entscheidungen öffentlich diskutiert werden sollen.

„Für einen basisdemokratischen und linken AStA“

„Wir wollen einen AStA, der Hochschulpolitik betreibt, sich um die sozialen Probleme der Studierenden kümmert, der neben Serviceangeboten auch politische Arbeit leistet und sich seiner politischen Verantwortung bewusst ist.

Juso Hochschulgruppe

Urabstimmungen vor kostenintensiven Projekten verspricht die Juso-Hochschulgruppe. Auch über neue Instrumente der Mitbestimmung würde die Gruppe versuchen, „nicht nur von oben herab Themen durch den AStA aufzuwerfen“, sondern auch „Bewegungen aus der Mitte der Studierendenschaft Gehör zu verschaffen.“ Ganz dem Namen und dem eigenen Selbstverständnis entsprechend fordert auch das Basisdemokratische Bündnis (BB) einen „basisdemokratischen AStA“.

Bei „wichtigen Entscheidungen“ möchte die Piraten-Hochschulgruppe, „dass die Fachschaftsräte verstärkt auch in die Entscheidung und Gestaltung eingebunden werden.“ In einem AStA unter Beteiligung der Piraten würde es es zu keiner Durchführung von hochgradig umstrittenen Projekten ohne echte Einbeziehung der Studierendenschaft kommen, verprechen sie. Der AStA müsse „nahe an der Studierendenschaft“ sein und es sich zur Aufgabe machen, „niedrige Wahlbeteiligung und Desinteresse zu verhindern und offensiv für eine demokratische Mitbestimmung einzutreten“, finden die Jusos.

Für Studierende, die selbst aktiv werden anstatt sich verwalten zu lassen, möchte der SDS sorgen. Ein AStA, der eine spürbare Präsenz zeigt und eine gute Informationspolitik betreibt, sei hierfür unverzichtbar. Dabei denken die Linken nicht nur an das eigene politische Klientel. „Ein linker AStA darf sich nicht nur auf diejenigen beziehen, die bereits links sind, sondern muß auch die Unpolitischen erreichen“, schreiben sie.

Allgemeinpolitisches Mandat

„Fragt doch mal einen von der ADF was los ist, wenn das Ozonloch direkt überm Stupa steht: Ob das dann Allgemein- oder Hochschulpolitik ist?

Basisdemokratisches Bündnis

Die „Allgemeinpolitik“, mit der die ADF-ASten sich stets nicht beschäftigen wollten, würde nach allen Gruppenstatements mehr in den Blickwinkel des AStAs rücken. Das Basisdemokratische Bündnis möchte gesamtgesellschaftliche Probleme „wenigstens ansprechen dürfen“ und fordert deswegen ein allgemeinpolitisches Mandat. Der SDS, der die aktuellen Hochschulreformen als „Teil eines gesamtgesellschaftlichen Umbaus“ betrachtet, glaubt, eine „wirklich andere Hochschulpolitik“ ließe sich nur durchsetzen, „wenn sich auch die Kräfteverhältnisse in der Gesellschaft insgesamt verschieben.“

Ähnlich sieht es das Basisdemokratische Bündnis: „Was sind die gesellschaftlichen Umstände, die dazu führen, dass uns an der UNI der Hals zugeschnürt wird?“ sei eine zentrale Frage, die bisherige ASten nicht haben beantworten können. „Unser Denken darf nicht an der Campusgrenze aufhören, denn die Vorgänge außerhalb des Campus bestimmen die Struktur des Raumes innerhalb des Campus“, so das BB.

Uniwahlen

Von Dienstag, den 25. bis Donnerstag, den 27. Januar können Studierende der Uni Göttingen jeweils von 10:00-17:00 Uhr an die Urnen schreiten. Eine Auflistung der Wahllokale gibt es hier (PDF). Am Freitag, den 28. Januar kann noch von 10:00 bis 14:00 Uhr im gemeinsamen Wahllokal im 1. Stock des Zentralen Hörsaalgebäudes (ZHG) auf der Empore zwischen den Hörsälen 009 und 010 abgestimmt werden. Hier werden dann auch ab 14 Uhr die Stimmen ausgezählt.

Auch die Piraten-Hochschulgruppe will sich mit „hochschulexternen Einflüssen“ beschäftigen, die auf die Studierenden wirken. Es könne nicht sein, „dass ein AStA, der im Sinne der Studierendenschaft handelt, hiervor die Augen verschließt.“ Auch eine bessere Vernetzung der ASten könnte helfen, „universitätsübergreifende Einflüsse“ entgegenzutreten, so die Piraten.

Auch an den Referaten im AStA würde sich einiges ändern. Antifa-Referat, Gender-Referat und neu konzipiertes Kulturreferat fordert der SDS: „Natürlich wäre das Anliegen eines linken AStAs die allumfassende Emanzipation des Menschen.“ Jusos und GHG würden zusätzlich ein Öko-Referat einführen, die GHG würde auch die LesBiSchwule Hochschulgruppe zum autonomen AStA-Referat upgraden. Neben der Einführung eines Gender-Referats fordert das BB die Stärkung der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, um einen „konsequenten Feminismus“ durchzusetzen. Außerdem will das BB die ausländische Studierendenvertretung stärken.

„Kultur muss wieder mehr bedeuten“

„Nicht zuletzt wird ein linker Asta nicht mehr der Univerwaltung in den Hintern kriechen wollen

Die Linke.SDS

Statt des teuren Partykellers Vertigo fordert der SDS eine „allgemeine Wiederaneignung des universitären Raumes für die Studierenden“, um auch in anderen Räumen wieder Parties feiern zu können. Dass Kultur nicht nur aus Parties besteht, finden die Piraten. Sie plädieren für ein „ausgewogenes und breites kulturelles Spektrum an Veranstaltungen.“ Auch die GHG findet, dass „Kultur wieder mehr bedeuten“ muss als „das Organisieren von Parties.“ Im Rahmen des Kulturreferats wollen die Grünen regelmäßig eine OpenUni durchführen, „um eine Plattform für selbstbestimmtes Lernen zu bieten.“ Auch die Fahrradwerkstatt des AStAs würde die GHG ausbauen.

Quellen:
Antworten auf unsere Anfrage von Jusos, Piraten und SDS
Wahlprogramm des BB
Artikel „Was soll das Gerede vom angeblich rechten AstA?“ aus Zusammenhang #24
Kurzprogramm der GHG

Artikel teilen


Themen

, , , , ,

28 Kommentare auf "Der andere AStA"

  1. The_Gentleman sagt:

    Es wird in jedem Fall spannend… Wobei ich vermute, wenn eine Koalition nach der absoluten Mehrheit schnappen möchte, werden dieses Jahr wohl min. 3-4 Fraktionen nötig sein! Es wird spannend.

    Hier auch nochmal mein Aufruf an alle: Geht zur Wahl und schenkt den Hochschulgruppen, denen ihr es zutraut, für euch Politik zu machen, eure Stimmen.

  2. com sagt:

    geht lieber nicht wählen, wenn ihr das politikmachen nur deligieren wollt…

  3. LesBiSchwuleHSG sagt:

    Die Queere Hochschulgruppe (ehemals LesBiSchwule HSG) würde sich nach nun fast 2 1/2 Jahren des Kampfes um Anerkennung als Referat (und die damit verbundenen finanziellen und politischen Vorteile) SEHR über ein „Upgrade“ freuen und drückt allen Freund_innen und Genoss_innen links der Mitte die Regenbogendaumen!!!!

  4. Kai sagt:

    hji die brauchen umbedingt einen sitz im parlament ! also HJI wählen leute !!!

  5. Rakete sagt:

    Ich würde es ja begrüßen, dass wenn schon die Kommentarspalten hier zur Wahlwerbung genutzt werden, das doch wenigstens mit Inhalten unterfüttert sein sollte. Zum Beispiel wäre ja mal interessant zu wissen, wie das HJI sich einen AStA vorstellt.

  6. no.no.no sagt:

    Ab wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?

  7. Rakete sagt:

    Wir schalten hier auf der Seite gegen 16 Uhr den Liveticker von der Auszählung ein…

  8. campus sagt:

    Was ist denn mit dem Flugblatt, was heute in der Uni zu sehen war. Unsere Basisgruppen finanzieren ihren Wahlkampf auf Kosten der Komilitonen der TU und HU Berlin? Hierzu ließt man bisher in diesem Block nichts… wo doch sonst alles durchgekaut wird.

  9. natuerliches-mineralwasser sagt:

    diese frage würde mich auch brennend interessieren. ich hoffe, dass diese hier ähnlich investigativ wie die anderen themen behandelt wird!

  10. hatbart sagt:

    @campus: So weit ich weiß, finanzieren sich die Basisgruppen zu 100% über Spenden (sieht man von der gelegentlichen Soliparty ab). Sie haben nicht z.B. eine Partei im Rücken. *AUF KOSTEN* von irgendwem wurde hier gar nichts gemacht. (Wenn dann macht die ADF ihren Wahlkampf auf Kosten der Göttinger Studis, aber das ist ne andere Geschichte.) Es kann sein, dass Genoss_innen aus Berlin entschlossen haben, den BGs was zu spenden, aber da weiß ich keine Details.

  11. Veruntreuung sagt:

    Hier der entsprechende Flyer, der heute im ZHG lag. Sollte dies wahr sein, wäre das ein ungleich größerer Skandal als jedes WM-Projekt. Es wäre ein Verstoß gegen gefühlte 1000 Gesetze und zugleich moralisch mehr als verwerflich. Das hätte ich dem BB nicht zugetraut.
    http://sphotos.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-ash1/hs895.ash1/180390_1521695334133_1587065804_1143602_767585_n.jpg

  12. Veruntreuung sagt:

    Hier der Link zu dem Flyer! Das sieht doch nach „auf Kosten“ aus! Wenn das wahr ist, wäre das ein massiver Verstoß und eine absolute Frechheit!

    http://sphotos.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-ash1/hs895.ash1/180390_1521695334133_1587065804_1143602_767585_n.jpg

  13. Klaus sagt:

    WENN das wahr ist, dann KÖNNTE es ein Fehlverhalten der Berliner_innen sein, nicht der Basisgruppen. KÖNNTE. Da steht nicht, dass das Geld aus derem Haushalt kommt. Vielleicht haben die ’ne Spendendose für Gruppen aus Städten, die ’nen beschissenen AStA haben, wer weiß das schon. Das jetzt als „Skandal“ inszenieren zu wollen zeugt wohl davon, dass einige grade Angst um ihr Pöstchen im AStA haben.

  14. Rakete sagt:

    Die Beweiskraft einer kopierten E-Mail, die genausogut auch selbst geschrieben sein könnte, in einer Aufmachung, die ich irgendwo zwischen populistisch und satirisch einordnen würde, halte ich auch eher für begrenzt. Wenns handfeste Belege gibt: immer her damit!

  15. campus sagt:

    Es fällt nur auf, dass die Basisgruppe scheinbar S-E-H-R daran interessiert war diesen Flyer aus der Welt zu bekommen. Als ich heute morgen meine Vorlesung besuchte war er noch überall. Als ich raus ging nirgends mehr. Aber es ist doch auch auffällig, wenn man sich die BB-Plakate anguckt, dass sie ein Impressum aus Berlin haben.

  16. nicht gewusst sagt:

    ich bin irgendwie zu doof bzw. zu blind: was steht da auf dem fotographierten poster/flyer? wo genau hing/hängt das? wer ist der initiator/die initiatorin? wie rakete schreibt: wenn man von skandal schreit, dann bitte überprüfbare (für blindschleichen wie mich: lesbare) belege angeben.

  17. Klaus sagt:

    Naja ein solches Interesse hätten sie wohl auch, wenn jemand Falschinformationen über sie verbreitet, oder nicht? Und das Impressum bei linken Plakaten ist sehr häufig falsch. Kann man doof finden, ist aber so. Von daher: immer mit der Ruhe.

  18. nicht gewusst sagt:

    nachtrag/ beziehungsweise: wo liegt der skandal, wenn bg x –> bg y finanziell unterstützt (oder überlese ich dort etwas?)?

  19. Klaus sagt:

    Die bloße Vermutung/Unterstellung, der AStA einer anderen Uni hätte den Basisgruppen 400 Euro gegeben, soll der Skandal sein. Wieso das ein „ungleich größerer Skandal als jedes WM-Projekt“ sein sollte und gegen welche 1000 Gesetze das verstoßen soll, ist mir auch noch nicht klar…

  20. campus sagt:

    Vielleicht hat der/die Macher ja Angst vor den Aktionen die gegen ihn/sie angewendet werden könnten. Das es Gewaltbereitschaft beim BB-Umfeld gibt ist ja nun kein Geheimnis. Vielleicht kommt es von einem internen. Aber egal. Der Publizist hätte es ja auch mal ein paar Tage vorher verteilen können, dann hätte es mehr Wirkung gehabt. Die Wahlen sind ja nun gelaufen.
    Ein saures Geschmäckle bleibt aber.

  21. nicht gewusst sagt:

    letzter nachtrag: ein skandälchen (aber auch nicht mehr) würde mE wohl nur dann bestehen, wenn göttinger bg zB den rcds gö ankacken würden, dass letzterer etwa wahlkampfgeld von rcds berlin bekommt – stichwort: bigotterie. in der langen reihe an vorwürfen ggüber dem rcds ist dieser vorwurf meines wissens nach aber noch nicht vorgebracht wurden.

  22. nicht gewusst sagt:

    at campus: das klingt mir zu sehr nach scientology/stasi/mafia/verschwörungstheorie und erscheint mir inkonsistent: angenommen, es gäbe einen bb-dissidenten, der aussteigen und sich nicht an die linksterrorhelphotline wenden will. Welches mehr an sicherheit würde es ihm verschaffen, solche interna zu verbreiten? wäre die erwartbare repression des bb nicht noch viel größer? was wäre des dissidenten mehrwert aus dieser aktion? so, genug der küchenpsychologie.
    btw: ’saures geschmäckle“ ist tautologisch

  23. campus sagt:

    Mir auch egal. BB befindet sich eh nicht im Bereich des für mich wählbaren. Außerdem bin ich noch nicht so lange an der Uni, als dass ich weiß was mit dem Stichwort bigotterie gemeint sein soll. Tauttologisch ist auch zu hoch für mich. Ich wünsche uns allen noch eine gute nacht. aja, stellt mal eure uhr hier um. Die geht ne Stunde vor. Nicht, das irgendwelche Biorhythmen gestört werden.

  24. nicht gewusst sagt:

    guter hinweis (uhr) und gute nacht

  25. Dalek sagt:

    Nanu? „Die Komilitonen (sic!) der TU uns HU Berlin“? Ist Vechta etwa schon vergessen, ihr „solidarischen“ Pappnasen?

  26. antwort nach der wahl sagt:

    so what?
    wen interessiert denn bitte ob ein anderer asta geld für eine polit-gruppe locker macht? die haben ihr mandat und sind ein politischer asta, ergo sie machen ihren job im vergleich zu den unpolitischen adf-pappnasen, die ihre referate aushölen und in ihrem keller sitzen.

    1. der flyer ist total peinlich
    2. natürlich wird er eingesammelt, es ist wahlkampf ihr trottel. vollkommen egal ob das wahr ist oder nicht
    3. 400 euro von einem gewählten asta zu bekommen ist ein 1000x größerer skandal als 25 000euro zu veruntreuen……ja sicher

    die adf wird schon sehen was sie davon hat…mächtig mutig die waffel-crew
    3.

  27. death_souls sagt:

    der eigentliche skandal ist, dass bestimmte leute die studies für so blöd halten, dass sie von den problemen des eigentlichen adf/rcds astas ablenken wollen. ein dummer versuch…

    die wissen wohl alle nicht, womit sie ab märz ihre miete zahlen sollen *lach*

Schreibe einen Kommentar

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar zu schreiben. Anmelden | Registrieren

Bitte lese dazu unsere Regeln und Hinweise zum Kommentieren.