When the extremist comes around
von am 28. April 2010 veröffentlicht in Redaktionsblog

Der niedersächsische Geheimdienst (vulgo „Verfassungsschutz“) hat in seinem neuen Bericht für das Jahr 2009 wieder einmal versucht zu beschreiben, was denn die Linken so alles machen und ist dabei wiedermal mit zahlreichen Einschätzungen kläglich gescheitert. Parallel zur Agitationsmethode „RechtsRock“ hat sich der VS ganz dem totalitarismustheoretischen Zeitgeist entsprechent erstmals auch angesehen, was die Linken so an Musik fabrizieren und sich überlegt, was davon „extremistisch“ ist. Auch zwei Bands aus Göttingen fallen darunter: die bislang eigentlich eher ungefährlich wirkenden FuckFX und Antigen:

Aus Göttingen stammen die Hardcoreband „Antigen“ und die Punkgruppe „FuckFX“ mit ihrem Song „Kudamm‘s Burning“. Darin wird davon geschwärmt, das Berliner Kaufhaus KaDeWe anzuzünden. […] Bands wie „FuckFX“ treten neben Gruppen wie „Atemnot“ aus Bayern auf, die in ihren Texten „Feuer und Flamme für den Bullenstaat“ fordern.

Den fleissigen Beamten vom Verfassungsschutz ist allerdings auch aufgefallen, dass „Kuhdamm’s Burning“ nicht nur von FuckFX dargeboten wird, sondern auch von einem höhersemestrigen Autonomen namens YOK Quetschenpaua. Doch wer war zuerst da? Henne oder Ei? Eigentlich liegt’s auf der Hand, aber Geheimdienst ist sich unsicher:

Wie bei dem Lied „Kudamm ́s Burning“ ist allerdings nicht immer eindeutig zu bestimmen, wer der Urheber des Textes ist. Im subkulturellen Milieu der Musik „covert“ man sich gegenseitig, da das Kunsturheberrecht keine Rolle spielt. „Kudamm ́s Burning“ ist sowohl von „FuckFX“, als auch von dem Berliner Liedermacher „YOK Quetschenpaua“ im Internet eingestellt.

Das Kunsturheberrecht spielt im subkulturellen Milieu keine Rolle! Diese Vandalen! Frevler! Rackets! Und ja, das Covern von Musikstücken ist ’ne total subkulturelle und sowieso linksextremistische Angelegenheit. Lesen sie dann im nächsten VS-Bericht: When the extremist comes around – Johnny Cash scheißt kurz vorm Ableben nochmal gehörig aufs Kunsturheberrecht!

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5 Kommentare auf "When the extremist comes around"

  1. Harvey sagt:

    Hui, „Kunsturheberrecht“. So langsam bekomme ich Angst, was die Überalterung in den geheimpolizeilichen und staatsschützenden Strukturen angeht: Ist doch das Kunsturhebergesetz (KUG) nur noch für Bilder relevant, nachdem 1965 vom einheitlichen Urhebergesetz (UrhG) abgelöst worden ist… Dazu ist die Erinnerung auch noch miserabel, da vermutlich ohnehin das „Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst (LUG)“ einschlägig gewesen wäre.

    Jaja, Erbsenzählerei, und dass beim VS genau und exakt gearbeitet werden würde, glaubt hier hoffentlich eh niemand.

  2. Rakete sagt:

    Dann will ich auch mal mit Erbsenzählen: KunsturheberRECHT ist ja nicht gleich KunsturheberGESETZ.

  3. Fernseherin sagt:

    Ja, pennen denn die?!

  4. Harvey sagt:

    @Rakete: Auch wieder richtig 🙂

  5. Daniel sagt:

    Wir haben uns auch köstlich amüsiert. Na ja, fame for the fuckers. Jetzt erst recht, Herr Schünemann! *kisses*

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