Prof. Ulrike Beisiegel zur Unipräsidentin gewählt
von am 10. März 2010 veröffentlicht in Unipolitik

Einstimmig war das Votum, mit dem der Stiftungsrat der Universität Göttingen und der Senat als höchstes Gremium der Selbstverwaltung heute in gemeinsamer Sitzung die Hamburger Professorin Ulrike Beisiegel zur Unipräsidentin wählten. Sie wird am 1. Januar 2011 das Amt von Kurt von Figura übernehmen. Stiftungsausschussvorsitzener Dr. Krull sprach von einem „Freudentag für die Universität“ und betonte vor allem die wissenschaftlichen, vor allem aber wissenschaftspolitischen Kompetenzen der zukünftigen Präsidenten. Außerdem sei sie außerordentlich kommunikationsstark.

Unipräsidentin Beisiegel (mi.) mit Sprecher des Senats Prof. Jehle (l.) und Vorsitzendem des Stiftungsausschusses Dr. Krull (r.)

Beim Pressegespräch agierte die neue Präsidentin aber vorsichtig: Anders wird zunächst nichts werden an der Universität Göttingen. Die Universität habe ein unter von Figura entwickeltes Zukunftskonzept und darauf werde weiter aufgebaut. Allerdings wünsche sie sich eine bessere Einbindung der Geistes- und Sozialwissenschaften. Es geht ihr aber auch um die Reputation der Universität: Aus Auslandssicht müsse Göttingen die „1. Adresse“ in Deutschland sein.

Ihre Ämter bei der DFG (im Ombudsausschuss) und im Wissenschaftsrat werde sie wegen Mangel an entsprechend nötiger Zeit, aber auch wegen entstehender Konflikte der Positionen mit dem neuen Amt als Unipräsidentin aufgeben. Dr. Krull deutete in diesem Zusammenhang allerdings an, dass diese Ämter sehr entscheidend für die Entscheidung gewesen seien: Es sei eben gut, jemanden zu haben, der wisse „wie die Entscheidungsgremien ticken“.

Angesprochen auf die Bologna-Reform in der Lehre gab es allerdings nur Gemeinplätze zu hören: Nicht alles sei bei der Einführung richtig gemacht worden, vieles zu schnell. Sie wolle dieses Thema auch stärker angehen, wies zugleich aber darauf hin, dass die Entscheidungen bei den Fakultäten lägen und sie lediglich fördern könne.

Frau Prof. Beisiegel ist Biochemikerin und Molekularbiologin und hat einen Lehrstuhl in Hamburg am Universitätsklinikum Eppendorf. Sie engagierte sich in den 1990er Jahren wissenschaftlich für die Friedensbewegung und streitet aktiv für Gleichstellungsfragen – was beides allerdings in der Kurzbiographie in der Pressemitteilung der Universität nicht auftaucht. So wurde auch durch die begleitenden Kommentare in der Pressebefragung heute deutlich, dass die Auswahl klar aufgrund der wissenschaftspolitischen Kompetenzen getroffen wurde: Es geht darum, die Universität in Zeiten der Großvergabe von Forschungsmitteln in Exzellenzinitiativen und Forschungsclustern konkurrenzfähig zu halten. Das Wissen um die Entscheidungsverfahren und vor allem die politischen Netzwerke hinter den Vergabegremien ist dabei natürlich das wichtigste Pfund. So entschieden die Unigremien letztlich wohl vor allem nach ökonomischen Gesichtspunkten. Es könnte trotzdem „rundherum ein Freudentag“ für die Universität sein: Die persönliche Biographie von Ulrike Beisiegel macht Hoffnung, dass mehr zu erwarten ist als ein guter Schnitt bei der nächsten Runde der Exzellenzinitiative.

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6 Kommentare auf "Prof. Ulrike Beisiegel zur Unipräsidentin gewählt"

  1. stellan0r sagt:

    Herzlichen Glückwunsch Uni Göttingen! Wir hätten sie auch gerne in Hamburg als Präsidentin gesehen…

  2. sissi sagt:

    Endlich eine Frau. Schönes Geschenk zum Weltfrauentag.

  3. @sissi sagt:

    Eine Frau… leider nicht schwarz… so ein Ärger…

  4. sichwundernd sagt:

    warum sprecht ihr immer von „Frau Prof. Beisiegel“? „Prof. Beisiegel“ reicht doch bei Typen auch immer!

  5. Fernseherin sagt:

    Meine Mutmaßung: weil dann vermutlich sich andere wundern, weil sie wissen, es handelt sich um eine Frau, was durch „Prof. Beisiegel“ dann unsichtbar gemacht wird – was somit wiederum einen Grund zur Beschwerde darstellt. Von einem feministischen Standpunkt aus kann man hier beides kritisieren.

  6. Harvey sagt:

    Och, es ist ja nicht „immer“, sondern nur einmal. Und ich zieh mich einfach feige aus der Affäre und sage: Hier klingt’s schöner so 🙂
    (jajaja, ich sehe das Problem! Andererseits gibt’s nicht für alles ein „warum“, das erklärbar ist.)

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