Glück durch Unglück: A Serious Man
von trampelfant am 24. Januar 2010 veröffentlicht in LeinwandLarry ist ein ernsthafter Mann. Zumindest redet er sich das sein, während er bei diversen Rabbis anheuert, weil seine Frau – oder vielmehr ihr Liebhaber – eine traditionell jüdische Scheidungszeremonie haben will. Das haut Larry aus den Socken. Mit dem Mitdreißiger leidest du von Anfang an. Der Typ ist nicht nur auf den ersten Blick auf eine krude Art und Weise sympathisch, er ist auch einfach ‚am Arsch‘. Die ganze Zeit – nicht (nur) angesichts des trügerischen Einfamilienhaus-Idylls der späten 60er-Jahre mitsamt Hirsch jagenden Nachbarn.
Und es geht stets bergab. Die Scheidung, die beschissenen Kinder, der Job. Was sonst überhaupt los ist, was diesen Typen eigentlich sonst ausmacht neben dieser ganzen desolaten Lage, erfährst du nicht. Das abgenagte Dasein eines mäßig erfolgreichen Professors und gescheiterten Familienvaters ist der einzige Inhalt dieser schwarzen Komödie. Alle anderen Charaktere: Nebensache. Larry steht im Zentrum und Larry hat es auch einfach nicht leicht.
Michael Stuhlbarg wurde für seine Rolle als Larry in „A Serious Man“ nicht zu unrecht als „bester Hauptdarsteller“ für den Golden Globe nominiert, denn er lässt sein Publikum mit ihm leiden. „A Serious Man“ lebt davon, den Zuschauenden das Lachen über das Leiden seines Hauptdarstellers zu ermöglichen. In den unmöglichsten Situationen passieren Larry die unmöglichsten Dinge. Es sind oft nur Gesten, Gesichtsausdrücke oder Tapeten, die einem das Grinsen ins Gesicht treiben. Bis dir wieder auffällt, wie gemein das alles ist.
Mark Suhlberg (© Tobis)
Denn eins ist gewiss: es wird nicht besser. Am Ende steht das Ende selbst, und da lachst du dann nicht mehr. Und das ist auch gut so und spricht für den Film. Nach dem grandiosen „Burn After Reading“ legen die Coen-Brüder mit „A Serious Man“ einen Film nach, der zufrieden stellt, aber mit seinem Vorgänger in Sachen grotesker Charakterzeichnung leider nicht ganz mithalten kann. Obwohl er sich alle Mühe gibt.
„A Serious Man“ ist in Göttingen im Sterntheater zu sehen.
Text: Rakete und Trampelfant
Ich kann dem Text größtenteils zustimmen. Ganz guter Film. Allerdings ist das häufige Situationshopping auf dauer etwas anstrengend. Und was anfänglich ein Lachen war, war gen Ende gerade noch so ein Schmunzeln.
A Serious Man ist ein wunderbarer Film mit einer tragischen Hauptfigur unter vielen skurillen, fast absurden Nebencharakteren.
Euren Vergleich zu „Burn after Reading“ kann ich allerdings nicht Teilen, da dieser sich mir nicht erschlossen hat und ich daher A Serious Man um Längen besser finde.