Do. 14.02.: Kinderkriegen für Deutschland – Diskussion und Vortrag im APEX
von am 9. Februar 2008 veröffentlicht in APEX, Tipp!, Vortrag


Lange war es still um die Gruppe Schöner Leben und das Revival findet mit einem in der Linken eher selten diskutierten Thema statt: zusammen mit Susanne Schultz soll der Frage nachgegangen werden, in welcher Form selbst etwas so scheinbar Privates wie das Kinderkriegen am Ende doch wieder nur gesellschaftlichen Regeln folgt. Wer also gerne mal die gesellschaftliche Bedingtheit seiner eigenen Fortpflanzung reflektieren möchte, dem sei die Veranstaltung mit dem Titel „Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine? Bevölkerungs-/Familienpolitik zwischen Auslese und Ausschluss“ anempfohlen, die am Donerstag um 20 Uhr im Apex stattfindet.

Die Referentin, die seit einigen Jahren über die reproduktiven Rechte von Frauen sowie
internationale Bevölkerungspolitik forscht und publiziert, wird, so wir der Ankündigung trauen können, einen weiten Bogen spannen und die Debatten um Mutterschaft, Familienplanung, Abtreibung und Eugenik in die aktuellen politischen Debatten um die Zukunft der Nation einbetten.

Hier der Ankündigungstext:

„Kinder zu bekommen, scheint in Deutschland zunehmend wieder eine Frage gesellschaftlicher Verpflichtung zu sein. Insbesondere AkademikerInnen sollen für „hochwertigen“ und gesunden Nachwuchs sorgen. Demographische Problemkonstruktionen (Stichwort „Überalterung der Gesellschaft“) erleben in den letzten Jahren eine Wiederbelebung. Zuvor spielte die deutsche Bevölkerungswissenschaft jahrzehntelang in der Politikberatung nur am Rande eine Rolle. Sie sah sich mit der Kritik konfrontiert, eine Wissenschaft in der Kontinuität nationalsozialistischer Menschenökonomie zu sein. So sprach der damalige deutsche Innenminister Kanther noch auf der Bevölkerungskonferenz von Kairo 1994, dass in
Deutschland „nur Familien- keine Bevölkerungspolitik“ betrieben würde. Offen bevölkerungspolitisch agiertedemgegenüber ein entwicklungspolitisches Netzwerk („population establishment“) aus staatlichen und privaten Organisationen: in anderen Teilen der Erde will es durch staatliche Einflussnahme eine Begrenzung des Bevölkerungswachstums bewirken.

Tatsächlich kamen und kommen sowohl verhütungstechnologische wie sozialtechnokratische
Strategien zum Einsatz, um die ärmsten Bevölkerungsteile vom Kinderkriegen abzuhalten. Im
Fokus der angewandten Methoden stehen vorrangig Frauen. So werden z.B. für ihre Sterilisationen
Prämien an das Gesundheitspersonal bezahlt oder ihnen die Anwendung langfristig wirksamer Hormonimplantate nahe gelegt. Heute werden demographische Ziele meist im scheinbaren Einklang mit der individuellen Selbstbestimmung von Frauen verhandelt. Dazu geführt haben sowohl feministisch-antirassistische Kämpfe gegen „Bevölkerungskontrolle“ und den „Mythos der Überbevölkerung“ als auch eine im Neoliberalismus verankerte Verschiebung von staatlicher zu
individualisierter Verantwortlichkeit (Stichwort Familienplanung). Das „gender-sensible“ bevölkerungspolitische Establishment stellte sich damit als Gegenpol dar zu den familienpolitischen
Ansprüchen des Vatikan und anderer konservativer Kräfte.

Doch ist diese Mainstream-Genderpolitik der 90er Jahre mit ihren Konzepten reproduktiver Rechte und
reproduktiver Gesundheit trotz ihrer demographischen Einbindung und ihrer institutionellen Verwässerung heute noch zu verteidigen? Hierzu lohnt sich ein Rückblick auf die Geschichte feministischer Bewegungen, die sich gleichermaßen als antirassistisch bzw. antieugenisch verstanden – und oftmals klare Positionen entwickelten: für das Recht, Kinder zu haben, aber gegen konservative Mutterschaftspolitik. Oder für das Recht auf Abtreibung, aber gegen eugenische Selektionsmechanismen. Darauf bezugnehmend stellt sich die zentrale Frage: Wie kann eine emanzipatorische Position zur Kinderfrage heute aussehen – jenseits einer biopolitischen staatlichen Indienstnahme?“

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18 Kommentare auf "Do. 14.02.: Kinderkriegen für Deutschland – Diskussion und Vortrag im APEX"

  1. unbekannte kinderlose sagt:

    vielleicht bin ich blind, aber WANN findet denn das ganze statt?

  2. unbekannte kinderlose sagt:

    tatsächlich blind. danke!

  3. x für ein o sagt:

    „Mythos der Überbevölkerung“

    frage: das ist ja hoffentlich ironisch gemeint???

  4. x für ein o sagt:

    naja die überbevölkerung ist schon sehr real.

  5. @x für ein o:
    wie hast du das denn errechnet?

  6. x für ein o sagt:

    errechnet?

    es ist doch nicht zu übersehen.

    der mensch breitet sich immer mehr aus und alles andere wird zurück
    gedrängt. alle paar kilometer kommt das nächste dorf/stadt .
    wo sollen denn die wildtiere leben ? im zoo?

    die natur wird zerstört um die unmengen von menschen zu ernähren.
    nur weil etwas theoretisch möglich ist, kann man nicht davon
    ausgehen das es in der realität auch funktioniert.

  7. magda sagt:

    Also, im Osten gibts Gegenden, da wohnt fast keine_r…da is doch noch n bisschen Platz?…nur so rein theoretisch…

  8. John K. Doe sagt:

    ich höre immer überbevölkerung – wenn ich die plärrenden bälger sehe, da fallen mir rein praktische gründe ein sich vor kindern zu schützen, an die gefahr der überbevölkerung denke ich da nie.

  9. John K. Doe sagt:

    ich finde noch schlimmer! wobei mich besonders der ältere nervt (ist das der ältere? scheißegal!). schlechteste single die ich in meinem leben gehört habe. tokio hotel können dagegen wirklich was!

  10. bats sagt:

    oh weh
    als ob uwe uns nicht schon genug hassen würde jetzt schon wieder auf den nachwuchs einhacken…
    😉
    kenn nix von den beiden aber optisch schonmal nicht meins

  11. bats sagt:

    aber ist echt der hammer

  12. ach sagt:

    @ John K. Doe: wer sind die beiden denn?

  13. John K. Doe sagt:

    das sind die bengels vom herrn ochsenknecht. jimi blue und wilson heißen die, die schwester dazu trägt den schönen namen cheyenne, hahahahaha.

    naja, auch nicht viel besser als diese ganzen lars-ragnars oder johanna-elisabeths…

  14. mobster sagt:

    Noch netter sind aber die Justins, Jackelines und natürlich der süße . Jaja, die Jugend von heute… *lol*

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