Schwedisch für Fortgeschrittene – eine Hand breit Wasser unterm Kiel
von John K. Doe am 14. August 2007 veröffentlicht in Leinwand, TexteDu magst Fjäll-Räven-Kastenrucksäcke, du liebst ABBA, du bist einer dieser nervigen Fahrradtouristen, du kommst mit Mücken klar und überhaupt findest du jeden Mist aus Schweden gut? Auf in die Volkshochschule zu „Schwedisch für Fortgeschrittene“ – wann auch immer das ist. Im Cinema gibt es das jetzt jedenfalls auch!
Das dänische und das schwedische Kino haben sich, vor allem in der länger zurückliegenden Vergangenheit, immer mal wieder abgelöst, was Popularität und Anspruch anging – während die Norweger mit gutem Willen vor sich hin dümpelten. Tendenz Überholspur hatten dabei zuletzt eher die Dänen, dank Dogma und „Männerfilmen“ à la „In China essen sie Hunde“. Aber auch Wallander-Land hatte, manchmal im Fahrwasser des giftigen kleinen Nachbarn, einiges zu bieten. Das Mainstream-Kino erfreute sich an Knallern wie „Fucking Åmål“ („Raus aus Amal“) oder „Tilsammans“ („Zusammen“) von Lukas Moodysson. Colin Nutley ist nun ebenfalls einer der wichtigeren Namen im schwedischen Film. Seit den ersten Erfolgen im schwedischen TV in den 80ern, ist der gebührtige Engländer aus dem schwedischen Filmgeschäft schwer wegzudenken. Die Oskar-Nominierung seines Krimis „Sista Dansen“ („Der letzte Tanz“) 1993 macht das quasi unmöglich. Filmbusiness.
„Schwedisch für Anfänger“ ist der Titel von Nutleys letztem Film, und hier müssen wir erstmal innehalten. Lassen wir mal ganz ab von der Unsitte der Synchronisation, müssen wir uns fragen, welcher Hornochse im Verleih diesen Titel hat durchgehen lassen?! Umso mehr freut es mich, ausgerechnet am 30.Todestag des King of Rock zu verkünden: Eigentlich heißt der Film „Heartbreak Hotel“.
In einem Grundpfeiler des Films finde ich mich sofort wieder. Man parkt sein Auto mit bestem Gewissen, und dann kommt so eine bekackte Politesse um, begründet ihrer unnötigen Profession, einem gehörig den Tag zu versauen. Und während ich meist leise in mich gegen die Politesse und sicherheitshalber auch gleich gegen Radfahrer oder Fussgänger fluche, geht in „Heartbreak Hotel“ doch deutlich mehr. Das ist erfreulich für den Kinogänger. Elisabeth (Helena Bergström), von Beruf Gynäkologin, passiert also genau dass, und Gudrun (Maria Lundqvist), Ausstellerin des unnötigen Tickets, muss sich nun erstmal einer Attacke unsauberster schwedischer Begriffe ergeben, die sicher nicht zum Standardprogramm der Volkshochschule gehören. Nun ja, trotzdem ergibt sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden Frauen, beide um die 40 – und beide allein – fast allein. Die spröde Gudrun landet im Schlepptau der neuen flotten Freundin im „Heartbreak Hotel“, einer Dise im 80er Look, wie überhaupt der ganze Film. Für Gudrun der Ausbruch aus dem Alltag, ein neues Leben, das nicht allen gefällt. Die Probleme lauern bereits…
Nutleys Bild der Mitt-40er ist hier alles andere als geprägt von Frust oder Stillstand – dazu lässt die bisweilen poppige Mischung aus Ironie und Romantik kaum Zeit. Ein seichter und voraussehbarer Film schüttelt es aus dem Rezensionswald. Eine bunte Komödie, die aber unterhält, und bei der niemand Gefahr läuft, mit dem Kiel Probleme beim Tiefgang zu bekommen. Muss ja auch mal sein.
Ab Mittwoch im Cinema!
Den würde ich mir wohl ansehen….
das is ja mal total uncool seine eigenen texte zu kommentieren… 😀
ich versuche hier etwas bewegung zu machen….da ist ein selbstgespräch probates mittel….