Do. 19.07.: Lies feed the machine! T-Keller
von am 14. Juli 2007 veröffentlicht in Filmvorführung, Theaterkeller, Vortrag

Die Berichterstattung in den Massenmedien zum G8 Gipfel in Heiligendamm war letztendlich doch genau so, wie man sie erwarten konnte: förmlich ketzerisch wurde über „den schwarzen Block“ oder „die Autonomen“ herzgezogen, wobei niemand so genau wusste, wer sich unter den schwarzen Mützen verbarg. Gut, dass die Bild das den LeserInnen erklären konnte: „Der „schwarze Block“ ist kein Verein. Er besteht aus Gruppen, die sich per Handy, SMS, Internet verabreden, häufig kennen sie sich von der Uni“ berichtete das Blatt am 4. Juni. „Wo der Wurf des Pflastersteins den koitalen Gipfelpunkt des Protest bedeutet, gilt die dürre intellektuelle Begründung nicht einmal als lohnenswertes Vorspiel“ erklärte kurz darauf der Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter bei Spiegel online. Falschmeldungen der Polizei hätten den öffentlichen Diskurs über die Proteste bestimmt, behauptet hingegen die Göttinger Ortsgruppe der Roten Hilfe.

Ein vorbildliches Beispiel dafür mag die mediale Berichterstattung über einen vermeindlichen „agent provocateur“ in einer Anti G8 Demonstration gewesen sein. Ein solcher hat die Aufgabe, sich inkognito unter die Demonstrierenden zu mischen und die Menge aufzuhetzen, letztlich zu Straftaten aufzurufen. Die Polizei behauptete freilich, keine agents provocateurs einzusetzen. Demonstrierende und Anwälte des Legal Teams vor Ort sahen das jedoch anders: ein vermeindlicher Zivilpolizist mit schwarzem Kapuzenpulli wurde ‚enttarnt‘ und in die Reihen der Polizei eskortiert. Diese Darstellung fand sich am ersten Tag auch noch so in den Medien. Einen Tag später wurde dann aber zu exakt den selben Bildern ein ganz anderes Bild gemalt: das ZDF berichtete über friedliche Demonstrierende, die den vermeindlichen „Autonomen“ aus ihrer Demo warfen. „Zeig dein Gesicht!“ haben sie dabei angeblich gerufen und sich so von „Gewalttätern“ distanzieren wollen. Der Protest war gespalten, zumindest im ZDF.

Diese Reihe liesse sich wohl beliebig fortsetzen. Was aber kann einem solchen Diskurs entgegen gesetzt werden? Die AktivistInnen der Roten Hilfe haben sich diese Frage gestellt und versuchen nun, die Wahrheit ein Stück näher ans Licht zu rücken. „Eine nachträgliche juristische und politische Aufarbeitung kann dazu dienen, eine Gegenöffenlichkeit herzustellen, in der die offensichtlichen Lügen und Falschmeldungen des staatlichen Repressionsapparates als solche entlarvt werden“ heisst es in einer Pressemeldung.

Am kommenden Donnerstag, den 19. Juli zeigt die Gruppe im Theaterkeller den Film „OP – Öffentliche Sicherheit und Ordnung“. Dieser dokumentiert die Angriffe der Polzeieinheiten auf die Großdemo gegen den G8 Gipfel in Genua am 20. Juli 2001, in deren Folge Carlo Giuliani erschossen wurde. Der Film zeigt die Strategie der AnwältInnen. Diese versuchen zu beweisen, dass die Demonstrierenden von ihrem Recht auf Notwehr gebrauch gemacht haben.

Den Bezug zum diesjährigen G8 Gipfel wird der Göttinger Rechtsanwalt Sven Adam herstellen. Er war in Heiligendamm Mitglied des Legal Teams und wird im Theaterkeller von seinen Erfahrungen während und nach dem G8 Gipfel berichten. Er wird auch erzählen, wie die zahlreichen AnwältInnen im Nachinein versuchen, gegen die rechtswidrigen Maßnamen der Polizei juristisch vorzugehen. Seine Erfahrungen schilderte der Anwalt auch bereits im Interview mit den Monsters of Göttingen.

Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 19. Juli ab 20 Uhr im Theaterkeller statt.

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4 Kommentare auf "Do. 19.07.: Lies feed the machine! T-Keller"

  1. Jack sagt:

    In der letzten Zeile muss es heißen: 19. Juli, nicht Juni (is ja schon vorbei).

  2. Rakete sagt:

    du hast natürlich recht, dankesehr

  3. Rakete sagt:

    kompetenter mann, der herr adam

  4. mr.pink sagt:

    super veranstaltung, leider hat wie immer bei den linken die anschließende diskussion gefehlt. aber es war ja schon spät und bei dem was man da hört, gilt es ja auch erstmal zu verdauen.
    ich bekomme ja immer herzrasen und einen kloß im hals wenn ich bewegte bilder aus genua sehe.

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