Rocko Schamoni und Wolfgang Müller lasen im literarischen Zentrum
von Rakete am 1. Juli 2007 veröffentlicht in Popkultur, Tipp!Das literarische Zentrum ist Göttingens einzige Institution, in der regelmässig Lesungen stattfinden. Lesungen von „Bekannten und Unbekannten“, wie der Geschäftsführer und Programmleiter Hauke Hückstädt in seiner Eröffnungsmoderation zum diesjährigen literarischen Sommerfest feststellte. So auch an diesem Abend: zu Gast waren die Autoren Wolfgang Müller und Rocko Schamoni.
Wolfgang Müller ist Punk. Ein etwas in die Jahre gekommener zwar, aber dafür ein sehr sympatischer. Er spielte seiner Zeit in der Band „die tödliche Doris“, welche er später in Weißwein auflösen sollte (Achtung: Wortwitz!). Seither hat er sich auch der nichtmusikalischen Kunst gewidmet. Was ein weiter Begriff ist: als mehrjährige künstlerische Performance begreift er auch die Gründung des ersten unoffiziellen Goethe Instituts. Nämlich dem isländischen, nachdem das Original wegrationalisiert wurde. Von diesem Institut und dem Land Island erzählte er auf dem Sommerfest frei Geschichten, wie die vom Säugetierpenismuseum in Reykjavik oder dem Rechtsstreit mit dem echten Goethe Institut, welches ihn Zwang, seines in „Walther von Goethe Foundation“ umzubenennen. Müller sang im Verlauf seines Vortrags einige „themenbezogene“ Lieder zum Playback vom Band, für die er zahlreiche Lacher und begeisterten Applaus erntete. Auch ein Blockflötensolo ohne Blockflöte fehlte hier nicht. Eine Vorstellung, die definitiv Lust gemacht hat auf sein neues Buch „Neues von der Elfenfront – die Wahrheit über Island“, welches im August erscheinen wird.
Die Stimmung im Literarischen Zentrum war heiter und gelassen. Hier trafen sie sich, die Sub- und die Popkultur: ein bunt gemischtes Publikum saß auf dem Fußboden in den unbestuhlten Räumen. Es war reichlich eng und der Gang zum Klo wurde zum Kunststück für sich. Aber auch eine leckende Klimaanlage konnte die Stimmung nicht trüben. In den Pausen wurde zur „Powerpoint Karaoke“ aufgerufen: Gäste durften hier spontan zu ihnen nicht bekannten Powerpoint Präsentationen referieren.
Dann kam Rocko Schamoni, der aus seinem neuen Buch las. Spätestens seit „Dorfpunks“, in dem er seine Jugend als „Ronny Dangerblood“ schildert, kennt man ihn als Autor mit viel Witz und Straßengrabencharme. Im Literarischen Zentrum las er aus „Sternstunden der Bedeutungs- losikgkeit“, trank dazu Becks und rauchte rote Gauloises. Schamoni lachte des öfteren über seine eigenen Sätze, was ihn durchweg sympatisch erschienen liess. Das sitzende Publikum lachte mit ihm und hatte auch allen Grund dazu: die Geschichte eines Exil-Cloppenburgers, der Jahre nach seiner Stadtflucht zu Besuch bei seinen Eltern kommt, hat Potential ein würdiger „Dorfpunks“ – Nachfolger zu werden. Der Hamburger sang während seiner Dreiviertelstunde im Gegensatz zu seinem Vorreferenten keine Lieder, obwohl er auch das, wie er in zahlreichen Musikprojekten bereits unter Beweis gestellt hat, kann. Nichts desto trotz gab’s nach der Vorstellung tosenden Applaus seitens des Publikums.
Es folgten weitere Powerpointkaraokevorstellungen, eine Liveband und schliesslich eine Aftershowparty. Das Sommerfest im Literarischen Zentrum war, abgesehen von der räumlichen Enge, eine runde und vor allem lustige Angelegenheit. Was haben wir gelacht!
und fabi war nicht da!
Neeeiiiiiiiin! Scheisse! Verpasst!
ich konnte och nicht – scheißdreck!
Hi Rakete, mußtest du früh nach Hause? Du hast die wundervolle Gustav mit elektronischer Musikpervormance und Gesang al la „Rettet die Wale / und stürzt das System“ und „lasst den Kindern ihre Meinung / oder treibt sie früher ab“ verpasst und mit keinem Wort erwähnt, Schade.
ich bin in der tat vor gustav nach hause gegangen, ja. aber „mit keinem wort“ stimmt nicht, ich sprach von einer liveband 🙂