[antifee] 10 Fragen an… Rocket Uppercut
von Rakete am 29. April 2007 veröffentlicht in Antifee, Gespräche, Tipp!Vom 15. bis 16. Juni findet in Göttingen das Antifee Festival auf dem Campus statt. Wir möchten euch die dort auftretenden KünstlerInnen vorstellen und präsentieren jede Woche ein Interview mit einer der Bands, in dem wir ihnen – vor Allem politisch – ein bisschen auf den Zahn fühlen. Alle bekommen die selben Fragen gestellt. In der vierten Woche unserer Interviewserie stellte sich Bianca von Rocket Uppercut unseren Fragen.
Wer seid ihr, was macht ihr und warum eigentlich Rocket Uppercut?
Wir sind eine Indie-Noise-Rock-Band aus Bayern, genauer gesagt aus Regensburg. Wir sind zwei Mädchen und zwei Jungs in der Band, Markus spielt Bass, Kevin ist der Gitarrist, Melli die Drummerin und ich, Bianca, bin die Leadsängerin und Keyboarderin. Tja, was wir machen… Musik! (haha). Der Musikstil sagt es eigentlich schon ganz gut, wir machen in erster Linie Rockmusik, die sich an der musikalischen Independent-Kultur orientiert, also teilweise recht schräg, gerne laut, manchmal – aber wirklich nur manchmal – etwas poppiger und ruhiger. Da independent ja unabhängig heißt, nehmen wir uns diese Freiheiten, auch mal von unserem üblichen Stil abzuweichen. Der Name „Rocket Uppercut“ kommt aus einem Computerspiel, in dem es ums Boxen geht. Dort ist er ein vernichtender Spezialschlag. Der Name passt ganz gut zu unserer Musik, die geht auch ganz stark nach vorne, „auf die Fresse“ sozusagen.
Was war für euch bislang das Highlight eurer Musikkarriere?
Puh, das beurteilt wohl jeder einzelne sehr unterschiedlich. So unglaublich viel „Karriere“ liegt ja nun noch gar nicht hinter uns, wir sind erst seit gut zwei Jahren in der Öffentlichkeit aktiv. Das Highlight schlechthin ist wohl aber der Plattenvertrag, den wir mit unserem Label „Modern Noise“ abgeschlossen haben. Infolgedessen kommt am 6. Juli unsere CD „This Beautiful Tragedy“ raus, das wird ein echtes, riesengroßes Highlight für uns sein.
Was nervt euch am meissten am Musikmachen? Und was treibt euch an?
Am Musikmachen selbst nervt eigentlich rein gar nichts. An der ganzen Bandgeschichte insgesamt nervt aber die Arbeit, die neben der Musik gemacht werden muss – booken, Promoarbeit, viel Fahrerei… Getrieben beim Musikmachen wird man eigentlich ganz von alleine, wenn man einmal drinsteckt. Die Ideen kommen und wollen raus. Und der Gedanke an den nächsten coolen Song treibt uns an. Und nicht zuletzt die Option, durch das Musikmachen dem üblichen gesellschaftlichen Wahnsinn mit 5-Tage-Woche, 8-Stunden-Tag und langweiliger Beschäftigung eines Tages entfliehen zu können.
„Politik in einem Popsong, das bleibt immer an der Oberfläche“ haben Superpunk mal gesagt. Begreift ihr euch als politische Band und glaubt ihr, dass das funktioniert?
Die Aussage von Superpunk stimmt insofern, als dass Politik nicht über einfache Parolen funktioniert. Wer glaubt, dass das so funktioniert, ist ein Populist und hat noch nichts verstanden. Wenn ich in einem durchschnittlichen Lied 3 – 6 Minuten Zeit habe, meine politische Meinung darzustellen, kann das einfach nicht sehr tief gehen. Dafür müssen zu viele Faktoren berücksichtigt werden, um eine korrekte und sinnvolle Darstellung zu erreichen. Allerdings heißt das nicht, dass es schlecht oder sinnlos ist, sich in Popsongs politisch zu äußern. Es gehört halt mehr dazu als die paar Zeilen in einem Lied. Auch für den Zuhörer. Ein Lied kann ein Mittel des „Polit-Marketings“ sein, das Ideen unters Volk bringt. Es kann als Denkanstoß oder Provokation funktionieren. Allerdings ist es gefährlich, sich auf die kurze textliche Strecke des Songs mit seiner Aussage festzulegen.
Wir sind keine politische Band in dem Sinne, dass wir uns in den Texten dauernd politisch äußern würden. Wir haben auch keine politische Message, die wir uns auf die Fahnen schreiben würden. Ich als Texterin der Band und Politologin komme aber nicht umhin, gelegentlich ein paar Statements einfließen zu lassen. Allerdings bleibe ich eher unklar, die Begründung steht oben. Ich will auch ehrlich gesagt nicht, dass sich nur Zugehörige einer bestimmten politischen Richtung mit meiner Musik identifizieren können. Das wäre traurig, denn die Musik und ihre Inhalte sollen möglichst viele Leute ansprechen. Außerdem habe ich durch die Uni und meine Arbeit bei einigen Zeitungen genug andere Möglichkeiten, mich auf angemessene Art und Weise politisch zu äußern. Außerdem kann ich nicht jedem, der meine Musik hört, meine politische Ausrichtung aufzwängen. Wenn eine Band stark politisch ist, läuft es allerdings zwangläufig so, dass sich nur Leute, die den Ansichten zustimmen, verstärkt für die Band interessieren. Oder würdest du eine Nazi-Band hören, nur weil sie einen coolen Gitarrensound hat? Bei linken Bands (und eine solche wären wir wohl, wenn wir politisch wären) ist das natürlich ähnlich, wenn auch nicht so vehement, da die politische Kultur der Linken nicht gegen elementare Menschenrechte vorgeht.
Das Antifee Festival hat einen doch recht spezifischen und vor allem politischen Charakter. Wieso spielt ihr da, was gefällt euch daran?
Die politische Aussage des Antifee Festivals trifft unsere Überzeugungen sehr genau. Dass wir uns innerhalb der Band keinen Sexismus leisten können, liegt auf der Hand. Und wie sehr wir Nationalismus zum Kotzen finden, wurde bei der letzten WM wieder richtig offensichtlich: Überall diese Deutschland-Fahnen – mich hat das irgendwie jedes Mal richtig verletzt, auch wenn ich den meisten Leuten wirklich keine nationalsozialistischen Bestrebungen unterstellen will. Aber das ging mir einfach zu weit. Die ganze Diskussion, die seit einiger Zeit stattfindet – Leitbildkultur, deutsches Selbstbewusstsein – hat viele Leute ziemlich vernebelt. Sie vergessen einfach, welche Folgen ein ausuferndes Nationalbewusstsein haben kann und speziell in Deutschland schon hatte. Auch die Wörter „Emanzipation“ und „Feminismus“ haben mittlerweile einen uncoolen Beigeschmack bekommen. Wenn man emanzipiert sein will als Frau, wird man gleich als „Mannweib“ abgestempelt oder als fauchende Zicke. Mit dem Antifee-Festival gibt es wenigstens in diesem wirren Strudel eine Veranstaltung, die sich dagegen einsetzt. Die meisten Leute, auch in der alternativen Kultur, kuschen ja mittlerweile und beugen sich dem politischen Mainstream einer „Wieder-Eindeutschung“ unserer Kultur und finden Eva Hermann ganz ok…
Im speziellen geht es um die Kritik an Nationalismus und Sexismus. Beides sind auch Themen, die in der „Musikszene“ eine Rolle spielen. Inwiefern setzt ihr als Künstlerinnen, abseits von der kreativen Betätigung, Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen in Handlung um?
Ich arbeite neben Studium und Band bei Zeitungen. Dort ergibt es sich ganz automatisch, dass man sich öffentlichkeitswirksam zu politischen und gesellschaftlichen Themen kritisch äußert. Das ist – vorläufig – meine Form der kritischen Auseinandersetzung außerhalb der Musikszene. Allerdings ist man als Frau zwangsläufig und tagtäglich bei den normalsten Dingen dazu gezwungen, sich in gewisser Hinsicht politisch zu engagieren. Die Diskriminierung wurde zwar von staatlicher Seite her abgeschafft, doch inoffiziell begegnet sie einem ständig. Insofern kritisiert und verändert man als Frau jedes einzelne Mal die gesellschaftlichen Verhältnisse, wenn man sich im Kleinen dagegen auflehnt.
Habt ihr das Gefühl, dass euer Geschlecht bei euerer künstlerischen Tätigkeit eine Rolle spielt? Wenn ja, wie macht sich das bemerkbar?
Bei der künstlerischen Tätigkeit selbst beeinflusst uns das Geschlecht überhaupt nicht. Musik machen ist ja nicht wie Gewichte heben, es ist ja nicht so, dass es messbare und genetisch bedingte Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, die sich auf die Musikalität auswirken. Allerdings spielt das Geschlecht dann eine Rolle, sobald man an die Öffentlichkeit tritt. Dort ist es immer ein Thema, egal, ob man mit Vorurteilen konfrontiert wird, oder ob es positiv aufgenommen wird. Allerdings finde ich es erschreckend. Es gibt schließlich nur zwei „Arten“ Menschen, Mann und Frau, und wenn kein Mann in einer Band spielt, wer dann? Mir kommt es so vor, als ob ein Mann auch oft als „geschlechtsneutral“ wahrgenommen wird. Es stellt ja niemand als außergewöhnlich heraus, wenn eine Band nur aus Männern besteht. Bei Frauen sticht es allerdings immer sofort ins Auge.
Die Musikszene ist sehr stark männlich dominiert, es gibt nur wenige Frauenbands. Was glaubt ihr, woran das liegt?
Das hat in der Musikszene keine anderen Gründe als in allen anderen Feldern des Lebens. Frauen trauen sich selbst zu wenig zu, und ihnen wird von den Männern zu wenig zugetraut.
Nationalismus ist wieder en vogue. Das kommt auch im Musikbereich zu Tage, sei es duch Bands wie MIA, die partout nicht verstehen wollen, warum ein neues deutsches Wirgefühl zum Kotzen ist oder durch Udo Lindenberg und Konsorten, die mit einer Deutschquote den Äther von transatlantischen Musikstücken befreien wollen. Wie steht ihr zu derlei Tendenzen und was glaubt ihr, dagegen tun zu können?
Schlimm ist das. Ich wäre heute nicht ich, würde es in Radio und Fernsehen eine Deutschquote geben. Das verdrängt so unglaublich viel von dem, was es auf der Welt gibt! Vor allem waren Kultur und Kunst schon immer dafür da, Grenzen zu überschreiten und zwischen unterschiedlichen Kulturen zu vermitteln. Welche schönere Art gibt es, sich mit einem anderen Land auseinanderzusetzen, als sich mit der Musik und den dazugehörigen Texten zu beschäftigen? Auch wenn es „nur“ Popkultur ist – man kann aus dem banalsten Text übers Nachtleben einiges über gesellschaftliche Umstände lernen. Außerdem glaube ich, dass es schlecht für die Fremdsprachenentwicklung der Jugendlichen ist. Wenn sie fast alles verstehen, was sie hören, warum sollten sie sich es noch antun, eine fremde Sprache zu lernen? Weil sie es in 15 Jahren im Job mal brauchen können? Ich kenne viele Leute, für die das ein riesiger Ansporn war, z. B. Englisch zu lernen. Keine Ahnung, was man dagegen tun kann. Es bleibt wohl nur zu hoffen, dass die Euphorie über die Globalisierung bei Politikern und Medien-Verantwortlichen auch in diesem Feld anhält.
Wir sind nun auch schon am Ende unseres letztendlich doch sehr politisch gewordenen Interviews angelangt. Wir bedanken uns recht herzlich, dass ihr euch die Zeit genommen habt und geben das letzte Wort nochmal an euch um zu sagen, was ihr schon immer mal sagen wolltet. Bis zum Juni!
Auch wenn es abgedroschen ist – das „Motto“ der EU ist doch ein toller Spruch: „Einheit in der Vielfalt.“ Es ist weder in der Musik, noch in der Politik oder im „zwischengeschlechtlichen“ Umgang nötig, seine eigene Identität der Gleichmacherei zum Opfer zu machen; wenn man sich gegenseitig in seinen Unterschieden akzeptiert und diese nicht zum diskriminierenden Ausschlusskriterium macht, und im Idealfall sogar noch voneinander lernt, kann man ein wunderbares Miteinander gestalten!
heyyyy, festival war klasse!!! weiß jmd., wie die zweite (??? ab ca. 21uhr) band am sonntag hieß, deren keyboarder als martin voegestellt wurde???? der war ja sooo niedlich *lol*!!!
„heyyyy, festival war klasse!!! weiß jmd., wie die zweite (??? ab ca. 21uhr) band am sonntag hieß, deren keyboarder als martin voegestellt wurde???? der war ja sooo niedlich *lol*!!!“
pahahahahahaha, dass ist wirklich großes kino!
p.s.: wer war dieser megaheiße typ der im info-zelt die ganze zeit so megasexy am mobiltelefon hang? der war gaaaaanz groß, megaheiß und dünn. ich bin noch ganz geflasht von dem typ!
so dünn bin ich doch gar nicht!
achja, dich hatte ich ganz vergessen. du bist auch heiß! willst du mich nicht mal ins kino einladen? und der andere lange am besten auch!
@ John K.Doe:
„p.s.: wer war dieser megaheiße typ der im info-zelt die ganze zeit so megasexy am mobiltelefon hang? der war gaaaaanz groß, megaheiß und dünn. ich bin noch ganz geflasht von dem typ!“
– also wenn du mich fragst, der ist ne Nummer zu groß für dich. Aber du hast nen guten Geschmack, mus Ich schon sagen.
ich habe den besten geschmack! den allerbesten!