Die Blumenkamp Story – Göttinger Verlegerin setzt auf populäre Sachbücher
von am 8. Januar 2007 veröffentlicht in Popkultur

Die Göttingerin Katrin Blumenkamp ist 27, hat einen eigenen Verlag gegründet und ist somit zwar nicht die jüngste, wohl aber eine der jüngeren Verlegerinnen Deutschlands. Neben dem Alter der Gründerin zeichnet sich der blumenkamp verlag aber vor Allem durch eines auch: die Bücher waren alle schon einmal da. Das ist Firmenphilosophie. Gerade erscheint das zweite Buch (wieder), „Die Sneaker Story“ von Christoph Bieber.

Nachdem Katrin verschiedene Praktika und ein Volontariat im Verlagswesen absolviert hat, bekam sie Lust, ihr eigenes Ding fernab von Verlagshierachien durchzuziehen. Sie verkaufte ihr rotes Auto und gründete ihren eigenen kleinen Verlag. Der blumenkamp verlag hat es sich zum Ziel gemacht, spezielle Sachbücher, die bereits vergriffen sind und vom alten Verlag nicht mehr neu aufgelegt werden, weiterhin zugänglich zu machen. Für Großverlage, so scheint es, lohnt sich eine Neuauflage in vielen Fällen nicht mehr und manche Bücher können so nach nicht allzu langer Zeit bereits vergriffen sein. „Deshalb, weil Literatur dem Leser zugänglich bleiben soll, und zwar über einige Monate hinaus, wurde im September 2005 der blumenkamp verlag gegründet“ schreibt sie auf der Verlagshomepage. Hochwertige Sachbücher möchte man verlegen, thematisch alle im Bereich des zeitgenössischen Kultur- und Medienbetriebs.

Wir waren Space Invaders

Das erste Buch, was im blumenkamp verlag neu aufgelegt wurde, war „Wir waren Space Invaders“ von Mathias Mertens und Tobias O. Meißner. Es erzählt die Kulturgeschichte der Computerspiele – von der Pionierzeit in den fünfziger Jahren über Arcade-Ära, Atari-Fieber und C64 Kult bis zum Ego-Shooter des 21. Jahrhunderts. Die Tatsache, dass dieses Buch beim ersten Verlag schnell vergriffen und selbst gebraucht nicht mehr erhältlich war, war so etwas wie die Initialzündung zur Gründung des Verlags. Heute, ein knappes dreiviertel Jahr später zieht Katrin eine positive Bilanz: „Die Veröffentlichung hat sich auf jeden Fall gelohnt. Klar, das war viel Arbeit, aber die erste Auflage ist fast ausverkauft und ich werde bald nachdrucken. Meines Wissens ist „Wir waren Space Invaders“ immer noch die einzige deutsche Computerspielgeschichte und es gibt eine Menge Leute, die sich für dieses Thema interessieren.“

Die Sneaker Story

Das zweite Buch ist gerade wiedererschienen: „Die Sneaker Story“. Auch hier wird eine Geschichte erzählt. Die der Turnschuhe nämlich, die im Laufe der Jahrzehnte zu Sneakern wurden. Unter dem Untertitel „Der Zweikampf von Adidas und Nike“ versucht der Autor Christoph Bieber eine kulturwissenschaftliche Analyse. Dabei soll es sich nur teilweise um ein Buch über Sport und auch nur teilweise um eins über Schuhe handeln. Vielmehr sollen unterschiedliche Entwicklungen aufgezeigt werden, die in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts von den Schuhen, die mittlerweile viel mehr als nur Sportausrüstung sind, beeinflusst wurden.

Die „Sneaker Story“ war wie auch „Wir waren Space Invaders“ vorher bei einem großen Verlag. Da am Ende aber nur noch einige hundert Exemplare verkauft wurden, hat es sich für diesen Verlag nicht mehr gelohnt, das Buch nachzudrucken. So konnte man es nicht mehr kaufen. Im November ist es dann in einer leicht veränderten Neuauflage im blumenkamp verlag erschienen.

„Best Of Literarisches Zentrum Göttingen“

Bereits im März wird mit „Das begehbare Feuilleton. Gespräche und Berichte aus dem Kulturbetrieb“ das dritte Buch erscheinen, in diesem Fall keine klassische Wiederveröffentlichung. Darin finden sich Gespräche mit Schriftstellern (z.B. Wilhelm Genazino), Schauspielern (z.B. Dieter Pfaff), Filmemachern (z.B. Caroline Link), bildenden Künstlern (z.B. Jonathan Meese) oder anderen Kulturschaffenden, die in den vergangenen Jahren im Literarischen Zentrum zu Gast waren. Zusätzlich zu den Texten der KünstlerInnen soll jeweils noch einen persönlichen Artikel eines anderweitig beteiligten, wie des Moderatoren oder eines anderen Mitarbeiters des Literarischen Zentrums zu finden sein.

Lesung, Gespräch und – viele Schuhe

Passend zum Thema wird das Buch mit den Sneakern, die früher Turnschuhe waren übrigens im „Big Lebowski“ in der Weender Landstr. 61 vorgestellt. Moderiert wird die Veranstaltung unter dem Motto „Lesung, Gespräch und – viele Schuhe“ wiederum vom Autor von Space Invaders, Mathias Mertens. Und zwar am 18. Januar 2007 um 20:30 Uhr. Weitere Infos zum blumenkamp verlag gibt es unter www.katrin-blumenkamp.de

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