Literarisches Zentrum

Kein kritischer Dialog mit Rainer Langhans
21. September 2008

Am 21. September war neben anderen Zeitzeugen der 68’er Rainer Langhans im Literarischen Zentrum zu Gast, um über 1968 und die Folgen zu diskutieren. Die Einladung Langhans hatte im Vorfeld für Wirbel gesorgt, mehrere politische Gruppen forderten die Ausladung des Kommune-1-Bewohners oder die Absage der Veranstaltung. Sie werfen Langhans NS-Relativierung und Frauenfeindlichkeit vor. Der von den Veranstaltern versprochene kritische Dialog blieb aus, Protest beschränkte sich auf das Verteilen von Flyern.


Mi. 27.02.: Heinz Kattner im Literarischen Zentrum
22. Februar 2008

Die Literatur unserer Gegenwart ist ein Meer hoher Erwartungen. Darauf die aufgeblähten Dampfer der Storyteller, die Federkielyachten, die ausgeklügelten Tri- und Katamarane der sich kränkenden Avantgarde und jede Menge Seelenverkäufer. Aber selten machen wir etwas aus wie einen Opti-Segler auf hoher See: eine Nussschale mit hemdgroßem Segel, ein Weltminiatur-Vehikel, ein Dingi der Möglichkeiten. Heinz Kattner hat eine Form, die man vergessen glaubte und sonst nur bei Henri Michaux und Philippe Jaccottet finden konnte, wiedergewagt. Der jackentaschenschmale Sammelband lyrischer Prosa gehört zu den unerhörtesten Neuerscheinun-gen der letzten Jahre („Als riefe jemand den eigenen Namen“). Und so wie die Dinge stehen, darf es als Auszeichnung gelten, dass das kaum bemerkt wurde. Ähnlich dem Opti-Segler – form follows function – verfolgt Kattners Schreiben die hohe Kunst der Vereinfachung. Die äußere Welt drückt unvermittelt auf den Schreibkiel. Eine Wahrnehmung, die entblößt scheint: »Es ist nicht das Schöne, aus dem er das Schöne ersehnt.« Die Literaturkritikerin Insa Wilke (Berlin) tritt mit dem Autor zahlreicher Gedichtbände, dem ingeniösen Herausgeber der 25-bändigen „Lyrik Edition“ sowie dem Mini-Cooper-Passionisten und traumreichen Golfspieler ins Gespräch. [Pressemitteilung des Literarischen Zentrums] Abendkasse € 6,50 regulär/ 4,50 ermäßigt


Sa. 26.01.: Robert Thalheim im Literarischen Zentrum
21. Januar 2008

Am Ende kommen Touristen – dieser Film mit dem zunächst sehr wenig assoziativen Titel erzählt von den Erlebnissen und Problemen des jungen Deutschen Sven, der seinen Zivildienst in einer Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Polen macht – genauer gesagt in Oświęcim, dem Ort, der unter seinem deutschen Namen Auschwitz traurige Berühmtheit erlangte. Diese Stelle stand auf Svens Wunschliste nicht ganz oben – war aber die einzige, die er noch bekommen konnte. Sven soll sich unter anderem um den eigenwilligen KZ-Überlebenden Krzemiński kümmern, ihn zur verhassten Krankengymnastik bringen und zu Zeitzeugengesprächen begleiten. Er wird nicht nur mit neuen Aufgaben, einer fremden Sprache und der historischen Bedeutung des Ortes konfrontiert, sondern auch mit der eingespielten Routine der Vergangenheitsbewältigung. Als er auf die polnische Dolmetscherin Ania trifft und sich in sie verliebt, lernt er das Leben in Oświęcim jenseits der Begegnungsstätte kennen. Auf einer höheren Ebene beschäftigt sich der Film mit den Herausforderungen heutiger Gedenkstättenpolitik, dem heutigen Polen und dem deutsch-polnischen Verhältnis. Im Mittelpunkt des Films stehen die Fragen, wie Gedenken an einem solchen Ort aussehen, wie Erinnerung wach gehalten und wie diese Geschichte vermittelt werden kann. Wer mehr über den Film erfahren möchte, findet hier eine ausführliche Rezension. Robert Thalheim, der Regisseur des Films,
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Mi. 28.11.: Dénes Törzs – Der letzte Ansager im Literarischen Zentrum
23. November 2007

Dénes Törzs. Kennste nich? Kennste doch! Dénes Törzs war einer der ersten und gleichzeitig einer der letzten seiner Art. Dénes Törzs war Fernsehansager. Fast drei Jahrzehnte, von 1977 bis 2004, füllte er als Programmmoderator beim NDR die Sendepausen und wies auf „die nun folgende Sendung“ hin: Sesamstraße, Sandmännchen oder Dinner for One. Dénes Törzs wurde so zum alltäglichen Abendbegleiter einer ganzen Generation. Man mochte ihn, nie war er zu aufdringlich, immer nett, nie zu jung für die Alten, immer hip genug für die Jungen. Am Mittwoch ist er ab 20 Uhr auf dem Podium des Literarischen Zentrums zu Gast. Die Moderation übernimmt der Göttinger Medienwissenschaftler Wilfried Scharf.


Fr. 02.11.: Jodie Fosters Stimme und acht Autoren der Langzeittherapie
28. Oktober 2007

Synchronisation von Filmen ist eigentlich ein Verbrechen! Natürlich auch ein Sieg der Bequemlichkeit – aber eben auch in den meisten Fällen ein großer Verlust für den Film an sich. Manchmal sind es die holprigen Übersetzungen, manchmal, wie im Falle der Dogma-Filme, geht der ganze Charakter durch den ganz speziellen Originalton flöten. Und manchmal gewöhnt man sich regelrecht an Synchronstimmen. Beispiele?! Wie wäre es mit der Stimme Robert DeNiro oder Michael Douglas – oder Jodie Foster! Hansi Jochmann ist weniger bekannt als ihre Stimme, die sie nun seit Jahren Jodie Foster leiht. Am Freitag ist Hansi Jochmann im Literarischen Zentrum als Gast eingeladen, gemeinsam mit acht Autoren – allesamt Patienten der Langzeittherapie. Bei der Suche nach besonderer Literatur hat man unter diesen Autoren Stoff gefunden, der neben den Bedürfnissen des Literaturmarktes existiert. Inhalte, die sich vielleicht nicht schon auf den ersten 10 Seiten entfakten. Am Freitag, ab 19:30 Uhr im Literarischen Zentrum.


Knarf und der 10 Punkteplan
21. September 2007

„Und jetzt bitte das Mobiliar im Rhythmus zur Musik zertrümmern!“ Mit dieser Aufforderung von Knarf Rellöm an das Publikum beginnt der Abend mit Dota und Knarf im Literarischen Zentrum. Das Publikum dürfte etwas irritiert gewesen sein, auch als sich die Statements von Knarf gegen Deutschland häuften. Denn am Dienstagabend trafen sich zu einem großen Teil die „jungen Intellektuellen“ im Literarischen Zentrum. Oder zumindest die, die sich dafür halten. Gemeint sind Germanistik StudentInnen zwischen 25 und 30 Jahren, die sicher zu einem großen Teil noch immer ihre schwarz-rot-gelben Laola-Blümchenketten von der WM an der Wand hängen haben.


Do. 20.09.: Martin Mosebach im Literarischen Zentrum
15. September 2007

Insa Wilke, Autorin für die Frankfurter Rundschau, im Gespräch mit dem Schriftsteller Martin Mosebach. Ein Autor mit einem außergewöhnlichen breitem Œuvre. Im Feuillton kann sich manch Autor kaum entscheiden, ob Mosebach nun Konservativ, nobel-lässig oder einfach nur ornamental ist. Mosebach kommt aus Frankfurt am Main, seine Heimatstadt, für die Mosebach alles andere als nur schöne Worte fand. Seine Hassliebe taucht mannigfaltig auf, in den verschiedensten seiner Werke. In „Mein Frankfurt“ war Mosebach mehr als direkt: „Es gehört zu meinem besonderen Verhältnis zu meiner Geburtsstadt Frankfurt am Main, dass ich sie als eine der verdorbensten und hässlichsten Städte Deutschlands erlebe und in meiner Phantasie und in meinem inneren Bild von der Stadt an sie als eine der schönsten Städte denke, die ich kenne.“. 2007 wurde Martin Mosebach mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnet. Am Donnerstag ist er zu Gast im Literarischen Zentrum. Ab 20 Uhr.


Di. 18.09.: Dota und Knarf im Literarischen Zentrum
13. September 2007

Knarf trägt manchmal ganz gerne hauteng – hautenge Fischkostüme zum Beispiel. Der Elektro-Punker nimmt sich nicht immer „bierernst“, trotzdem verfolgt er mit seiner Musik nicht nur das Ziel, sein Publikum zu bespaßen. Ein bißchen politischer Anspruch ist auch dabei. Die Kleingeldprinzessin Dota scheint auf den ersten Blick das genaue Gegenteil: mit sanfter Stimme und eher ruhigen Klängen präsentiert sie sich auf der Bühne. Doch auch für sie ist die Musik kein unpolitisches Vorhaben. Aber neben der Musik und den Inhalten geht es gerade bei Liedermachern wie Dota auch nicht zuletzt um das Spiel mit der Sprache. Was den Beiden wichtig ist mit ihren Auftritten zu vermitteln und welchen literarischen Anspruch sie an ihre eigenen Texte stellen, darüber sprechen sie am Dienstag um 20 Uhr im Literarischen Zentrum mit Martin Büsser.


Mi. 11.07.: „Die Kinder von Golzow“ – oder Drehbuch mit Wende
8. Juli 2007

„Die Kinder von Golzow“ ist ein wirklich bemerkenswertes Ergebnis Jahrelanger Dokumentarfilmarbeit von Barbara und Winfried Junge. Seit 1961 begleiten die Filmemacher eine Reihe Schicksale, die alle ihren Anfang in einer Schule in Golzow nehmen. Ein sicherlich interessanter Abend im Literarischen Zentrum „Die Kinder von Golzow“ – oder ein Drehbuch Wende. Hauke Hückstädt im Gespräch mit Barbara und Winfrid Junge. Beginn 20 Uhr. Mehr über „Die Kinder von Golzow“ hier.


Sa. 30.06.: Rocko Schamoni und Wolfgang Müller im Literaturzentrum
28. Juni 2007

Wolfgang Müllers Karriere beginnt mit einer Sammlung von Spickzetteln. Müller ist ein Kind der 80er, Schamonie auch. Beide sind Kinder von Punkrock und Kunst. Müller war ber der tödlichen Dosis, und Schamonie ist aus dem, was oft mit Hamburger Schule bezeichnet wird, auf die sympathischere Art und Weise allerdings, schwer wegzudenken. Künstlerisch tanzen beide auf verschiedenen Partys, und keiner von beiden macht halbe Sachen. Tränen fließen vor Lachen und verschmitzter Melancholie, so man Schamonies Dorfpunks liest. Tränen lachte ich, als Schamonie vor Jahren mal zusammen mit Jack Palminger Sexualität anhand von Möbeldias erklärte. Beide Autoren typische Vertreter einer Literatur, einer Kunst, die im wechselseitigen musikalischen Kontakt steht. Eine schöne Tradition – keine Popliteratur, Punkliteratur! Es gibt keinen Grund, das dieser Abend ein trauriger wird!