Demonstration zum Internationalen Frauen*kampftag

Unangemeldet gegen Antifeminismus und Rassismus
von am 9. März 2015 veröffentlicht in Demonstration, Soziale Bewegungen, Titelstory

Am Samstag zogen am internationalen Frauen*kampftag bei einer unangemeldeten Demonstration 120 Menschen ungehindert durch Göttingen. Sie setzten damit ein Zeichen gegen Antifeminismus, Rassismus, Homo- und Transphobie.

Im Anschluss an eine Kundgebung des DGB kamen zu einem Aktionstag des „Bündnisses 8. März“ am Göttinger Gänseliesel über 120 Aktivist_innen zusammen. Höhepunkt der Aktionen bildete eine unangemeldete Demonstration durch Göttingen. Diese zog mit einem lila-schwarzen FLTI*-Block an der Spitze lautstark durch die Stadt.

Noch während der stationären Kundgebung hatten Passant_innen die Möglichkeit auf weiße Luftballons am alten Rathaus Erfahrungen mit Alltagssexismus zu schreiben. Diese wurden unter der Devise „Das Patriarchat zum Platzen bringen“, kurz bevor sich die spontane Demonstration bildete, zerstochen.

Zu diesem Aktionstag stand der internationalistische Charakter des 8. März im Vordergrund. Er folgte dem Motto: „Grenzenlos feministisch kämpfen – Gegen Antifeminismus und Rassismus/ feminist fighting beyond boundaries – against antifeminism and racism“.

Internationalistisch und gegen Männerbünde

Die Demonstration zog ungewöhnlicher Weise aus der Innenstadt heraus, vorbei am Café Kabale zum Kolonialdenkmal an der Kreuzung Geismar Landstraße/ Friedländer Weg. Das Denkmal erinnert „in Dankbarkeit und Treue“ an Soldaten der Kolonialtruppen, die 1904 am Genozid an den Herero und Nama in Namibia beteiligt waren. Während eines Redebeitrags an dieser Stelle war das Denkmal mit einem Transparent verhängt. Dabei sollten die Opfer, nicht die Täter, des weiß-deutschen Kolonialismus im Vordergrund stehen.

Mit Rufen wie „Feuer und Flamme dem Patriarchat, gegen Mackerattitüde und gegen jeden Staat“ und „Küche, Ehe, Vaterland. Unsere Antwort: Widerstand“ machte sich die Demo Luft.

Vor der Verbindung Verdensia stoppte der Zug. Ein Redebeitrag berichtete von sexistischen Übergriffen und von Angriffen durch Verbinder auf Linke im vergangenen Jahr. Aus der Demonstration flogen Gegenstände auf das Verbindungshaus. Die sich im Garten aufhaltenden Burschenschafter wurden von der Polizei auf ihrem eigenen Grundstück massiv davon abgehalten, die Demo anzugreifen. Mitglieder der Landsmannschaft Verdensia feiern zum 8. März ihr Gründungsfest. Dies am internationalen Frauen*kampftag zu feiern, wurde in dem Redebeitrag als Provokation empfunden.

Der Aktionstag sollte die Aktualität feministischer Kämpfe in verschiedenen Aspekten herausstellen: Neben Kritik an der Kürzung der Mittel für den Göttinger Frauennotruf, stand insbesondere Antifeminismus und Rassismus rechtspoplustischer Bewegungen in Deutschland im Vordergrund. Denn sowohl die Pegida-Bewegung, als auch die Alternative für Deutschland tragen mit ihrem „Kampf gegen Genderismus und Political Correctness“ verklausulierten Antifeminismus und Rassismus auf die Straße, wie in Redebeiträgen und einer Pressemitteilung der Grünen Jugend angesprochen wurde.

Der internationalistische Charakter des 8. März wurde unter Anderem in einem Redebeitrag des Verbandes kurdischer Studierender YXK hervorgehoben: Eine Rednerin der Göttinger Gruppe beschrieb die Situation von Frauen* in Syrien und den kurdischen Gebieten unter der Herrschaft des IS. Sie hob hervor, wie Frauen* in Rojava ihre Räume verteidigen.

Unter lautem Beifall ging die Demonstration am Nabel in der Innenstadt auseinander. Eine Aktivistin kommentierte: „Das war ein starkes Gefühl das durchgezogen zu haben. Für uns war von vornherein klar, dass diese Demo nicht angemeldet wird. Am Frauen*kampftag können wir uns den Raum einfach nehmen!“

Der Demo gegenüber hielt sich die Polizei sehr zurück und beschränkte sich darauf, den Verkehr zu regeln. Zur Teilnahme am Aktionstag hatte insbesondere die Göttinger Grüne Jugend aufgerufen.

Weitere Fotos bei linksunten (Facebook-Link)


 

Update:

Im originalen Artikel wurde im zweiten Abschnitt nach der Zwischenüberschrift „Burschenschaft“ in „Verbindung“ und „Burschenschafter“ in „Mitglieder“ geändert. Vielen Dank für die Hinweise in den Kommentaren. Im vierten Abschnitt nach der Zwischenüberschrift wurde „wie in Redebeiträgen und einer Pressemitteilung der Grünen Jugend angesprochen wurde“ angefügt, um die Aussage klarer zu markieren. Im letzten Satz wurde der Teilsatz „und aggressive Burschenschafter der Verdensia zurückzuhalten“ in Bezug auf den Polizeieinsatz gestrichen. Dies wird schon weiter oben im Artikel klar.

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