Guerrilla Gardening-Aktion

Neuzugang auf Göttinger Grünflächen
von am 11. Juni 2013 veröffentlicht in Soziale Bewegungen

Cannabis-Aktion: Hanfpflanze wächst auf dem Wilhelmsplatz (Foto: MoG)

Göttinger Grünflächen wurden in diesem Frühling erneut Ziel einer Guerrilla Gardening-Aktion. Unbekannte haben im gesamten Stadtgebiet Hanfsamen ausgesät, die dieser Tage allmählich in Form kleiner Cannabispflanzen sichtbar werden. Ziel der Aktion sei „Protest gegen die restriktive Drogenpolitik“. Unter dem Namen „Einige Autonome Blumenkinder“ veröffentlichten die Aktivist_innen ein Bekenner_innenschreiben im Internet.

Mehrere Kilo Samen größtenteils THC-armer Sorten von Cannabis wollen die Aktivist_innen im Stadtgebiet verteilt haben. Wo, das verraten sie in ihrem auf Indymedia Linksunten veröffentlichten Schreiben nicht. Dafür legen sie ausführlich den Zweck der Aktion dar. Man wolle auf die Nützlichkeit von Hanf und die Problematik der restriktiven Drogenpolitik aufmerksam machen, und befürworte die Legalisierung der Pflanze: „Eine legale [sic!] Verkauf von Cannabisprodukten, zum Beispiel in Apotheken oder Coffee-Shops, würde die Möglichkeit einer kontrollierten Abgabe schaffen.“

Übertriebene Gefahren

Die Gefahren des Konsums sehen die Blumenkinder entspannt: „Jede*r Dritte hat schon einmal gekifft, Cannabis ist die verbreitetste illegale Droge Deutschlands.“ Und weiter: „Dabei gibt es keinen triftigen Grund, warum Cannabis, anders als Alkohol, nicht legal gekauft werden kann: Die These, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist, ist Schwachsinn und wissenschaftlich längst widerlegt worden, wie selbst das durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verteilte Info-Heftchen „Cannabis – Basisinformationen“ feststellt.“ Mit staatlichen Informationen gegen staatliche Verbote.

Selbst die HNA berichtete vor einigen Tagen über die Aktion, und stellte einen Zusammenhang mit dem „Fuck You“-Schriftzug her, der neben einigen Cannabis-Trieben die Beete auf dem Wilhelmsplatz ziert. Ob dieser Scherz ebenfalls auf das Konto der Autonomen Blumenkinder geht, ist unklar. Klar ist aber: In der Vergangenheit hat es bereits sehr ähnliche Aktionen mit Cannabis gegeben. So wuchsen 2012 einige Hanfplanzen im Kreuzbergring auf fast einen halben Meter Höhe heran, ehe die Stadt sie entfernen konnte. Zu dieser Aktion bekennen sich die Aktivist_innen zwar nicht, doch sie beziehen sich positiv darauf. Man sehe sich „in Tradition mit den Hanf-Aussaat Aktionen der letzten zwei Jahre.“

Grüne Unterstützung

Bei der Grünen Jugend Göttingen stößt die Begrünung auf Zustimmung. In einer Pressemitteilung solidarisiert sie sich mit der Aktion und bezeichnet sie als „weiteren kreativen Schritt im Kampf für die umfassende Entkriminalisierung von Hanfanbau und den Konsument*innen.” Die größten Probleme mache der Staat, indem er das Hanf kriminalisiere: „Die Richtlinien für den Anbau von selbst THC-freiem Hanf sind derzeit so restriktiv, dass auch das harmlose Guerilla Gardening als kriminell gilt.“

Da haben sie recht. Das Betäubungsmittelgesetz stellt Anbau, Herstellung, Handel, Einfuhr, Ausfuhr, Abgabe, Veräußerung, sonstige Inverkehrbringung, Erwerb und Besitz von allen Pflanzenteilen und Saatgut von Hanf unter Strafe – oder unter eine Genehmigungspflicht in Ausnahmefällen. Das Ausbringen von Hanfsaaten auf öffentlichen Flächen ist demnach eindeutig eine Straftat, sofern keine Sondergenehmigung vorliegt. Die Grüne Jugend hat damit offenbar kein Problem. Sie hat einen Fotowettbewerb ausgerufen, um die Aktion mit zusätzlicher Öffentlichkeit zu unterstützen.

Die Stadt hat unterdessen Anfang der Woche die Beete auf dem Wilhelmsplatz neu bepflanzt. Ein Mitarbeiter mit Harke in der Hand bestritt gegenüber MoG jedoch den Zusammenhang mit Cannabispflanzen oder dem „Fuck You“-Schriftzug im Rundbeet. Vielmehr würden routinemäßig Sommerpflanzen in die Beete gesetzt.

 

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