Spontane Gedenkdemonstration

Wut und Trauer nach Suizid eines Asylbewerbers
von am 29. Mai 2013 veröffentlicht in Kurzmeldungen

Am Dienstag hat sich ein Asylbewerber im Flüchtlingslager in Eisenhüttenstadt, der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber_innen in Brandenburg, das Leben genommen. Der 21-Jährige Mann ist aus dem Tschad nach Deutschland gekommen und sollte heute nach Italien abgeschoben werden. Etwa 150 Demonstrant_innen bekundeten auf einer unangemeldeten Spontandemonstration durch die Göttinger Innenstadt ihre Wut und Trauer über den Suizid.

Der junge Mann habe es nach zwei Monaten Aufenthalt in dem Flüchtlingslager nicht mehr ausgehalten. Teil des Lagers dient als Abschiebegefängnis, in dem abgelehnte Asylbewerber_innen gesammelt und direkt abgeschoben werden. Die Demonstrant_innen betonten, dass eine „Atmosphäre der Angst“ in dem Lager herrsche, da die Zustände menschenunwürdig seien: Überfüllte Räumlichkeiten, mangelnde Hygiene, medizinische Mangelversorgung, rassistische Betreuer_innen, Residenzpflicht und die ständige Angst vor der Abschiebung entsprächen der alltäglichen Situation der Betroffenen. Auch sei der Suizid in Eisenhüttenstadt keine Ausnahme. Erst vor kurzem hatte eine in Göttingen lebende Person, die in den Kosovo abgeschoben werden sollte, gedroht sich das Leben zu nehmen. Der Aufenthalt wurde vorerst für sechs Monate verlängert.

Die Demonstration begann um 17 Uhr am Jacobikirchhof und endete nach einem zügigen Stadtrundgang gegen 18 Uhr vor dem Göttinger Landkreis, in dem sich die Ausländerbehörde befindet. Einzelne Einsatzwagen der Polizei begleiteten die Demonstration.

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2 Kommentare auf "Wut und Trauer nach Suizid eines Asylbewerbers"

  1. Zetkin sagt:

    Der Begriff „Selbstmord“ sollte vermieden werden, da er eine starke moralische Wertung beinhaltet.
    Zitat Wikipedia: „Das Wort Suizid wird in der modernen Wissenschaftssprache bevorzugt. Es gilt als sprachlich neutral; ebenso der Begriff Selbsttötung. Selbstmord kann tabuisierend, stigmatisierend und/oder kriminalisierend rezipiert werden; Freitod als heroisierend.“

    Gerade vor dem Hintergrund, dass eine Person durch die Repressalien des deutschen Abschiebestaates in den Tod getrieben wurde, sollte der Begriff „Selbstmord“, der das Opfer moralisch diskreditiert, vermieden werden.

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