Interview mit Ira Atari

„Ich fühle mich in der Gay-Szene sehr wohl“
von am 11. Juni 2012 veröffentlicht in Antifee, Gespräche

Ira Atari dürfte allen ein Begriff sein, die sich für Elektropop der Audiolith-Schule begeistern können. „Zwischen Dancefloor, Electro- und Synth-Pop, Disco und New Wave ist ihr mit ‚Shift‘ ein überraschend eigenständiges und charmantes Album gelungen“, schrieb man zuletzt über ihre LP Shift. Genau das Richtige für die Antifee-Bühne finden auch wir, und haben uns mal mit ein paar Fragen an sie gewandt. Das Interview haben wir per e-mail geführt.

Monsters: Stell Dich doch bitte kurz vor. Wer bist Du, was machst Du, warum und wie lange schon?

Ira Atari: Mein Name ist Ira Atari. Ich bin Sängerin und habe klassisches Klavier studiert, komme aus der Nähe von Kassel und bin vor Kurzem nach Berlin gezogen. Mit 14 Jahren habe ich mich dazu entschieden Musikerin zu werden. Seit 2008 bringe ich meine Songs u.a. bei Audiolith Records raus.

Monsters: Die Musikszene ist wie viele andere gesellschaftliche Bereiche von Männern dominiert. Was glaubst Du, woran das liegt?

Ira Atari: Das weiß ich leider auch nicht. Es ist kein bequemes Geschäft und es ist mühsam sich etwas aufzubauen. Ich kann verstehen, wenn man – egal ob Mann oder Frau – darauf keine Lust hat. Die Tatsache, dass das Musikgeschäft ein Männergeschäft ist, macht es für eine Frau nicht einfacher. Männer trinken nach einem Streit ein Bier und alles ist vergessen. Das ist toll, aber ich mag leider kein Bier. Ich habe mittlerweile ein dickes Fell bekommen. Das hat aber auch sehr lange gedauert und ich habe viel Mist durchmachen müssen. Jetzt arbeite ich endlich mit Leuten zusammen, die ich wirklich schätze und die mir ein gutes Gefühl geben. Das alles brauchte Zeit. Jetzt bin ich über 30 und für eine Frau im Musikgeschäft bestimmt zu alt. Haha, man hat’s nicht leicht und frau erst recht nicht. Lol. Ich bleibe trotzdem mutig.

Monsters: Hast Du selbst den Eindruck, dass Dein Geschlecht bei Deiner künstlerischen Tätigkeit eine Rolle spielt, und wenn ja, inwiefern?

Ira Atari: Puh… Also wie oben beschrieben hätte ich es als Mann im Musikgeschäft bestimmt leichter, aber ich finde es trotzdem gut, eine Frau zu sein.

Monsters: Das Antifee-Festival, auf dem Du in Kürze auftreten wirst, legt ja großen Wert auf sein politisches Selbstverständnis. Die Veranstalter_innen achten auch bei der Auswahl der Bands auf solche Kriterien. Inwiefern begreiftst Du das was Du auf der Bühne tust als politisches Projekt?

Ira Atari: Ich freue mich auf jeden Fall, dass ich dabei sein darf. In erster Linie bin ich Musikerin – ich bin keine Politikerin, kein Model, keine Entertainerin, keine Managerin, keine Geschäftsfrau usw… Ich bin einfach Musikerin. Ich mache Musik, weil ich mich mit 14 Jahren dazu entschieden habe Musikerin zu werden. Dass ich als Musikerin die Möglichkeit habe politische Aktionen zu unterstützen und meine Fans zu mobilisieren, ist natürlich großartig. Für mich gilt es, sich gegen Nazis zu stellen und sich zu engagieren wann und wo es nur geht, für Toleranz gegenüber Homosexuellen zu kämpfen, sich dafür einzusetzen, dass es den Kindern dieser Welt besser geht.

Monsters: War Dir das Festival schon vorher bekannt? Was hältst Du überhaupt von dem Versuch, eine solche Veranstaltung mit antisexistischem Anspruch zu verbinden?

Ira Atari: Ich finde es ganz toll und wichtig, bei so einem Festival zu spielen. Ich habe schon Auftritte erlebt, bei denen es ‚Ausziehen‘-Rufe aus dem Publikum gab und habe mir dann gewünscht, auf der Bühne irgendwie “geschlechtslos“ zu sein. Deshalb fühle ich mich in der Gay-Szene sehr wohl – obwohl ich selbst nicht gay bin – einfach, weil die klassischen Geschlechterrollen aufgelöst sind und weil dort ‚Ausziehen‘-Rufe nicht vorkommen. Natürlich will aber nicht ausschließlich in der Gay-Szene als das wahrgenommen werden was ich bin – nämlich Musikerin – und deshalb finde ich es sehr gut, auf einem antisexistischen Festival zu spielen.

Monsters: Was hast Du für Erwartungen an das Festival?

Ira Atari: Ich freue mich sehr auf euch und glaube, dass ich mich sehr wohl fühlen werde.

Monsters: Vielen Dank für das Interview. Das letzte Wort gehört Dir…

Ira Atari: It’s a party.


Ira Atari – Back To Zero

Weitere Informationen findet ihr auf Ira Ataris Website und auf www.antifee.de.

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