Evakuierung

Fliegerbombe in Göttingen entschärft
von am 26. April 2011 veröffentlicht in Polizei & Justiz

In Göttingen wurde am Dienstagabend erneut eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft. In einem Radius von 1 Kilometer um den Fundort in der Güterbahnhofstraße wurden die Bewohner_innen evakuiert. Etwa um 1:20 Uhr nachts wurde Entwarnung gegeben.

Die Fliegerbombe war am Nachmittag bei speziellen Bodenuntersuchungen entdeckt worden. Weil das Grundstück in der Güterbahnhofstraße bebaut werden soll, wurde es vor Beginn der Bauarbeiten auf mögliche Bomben aus dem zweiten Weltkrieg untersucht. Noch am späten Nachmittag hat der Kampfmittelräumdienst aus Hannover dann den Sprengkörper untersucht. „Die Fünfzentnerbombe hat einen Aufschlagzünder, der an der Vorderseite angebracht und als nicht so gefährlich zu qualifizieren ist“, sagte Göttingens erster Stadtrat Peter Suermann am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz. „Es gibt aber auch noch eine Rückseite, an der eine Qualifizierung noch nicht möglich gewesen ist, sodass man dort mit ganz besonderer Vorsicht agieren muss.“

Zwischenzeitlich befürchteten die Rettungskräfte, dass es sich bei der zweiten Zündvorrichtung um einen Säurezünder hätte handeln können. Während ein Aufschlagzünder ohne größere Risiken entschärft werden kann, gilt die Arbeit an einem Säurezünder als unberechenbar und gefährlich. Bei der Explosion einer Fliegerbombe auf dem Göttinger Schützenplatz im vergangenen Juni handelte es sich eine solche Sprengvorrichtung. Drei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes verloren damals ihr Leben.


Polizeidirektor Hujahn, Stadtrat Suermann, Feuerwehrchef Schäfer

Erst um 1 Uhr nachts war klar, dass es sich nicht um einen Säurezünder handelte. Bevor das Wohngebiet um den Fundort herum nicht evakuiert war, sollte der Blindgänger nicht angefasst werden. „Sobald der Sprengmeister weitere Informationen hat, entscheidet sich, ob die Bombe entschärft oder gesprengt wird“, erklärte Göttingens Feuerwehrchef Martin Schäfer am frühen Abend. „Wenn sie gesprengt werden muss, wird sehr viel Sand und Stroh von Nöten sein, damit die umherfliegenden Splitter nicht so einen großen Radius haben.“ Insgesamt hätte die Bombe dann unter einer Menge Sand begraben werden sollen, die der Füllmenge von zehn Sattelzügen entspricht. Dazu kam es jedoch nicht: um 1:20 Uhr war die Bombe entschärft. Die Befürchtungen, es hätte sich um einen Säurezünder handeln können, bestätigten sich nicht.

Der Evakuierungsradius (Liste der betroffenen Straßen, PDF)

Bei der Explosion der Fliegerbombe im vergangenen Jahr hatten herumfliegende Schrapnelle noch in 700 Meter Entfernung gefährliche Gebäudeschäden verursacht. Auch deswegen hat die Polizei in einem Radius von einem Kilometer um die Fundstelle herum die Gebäude evakuiert. Etwa 12.000 Göttinger_innen waren davon betroffen. Die Polizei hoffte auf die Vernunft der Anwohner_innen. „Wenn sie sich in einer konkreten Lebensgefahr befinden, dann würden wir gegen die Menschen auch einen Platzverweis aussprechen“, sagte Polizeidirektor Gerd Hujahn. „Das ist aber nicht unser Ziel.“

In der Evakuierungszone lagen auch große Teile der Altstadt, mehrere Industriebetriebe, der Göttinger Bahnhof, der Unicampus und zwei Krankenhäuser. Deren Patienten sollten allerdings nicht evakuiert worden. Betroffene Anwohner_innen versammelten sich in Sammelstationen am Uniklinikum oder in der Geschwister Scholl Gesamtschule.


Evakuierte in der Mensa des Uniklinikums. Foto: Bastian Brandau

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