Kommentar AStA-Vorsitzende Susanne Peter

Das Bauernopfer der ADF?
von am 15. Dezember 2010 veröffentlicht in AStA Finanzaffäre, Titelstory

Sie ist die Einzige im Göttinger AStA, die annähernd die menschliche Größe hat, die ihr Amt gebietet. Vergangene Woche stand AStA-Vorsitzende Susanne Peter vor dem Studierendenparlament und gestand eine Mitschuld an den verschwundenen Geldern aus der AStA-Kasse ein. Als Einzige in der Spitze des Studierendenausschuss übernahm sie politische Verantwortung, obwohl sie selbst wohl am wenigsten mit den konkreten Abläufen zu tun hatte, bei denen das Geld abhanden gekommen ist. Nur wollte sie nicht alleine die eigentlich fast zwingenden Konsequenzen ziehen und von ihrem Amt zurücktreten. Wenn, dann solle der gesamte AStA geschlossen zurücktreten, bekräftigte sie noch einmal am Mittwoch.

Die Strippen ziehen im AStA jedoch andere, die nicht im Traum an einen Rücktritt denken. Es ist der innere Zirkel der ADF um alteingesessene Kader wie AStA-Vize Kai Horge-Oppermann (seit 2001 ADF-Stupa-Kandidat) oder den ständigen Schatten der Finanzreferenten, Christian Zigenhorn (seit 2002). Seit vielen Jahren sind sie im AStA, kleben an ihren Posten und sitzen Skandale regelmäßig aus. Diese Leute sind es aller Wahrscheinlichkeit nach, die entschieden haben, dass niemand aus dem AStA zurück tritt. Und sie haben wohl auch entschieden, dass gegenüber der Öffentlichkeit eine Politik des Schweigens und der Intransparenz geführt wird. Susanne Peter ist für diese Machtstrukturen nicht wichtig und gehört wohl auch zu den ersten, die der innere Zirkel zum Abschuss freigeben würde, wenn der öffentliche Druck zu groß wird.

Einem Großteil der ADF-Fraktion wird ohnehin nur eine Rolle als Stimmvieh eingeräumt, das im Stupa den Arm hebt, wenn der AStA-Vize es vormacht. Und es nicht tut, wenn er ihn unten lässt. Kein Wort kam während der stundenlangen Debatten zur Finanzaffäre aus ihren Reihen. Sie waren nur zum Abnicken der Entscheidungen anwesend, die im inneren Zirkel getroffen wurden. Doch selbst in diesen Kreisen erregen sich die Gemüter mittlerweile über die mangelnde interne Aufklärung der Finanzaffäre, glaubt man der Gerüchteküche.

An den äußeren Rändern des Machtzirkels brodelt es also gewaltig. Susanne Peter hat mit der Aufkündigung der Koalition eigenmächtig gehandelt und damit die Strippenzieher vor den Kopf gestoßen. Eilig bemühen sie sich um Schadensbegrenzung und geben bekannt, dass die Koalition weiter bestünde. Ihre eigene AStA-Vorsitzende weiß davon nichts und bleibt bei ihrer Position: dass RCDS und ADF ihr nicht ihre Stimmen für den Sitz als studentische Vertreterin im Studentenwerk gegeben haben, sei „offensichtlicher Koalitionsbruch“, sagte sie dem Göttinger Tageblatt. Im Stupa hatte sie das am Dienstag noch mit einem erhobenen Mittelfinger unterstrichen.

Schützenhilfe bekommt sie ausgerechnet aus der Opposition. Bereits in der Stupa-Sitzung vom vergangenen Donnerstag boten die Grünen ihr eine neue politische Heimat nebst Freundeskreis an. Für die Linke.SDS ist es „offensichtlich“, dass mit ihrer Nichtwahl „eine Querdenkerin in den eigenen Reihen abgestraft werden sollte.“ Dabei treffe es „ausgerechnet die Person innerhalb des AStAs, die den Finanzskandal öffentlich angezeigt hat und die sich auch bei anderen Anlässen kritisch mit der Arbeit des eigenen AStAs auseinandergesetzt hat.“ Es sind ernstgemeinte Mitleidsbekundungen, die gerade zahlreich aus den oppositionellen Gruppen zu hören sind.

Dem Göttinger Tageblatt sagte Peter, sie fühle sich nicht mehr an Koalitionsabsprachen gebunden und könne dem Studierendenparlament jetzt „offen und unabhängig gegenübertreten“. Und genau davor hat der innere Zirkel der ADF Angst: Die AStA-Vorsitzende weiß viel – und sie könnte auspacken. Dass Stupa-Präsident Julian Brommer (ADF) just in diesem Moment die Parlamentssitzung abbrach – angeblich aus anderem Grund – ist kein Zufall. So kann die ADF mit nur einem blauen Auge in die Winterpause gehen. Hinter den Kulissen, soviel ist sicher, wird eine Schlammschlacht toben.

Foto: Nestor Galina

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11 Kommentare auf "Das Bauernopfer der ADF?"

  1. jemand der die richtigen Fragen stellt sagt:

    Dieser Artikel und diese Darstellung ist ja wohl die größte Frechheit, die man je gelesen hat. Ich glaube, dass hier jemand seinen Kopf aus der Schlinge ziehen möchte.
    Es ist doch so, dass die AStA-Vorsitzende politisch immer für die Geschäfte im AStA zuständig ist und somit für alles was der AStA tut die Verantwortung trägt, oder?
    Ebenso hat doch die AStA-Vorsitzende keinen einzigen Fingerschlag beim WM Projekt getan, oder? Wie kann das bei einem so großen Projekt sein?
    Da sollte schon die Frage aufgeworfen werden, wieso sie überhaupt nicht gehandelt hat.

    Darüber hinaus ist es doch so, dass die AStA-Vorsitzende alleine für das Vertigo zuständig war, bis es einen Kulturreferenten gab, oder? Hier gibt es auch einen größeren Fehlbetrag, den hat doch dann allein die Vorsitzende politisch zu verantworten, oder?

    Das Susanne Peter nun ihren Kopf aus der Schlinge ziehen möchte ist natürlich sehr verständlich, dass sie hier auch noch unterstützung bekommt ist allerdings sehr fraglich.

    Ist es nicht so, dass Susanne Peter als AStA-Vorsitzende, neben anderen Referenten, die politische Hauptverantwortliche bei diesem Vorfall war und dass wenn sie dies abstreitet nur ihre inkompetenz und ihr Nichtverständnis von den Vorkommnissen aufzeigt?

    Hier wird geschrieben, dass sie politisch Verantwortung übernommen hätte. Welche Verantwortung denn? Versucht sie nicht eher Dinge so zu verrücken, dass sie unschuldig wirkt, sie versucht Unwahrheiten in die Welt zu setzen, sie weiter auf ihrem Posten sitzen bleibt? Sie hat weder die Verantwortung übernommen, die sie übernehmen müsste (natürlich auch andere, aber in dem Artikel hier geht es um Susanne) noch hat sie irgendwas unternommen, um zur Aufklärung der Fälle beizutragen, oder?
    Mich würde tatsächlich mal interessieren, in wie weit sie Zugang zu dem Geld hatte, mich würde es auch mal interessieren, wieso sie bei der WM und beim Vertigo anscheinend beide Augen zugedrückt hat (Zufall?), mich würde es auch mal interessieren, wieso Geld verschwindet, gerade dann, wenn sie in der entsprechenden Position ist (die Referenten die hier genannt werden sind schon lange im AStA und dort ist kein Geld verschwunden)? Wäre es nicht ein leichtes für sie Geld zu unterschlagen, bei einem inkompetenten Finanzreferenten? Mir fallen noch viel mehr fragen ein, die die AStA-Vorsitzende als politische Hauptverantwortliche beantworten müsste.

    Ich befürchte, dass sie hier ihren Kopf aus der Schlinge ziehen möchte und das sich dieser Blog dafür instrumentalisieren lässt, dass sie dies auch tun kann. Wahrscheinlich stecken hier einige mit ihr unter einer Decke und dann würde mich insbesondere hier auch interessieren, wie die Verbindungen und die Netzwerke sind.

    Wirklich schade, dass ihr euch hier zu einem billigen Instrument der AStA-Vorsitzende macht … wirklich schade!

  2. Rakete sagt:

    Nur kurz: es gibt keine Verbindungen und Netzwerke zwischen dem Autoren/diesem Magazin mit Susanne Peter. Die Veröffentlichung geht auch nicht auf sie zurück, wie du hier nahelegst. Insofern lässt sich auch niemand instrumentalisieren. Sie hat sich auch uns gegenüber noch nicht geäußert. Der Artikel spiegelt nur die politische Einschätzung (von Teilen) der Redaktion wieder.

  3. death_souls sagt:

    ich kann es ehrlich gesagt auch nicht so richtig nachvollziehen, warum die vorsitzende zurzeit everybodys darling ist. klar, ne asta vorsitzende auf der eigenen freundesliste tut dem ego gut und sie ist ja auch nicht unsympathisch.

    ich finde dieses „hey, easy! wenn wir sie ein bißchen umschmeicheln sagt sie vielleicht was darüber wie es passiert ist…“ gebla vollkommen daneben und kontraproduktiv. auf ewigkeit verdunkeln kann sie es eh nicht, denn unileitung und staatsanwaltschaft werden schon druck machen. natürlich versucht sie ihren kopf aus der schlinge zu ziehen, aber dass sie dabei schützenhilfe von vermeintlich „linksradikalen“ bekommt, ist vollkommen daneben.

    sie ist ein erwachsener mensch und für sich selbst verantwortlich, so ist sie auch in die ADF eingetreten. jetzt wo es interne unstimmigkeiten gibt, nährt sie sich der opposition an, das ist klar. das macht sie aber nicht über jeden zweifel erhaben. aber wo war sie, als im stupa gegen die rote straße gestänkert wurde? wie beschränkt hat sich die ganze regierungskoalition in fragen der fußball-wm-generell dargestellt?

    dies bitte ich zu bedenken, bevor ihr jetzt eine nottaufe „ghg“ bis „autonome antifa“ verabreicht wird. es wäre erfreulich, wenn sich einige der „taktiker“ aus den reihen der jusos/ghg mal ihrer denkfähigkeit bedienen würden. jetzt haben wir den asta am arsch und jetzt muss zugeschlagen werden!

    …nichts für ungut…

    p.s.: ich teile ehrlich gesagt die einschätzung, dass sie das bauernopfer dieser koalition ist. die hintermänner sind in der tat die zickes und horges. insofern teile ich die einschätzung. diesen susi- hype finde ich eher daneben.

  4. interessierter Beobachter sagt:

    Alle Beteiligten versuchen hier den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Bisher haben sie es v.a. durch Deckeln von Informationen gemacht. Wenn es jetzt einzelne versuchen, indem sie anfangen Informationen raus zu geben, dann ist das gut. Denn damit bricht sie dieses Schweigekartell und die unmündige Uniformiertheit auf, die diesen AStA seit Jahren so bleischwer prägen. Darin sollte sie also unabhängig von ihren Motiven bestärkt werden, zumal jetzt der Druck des inneren Machzirkels wohl tark zunehmen wird.
    Monsters eine Verbindung mit ADF Leuten zu unterstellen ist wirklich unsachlich. Bitte dazu mal die Artikel der letzten Jahre mit Unibezug lesen. Sie zeigen eine deutliche kritische Distanz zu diesen Leuten.
    Versucht da jemand die politische Verantwortung von der AStAtragenden Gruppe und den sie dominierenden Personen weg zu schieben, in dem hier eine Einzelperson ins Visier genommen wird?

  5. Schmendi sagt:

    Wenn es tatsächlich so wäre, dass die ADF die Vorsitzende auf dem Altar der politischen Redlichkeit opfern will, um selber die Chance auf Erhalt der Macht zu wahren – dann wären die Raktionen, wie sie einige vermeintlich linke Kommentator*Innen nahelegen, eher schädlich denn nützlich.

    Es mag ja sein, das die AStA-Vorsitzende politisch immer die Verantwortung trägt. Aber wenn ihr Rücktritt zur Folge hat, dass die ADF als System weitermachen und -funktionieren kann, dann ist damit auch niemenschem geholfen. Ganz im Gegenteil dazu wäre es politisch klug, die Widersprüche zu analysieren, in denen die unterschiedlichen Handlungsträger*Innen stecken. Um daraus dann eine wirksame Strategie zu entwickeln. Stattdessen aber einfach auf alles draufzuhauen, was sich bewegt, mag Spaß machen – ist aber wohl eher einem alten linken Reflex geschuldet denn fundierter Analyse der Situation.

  6. Marley sagt:

    Vielleicht wird das hier versuch, ich würde aber eher vermuten, dass hier sehr deutlich aufgezeigt werden sollte, dass Susanne Peter nicht das unschuldige Opfer ist und das dies so deutlich geschehen ist, dass es den Eindruck vermittelnt konnte, die Verantwortung zu verschieben.

    Ich weiß allerdings immer noch nicht wie man zu dem Eindruck des Bauernopfers kommen mag?
    Es war doch im Stupa so, dass Kai Horge sie vorgeschlagen hat, oder? Und dann gab es sehr sehr gute Reden von den linken Gruppen, die immer wieder die Frage gestellt haben, wieso sie sich nach diesem Finanzskandal kandidieren will.
    Und danach wurde sie nicht gewählt … in meinen Augen (und ich kann nicht glauben, dass ich das hier schreibe …) hat die ADF, oder besser einige wenige Teile der ADF, hier die Konsequenz gezogen und diese unsagbare Frau nicht noch auf einen weiteren Posten gewählt.
    Mag sein, dass dies vielleicht bei einigen vorher schon klar war, oder erst auf der Sitzung selber. Aber zeigt das nicht auf, dass sie vielleicht noch viel mehr Dreck am Stecken hat? Mehr als hier vermutete wird?

    Bauernopfer sieht für mich übrigens anders aus, dann hätte man sie doch aus der ADF ausschließen können, oder sie zum Rücktritt auffordern können, oder wenn sie dies nicht tut ein konstruktives Misstrauensvotum gegen sie auf den Weg bringen können. All dies ist nicht geschehen und da sie auch immer noch freiwillig in dieser Gruppe ist und auch immer noch deren AStA-Vorsitzende ist, zeigt doch auch, dass sie sich eher an ihren Stuhl krallt, anstatt politisch die Verantwortung zu übernehmen.

    Natürlich sind die Hintermänner andere, aber sie steckt da auch ganz tief drin … ganz tief. Und daher würde ich ihr als Direktbetroffene nur mit Vorbehalt alles abnehmen. Natürlich ist es super, wenn sie jetzt Informationen über Abläufe, etc. weitergibt, die sollten auch verwendet werden. Aber man muss immer im Hinterkopf haben, wer diese Informationen weitergibt und wieso …? Und bei dem Wieso vermute ich eher ,dass es zur eigenen Rettung sein soll, denn bei allen anderen Motiven hätte sie schon längst gehandelt und hätte auch persönliche Konsequenzen gezogen.

    PS: Auch wenn hier vielleicht der Anscheind entstehen mag, dass hier eine versucht die Verantwortung der AStAtragenden Gruppe und den sie dominierenden Personen weg zu schieben, in dem hier eine Einzelperson ins Visier genommen wird, dies ist nur ein Eindruck. Der resultiert daraus, dass es hier im dem Artikel vorrangig um Susanne Peter geht und ich irgendwie Entsetzt bin einen solchen Artikel hier auf dieser Seite zu lesen …

  7. Feindbild sagt:

    Es ist „damit auch niemenschem geholfen“ ?
    Sorry für den unsachlichen Einschieber hier, aber:

    ohmanohmanohman!

  8. Reiter sagt:

    Soweit ich das mal seh, ist das Verhalten einiger Oppositioneller, wie halt ghg oder jusos oder so, ne ganz kluge taktik, um den AstA zu spalten und mehr Infos über diese ganzen Machenschaften zu kriegen. Oder glaubt ihr jetzt echt, dass die GHG Susanne Peter aufnehmen will? Kann ich mir ja nicht vorstellen…“everybodys darling“ ist sie ja auch nicht, aber was spricht dagegen, die gunst der Stunde zu nutzen noch mal auf den AStA draufzuhauen, weil sie hier n Bauernopfer bringen und sich unsolidarisch geben, aber nicht das Rückgrat haben, um geschlossen das Handtuch zu werden, bei der Scheiße, die sie da verzapft haben? das ist schon gut im Artikel dargestellt – ist doch klar, dass hier nicht Kai Horge oder Christian Zigenhorn oder so in ihrer klüngeligen machtposition geschwächt werden wollen.

  9. interessierter Beobachter sagt:

    Marley macht ein paar gute Punkte in Bezug auf das Scheitern der Kandidatur von Peter. Dann wäre tatsächlich interessant raus zu finden, was die gegen sie Stimmenden bewogen hat. Spannend wäre dann aber immer noch warum die „Abweichler“ damit durchgekommen sind Normalerweise werden solche Abweichungen bei der ADF durch eine Fraktionspause und eine Rotation der Abstimmenden gelöst.

  10. interessierter Beobachter sagt:

    interesssante Infos von goest: http://www.goest.de/asta_wahlen.htm#rcds

  11. janko sagt:

    @Feindbild

    das wollte ich auch gerade anmerken

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