Susanne Peter zur Finanzaffäre

Jetzt spricht die Vorsitzende
von am 21. Dezember 2010 veröffentlicht in AStA Finanzaffäre

Erstmals hat sich AStA-Vorsitzende Susanne Peter detailliert zum verschwundenen Geld aus der AStA-Kasse geäußert. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen AStA-Vize Kai Horge-Oppermann (ADF) und den RCDS-Finanzreferenten und gesteht Fehler ein, zieht aber keine personellen Konsequenzen. Auch den Fehlbetrag bei Veranstaltungen im Vertigo hat sie konkretisiert: Hier fehlen zusätzliche 7.000 Euro.

Verantwortlich für die Finanzen des WM-Projektes, bei dem 18.000 Euro auf bislang ungeklärte Weise verschwunden sind, war nach einer Mitteilung Peters der zweite Vorsitznede Kai Horge-Oppermann. Er habe alle Unterschriften in diesem Zusammenhang geleistet, weil sie sich „wegen grundsätzlicher Bedenken“ aus der Organisation der Veranstaltung rausgehalten habe. Hauptverantwortlich für Bargeld-Transaktionen bei den Veranstaltungen sei ein Projektleiter gewesen, der vom AstA-Referenten für Öffentlichkeitsarbeit damit betraut worden sei. Für die Überwachung der Ein- und Auszahlungen sei der RCDS-Finanzreferent verantwortlich gewesen.

Detailliert äußert sich die Vorsitzende zu den Abrechnungsvorgängen beim WM-Projekt:

Während der Public-Viewing-Veranstaltung wurden die Kassen in regelmäßigen Zeitabständen geleert. Das Geld wurde in einen separaten Raum gebracht und bewacht. Das Geld wurde nicht nach jeder Veranstaltung separat abgerechnet. Kein verantwortlicher Referent, einschließlich der Vorsitzenden, kontrollierten während des WM-Projektes die Einzahlungen. Keiner verantwortlichen Person ist daher der Fehlbetrag bei den Einzahlungen aufgefallen und es konnte folglich auch nicht eingegriffen werden. Erst ein weiterer AStA-Mitarbeiter deckte nach der WM den Fehlbetrag auf. Daraufhin reagierte der AStA und leitete die nötigen Schritte ein.

Sie habe zusehr darauf vertraut, dass „diejenigen, die an ihrer statt Unterschrift leisteten“ gewusst hätten, welche Veranstaltung sie trügen. Peter räumte die Schuld ein, deswegen ihrer allgemeinen Aufsichtspflicht bei Projekten nicht hinreichend nachgekommen zu sein. Diese „organisatorischen Fehler“ bedauert sie, ebenso „dass die Menschen, die Verantwortung getragen haben, nicht zu dieser stehen.“

Kommentar

Jetzt rückt auch der Sozialreferent, Kai-Horge Oppermann (ADF), direkt in die Verantwortlichkeit: Er soll alle finanzwirksamen Dokumente, die in Zusammenhang mit den WM-Veranstaltungen, bei denen das Geld verschwand, anfielen, unterzeichnet haben. Der RCDS-Finanzreferent soll für Barein- und auszahlungen verantwortlich gewesen sein. Peter räumt zugleich auch ihre eigene Verantwortung ein: Zu viel Vertrauen in die anderen Referenzen, zuwenig eigene Kontrolle.

RCDS-Niedersachsenchef Sascha Tietz, der zentral an der ADF-RCDS-Koalition für den Göttinger AStA mitarbeitete, beschwerte sich umgehend auf Twitter darüber, dass keine gemeinsame Stellungnahme des AStAs erfolgte. Das kann jedoch nicht wirklich wundern, gerade der RCDS preschte zuletzt mit persönlichen Angriffen gegen die AStA-Vorsitzende vor und auch die Stellungnahme des ADF-Mitglieds Zigenhorn, der zusammen mit Tietz im Hintergrund die Strippen für die ADF-RCDS-Koalition zieht, ließ nicht unbedingt erwarten, dass den AStA und seine Vorsitzende noch viele Gemeinsamkeiten verbinden.

Klarer ist also geworden, dass wie erwartet auch die Personen im Hintergrund ihren Anteil am Verschwinden des Geldes hatten. Immer noch nicht klar ist, was mit dem Geld passiert ist – und es bleibt fraglich, ob das jemals klar werden wird. Auch personelle Konsequenzen wollen ADF und RCDS scheinbar nicht ziehen – obgleich der AStA nicht mehr arbeitsfähig erscheint und sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen ergeht. (Harvey)

Für die Veranstaltungen im Vertigo, bei denen ebenfalls Geld abhanden gekommen ist, war bis zum August Susanne Peter selbst verantwortlich. Nach einer AstA-Prüfung fehlen hier 7.000 Euro, womit sich der Gesamtfehlbetrag auf knapp 30.000 Euro beläuft. Bei einigen Erasmus-Parties sei im Nachhinein festgestellt worden, dass „einige Einzahlungen, sowie die Ausgaben für Getränke Abweichungen aufweisen“.

„Dass die Veranstaltung trotz hoher Besucherzahlen teilweise mit unerklärlichen Defiziten abgeschlossen wurden, konnte vom AStA ebenfalls nicht erkannt werden“, sagt Peter. Die Projekte seien nicht, „wie in den Verwaltungsabläufen vorgesehen, kurz nach den Veranstaltungen begutachtet“ worden. Hierfür trögen der jeweilige Projektverantwortliche, die Projektleiterin sowie der Finanzreferent die Hauptverantwortung.

Letzterer habe vom Studierendenparlament einen Nachtragshaushalt genehmigen lassen wollen, als er den „erheblichen Fehlbetrag“ bemerkte, behauptet Peter. Stattdessen habe sich der AstA für eine gründliche Prüfung der Bücher und Rechnungen entschieden und den Vorfall an die interne Revision der Universität weiter geleitet, weil der Fehlbetrag nicht durch den regulären Betrieb des Vertigo erklärt werden könne.

Mit dem Ergebnis der Revisions-Prüfung rechnet Peter im Januar. Dann will der AstA rechtliche Schritte ergreifen.

Dicke Luft in der Koalition

Für Unmut sorgt dieser offensichtliche Alleingang Peters im RCDS. Stupa-Mitglied Sascha Tietz twitterte, die AStA-Vorsitzende versuche, „sich aus der Schusslinie zu bringen.“ Eine „gemeinsame, ausführliche Stellungnahme aller AStA-Referenten“ habe sie scheinbar abgelehnt. Tietz vermutet, mit der Erklärung wolle Peter „als einsame Aufklärerin“ dastehen.

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15 Kommentare auf "Jetzt spricht die Vorsitzende"

  1. Frechheit sagt:

    Das Verhalten der AStA-Vorsitzenden ist als der Versuch zu werten Ihren eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Auch wenn das alle Oppositionellen freuen mag und sie nun medial als Retterin und Aufklärerin gilt, ändert das nichts an den juristischen Verantwortungen. Traurig, das sie dafür andere belasten muss, nur weil sie in der ehrlichen gemeinsamen PM nicht so gut weggekommen wäre …

  2. Rakete sagt:

    Juristische Verantwortung streitet sie doch gar nicht ab. Und wenigstens kommen von ihr mal detaillierte Infos, die das ADF-RCDS-Konglomerat der Öffentlichkeit vorenthalten hat. Dass sie auch eigenen Interessen verfolgt, liegt ja auf der Hand.

  3. Empört sagt:

    Das ist ja eine feine Gesellschaft, die im ASTA gegen die Vorsitzende Geschäftsprojekte durchsetzt, selbst die Projektleitung übernimmt und es ausnutzt, dass die Vorsitzende sich den Mehrheitsbeschlüssen beugt und ihnen die Projekte überlässt. Nun wo Geld verschwunden ist, soll die Frau, die von Anfang an gegen diese Geschäfte war auch nocht den Kopf dafür hinhalten. Das ist schäbig hoch 3 .

  4. Michael sagt:

    ich schwanke noch, ob dieses theaterstück eher ein drama oder eine komödie ist. jedenfalls sind von beiden elemente vorhanden. auf der einen seite ist es unglaublich, wie laut medienberichten mittlerweile an die 30.000 euro mir nichts dir nichts verschwinden konnten. auf der anderen seite wird von allen seiten auf die asta-vorsitzende eingeprügelt.

    wer mir erzählen will, dass frau peter diesen geldschwund allein zu verantworten hat kann mir auch gleich erzählen dass im himmel jahrmarkt ist. vor allem wird von ihr erst , dass sie sich doch äußern soll, tut sie dies, ist das auch wieder nicht richtig.

    ob sie sich nun als retterin oder aufklärerin profilieren will, sei mal dahingestellt. aber viel bedenklicher finde ich die arroganz und dreistigkeit der übrigen astamitglieder, die entweder gar nicht zu astasitzungen erscheinen oder sich einfach in stillschweigen hüllen oder versuchen, die noch amtierende vorsitzende zu diskreditieren.

  5. Kokain sagt:

    Das schmeckt einigen im Asta wohl gar nicht… die PM ist auf jedenfall nicht mehr auf der Asta-Seite zu finden

  6. Michael sagt:

    habe ich auch grad gesehen. ob das wieder die böse frau peter war?

  7. Uli-E sagt:

    Ein Freeze des verschwundenen Webcontent findet sich hier http://s3.directupload.net/images/101221/7i725hst.pdf

    Weiterhin auf asta ist die PDF zu finden:
    http://asta.uni-goettingen.de/wp-content/uploads/2010/12/PM-1310-Stellungnahme-der-AStA-Vorsitzenden.pdf

    So wie ich das sehe sucht man eine/n Schulige/n, aber nicht den Dieb selbst. Pervers. Der Ermittlungsstand der Staatsanwaltschaft würde sehr interessieren. Wer hat mal grad viel Geld ausgegeben…

  8. fragender sagt:

    Asta besetzen! Rücktritt fordern!

  9. Gemach sagt:

    Jetzt bitte nichts überstürzen! Eine Besetzung schmeckt den Massen vielelicht eher nicht so gut und bietet Angriffsfläche. Im Januar sind Wahlen, mir persönlich ist das nah genug. sonst verderben wir uns nur den erfolgreichen und legitimen Wahlausgang

    Rücktritt aber ist freilich überfällig…

    Was wir brauchen ist eine massive Informationswelle im Januar – Flugblätter, PMs, Aktionen?, Transpis! – Die Studis müssen erfahren, was hier los ist!

  10. 612 sagt:

    Interessant, dass gerade die Dauer-Studierer der ADF (20 Semester?) verantwortlich sind. 30.000 Eu’s fehlen also, damit kann ich min. 1 Jahr lang frei studieren. Ja, ich bin ein Schelm…

  11. 612 sagt:

    @Fragender:
    „Asta besetzen!“
    Wohl erstmal kontraproduktiv, wenn die unpolitischen Service-ADF’ler allerdings die Wahl gewinnen, kann man darüber nachdenken. 🙂

  12. Feindbild sagt:

    Die Studis werden es sich auch diesmal nicht nehmen lassen ihre geliebte Waffelpartei zu wählen. Richtig ist, dass sie nicht informiert sind. Aber das liegt vor allem an ihrem mangelndem Interesse. Während der letzten Stupa-Sitzung fand zeitgleich die Weihnachtsvorlesung der agrarwissenschaftlichen Fakultät statt. Allein dort waren zig mal so viele Studis, wie im Stupa. Interesse für Uni-politik: null. Und: selbst schuld.

    Ich bin so oder so für einen Barrikadenbaukontext auf dem Campus. Das bringt zwar keine Stimmen, aber ne Menge Spaß.

  13. Feindbild sagt:

    Fehlerteufel: es ist in echt natürlich ein BarrikadenbauCONTEST.

  14. death_souls sagt:

    war beim letzten dabei. war spaßig 😉

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