Abschiebung verhindert

Erfolgreiches Kirchenasyl in Moringen
von am 28. März 2010 veröffentlicht in Migration, Politik

Die Plätze im Flieger waren schon gebucht: am 17. März sollte die Familie Asimi aus Bösinghausen im Landkreis Göttingen nach Pristina abgeschoben werden. Ihr Asylantrag sei zuvor wegen eines Formfehlers abgelehnt worden, berichtet Anne Berghoff vom Göttinger Arbeitskreis Asyl. Für die fünfköpfige Roma-Familie war die 18 Quadratmeter große Sakristei der Moringer Pfarrkirche die letzte Hoffnung. Hier erhielt sie Kirchenasyl.

Seit dem 16. März lebte die Familie in dem kleinen Raum hinter dem Altar. Ein paar Matratzen, ein Tisch, eine Bank – viel mehr Einrichtungsgegenstände gibt es dort nicht. In der Kirche ist es kalt, ein kleiner Ofen beheizt die Sakristei. Die Kinder berichten von Langeweile, vor die Tür gehen durften sie nicht. Dort hätten sie womöglich verhaftet werden können.

Am Freitag konnte die Familie wieder zurück in ihre Wohnung in Bösinghausen im Landkreis Göttingen ziehen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nahm ihren Asylfolgeantrag an, die Abschiebung ist somit zunächst ausgesetzt. Aus dem Kosovo hätten sie den Antrag nicht stellen können. „Aus der Illegalität auch nicht“, sagt Pastor Friedrich Schwenger. Dass sei die andere Alternative zur Abschiebung gewesen.

Der Familie die Möglichkeit zu verschaffen, einen solchen Antrag stellen zu können, sei das Ziel des Kirchenasyls gewesen, erklärt Schwenger. „Wir wollten aus humanitären Gründen eine Chance einräumen, das Verfahren noch einmal prüfen zu lassen“, so der Pastor. Dass das im Prinzip illegal ist, weiß Schwenger: „Weil es kein Gesetz gibt, dass Kirchenasyl erlaubt“. Aber es sei ein gutes Traditionsgut, ein „moralisches Recht“.


Die Moringer Kirche von innen

Dass die Polizei das Kirchenasyl missachten und die Familie aus der Kirche heraus holen und abschieben hätte können, glaubt Pastor Schwenger nicht. Trotzdem schloss er immer die Kirchentür ab, als er hinaus ging – „zur Sicherheit“, wie er sagt.

Die Familie sei 2006 aus dem Kosovo vertrieben worden, berichtet die Flüchtlingsorganisation AK Asyl. Der Vater sei entführt und mehrfach überfallen worden. Alle Zähne seien ihm dabei ausgeschlagen worden. Er habe eine schwere Depression und eine Angststörung davon getragen, sei deswegen reiseunfähig. Im Kosovo hätten sie weder Haus noch Familie. Dennoch sollten sie vergangenen Mittwoch abgeschoben werden: Die Plätze im Flugzeug seien schon gebucht gewesen.

In Deutschland hätten sie eine Perspektive: Die Mutter habe mehrere Arbeitsangebote, der Sohn einen Ausbildungsplatz in Aussicht, berichtet Anne Berghoff. Nur hätte die Göttinger Ausländerbehörde ihnen die Arbeitserlaubnis verweigert.„Da beißt sich die Katze in den Schwanz“, sagt Berghoff. „Man hat nur die Möglichkeit auf ein Bleiberecht, wenn man keine Sozialhilfe bekommt, und bekommt andererseits keine Arbeitserlaubnis“.

Ob die Familie dauerhaft in Deutschland bleiben darf, ist noch völlig offen. Über ihren Asylantrag wird jetzt entschieden.

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