Der Fall „Marco W.“ – wie aus Tätern Opfer werden
von am 31. Juli 2007 veröffentlicht in Politik

Seit Wochen ist die Republik in Aufruhr. Der 17-jährige Marco W. aus Uelzen wurde von den Eltern eines 13jährigen Mädchens wegen sexuellen Missbrauchs in der Türkei angezeigt. Seitdem sitzt Marco in Antalya in U-Haft. Bild, die Bundesregierung und alle Stammtische sind sich einig: Marco W. muss fei gelassen werden!

Nachdem Bekannt werden der Verhaftung, brach in den Medien ein Sturm der Empörung los. Es wurde nicht nur festgestellt, dass es unerhört sei einen deutschen Jugendlichen in der Türkei festzuhalten, es schien auch von Anfang an klar: Marco W. ist eigentlich nicht schuldig. Der Tatbestand des sexuellen Missbrauchs schien nur doch die vorsinnflutliche türkische Gesetzgebung erfüllt worden zu sein. Überhaupt sexuelle Handlungen zwischen Teenagern – so sie denn stattgefunden haben – das sei doch völlig normal.

Es wurden Mitschülerinnen von Marco vor Kameras gezerrt, die beteuerten sich niemals vorstellen zu können, dass er sich gegenüber einem Mädchen übergriffig oder gar gewalttätig verhalte. Dann sprang die Politik an: Die Bundesregierung forderte die Freilassung und Übergabe von Marco, warf der Türkei vor sich unmöglich zu verhalten als diese sich immer vehementer weigerte. Der mögliche EU-Beitritt der Türkei mutiert zum Druckmittel.

Marco beteuert nach wie vor seine Unschuld. Die Eltern der 13-jährigen Britin hatten wohl zunächst noch versucht ihre Tochter zu schützen und verweigerten jeglichen öffentlichen Kommentar – was von den Medien dazu benutzt wurde um noch lautere Zweifel an der Version des Mädchens laut werden zulassen. Inzwischen hat das Haus der Familie sogar Polizeischutz. Reporter belagerten das Haus und lauerten dem Mädchen auf dem Weg zur Schule auf. Indes laufen die Schlammschlacht in den Medien und das politische Hickhack zur Höchstform auf.

juristisch einwandfrei

Sexuelle Handlungen zwischen einer Minderjährigen und einem Jugendlichen sind auch in der BRD eine Straftat. Freilich werden diese Straftaten nicht aktiv verfolgt, aber auch wenn die Mutter einer deutschen 13-jährigen einen 17-jährigen auf dem deutschem Boden anzeigt, sind die Behörden dazu verpflichtet dies zu verfolgen. In diesem Punkt sind sich deutsche und türkische Rechtssprechung einig: Menschen unter vierzehn Jahren sollen geschützt werden. Sexuelle Übergriffe stellen sowieso eine Straftat dar.

Und eine weiterer juristischer Fakt: Wer in den Staatsgrenzen eines Landes dessen Gesetze verletzt, wird auch dort angeklagt. Die Fälle von Drogendelikten sind diesbezüglich bekannt – allerdings wurde um diese äußerst selten ein derartiges Spektakel veranstaltet, obwohl es bei einigen Verhaftungen durchaus Anlass dazu gegeben hätte z.B. wenn eine Verurteilung die Todesstrafe zur Folge hätte, es sich mehr um einen ethischen Konflikt zwischen zwei Rechtssystemen handelte.

Auf politischer Ebene geht es also nicht tatsächlich um einen völkerrechtlichen Konflikt oder ähnliches. Vielleicht geht es vielmehr Macht und Image: Die Einmischung der deutschen Regierung in den Fall stellt eine Missachtung der Türkein als gleichberechtigter souveräner Staat dar, wer in die EU will hat sich unterzuordnen. Und nicht zuletzt: Die Forderungen der Bundeskanzlerin sprechen dem BILD-lesenden „Volk“ aus der Seele.

Es geht folglich eigentlich auch gar nicht darum, was tatsächlich in diesem Hotelzimmer passierte, denn dass es sexuellen Kontakt gab wurde ärztlich festgestellt. Ob das was da passierte nun einvernehmlich war oder nicht, es ist strafrechtlich verfolgbar. Dennoch werden die Medien nicht müde es zu bagatellisieren und Marco von Täter zum Opfer zu stilisieren und damit Politik und Leserschaft weiteraufzustacheln.

Welcome to Patriarchy: Vom Täter zum Opfer, vom Opfer zum Täter

Wir versuchen unseren Verstand einzuschalten: Die wenigsten Mütter eines westeuropäischen Landes dürften heute dermaßen weltfremd und hysterisch auf die immer früher einsetzende Sexualität ihrer Sprösslinge reagieren. Über diese Tatsache war innerhalb der Medienlandschaft niemand bereit nachzudenken. Erst nachdem das Opfer durch den medialen Druck – der im übrigen eine zusätzliche psychische Misshandlung darstellt – gezwungen war sich äußern und erklärte, dass es sich nicht um einvernehmliche Handlungen handelte, begannen einige wenige Medien sich mit der Seite des Opfers zu beschäftigen. Natürlich nicht in einem wünschenswerten Sinn: Jetzt werden beide Versionen gegeneinander verhandelt, denn es steht Aussage gegen Aussage. In pseudo-detektivischen Artikeln wird auf Wahrheitssuche gegangen.

Aber wir erleben hier etwas äußerst typisches. Es hat einen Grund, warum viele Mädchen und Frauen keine Anzeige erstatten, wenn ihnen so etwas wiederfährt: Wir leben in einer Welt in der es nicht reicht überhaupt erst den Mut aufzubringen, die Scham zu überwinden und zu sagen, was einer angetan wurde. Frauen werden dazu gezwungen sich zu rechtfertigen, wenn sie vergewaltigt werden. Von natürlichem weiblichem Opferverhalten von Mitschuld und von Frauen die solche Vorwürfe aus Rachsucht machen ist die Rede, im Umfeld des Opfers, vor Gericht und wenn es der Zufall will auch in den Medien.

Statt Opfern sexueller Gewalt Unterstützung zu bieten wird aktiver Täterschutz betrieben: Das Opfer muss beweisen, dass es auch „Nein!“ gesagt hat, sich gewehrt hat, dass es überhaupt einen Übergriff gab – selbst wenn entsprechende forensische Fakten vorliegen. Selbst wenn all das bewältigt wurde, selbst wenn der Täter „überführt“ wurde, selbst wenn er – übrigens in den seltensten Fällen – verurteilt wurde: Das Opfer wurde gezwungen sich völlig zu offenbahren, für immer oder zumindest lange Zeit als Opfer –schwach und unfähig – stigmatisiert zu werden, meist unzureichend unterstützt mit ihrem Trauma allein gelassen.

Im aktuellen Fall wird der Täterschutz noch deutlicher im Umfeld: Es werden Fürbittengottesdienste für Marco abgehalten, es gibt sogar ein Spendenkonto um seine Familie zu unterstützen. Einen Schutz für das Opfer gibt es nicht: Niemand hat sie davor geschützt der Öffentlichkeit mit ihrer Geschichte begegnen zu müssen, verleumdet zu werden. Die Öffentlichkeit vor der sie bloß gestellt wurde ist nicht etwa solidarisch mit ihr, unterstützt sie nicht, weil sie ihr nicht glauben will.

Der ak gender und die Gruppe „offene Linke – alles für alle“ laden am Freitag zu einer Veranstaltung ins DGB Haus ein. Die Vortragenden wollen den versteckten Täterschutzstrategien auf die Spur kommen und das Bild von sexualisierter Gewalt untersuchen, das in den öffentlichen Debatten vermittelt wird. Beginn ist um 19.30.

Die Veranstaltung wurde in den September verschoben!

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46 Kommentare auf "Der Fall „Marco W.“ – wie aus Tätern Opfer werden"

  1. MPunkt sagt:

    Soso:

    Wenn es nur gegen die Richtigen geht, ist man also mit der staatlichen Definition von „Tätern“ sofort einverstanden. Selbst das Gekrittel der nationalistischen Zeitungen daran ist dann gleich ein „bagatellisieren“, denn gegen die Richtigen kann der Staat ja gar nicht hart genug zuschlagen. Der Schwachsinn daran ist, dann man gar nicht mehr prüft, was der Staat mit Strafe betreibt (Rache für die „Schädigung“ an der allgemeinen Gültigkeit des Gesetzes durch die Verdoppelung der Schädigung am „Täter“, womit er den Leuten auch eine Kalkulation aufmacht, ihr Interesse nicht gegen sein Gesetz zu verwirklichen, weil es durch seine Rache sonst erst recht geschädigt wird ) und was der Zweck solcher Gesetze ist (die Produktion und Aufzucht echt deutscher Nachkommen sicherzustellen). Stattdessen tut man so, als wäre der Staat, der da im eigenen Sinne handelt, der Vollstrecker linker Rachewünsche und man müsse nur darauf achten, dass der auch ja die Richtigen trifft.

    Bei den nächsten Verhaftungen nach der Störung eines Naziaufmarsches wird man von diesen Linken bestimmt nicht hören, dass diese „juristisch einwandfrei“, also zu akzeptieren, sind und alles andere nur „bagatellisieren“ wäre – da hat es ja dann glatt die „Falschen“ getroffen. Auch in diesem Fall bestraft der Staat das Übertreten seiner Rechtsordnung, aber da muss ihm dann ja wohl ein Fehler unterlaufen sein, wenn die Linke ihm glatt nicht unterstellen kann, er würde in ihrem Auftrag handeln. Ein bescheuerter Auftrag obendrein, weil er eben nicht nur lediglich eingebildet, sondern auch noch inhaltlich verkehrt ist: als würde Rache, also die Verdoppelung der Schädigung auf den Täter die von ihm angerichtete Schädigung am Opfer ungeschehen machen.

  2. Rakete sagt:

    es geht doch überhaupt nicht um eine kritik an strafjustiz an sich sondern eben darum, wie die medien damit umgehen und die frage, was sie für ein interesse daran haben. „bagatellisieren“ kann man das verhalten marcos auch total unabhängig davon, ob es nun strafbar ist oder nicht. medien wenden aber nunmal solche maßstäbe wie bürgerliche gesetzgebung an und deswegen kannst du ihr verhalten auch im umgang mit eben diesem maßstab beurteilen.

  3. MPunkt sagt:

    @ Schmendi: Eine der Veranstaltergruppen nennt sich sogar „Gruppe offene Linke – alles für alle“, also welche „Linke“ wohl? Na die, für welche die „Gruppe offenen Linke“ und sonstwelche „ak genders“ repräsentativ stehen, die Linke also, welche den Staat für ihr Mittel hält und es dann höchstens als dessen Abweichung von seiner ‚eigentlichen‘ Bestimmung skandalisiert, wenn er sie mal stört, also die gesamte.

    @ rakete: Ja, bei der VA geht es nicht um Kritik der Justiz, sondern um deren Affirmation als für einen gemacht, weswegen man gefälligst mit all ihren Urteilen einverstanden zu sein hat. Weil der Staat hier seine Rache an Marco vollstrecken will und die Linken auch einen Rachewunsch gegen „Vergewaltiger“ wie ihn haben, sehen die das glatt als Beleg dafür, dass der Staat in ihrem Racheauftrag unterwegs wäre. Deshalb verbitten die sich auch jede Krittelei an bestimmten Urteilen, denn das würde ja nur bedeuten, dass der Staat vielleicht nicht mehr die Rache für einen vollziehen könnte:

    Klar, bei den nächsten Verhaftungen von Antifas oder so werden sie dann trotzdem wieder „Skandal!“ schreien, weil sie deren Bestrafung ja gar nicht in Auftrag gegeben hätten. In ihrer eigenen Logik dürften sie aber nicht einmal mehr das machen, denn Scheiben einwerfen, Versammlungen stören etc. pp. „“, weswegen es richtig ist, weswegen man nicht gegen die strafrechtliche Verfolgung sein dürfe.

  4. Schmendi sagt:

    @mpunkt

    achso, ich dachte du beziehst dich auf den text oben. denn der ist ja nicht von einer dieser beiden gruppen. ansonsten kann ich mich der rakete voll anschließen.

  5. MPunkt sagt:

    @ Schmendi: Ich habe den Text oben (dann wohl fälschlich) für die Veranstaltungsankündigung gehalten, aber das ist insofern auch egal, weil sich in ihm eben der linke common sense ausdrückt, den ich an diesem nur exemplarisch kritisiert habe.

  6. Lilo sagt:

    Auf dem Plakat zur Veranstaltung steht nichts davon, dass die Olafa Veranstalterin ist. Und aus informierten Kreisen wurde das auch dementiert. Komisch irgendwie.

  7. spiegelbruch sagt:

    wie schade, sollte die va wirklich auf den 14.9. verlegt worden sein, denn am selben tag findet um 19.30 uhr im lumiere die lesegala mit andrea rothaug, jörg albrecht und raul zelik zum 35-jährigen geburtstag des buchladen rote straße statt. siehe: http://www.roter-buchladen.de/35jahre/termine.html.

  8. Klaus sagt:

    Wenn man mit Engländern zu tun hat, kann man fast davon ausgehen, daß man Ärger bekommt. Warum versohlt denn nicht mal jemand diesem verk*ckten Insel-Gör und ihrer Mutter den Arsch, damit die Sache mal wieder ins rechte Licht gerückt wird? Die Rotznase wollte mal den Duft der großen, weiten Welt schnüffeln, mal auffallen, Jungs anmachen und einen saufen – das scheinen Engländer schon im Kindergarten zu lernen. Und dann Geschrei, als Marco, den sie auch noch bezüglich des Alters belogen hat, sie beim Wort nimmt und auf ihre eindeutigen Angebote eingegangen ist. Wie sonst wäre er bei Nacht in ihr Zimmer gekommen, wenn sie ihn nicht eingeladen und mitgenommen hätte? Erzählt mir doch nix!! Das ist leider ein typischer Wesenszug der Engländer: alles für sich in Anspruch zu nehmen, ohne dafür Verantwortung übernehmen zu wollen. Und um das zu umgehen, wird unverschämt gelogen und betrogen, daß sich die Balken biegen. Selbst auf die Gefahr hin, daß ein Unschuldiger im Knast verschimmeln muß, bis er schwarz wird. Nicht die Türken haben was falsch gemacht, die halten sich nur an das Gesetz, was bei uns ähnlich ist. Schmeißt lieber die Drecks-Insel aus der EU, das käme dem europäischen Gedanken viel näher!! Klaus

  9. Hedonist sagt:

    Kleine Frage an Klaus:
    Sonst geht es dir gut?

  10. John K. Doe sagt:

    hahahaha, welch schwachsinn. ich wette hier findet sich auch noch einer der ernsthaft angepisst auf diesen holen müll reagiert.

  11. fabbal sagt:

    na wie gesagt ins rechte licht gerückt. heißt ja nicht umsonst so.

  12. LSA sagt:

    Wir haben gegen Italien verloren Klaus, nicht gegen England…

  13. gardener sagt:

    (Wenn ich das Nachfolgende schon mal geschrieben haben soll, wieso kann ich es dann nicht lesen???)

    —————————
    EDIT seitens der Redaktion.

  14. gardener sagt:

    Nun, Satire ist ein Werkzeug, mit dem nicht jedermann umzugehen versteht. Daher werde ich mich zukünftig jenen Blogs und Foren zuwenden, die damit keine Verständnisprobleme haben! Glücklicherweise die Mehrzahl…

  15. John K. Doe sagt:

    Nachdem wir bereits durch Klaus einen unterirdischen Beitrag hatten, bei dem wir auch länger diskutierten, ob er zensiert werden sollte oder nicht, erschien uns die Satire bei deinem Beitrag nicht so offensichtlich.
    Unter Deinem Hinweis erlaube ich mir mal eben Deinen Text nachfolgend zu veröffentlichen (soll der Leser entscheiden):

  16. Simon sagt:

    [Ironie-Modus]
    Oho, da strotz ja wer vor ironischer Energie.
    [/Ironie-Modus]

    Lieber Gardener: blöder, langweiliger, chauvinistischer Text, in diesem Stil oft genug von antifeministischer Seite gebracht.

  17. Veranstalter_innen sagt:

    Der versprochene neue Termin ist da. Die Veranstaltung:

    Der Fall Marco W. – Ein Sommer-Trauma?!
    Zum medialen Umgang mit sexualisierter Gewalt

    wird stattfinden am Montag, 17. September, 19.30
    Uhr im DGB-Haus, Obere Maschstr. 10.

    Auch wenn seit dem ersten angesetzten Termin einige Wochen verstrichen sind, weder der Fall, noch das ihm zugrundeliegende Thema haben seitdem an Aktualität oder Beispielhaftigkeit verloren.

    Schöne Grüße und bis zum 17. September
    Die Veranstalter_innen

    Diese Veranstaltung wird unterstützt vom ak gender und der OLAfA

  18. lampeAN sagt:

    wenn man sich schon auf der ebene juristischer gerechtigkeit räkelt dann heißt es immer noch „im zweifelsfall für den/die angeklagte(n)“. es ist doch albern sich darüber aufzuregen, dass eine Person welche eine andere Person einer Tat anklagt, sich selbst ihrer schädigung beweißen – also vor gericht aussagen muss. da wirft man der justiz also vor, dass diese „zu genau“ kontolliert ob eine straftat geschen ist – oder nicht… darüber regen sich leute auf, welche mit herzen am staatlichen bestrafungssystem festhalten um der moralischen gerechtigkeit genugtun zu geben…

  19. lampeAUS sagt:

    schau noch mal drüber und dann schreib das so, dass mensch es versteht
    danke

  20. Andreas sagt:

    Es sollte doch inzwischen allen aufgefallen sein, dass es hier in der Tat imemr nur ein Opfer gegeben hat, nämlich Marco. Ohne Zweifel ist Kindesmissbrauch und Vergewaltigung Verbrechen, die schwer bestraft gehören. Leider gehört zu diesem Themenkomplex auch die falsche Beschuldigung von Jungen und Männern. Nicht umsonst sind in den USA die meisten entdeckten Unschuldigen in den Gefängnissen angebliche Vergewaltiger. Auch wenn dem Mädchen oder der Opfer erst einmal zu glauben ist, so müssen Anschuldigungen eben auch bewiesen werden. Im vorliegendem Fall ging es aber immer nur darum Marco ohne Beweise, ja sogar ohne verwertbare Aussage, möglichst lange in U-Haft zu lassen. Eine Strafe ohne Urteil. Dass die meisten Deutschen von Anfang an auf Marcos Seite waren, war vielleicht etwas voreilig, hat sich aber als absolut richtig herausgestellt.

  21. Fernseherin sagt:

    – ist mir nicht aufgefallen. Sehe Ich auch nach längerem Nachdenken nicht so.

    Zitat aus der Ankündigung: Sehe Ich hingegen sofort ein. Marco ist nicht Opfer, sondern vollkommen „zu Recht“ (im juristischen Sinne) inhaftiert worden. Im Grunde ist das überhaupt kein ungewöhnlicher Vorgang in Anbetracht dessen warum gegen ihn – übrigens noch immer – ermittelt wird.

  22. Corinna sagt:

    >>Einen Schutz für das Opfer gibt es nicht: Niemand hat sie davor geschützt der Öffentlichkeit mit ihrer Geschichte begegnen zu müssen, verleumdet zu werden. Die Öffentlichkeit vor der sie bloß gestellt wurde ist nicht etwa solidarisch mit ihr, unterstützt sie nicht, weil sie ihr nicht glauben will.>Sehe Ich hingegen sofort ein. Marco ist nicht Opfer, sondern vollkommen “zu Recht” (im juristischen Sinne) inhaftiert worden. Im Grunde ist das überhaupt kein ungewöhnlicher Vorgang in Anbetracht dessen warum gegen ihn – übrigens noch immer – ermittelt wird.

  23. Andreas sagt:

    @Fernseherin: “Es sollte doch inzwischen allen aufgefallen sein, dass es hier in der Tat imemr nur ein Opfer gegeben hat, nämlich Marco.” – ist mir nicht aufgefallen. Sehe Ich auch nach längerem Nachdenken nicht so.

    Na, allzu lang hat dieses Nachdenken wohl nicht gedauert. Zumindest wäre eine Begründung ganz hilfreich.

    Ohne Zweifel sind Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch schwere Verbrechen, aber es gibt eben auch die Kehrseite der falschen Anschuldigungen und die sind eben längst nicht so selten, wie gerne behauptet wird. Dass dieser Aspekt hier so beharrlich ignoriert wird, ist leider typisch und hilft auch den wahren Missbrauchopfern nicht.

    Interessanterweise sind es vor allem Frauen, die Marco aktiv unterstützt haben, darunter sogar Vergewaltigungsopfer. Ich erlaube mir also, deren Urteil, dass Charlottes Verhalten untypisch für ein Vergewaltigungsopfer ist und ihre Aussage ist erster Linie Ausredencharakter hat, eher zu glauben, als den ideologisch geprägten Aussagen hier.

    Wie heißt es so schön im Text: „Das Opfer muss beweisen, dass es auch „Nein!“ gesagt hat, sich gewehrt hat, dass es überhaupt einen Übergriff gab – selbst wenn entsprechende forensische Fakten vorliegen“. Zum einen, was denn sonst? Soll die Aussage ausreichen, um einen Jungen oder einen Mann ohne Beweise hinter Gittern zu bringen? Und was die forensischen Beweise im vorliegenden Fall angeht, so beweisen diese nur, dass es zu einem sexuellen Kontakt gekommen ist, aber eben nicht zu einer Vergewaltigung oder einem Vergewaltigungsversuch. Den für eine Verurteilung notwendigen Vorsatz (also das Wissen, dass Charlotte erst 13 war), oder gar die für eine Vergewaltigung oder dessen Versuch notwendige Willensbrechung ist bis heute unbewiesen und wird nicht einmal durch Charlottes Aussage belegt.

    Marco hat als Jugendlicher, als Kind (er war schließlich erst gerade 17 geworden), 8 Monate zusammen mit 30 erwachsenen Straftätern ohne ausreichende Sprachkenntnisse und unter völlig absurden Kontaktbeschränkungen zu seiner Familie in einem Gefängnis verbracht. In Deutschland würden ihm dafür 2 Jahre angerechnet werden. Es hat diese Zeit ohne Urteil, ja sogar ohne ausreichende Beweise absitzen müssen. Einzig und allein aufgrund „der schwere der Beschuldigungen“, wie es das Gericht immer so schön formulierte. Nur dass es für diese Beschuldigungen nie ausreichend Beweise gegeben hat, was dem Gericht am 14.12.07 dann auch aufgefallen war.

    Der steinessammelnde Vater saß etwas über 40 Tage im gleichen Gefängnis wie Marco und bezeichnet sich immer noch als traumatisiert. Marco saß als Kind 8 Monate. Und Marco soll kein Opfer sein? Ob Charlotte jemals Opfer war und ist, wird sich zeigen. Wenn, dann ist sie eher Opfer ihrer Mutter. Da ihr Fall in England in keiner Form diskutiert wird, ist sie auch kein Opfer der Medien, während Marco auch heute noch permanent unter Beobachtung der Medien steht.

    Ohne die enorme öffentliche Unterstützung hätten Marcos Eltern ihn nicht so häufig in der Türkei besuchen können, hätten keine ausreichend guten Anwälte bezahlen können und hätten ihn auch nicht ausreichend mit Geld für die vielen alltäglichen Dinge im Gefängnis versorgen können. Ohne die Hilfe, wäre eine ganze Familie ruiniert und Marco vielleicht für immer zerstört worden. Sollte sich Marcos als unschuldig erweisen, wovon ich ausgehe, so können und dürfen diese vielen Helfer und Helferinnen alle sehr stolz auf sich sein. Ob es auf der anderen Seite dann auch einige gibt, die sich für gewisse Artikel und Vorverurteilungen hier und anderswo öffentlich bei Marco entschuldigen werden?

  24. Klaus sagt:

    @andreas: „Interessanterweise sind es vor allem Frauen, die Marco aktiv unterstützt haben, darunter sogar Vergewaltigungsopfer. Ich erlaube mir also, deren Urteil, dass Charlottes Verhalten untypisch für ein Vergewaltigungsopfer ist und ihre Aussage ist erster Linie Ausredencharakter hat, eher zu glauben, als den ideologisch geprägten Aussagen hier.“

    Beweise bitte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Was für eine Tatsachenverdrehung!

  25. Ralle sagt:

    um auch klaus meinung kurz zu bestätigen:

    die alte „aus täter werden opfer“ geschichte hat sich auch beim Fall Marco W. aus Uelzen ( welches ausser den Zückerrüben ja nun doch eine weitere Atraktion hat / wer erinnert sich nicht die schöne Metronomfahrt in Richtung Hamburg )

    Mal angenommen, ein ähnlicher Fall mit denselben Vorraussetzung würde sich in der BRD abspielen, der deutsche Rechtsstaat würde doch wohl mindestens genauso handeln. Nur Wenige bis garkeine_r hätten Zweifel an der Rechtmäßigkeit gehabt. Nur weils die Türkei ,potentieller EU-Staat, betrifft ist Marcos “ Schicksal“ so dramatisch….

  26. Andreas sagt:

    @Klaus : Beweise bitte!!!!!!!!!!!!!!!!!
    !!!!!!!!!!!!!!
    !!!!!!!!!!!!!!!!!!
    !!!!!!!!!!!!!!!!!!! Was für eine Tatsachenverdrehung!

    Ja, ja, was nicht ins eigene Weltbild paßt. Wie wäre es einfach mal mit einem Besuch bei den beiden Unterstützerforen Freiheit-fuer-Marco. de und Hilfe-fuer-Marco.de.

    In Deutschland wäre der Fall vor einem Jugendrichter gelandet und entsprechend beschleunugt abgelaufen. Der Skandal war nicht die urspüngliche Inhaftierung, sondern die Dauer der U-Haft. Marco hätte spätestens im August aus der U-Haft entlassen werden müssen.

    Wenn mit umgekehrten Vorzeichen ein vergleichbarer Fall in Deutschland genau so abgelaufen wäre, dann wären die Menschen in der Türkei hoffentlich auch auf die Straße gegangen. Wenn schon so argumentieren, dann bitte richtig.

  27. Rakete sagt:

    …und wieder interessiert keinen, wie es eigentlich dem Mädchen geht.

  28. Rakete sagt:

    ach du liebe Zeit, hast du dir hilfe-fuer-marco.de schonmal angeguckt? Ich zitiere wahllos:
    „In meinen Augen gehört die Mutter der Charlotte eingespeert.Sie hat da ja wohl ihre Aufsichtspflich verletzt.“ oder auch „Wenn eine Mutter ,ein 13jähriges Mädchen ohne Aufsicht in die Disco gehen lässt, dann hat sie ihre Aufsichtspflicht verletzt. Marco ist unschuldig !!!“ Klar, Mama ist schuld, wenn die Tochter vergewaltigt wird. Zum Kotzen! Doch es geht noch besser: „Das kleine Gör soll doch erstmal die Wahrheit sagen. Vergewaltigung – lächerlich. Die wird sich selbst entjunkfert haben. Ich selbst bin gebürtiger Spanier. Bei uns hätte es das nicht gegeben.“ und dass eigentlich „das weibstück“ schuld ist, weiss man dort natürlich auch: „Marco ist da voll in eine falle getappt, das weibstück gehört eingesperrt nicht marco“

    Fazit: Der Besuch bei Freiheit-fuer-Marco.de bestätigt das eigene Weltbild.

  29. Andreas sagt:

    Es ging um den Beweis, dass sich mehr Frauen als Männer für Marco eingesetzt haben und dass es darunter sogar Vergealtigungsopfer gegeben hat. Die Foren lassen sich nicht nach der Einzelmeinung bestimmter Helfer bewerten, sondern nur in ihrer Summe.

    Es ist richtig, dass das Fehlverhalten der Mutter keine Vergewaltigung rechtfertigt, aber dazu ist es erwiesenermaßen ja auch nicht gekommen. Wenn Du schon die Ausdrucksweise anderer Leute kritisierst, dann achte erst mal auch Deine eigene. Die offizielle Anklage lautet immer noch auf sexuellen Mißbrauch von Minderjährigen und nicht auf Vergewaltigung und dieser sexuelle Mißbrauch liegt juristisch deshalb vor, weil Charlotte erst 13 war, nicht aber, weil sie im Wortsinne mißbraucht wurde.

    Charlottes Aussage ist wiedersprüchlich und unglaubwürdig. Sowohl meine Frau als auch jede andere Frau hat mir bisher versichert, dass es nicht möglich ist, innerhalb von Minuten so tief einzuschlafen, dass man seine eigene Vergewaltigung verschlafen kann (was ohnehin unmöglich seien dürfte, insbesondere bei einem Kind, dass noch Jungfrau ist). Marco müßte sie ja herumgewälzt, ausgezogen und sich dann ausreichend lange an ihr vergangen haben. Charlotte wurde ja angeblich erst durch einen Schmerz „in oder auch außerhalb“ von ihr wach und spürte die Feuchtigkeit. Das Glaubwürdigkeitsgutachten zu Charlottes Aussage fiel entsprechend und nicht sehr verwunderlich vernichtend aus und der Richter ließ Marco OHNE AUFLAGEN sofort frei, als die Aussage dem Gericht vorlag.

    Viel Wahrscheinlicher ist ohnehin folgendes Szenario. Marco hielt Charlotte für 15. Er hatte selber nicht sehr viele Erfahrungen mit Mädchen und hiel stattdessen Charlotte für erfahren. Als es zu Zärtlichkeiten kam, dachte er fälschlicherweise, dass Charlotte mehr wollte und tatsächlich mit ihm schlafen wollte. Charlotte wollte dagegen tatsächlich nur Petting und war über den plötzlichen Samenerguß entsetzt, zumal dieser auch so unglücklich war, dass sie befürchtete schwanger zu werden. Vor dem Problem gestellt, vorsichtshalber zum Arzt gehen zu können, ihre Eigene Rolle gegenüber der Mutter aber nicht zugeben zu müssen, kam dann die Einschlafausrede ins Spiel. An eine Anzeige hatte Charlotte nie gedacht. Erst als die Mutter Marco anzeigte und auch der Arzt Meldung machen mußte, war Charlotte gezwungen eine konkrete Aussage zu machen, die ihr eigenes Verhalten in ein für die günstiges Licht rückte und vor den Augen der Mutter Bestand haben konnte. Entsprechend modifizierte sie ihre Aussage von mal zu mal. Erst die harmlose beim Arzt, dann die schärfere vor ihrer Abreise und dann die noch schärfere vor der britischen Polizei im Oktober 07. Dass bei all den Widersprüchen und Unwahrscheinlichkeiten, Charlotte an einer Aussage vor dem Richter und den Anwäten nicht interessiert ist, ist klar.

    Ich behaupte nicht, dass dieses Szenario 100 % ig der Wahrheit entspricht, aber es ist nach Bewertung aller Aussagen und Fakten, das mit Abstand wahrscheinlichste.

    Natürlich kann man deshalb auch Mitleid mit dem Mädchen haben, aber im Vergleich zu dem, was Marco durchmachen mußte, ist das doch reichlich unangemessen.

  30. andreas:
    ich lasse mich gar nicht erst auf deine bescheuerte polizeiarbeit hinsichtlich des zerpflückens von aussagen ein und komme mal ganz schnell zum punkt:
    wen scherts wie hoch der frauenaneil unter den marco-unterstützern ist?
    was soll der scheiss?
    frauen vs. männer, meinste darum gehts?

  31. Conny M. sagt:

    Hallo Andreas,

    volle Zustimmung! So ähnlich denke ich mir das inzwischen auch.

    Dabei war ist zuerst auf Seiten von Charlotte, zum Entsetzen meiner eigenen Töchter und meiens Mannes. Zwar fand auch ich die Aussage von Charlotte ziemlich seltsam und zweifelhaft, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mädchen einem Jungen so etwas antun könnte. Dann hat ein Freund meines Mannes, ein Polizist, aber mal so erzählt, welche Fälle bei ihm so bekannt sind. Leider kommt es wohl gar nicht so selten vor, dass gerade junge Mädchen ihren Freund so richtig mies im Stich lassen, nur um selber nichts zugeben zu müssen. Mir wurden da von Fällen berichtet, die noch viel unglaublicher und gemeiner sind, als der mit Marco. Seit dem habe ich meine Meinung radikal geändert und habe sogar gespendet, weil mir meine anfängliche Meinung inzwischen nur noch peinlich ist. Das werden hier hoffentlich auch noch einige lernen. Marco ist das Opfer und dass einige hier immer noch auf ihm herumhacken ist menschlich einfach nur noch verabscheuenswürdig. Gerade den Männern hier kann man nur wünschen, dass sie nie von ihren Freundinnen fälschlicherweise angezeigt werden.

  32. Cypress sagt:

    Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich einige Beiträge hier anwidern – aber ich will mich auf so eine moralische Debatte (die von vielen hier geschoben wird) gar nicht einlassen.

    Die Debatte um „Missbrauch“ oder „Vergewaltigung“ wird vor dem Hintergrund, dass C. „irgendetwas“ was da passierte nicht wollte hinfällig. Zu einer Vergewaltigung, gehört nicht zwingend eine (vaginale) Penetration! (Jaja, die deutsche Rechtssprechung – an die die türkische im Übrigen angelehnt ist, hat da noch euphemistische Abstufungen wie „sexuelle Beleidigung“ und „Nötigung“, aber ich will hier auch nicht unbedingt den „Rechtsstaat“ verteidigen.)
    Hier wird genau das gemacht, was in dem Artikel angesprochen wurde. Das Opfer (Charlotte!) wird diffamiert. Ich weiß nicht, wie mensch so stumpf sein kann – lange U-Haft für einen 17-Jährigen hin oder her.

  33. Conny M. sagt:

    Ja, wiederlich ist das schon was hier geschieht, aber sicherlich nicht, weil da ein inzwischen 14 jähriges englisches Mädchen diffamiert wird. Das sitzt nämlich sicher in England, bekommt von dem was in Deutschland passiert ohnehin nichts mit und weigert sich ansonsten irgendetwas zur Aufklärung des Falles beizutragen. Dass einzige was Charlotte mit Sicherheit nicht wollte und will ist, dass Mutter erfährt was sie so mit Jungen treibt. Dass hat nichts mit Diffamierung zu tun, sondern das sind die schlichten Erfahrungen einer Mutter, die selber mal jung war und heute zwei Töchter hat. Ansonsten hoffe ich, dass Marco den Artikel oben und viele Kommentare hier nicht ließt. Unschuldig im Gefängnis zu sitzen und dann lesen zu müssen, dass Charlotte hier von vermeintlichen Gutmenschen als eigentliches Opfer in Schutz genommen wird, ist kaum zu ertragen. Der Fall zeigt doch, dass viele Menschen aus ideologischer Verblendung nicht in der Lage sind, dem Jungen zu glauben. Ich weiß auch nicht, wie man menschlich so stumpf sein kann.

  34. Petra sagt:

    Es ist schon interessant, dass diejenigen, die sich jede Diffamierung von Charlotte verbitten, überhaupt keine Probleme damit haben, den Jungen zu diffamieren. Tolle Doppelmoral!

    http://debatte.welt.de/kommentare/26492/marco+und+charlotte+der+mann+als+opfer

  35. A.M.P. sagt:

    Mal ganz im Ernst, das, was hier von vielen geschrieben wird, hat einen mehr als moralisch absurd verklärenden Tenor. Moralisch deshalb, weil sich hier fast jede/r in die Gefühlswelt eines Jungen hineinversetzt, der als deutscher Staatsbürger in einem türkischen Knast länger in U-Haft saß, als allgemein der europäische Standard es hierbei vorsieht bzw. von den Staatsbürgern angenommen wird. Die Empörung über den Umgang mit Marco, der als „ideeller Gesamtdeutscher“ im Urlaub halt einmal einen „Fehler“ gemacht hat, wird hier vorgeschoben. Denn der „arme Junge“, der eigentlich nur Spaß mit seiner „kleinen Freundin“ haben wollte, einer per Gesetz Minderjährigen, wurde von ihr hereingelegt. Soso wer’s glaubt.
    Stellt euch die Situation mal mit verdrehten Nationalitäten vor. Das Opfer ist dabei eine Deutsche und der Täter ein Engländer, was gäbe es für Reaktionen, wenn der „sexuelle Übergriff“ eines englischen Jugendlichen so verharmlost worden wäre?
    Die Reaktionen der deutschen Öffentlichkeit war nach meinem Verständnis an Dreistigkeit und Pietätlosigkeit gegenüber Charlotte und ihrer Familie kaum zu übertreffen.
    Jetzt könnt ihr ruhig schreiben, wie stumpf etc. ich doch bin.

  36. Nathan sagt:

    Marco hat immer ausgesagt, dass Zärtlichkeiten im gegenseitigen Einvernehmen stattfanden und Charlotte sich für 15 ausgegeben hatte. Die erste Aussage steht zumindest nicht im Widerspruch zu der Zeugenaussage von Sasha, dem Jungen, der mit der älteren Schwester auf dem Balkon war und nichts auffälliges bemerkte, als sich Marco verabschiedete (also von wegen Schreien, Schlagen und Wegschubsen). Dass Marco Charlotte für älter hielt, ist dagegen allein deshalb schon glaubwürdig, weil selbst der untersuchende Arzt sie für deutlich älter hielt. Ansonsten hatte Marco auch keine Veranlassung, Charlotte für jünger zu halten, da er sie in einer Disco traf, in der Kinder unter 15 keinen Zugang hatten und sie einen Armreif trug, der ihr den Zugang zu Alkohol erlaubte. Sexueller Kontakt mit Kindern unter 15 ist in der Türkei verboten und erfüllt den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs. Zwingend ist aber der Vorsatz, also das Wissen um das Alter. Auch wenn das gerne eine Schutzbehauptung ist, so ist die Aussage von Marco diesbezüglich sehr glaubhaft. Außerdem kann sich ohnehin jeder davon überzeugen, da Bilder von Charlotte im Netz verfügbar sind.

    Das Beispiel mit den verdrehten Nationalitäten ist beliebt, aber krankt an einer gewissen Unlogik. Die Proteste fanden in Deutschland, nicht aber in der Türkei und in England statt (wobei gerne übersehen wird, dass auch andere europäische Zeitungen pro Marco berichtet haben und unter den Unterstützern für Marco auch sehr viele Türken waren). Bei einem Fall mit umgekehrten Nationalitäten erwarte ich keine Proteste in Deutschland (hier liegt der logische Fehler) sondern je nach Beispiel in der Türkei oder in England.

    Dass Charlotte auf so wenig Mitgefühl und Glaubwürdigkeit stößt, hat nichts mit Pietätlosigkeit zu tun. Die Aussage von Charlotte, so wie sie im Spiegel stand, ist für mich nicht glaubwürdig und diese Einschätzung teile ich mit sehr vielen Menschen. Ich kann doch einem Mädchen nicht bedingungslos glauben, nur weil es Vergewaltig schreit und dann eine Geschichte erzählt, die jedem gesunden Menschenverstand widerspricht (bitte an die Charlotte Unterstützer, Aussage noch einmal durchlesen und hier erklären, warum diese glaubhaft seien soll). Hinzu kommt das Verhalten von Mutter und Tochter. Charlotte ist nie bei Gericht erschienen und weigert sich mit dem Richter und den Anwälten von Marco zu sprechen. Der eigene Anwalt gibt zu, nie mit Charlotte gesprochen zu haben. Es wird eine Taktik angewandt, die nur dazu dient die Untersuchungshaft möglichst lange hinauszuzögern und es werden Strafen gefordert, die an Maßlosigkeit nicht zu überbieten sind. Und da wundert sich jemand, dass die meisten Menschen (nach Spiegel Umfrage immerhin über 80 %) auf Marcos Seite sind?

  37. sledder sagt:

    „Es wird eine Taktik angewandt, die nur dazu dient die Untersuchungshaft möglichst lange hinauszuzögern“
    So, und welche Motivation dafuer soll vorliegen, ihr Detektiv_Innen?

    „Und da wundert sich jemand, dass die meisten Menschen (nach Spiegel Umfrage immerhin über 80 %) auf Marcos Seite sind?“
    Nein, darueber wundert sich hier kaum ein Mensch. Ist leider der normale patriarchale Reflex auf Vergewaltigungsvorwuerfe – Sympathie mit dem Taeter.

  38. Nathan sagt:

    @sledder „“Es wird eine Taktik angewandt, die nur dazu dient die Untersuchungshaft möglichst lange hinauszuzögern” So, und welche Motivation dafuer soll vorliegen, ihr Detektiv_Innen?“

    Welche Motive hat eine Mutter, die sich selber strafbar gemacht hat, auf keinen Fall mit Marcos Eltern reden möchte, in einem Fürsorgerechtsstreit verwickelt ist und für allen Ärger Marco verantwortlich macht?

    @sledder “Und da wundert sich jemand, dass die meisten Menschen (nach Spiegel Umfrage immerhin über 80 %) auf Marcos Seite sind?”
    Nein, darueber wundert sich hier kaum ein Mensch. Ist leider der normale patraiarchale Reflex auf Vergewaltigungsvorwuerfe – Sympathie mit dem Taeter.“

    Nein, der normale Reflex ist das eben nicht. Die Sympathie gehört fast immer dem Mißbrauchopfer. Gerade das zeichnet den Fall Marco ja aus, dass aufgrund objektiv nachvollziehbarer Gründe hier der Junge und nicht das Mädchen als Opfer wahrgenommen wird.

    Es ist bedauerlich, dass einige Leute hier nicht begreifen wollen und können, dass der Fall Marco ein denkbar schlechtes Beispiel für die obige These ist. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin angeblicher Täter und angebliches Opfer hätte heißen müssen.

  39. ernstzweifel sagt:

    „Gerade das zeichnet den Fall Marco ja aus, dass aufgrund objektiv nachvollziehbarer Gründe hier der Junge und nicht das Mädchen als Opfer wahrgenommen wird.“

    In deutschland wurde von anfang an marco als das opfer wahrgenommen, obwohl noch gar keine aussage
    des mädchens vor lag. im grunde war noch gar nichts bekannt außer dem vorwurf.
    schon sehr seltsam da ja damals noch keiner die „objektiv nachvollziehbarer Gründe“ kannte.

    in den deutschen massen-medien stand doch von anfang an fest das der junge das opfer ist.
    anhand dieser einseitigen berichterstattung wundert es doch keinen das die
    meisten leute den jungen für das opfer halten.

    ich habe keine ahnung was dort passiert ist, aber es ist wohl keinem geholfen wenn man
    hier in deutschland darüber diskutiert wer denn nun das opfer ist.
    es sollte aufgabe des gerichtes eben diese frage zu beantworten.
    seid doch mal ehrlich keiner von euch weis was da wirklich passsiert ist.
    deshalb kann ich auch nicht verstehen wie hier manche urteile fällen ohne
    hintergrund-wissen.

    so long cowboys/girls

  40. Rakete sagt:

    „In deutschland wurde von anfang an marco als das opfer wahrgenommen, obwohl noch gar keine aussage
    des mädchens vor lag“ that’s the point

  41. so sagt:

    weil er deutscher ist und für die interessiert man (z.b. ein gewisses blatt mit B) sich wohl am meisten.
    „bei einem schweren unwetter sind 75 menschen gestorben, es waren jedoch keine deutschen darunter“ etc….

  42. Nathan sagt:

    @ernstzweifel: “ich habe keine ahnung was dort passiert ist, aber es ist wohl keinem geholfen wenn man hier in deutschland darüber diskutiert wer denn nun das opfer ist. es sollte aufgabe des gerichtes eben diese frage zu beantworten. seid doch mal ehrlich keiner von euch weis was da wirklich passsiert ist. deshalb kann ich auch nicht verstehen wie hier manche urteile fällen ohne hintergrund-wissen.”

    Eine Meinung bildet man sich doch immer und dafür, dass der Fall unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, sind tatsächlich sehr viele Details bekannt geworden. Alle Aussagen erschienen in den Medien, jeder Zeuge stand wenig später den Reportern Rede und Antwort und auch Charlottes Anwalt äußerte sich am liebsten öffentlich.
    Ansonsten war man auch gezwungen sich eine eigene Meinung zu bilden, denn als besondere Situation kam hier eben hinzu, dass die Familie Weiss nicht in der Lage war, die Situation finanziell zu meistern. Anwaltskosten, Flüge, Hotels und dann die hohen Kosten für das Gefängniskonto für Marco hätten so manche Familie überfordert. Auch so schon bedeutete die überlange Untersuchungshaft eine massive Bestrafung ohne Urteil. Ohne die Hilfe der vielen Helfer und Unterstützer, wären die Konsequenzen für Marco und seine Familie noch viel dramatischer gewesen.
    Dementsprechend betrachte ich Aussagen wie oben als bequeme Ausrede zum Nichtstun. So wie viele Leute am liebsten eben wegschauen und nicht helfen wollen.
    Marco hat in seinem ersten Interview deutlich gemacht, wie wichtig ihm die vielen Briefe von ihm völlig unbekannten Menschen waren und wie viel Kraft diese ihm gegeben haben. Diese Menschen haben eine Entscheidung getroffen. Sie sind damit auch das Risiko eingegangen, sich zu irren, aber offensichtlich wog dieses Risiko weniger als das Risiko zuzusehen, wie ein möglicherweise unschuldiger Jugendliche im Gefängnis vor die Hunde geht. Schade ist immer nur, dass diejenigen, die lieber Nichtstun, diese Form der Zivilcourage und Menschlichkeit offensichtlich nicht ertragen können. Dabei hätten diejenigen, die eher Charlotte glauben schenken, ja umgekehrt auch das Mädchen und ihre Familie unterstützen können. Aber so weit ging es dann wohl doch nicht mit der eigenen Überzeugung.

    @Rakete „“In deutschland wurde von anfang an marco als das opfer wahrgenommen, obwohl noch gar keine aussage des mädchens vor lag” that’s the point”

    Das stimmt sogar, nur gab es ja relativ schnell die Gegendarstellung von Charlotte und die Richtigstellung, dass so ein Fall auch in Deutschland verfolgt worden wäre. Die Medien hielten sich deshalb und auch wegen der heftigen Reaktion in der Türkei lange zurück. Richtig Schwung bekam die Sache erst durch den mehr als schleppenden Prozessverlauf und die Verzögerungstaktik der Gegenseite. Ohne diese Merkmale hätte die Pro Marco Bewegung nie diese Ausmaße annehmen können.

    @so: „weil er deutscher ist und für die interessiert man (z.b. ein gewisses blatt mit B) sich wohl am meisten.”

    Die Bildzeitung war mehr eine Belastung als eine Hilfe, aber auch so stimmt das nur teilweise. Natürlich interessiert man sich in Deutschland in erster Linie für das Schicksal der eigenen Landsleute, aber das ist wohl überall so. Der Fall Sabrina (auch Deutsche, auch Türkei) zeigt aber, dass ohne Identifikationsmerkmale und eine starke Unschuldsvermutung keine Massenbewegung möglich ist.

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