Do. 26.07.: Wohnen im Kapitalismus
von am 21. Juli 2007 veröffentlicht in Theaterkeller, Tipp!, Vortrag

Immer wenn Linke nicht weiter wissen, zitieren sie Theodor W. Adorno: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Der Satz stammt aus der Essaysammlung „Minima Moralia“ und steht dort am Ende des Aphorismus „Asyl für Obdachlose“. Und in eben dem geht’s – richtig – um’s wohnen im Kapitalismus. Das Wohnen in Mietskasernen ist eigentlich unerträglich, aber eine Eigentumswohnung zu nutzen angesichts von Obdachlosigkeit und alledem – auch das ist kaum denkbar. Obdachlosigkeit selber ist ebenfalls keine Freude und so entdeckt die politische Linke vor einigen Jahrzehnte eine (scheinbare) Alternative: das selbstverwaltete Wohnen.

Aus dem Kassettenrekorder dröhnte „Das ist unser Haus!“ und schon zogen gutgebildete Mittelstandsjugendliche wahllos in freistehende Häuser ein. Eine gewisse Zeit konnten sich diese Projekte halten. Die meisten sind mittlerweile schon Geschichte. Und den letzten wird gerade der Garaus gemacht. In Göttingen etwa rückt gerade das Studierendenwerk den letzten selbstverwalteten Studierendenwohnungen auf die Pelle. In der Roten Straße, im Kreuzbergring und in Gotmarstraße sollen die einst erkämpften kollektiven Mietverträge gekündigt und „normale“, individualisierte Wohnverhältnisse geschaffen werden.

Grund genug für die BewohnerInnen, sich zur Here-To-Stay-Kampagne zusammenzuschließen und eine Reihe von politischen Aktionen und Veranstaltungen rund um diesen Themenkomplex zu machen. Und damit alles das nicht theoretisch unreflektiert bleibt, gibt es am Donnerstag ab 20 Uhr im Theaterkeller eine Veranstaltung zum Thema „Kapitalismus und Wohnen: Geschichte und Gegenwart der Wohnungspolitik im Spiegel kapitalistischer Entwicklungsdynamik und sozialer Kämpfe.“

Der Referent, Jürgen Mümken, verspricht einen Streifzug durch die Geschichte der Auseinandersetzungen um die Wohnungsfrage der letzten zwei Jahrhunderte. Über Häuserkämpfe, wildes Siedeln und Mieter_innen-Streiks hin zur staatlichen Wohnungspolitik im Nationalsozialismus und der BRD soll der historische Blick geschärft werden, um in den zukünftigen Konflikten bestehen zu können. Sicherlich ein Grund, da mal vorbeizuschauen.

Eine Veranstaltungsankündigung gibt es noch hier.

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3 Kommentare auf "Do. 26.07.: Wohnen im Kapitalismus"

  1. John K. Doe sagt:

    „es gibt kein richtiges leben im falschen“

  2. Schmendi sagt:

    ups, verbessert 🙂

  3. John K. Doe sagt:

    das ich ein adorno zitat berichtige hätte ich mir auch nicht träumen lassen. danke für die gelegenheit!

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