Wenn sich Gebirgsjäger treffen
von am 6. April 2007 veröffentlicht in Politik, Tipp!

50 Massaker in Griechenland, Italien, Frankreich, Finnland, Jugoslawien, Polen, Albanien und in der Sowjetunion sollen Einheiten der Gebirgsjäger im zweiten Weltkrieg verübt haben. Über 4.000 entwaffnete, wehrlose Kriegsgefangene wurden von ihnen erschossen, ganze Dorfbevölkerungen ausgerottet, Leichen geschändet. Jedes Jahr treffen sie sich seither im bayrischen Städchen Mittenwald – Wehrmachtsveteranen, ehemalige und aktive Bundeswehrsoldaten sowie deren SympathisantInnen. Dieses Jahr an Pfingsten zum 50. Mal. Ein Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege mobilisiert zu Gegenaktivitäten vor Ort – auch aus Göttingen.

Das machen die Wehrmachtfans
Am 13. Januar 2007, mehr als 60 Jahre nach einem brutalen Massaker von SS-Einheiten in Norditalien, hat ein italienisches Militärgericht sein Urteil gefällt. Zehn beteiligte SS-Offiziere wurden in Abwesenheit zu lebenslanger Haft und Entschädigungszahlungen in Höhe von 100 Millionen Euro an die Überlebenden und Angehörigen der Opfer verurteilt. In der Bundesrepublik wurde derweil noch kein einziger SS Offizier wegen Beteiligung an Kriegsverbrechen verurteilt. Diese, so sie denn noch Leben, treffen sich jährlich in Mittenwald, um ihren gefallenen KameradInnen zu gedenken. Den Opfern ihrer Gräueltaten gedenken sie nicht. Unterstützung bekommen sie dabei von der Bundeswehr: die beteiligt sich alljährlich an den Gedenkfeiern und legt zusammen mit ehemaligen SS Soldaten Kränze nieder in Gedenken an deutsche „Opfer“, während im Hintergrund Wehrmachtsmarschlieder gespielt werden.

Das machen die MittenwalderInnen
Die Gemeinde Mittenwald, die evangelische und die katholische Kirche wollten im letzten Jahr keine Räumlichkeiten für eine Veranstaltung mit PartisanInnen und Resistance-KämpferInnen gegen den Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht anbieten. Diese ablehnende Haltung gegenüber den Demonstrierenden scheint symptomatisch für die MittenwalderInnen. So zitiert der rbb einige von ihnen: „Die sollen mal für die jungen Leute den Arbeitsdienst einführen, dass sie das Arbeiten lernen und nicht da mit der Streikerei hochgepeppelt werden.“ oder auch: „Wir sind schon das Melkvolk, oder was meinen Sie, was wir schon den Israelis gezahlt haben, ha den Juden. Pah.“. Die idyllische Ruhe in Mittenwald ist gestört, die BewohnerInnen fühlen sich belästigt – jedoch nicht von den gestandenen Nazis, die im Ort ihre Massenmorde feiern, sondern von den Menschen, die gekommen sind, um dagegen zu demonstrieren.

Das machen die Gegendemonstrierenden
Der AK Angreifbare Traditionspfelge will, wie in den Jahren zuvor auch, dagegen protestieren, „dass die Soldaten des Vernichtungskrieges ihre Tradition ungestört an die Kameraden der Bundeswehr weitergeben können.“ Gefordert wird die Verurteilung der Kriegsverbrecher und die Entschädigung aller NS-Opfer. Der komplette Aufruf findet sich hier.

Soli-Party im JuzI am 14.04., 22 Uhr: „Entering Mittenwald“ mit Cocktaillounge | 2 Dancefloors mit Electro, Drum ´n Bass, Indie, Punk. DJ_ANES | Kimliong, Benshee, Magic Miss O and more.

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