Kultur

Dis-Records – Auf ein letztes!
22. Januar 2008

Besser kann es doch eigentlich nicht sein! Wer den Göttinger Bahnhof verlässt und Richtung Innenstadt marschiert, kommt irgendwann an Dis-Records vorbei. Einem Plattenladen. Dem (!) Plattenladen in Göttingen vielleicht. Ich erinnere mich noch gut, wie ich vor etwas über zehn Jahren nach Göttingen kam – auch wenn ich bereits damals Platten in erster Linie über Mailorder bezog, war ich ein, wenn auch nicht regelmäßiger, aber doch immer mal wieder rein schauender, Besucher des Ladens. Gereon, der den Laden ursprünglich aus der Taufe hob, hatte immer irgendwas gutes in irgendeiner Kiste und zumindest auch immer einen guten Tipp.


DES ARK zeigen, dass alles anders sein kann
13. Januar 2008

Meine erste Konfrontation mit DES ARK war durch Vorbehalte bestimmt, die ich mir in jahrelanger Kleinarbeit zugelegt hatte. Im Zusammenhang mit DES ARK sagte man mir nur so etwas wie „Singer-Songwriter“, „Queercore“ und „eine Frau mit Gitarre“. Und da dachte ich erstmal: „Na toll!“. Wenn ich „Singer-Songwriter“ höre, dann wird mir spontan langweilig. Dann muss ich an all die Rocco Votolatos denken und an all die Sänger irgendwelcher Ex-Bands, die sich nun berufen fühlen uns ungestöpselt neu zu langweilen. Nachdem ein Großteil der Menschheit herausgefunden hat, dass doch alle irgendwie auch „Cash-Fans“ sind, funktioniert das Rezept. Ganz ehrlich, mich hat es von Anfang an gelangweilt. Lediglich der Kanadier Greg MacPherson konnte seine Wut selbst mit Wandergitarre weitertransportieren. Ansonsten halte ich es weiter mit Tom Petty. DES ARK also auch sowas? Nur mit etwas beigemischter Tradition aus Team Dresch, Spitboy und den anderen üblichen Verdächtigen. Schön, dass mir DES ARK einen ganz ordentlichen Hammer vor den Bug meiner Arroganz knallen. „Loose Lips Sink Ships“ führt aber erstmal in die Irre. Der erste Song „Some are love“ lässt noch nicht ganz erkennen, das DES ARK den Rest der Platte völlig brillieren werden – aber er zeigt, dass man Aimee Argotes Stimme nicht
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DIE deutsche Ska-Punk-Band?!
4. Januar 2008

gelöscht…


Nada Surf – Immer diese Sache mit den Helden
4. Januar 2008

Wie zur Hölle soll man über eine Band vernünftig schreiben, wenn man ihr sowieso erlegen ist. Wenn man ihr jeden groben Fehltritt verzeihen würde. Gott – was ist „Blizzard of 77“ für ein unglaublicher Song! Wer nach „Blizzard of 77“ nicht den Anflug von Gänsehaut oder wenigstens einen Kloß im Hals hat, der ist ein schlechter Mensch. Der stößt auch alte Damen die Treppe runter und blökt dann „Alte was rennste denn?“. Der frisst dir auch die Wurst vom Brot. Der frisst sowieso kleine Kinder zum Frühstück! Kurz: Was für ein Song!!!! Ja, „Let go“ war und ist ein kleines, ganz unspektakuläres Meisterwerk. Nada Surf eine ganz unspektakuläre Band. Ein Phänomen in das sich eher Europäer vergucken konnten. Erst ganz großer Auftritt: „Popular“ vom Album „High/Low“ stolpert in die Billboard-Charts. Danach gibt es Lektionen im Fach Musikbusiness, Grundkurs Potenzial. Platte Nummer Zwei kommt auf den Markt – nur um Werbung will sich keiner kümmern. Die Platte wird gelobt – aber interessiert eigentlich nur die Fans die sowieso schon da sind. Naja, dann kam „The weight is a gift“ und das ist eben eine Platte die jemand wie ich dann trotzdem hat, wegen Nada Surf eben. Loyalität und so. Trotzdem –
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Platten zum Fest!
18. Dezember 2007

Weihnachten. Wer sich noch nicht mit den Eltern verkracht hat, weil man mit 15 schwanger geworden ist oder beschlossen hat sein Geld mit Vollzeitarbeit als Jongleur in der Fußgängerzone zu verdienen, der wird dieser Tage vielleicht angerufen von den verzweifelten Erzeugern und hört Sätze wie: „Wat willste denn zum Fest, Kind?!“ Es ist also Zeit nachzuholen und einige der Tonträger, Jahrgang 2007, nachzuordern, ohne selbst zu bezahlen. Ich alter Menschenfreund helfe dabei und schlage ein paar Scheibchen vor, die vielleicht unter den Tisch gefallen sind und wenigstens jetzt unter die Nordmanntanne gehören! 2007 war ein gutes Plattenjahr. Lassen wir mal ein paar Enttäuschungen beiseite, wie Jimmy Eat World’s belangloses Radio-Plättchen oder die unverfrorene Ode an die Langweile, dargeboten von The Killers. Und wem sitzt nicht noch das schockierend unnötige Werk der vormaligen Assis Muff Potter im Genick. Aber der Schatten im Plattenregal hielt sich in Grenzen.


Warum Benno Führmann nicht zuhören und Jessica Schwarz nicht einparken kann
9. Dezember 2007

Das Buch „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken können“ von Allan und Barbara Pease hat es ins Kino geschafft. Seien wir ehrlich: kann ein Film mit einem solchen Titel überhaupt gut sein? Eröffnet die Verfilmung des gemein hin als pseudowissenschaftlich bekannten Buches einem Regisseur überhaupt die Möglichkeit, noch irgend was zu retten und einen halbwegs passablen Film aus dem zu Grunde liegenden Stoff zu machen? Selbst wenn dem so wäre hat Leander Haußmann es in diesem Projekt nicht geschafft. Der Regisseur, der mit „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ zwei der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten Jahre umgesetzt hat, versagt hier trotz Starbesetzung: Auch Benno Führmann, Jessica Schwarz und Uwe Ochsenknecht konnten ihm nicht helfen.


Jens Raschkes Reise in die Welt der sonderbaren Töne
21. November 2007

William Shatner ist ein mutiger Mann. Nicht nur das er als mutiger Cop elegant und legendär wie kein anderer über die Motorhaube eines Ford LTD in Polizeiausführung schlidderte (Star Trek lassen wir ganz unerwähnt) – 1968 war er mutig genug eine Platte aufzunehmen, die den klingenden Titel „The Transformed Man“ trug. Wing Han San ist eine mutige Frau. Die Hong Kong-Chinesin im Neuseeländischen Exil schaffte nicht nur in ihrem Job als Krankenschwester – sie besaß auch den Mut talentfrei Platten aufzunehmen, angefüllt mit höchst eigenen Interpretationen von den Carpenters oder AC/DC. Johnny Bode ist ein mutiger Mann. Der Schwede ist ausgestattet mit einer durchweg hanebüchenen Biographie und einer ebenso hanebüchenen musikalischen Hinterlassenschaft. Bode schaffte es in der großen Zeit der beginnenden Pornoindustrie diese inhaltlich in Noten und Text zu fassen und auf Vinyl zu pressen. Jens Raschke ist ein mutiger Mann. Jens Raschke ist im Grunde genommen die mutigste Persönlichkeit aller hier genannten. Irgendwann ist Jens Raschke in einen musikalischen Bereich geraten, der nicht zu unrecht mit „incredibly strange music“ umschrieben werden kann.


108 – Harte Musik? Heiliger Bimbam!
13. November 2007

Es ist so eine Sache mit harter Musik. Früher war ich im gerade ausgebrochenem postpubertären Wahn der Idee verfallen, dass durch besonders hartes Auftreten meine Chancen in der Frauenwelt um ein vielfaches steigen würde. Im Nachhinein eine ziemlich dämliche Vermutung, damals erschien mir dies jedoch hochgradig plausibel. Für einen Hänfling wie mich bedeutete das ein möglichst expressives hartes Erscheinungsbild auf dem Dancefloor des örtlichen Provinz-Tanzclubs. Die Art von Laden, bei denen man in der Pubertät die tollsten Ideen hatte, was da wohl für Leute ein und ausgehen. Wenn man selber in den Morast eingetaucht war, verschwand diese Faszination sofort, denn die vormals geheimnisvollen Gestalten erwiesen sich schnell als Nullen vom Format meiner selbst. Aber man lebte nun vom Nimbus, der einem selbst nun von Außenstehenden angedichtet wurde. Als ich in harter Musik versuchte mich, bei wem auch immer, anzubiedern, dann meinte ich damit Bands wie Faith No More oder Rage Against The Machine. Nirvana und Pearl Jam empfand ich zwar auch als ultrahart (was mir selbst schleierhaft erscheint, wenn ich im Nachhinein mal „Ten“ von Pearl Jam auflege), aber mir wurde schnell beigebracht, dass diese sowieso nicht „Independent“ genug wären. Fragen stellte ich damals keine, ich gehorchte den Gesetzen.


Tom Tonk und 34 Schallplatten
11. November 2007

„Über Musik schreiben ist wie zu Architektur tanzen“, ein oft gewähltes Zitat, wenn sich der ein oder andere Rezensent schüchtern für sein Werk entschuldigen mag. Welch eine kolossale Fehleinschätzung. Welch unnötiges Konstrukt, wenngleich ich die Vorstellung tanzender Architekten nicht ganz verwerfen möchte. Natürlich kann man über Musik schreiben. Man kann sogar ganz hervorragend über Musik schreiben und zwar besonders dann, wenn man die Fähigkeit besitzt das Ohr, das Auge und den Stift (meinethalben auch die Tastatur) über den Rand der Platte hinaus zu werfen. In einer guten Rezension, oder in einem guten Text über Musik, muss ausgerechnet diese nicht unbedingt die erste Geige spielen. Das wäre todlangweilig und interessiert eh keine Sau. Tom Tonk scheint genau das begriffen zu haben und verschont uns mit langweiligen Texten, die ungefähr referieren, dass die erste Platte ja viel besser war und alles andere eben Scheiße. Nun, mit Abstufungen. Denn wenn es zumindest um AC/DC geht, gibt es kein vertuen. Nach Bon Scott war bei AC/DC alles anders, wie Tonk so schön schreibt. Des Pudels Kern ist, dass Tonk damit AC/DC völlig ausreichend abgehandelt hat und uns nun mit einer Unmenge Nebeninformationen beschenkt. Lebensweisheiten, die sich Tonk hart erarbeitet hat, mit viel Alkohol und
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Situation Leclerq
9. November 2007

Am 23. November beehrt uns die Elektrodiscorockformation Situation Leclerq aus Hannover/Hamburg in der Rodeobar. Hier nun schonmal ein kleiner Vorgeschmack in Form eines exklusiven Mailinterviews mit dem Bassisten Robert über musikalische Vorbilder, Tourerfahrungen und Bandproben. Wer seid ihr? Stellt euch kurz vor. Wir sind Sascha(Gesang, Drums), Shaun (Gesang, Gitarre), Nils (Synthie, Gitarre) und ich, Robert (Bass). Wie seid ihr zur elektronischen Musik gekommen? Wir machen schon lange zusammen Musik, hatten früher eine Indie-Rock/Punk-Band(Byron). Irgendwann haben einige von uns angefangen, in Clubs Platten aufzulegen. Erstmal Indierock, aber nach und nach kamen immer mehr elektronische Sachen dazu, dass passt im Clubkontext einfach besser. Das hat sich dann natürlich auch auf unsere eigene Musik ausgewirkt. Dass man Elektronik mit Gitarre mischen kann, haben ja Bands wie New Order oder Später The Rapture (u.a.) ganz gut vorgemacht. Ich würde uns jedoch nicht als Elektro-Band bezeichnen. Dafür sind wir schon noch zu sehr klassisch bandorientiert. Aber wir nutzen elektronische Hilfsmittel und Stilmittel, um unser Hauptziel zu erreichen: Unsere Musik club- und tanztauglich zu machen.