MZG 1140 – Nach der Räumung! Teil 2!
von John K. Doe am 29. Januar 2008 veröffentlicht in Besetzung 11.40Ob Herr von Figura einen ruhigen Abend hatte? Eher nicht, wenigstens vor der Tagesschau muss das Telefon geklingelt haben mit der Information, dass sich vor den Türen des Raumes MZG 1140 etwas zusammenbraut.
Gegen 18 Uhr trafen sich diejenigen am Gänseliesel, die mit der Räumung besagten Raumes am frühen Morgen alles andere als einverstanden waren. Ebenfalls am Ort, die Staatsmacht, die bereits am Morgen auf Einladung der Universität selbige betreten durften. Die etwa 200 bis 300 Unterstützer der Freiraum-Initiative marschierten dann Richtung Universität und gaben die Richtung vor. Der hilflose Beamte, der fortwährend „Wir machen das Tempo!“ in Richtung Demo informierte, lag mit dieser Einschätzung falsch, wie sich bald zeigen sollte. Dem Demonstrationszug gelang es trotz der deutlich aufgeheizten Stimmung nicht, nur bis zum Campus vorzudringen, sondern auch direkt vor die Tür des ehemals besetzten Raumes. Offensichtlich hatte die Polizei auf dem Campus, wo sie ja eigentlich nichts verloren hat, die Kontrolle verloren.Eine versprengte Gruppe von etwa fünf Beamten hatte deutlich Mühe sich mit dieser Situation zu arrangieren.
Auf eine neuerliche Besetzung des Raumes wurde verzichtet, aber das Zeichen war klar: Ein Hindernis für eine erneute Besetzung stellt selbst die Räumung des Raumes heute morgen nicht dar. Auch wenn man auf die Unterstützung der Herren und Damen in grün setzt! Der Demonstrationszug setzte sich dann wieder in Bewegung, am Wilhelmsplatz waren inzwischen Hundestaffeln auf alles vorbereitet. Nach einer Aufforderung der Polizei die Veranstaltung aufzulösen, war das Nachspiel zur Räumung vorbei. Ob es das gewesen ist, scheint mehr als fraglich und als Beobachter fragt man sich, ob einer Elite-Universität eine solche Handhabe von Problemen steht.
Interessant finde ich ja zweierlei:
einerseits den bewegungsoptimismus von john ,-)
andererseits die tatsache, dass das einzige was von plizeihunden bewacht wird, das büro des präsidenten ist…
hahahahaha. ich muss dazu sagen, dass ich selbst mich übrigens auch lange nicht mehr so bewegt habe. laufen ist eine mir fast völlig unbekannte fortbewegungsart.
Sehr schön 🙂 Ist doch nett, dass der Raum erstmal für Studenten renoviert wird, oder? Gelungene Aktion, weiterhin viel Erfolg!
ein sehr lebhafter, chaotischer, aber zum teil doch sehr entschlossener abend.
trotzdem sollte man sich mal nen bischen gedanken zu dem positiven bezug auf die uni, zum beispiel durch parolen wie „Gebt uns unsere Uni zurück – Raum für Raum!“ oder transpis mit der aufschrift „wessen uni` unsere uni!“, machen und das gerade in bezug auf elite-uni-unsinn und neuem nationalismus reflektieren.
denn wer ernsthaft das deutsche universitätswesen für zu erhalten hält tut mir wirklich leid…
Oha, ri0t… so offenen Antiintellektualismus ist man von Dir ja gar nicht gewohnt.
Am gestrigen Abend Demonstrierten etwa 350 Studierende in der Göttinger Innenstadt gegen die Räumung des selbstverwalteten Cafés Zwanzig vor Zwölf. Die sehr dynamische Demo bewegte sich vom Gänseliesel Richtung Campus, wobei Sprüche wie „Gebt uns unsere Uni zurück – Raum für Raum!“ skandiert wurden. Von Anfang an ging die Polizei ungewöhnlich aggressiv gegen die Demonstranten vor; so wurde der Aufzug immer wieder angehalten und es kam zu Schlagstockeinsätzen. Einige Demonstrationsteilnehmer berichteten sogar von Tritten seitens der Polizei.
Zum Hintergrund: Das Cafe war aus dem Wunsch nach einem Freiraum entstanden, über den die Studierenden selbstbestimmt verfügen könnten. Dazu wurde vor etwa zwei Wochen der Seminarraum MZG 1140 im Blauen Turm der Uni Göttingen ausgewählt. Obwohl das Cafe von den Studierenden sehr gut angenommen, und der Lehrbetrieb nicht behindert wurde, entschied sich die Unileitung, den Raum räumen zu lassen. Ein Ort, wo man gemütlich einen Kaffee trinken und sich ein bisschen frei entfalten kann, hat in der Eliteuni wohl keinen Platz, so ein Besucher des kurzlebigen Cafés. Einige NutzerInnen kündigten weitere Aktionen an. So ist “trotzigerweise“ am Donnerstag um 11:40 vor dem MZG 1140 ein feierlicher Sektempfang geplant, zu dem auch Unipräsident von Figura eingeladen wurde.
Auf Indymedia gibt es nun auch einen Bericht zur Demo:
http://de.indymedia.org/2008/01/206741.shtml
Quelle:
du sagst: „wer ernsthaft das deutsche universitätswesen für zu erhalten hält tut mir wirklich leid…“.
vielleicht solltest du mal weniger darauf setzen dein anti-deutschtum zu profilieren und dich statt dessen ein klein wenig in der welt umblicken. aber nein, kotz ruhig weiter ab über diese ganzen scheiß deutschen mit ihrem so überaus schlechten Bildungssystem, welches es so überhaupt nicht verdient erhalten zu bleiben.
weniger klugsscheißertum würde der linken ganz schön gut tun! also lass dein kack gelaber und bemüh dich wenigstens mal auf so einer demo auch was zu reißen, satt nur dumm aus der wäsche zu gucken!
ich finde die monsters of göttingen ja echt toll.
aber was echt nervt ist, dass hier immer wieder linksradikal der hals aufgerissen wird (was an sicht nichts schlechtes ist), wobei mensch das gefühl hat der/die verfasser_in sitzt, während drausen endlich mal was passiert, weiter bräsig vor dem bildschirm.
Betreff: Einladung zur offiziellen Café-Eröffnung des ehemalig besetzten Raumes
Werte Freund_innen unseres neuen Café,
zum Ende des Semesters und zu Beginn des Jahres 2008 freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die immer eintöniger werdende Göttinger Unilandschaft um einen kleinen bunten Fleck reicher geworden ist. Am Donnerstag, den 31. Januar 2008 werden wir um 11.40 Uhr den neuen, von Studierenden selbstverwalteten Raum als Café eröffnen (MZG/Blauer Turm 1.140).
Der ehemals besetzte Raum ist innerhalb kürzester Zeit zu einem gut angenommenen, selbstverwalteten Café geworden. Dies nahm auch die Unileitung zur Kenntnis und zeigt sich nun einsichtig. Nach längeren Verhandlungen mit der Universitätsleistung ist nun der Durchbruch erzielt und mit einer Instandbestzung durch die Universitätsleitung begonnen worden. Der Raum wird dann zur weiteren Verwendung in die Hände der Studierenden übergeben werden.
Der Leiter des Gebäudemanagements Rainer Bolli meinte dazu: Ich bin froh, dass wir zu dieser einvernehmlichen Lösung gekommen sind. Nun muss es darum gehen, den Raum im Interesse der Studierenden herzurichten. Wir sehen uns da als Univerwaltung in der Pflicht. Es geht ja nicht an, dass die Studierenden ihr selbstverwaltetes Café an der Eliteuniversität Göttingen in einem abgenutzten Seminarraum einrichten müssen. Wir renovieren das jetzt und sorgen dafür, dass für einen reibungslosen Cafébetrieb alle Annehmlichkeiten zur Verfügung stehen. Auch ich werde am Donnerstag auf einen Sekt vorbeikommen und wünsche den Studierenden alles Gute für ihre weitere Arbeit.
Dies wollen wir nun mit Ihnen und mit allen Unterstützer_ innen des Cafés egal ob Studierende oder nicht bei einem Sektempfang feiern.
Programm:
11:40 Begrüßung durch die Nutzer_innen
12:00 Grußworte N.N.
12:10 Feierliche Eröffnung und Namensverleihung
Für musikalische Unterhaltung ist gesorgt!
Mit erwartungsvollen Grüßen
das Nutzer_innen- Plenum
Schon bedenklich das man die dümmste Parole der Demo in der Pressemitteilung zitiert. Zumal es von dieser noch die sehr viel schönere Version „Wir holen uns die Uni zurück, Raum für Raum“ gab.
Ich fühle mich total sicher, so viele Wannen wie den ganzen Tag schon an meinem Fenster vorbei fahren…
@PolPot: „Antiintellektualismus“ der is echt gut…
@sonstige kritiker_innen:*gähn* da hat man wieder sein ressentiment gegen „die antideutschen“ wiedergefunden, oder wie? ich kann ja verstehen, dass man mit kritik nicht umgehen kann, aber dann belästige doch mit deinen peinlichen reaktion auf grund dieser nicht andere.
aber da, wenn man meinen ersten beitrag gelesen hat sollte man das auch gemerkt haben, nicht „bräsig vorm bildschirm“ saß, weiß ich net was du willst, wahrscheinlich das eigene ressentiment aufrecht erhalten.
mit leuten die ernsthaft das deutsche bildungssystem erhalten wollen und so sich von jeglicher kritik deutscher ideologie, standortnationalismus, elitenschaffung und gerade speziell dem deutschenwissenschaftsbetrieb entfernt haben und davon nichts (mehr) wissen wollen, habe ich auch kein wirkliches interesse politische diskussionen zu führen. (ja liebe studenten, und auch ihr linken, ihr werdet nun mal in ein paar jahren mit die deutsche bildungselite mitstellen. da könnt ihr exemplarisch mal den großteil euer 68er eltern und ihrer altersgenossen betrachten)
bei einer derartigen aufgabe kritische positionen bleibt nur noch unversöhnliche kritik. (da kann man so viel um „konstruktive kritik“ heulen wie man will)
ps: solltest du vielleicht nicht ganz aufklärungsresistent sein, mal nen lektüre-tip:
lieber bräsig vorm bildschirm, als verzweifelt aktion nach aktion machen um die eigene gesellschaftliche irrelvanz zu überdecken.
ansonsten siehe oben…
Hmm.Also ich verstehe ja deine Kritik ri0t. Aber was ich nicht verstehe ist, warum du dich gar nicht mit real stattfindenden Prozessen auseinandersetzen willst. An dieser Stelle geht es doch darum in eine soziale Auseinandersetzung zu gehen. Und da hat mensch erstmal einen instrumentellen Zugang. Und da kann mensch auch einfach mal den selbstorganisationprozess anderen Leuten überlassen. Wenn die dann sowas rufen – was ja nun überhaupt nicht kritisch ist (im Sinne beider Bedeutungen) – können sie das gerne machen. Mit solidarischer Kritik und gemeinsamer Auseinandersetzung kommen die, die das gerufen haben vielleicht auch selber auf die Idee, dass es nicht radikal genug ist und das es mehr braucht. Mit einer Abgrenzung und einer komischen Identitären Grenzziehung kommt mensch da m.E. nicht weiter. Eine Intervention wird erst dann notwendig wenn da Sachen gerufen werden die offen antiemanzipatorisch sind. Weche das dann sind muss konkret am Gegenstand verhandelt werden. Da gibt es tatsächlich – so wie du das vemrutlich auch sehen würdest – keine objektiv-bestimmbare Grenzen.
Außerdem ist mit ‚wessen Uni, unsere Uni‘ nicht direkt die identifikation mit der Uni als jetzige Institution gemeint. Ich denke das ist eher als Forderung zu verstehen. Dabei geht es darum, dass die Uni ein Platz sein soll wo eben gerade Standortimperative, Leistungsdruck, Sexismus und Nationalismus reproduziert werden und das muss halt verhindert oder abgeschafft werden. Es geht um einer Forderung nach wirklicher Bildung. Eine solche, die die Kritik und Selbskritik fördert. Eine die auf revolutionäre Veränderung abzielt. Ich fürchte du reagierst ebenso reflexhaft auf solche Parolen wie die Person die dich beschimpft hat.
Ob die Studierenden bald der Elite angehören oder ob sie sich in linksradikalen Strukturen organisieren um damit deren Erhalt und womöglich gar Stärkung bewirken sei dahin gestellt. Zunächst ist beides möglich…
Hier wird ja auch patriarchal gestritten…
Das macht den Rave kaputt!
Und dann wird das nix mit der Bewegung.
tss, deutsche uni… was bei dir immer das deutsch im namen trägt?!
also ich fand die uni in italien wesentlich schlimmer (authoritär, kaputt& teuer). aber ist wohl wieder nur so ein nebenwiderspruch zwischen theorie und praxis, was ri00t?
was soll denn daran patriarchal sein?
Papa Kurt mit seinen großväterlichen Marionetten gibt den Ton an…alles voll patriarchal. Wer wird der Göttinger Ödipus? Kill Your Idols…oder so ähnlich…
na überleg dir das mit den marionetten nochmal
scheint mir doch eher scheiße zu sein solche argumentationen zu reproduzieren.
der „Strippenzieher“ im Hintergrund
na machts schon klick?
sonst hier
Am Freitag den 1.2. gibts im T-Keller die passende Veranstaltung zum Thema.
Veranstaltung zu Perspektiven beim Kampf um den Erhalt linker Freiräume.
Offenbar ist die Diskussion um linke Freirume noch lange nicht am Ende angelangt, das zeigt die noch andauernde Besetzung des Raumes im Blauen Turm an der Universität Göttingen. Schon im vergangenen Mai trat die Kampagne “Here to stay” an die Göttinger Öffentlichkeit, um die Kündigung der kollektiven Mietverträge bei Wohnheimen in Selbstbestimmung zu verhindern. Doch nicht nur in Göttingen wächst die Bedrohung der linken Freiräume und damit auch die Notwendigkeit ihrer Verteidigung. Auf der Veranstaltung “Wie weiter mit linken Freiräumen” werden Vertreter_innen aus Göttingen, Hannover und Marburg die verschiedenen Projekte und deren Geschichte vorstellen.
Gibt es Chancen und Möglichkeiten neue Projekte zu erkämpfen? Welche Vorraussetzungen müssen dafür gegeben sein und welche müssen von uns geschaffen werden? Welche Möglichkeiten und Perspektiven bieten linke Freiräume, welche Erfahrungen können aus der Geschichte der Projekte gezogen werden und mit welchen Problemen kämpfen sie heute? Welche Differenzen haben wir und was eint die Projekte, wie kann eine solidarische Vernetzung untereinander aussehen und: wie ist der aktuelle Stand in den jeweiligen Städten? Viele Fragen aber auch viele Antworten, die es auf der Veranstaltung zu suchen und zu finden gilt.
Zu Gast sind Vertreter_innen des Hannoveraner Baukastens, des Marburger Bettenhauses und der Göttinger Kampagne “Here to stay”.
Freitag, 1. Februar um 20.00 Uhr im Theaterkeller, Geismarlandstr. 19.