Vormarsch des IS auf Kobane

Erst Demonstration, dann Zeltstadt
von am 7. Oktober 2014 veröffentlicht in Soziale Bewegungen, Titelstory

Verhülltes Gänseliesel am Rande des Protestcamps (Foto: MoG)

Auch in Göttingen kommt der Konflikt zwischen Kurden und dem Islamischen Staat (IS) an: Angesichts des Vormarschs des IS auf die kurdische Enklave Kobane beteiligten sich in der Nacht zum Montag gut 250 Menschen an einer Spontandemonstration durch die Innenstadt. Die Demonstration verlief friedlich und endete mit der Errichtung von Zelten am Gänseliesel.

Die Stadt Kobane an der türkischen Grenze wurde bis zuletzt von kurdischen KämpferInnen verteidigt. Am Montagabend bestätigten sich Meldungen, denen zufolge Truppen des IS in Kobane eingedrungen sein. Der kurdischen PYD zufolge ist „die Gefahr eines Massakers akut.” Bei ihrem bisherigen Vorrücken in Irak und Syrien hatten IS Truppen wiederholt Kriegsverbrechen begangen. Am Montag Abend riefen deshalb zahlreiche kurdische Organisationen zu Solidaritätskundgebungen auf.

Gegen das PKK-Verbot

Der Lage in Kobane entsprechend leidenschaftlich waren die Redebeiträge auf der Demonstration: Man müsse ein „zweites Şengal“ verhindern. Dabei wurde Unterstützung auf allen Ebenen gefordert – sei es die Bewaffnung der Kurden in Syrien, Bombardements oder ein Umschwenken in der Flüchtlingspolitik. Auch eine Aufhebung des Verbots der kurdischen Arbeiterpartei PKK war Teil der Forderungen. Das Spektrum der DemonstrantInnen reichte von Angehörigen der kurdischen Minderheit hin zu AntifaschistInnen.

Polizei im Hintergrund

Die Polizei beschränkte sich bei ihrem Einsatz auf die Verkehrssicherung. Nach einer Umrundung der Innenstadt endete die Demonstration am Gänseliesel. Dort wurde kurzerhand die Errichtung eines Protestcamps beschlossen. Bei Redaktionsschluss standen dort mehrere Zelte und eine Feuertonne.

 

Nachtrag: Der laut GT ergangenen Aufforderung, den Platz bis 11 Uhr zu räumen, kamen die BesetzerInnen nicht nach. Es hat aber auch keine Räumung durch die Polizei stattgefunden. Das Camp solle zunächst unbefristed weiterbestehen, so ein Teilnehmer gegenüber MoG. Man habe nicht die Absicht in absehbarer Zeit den Platz zu räumen. Die Behörden versuchten aber, das Camp mit Auflagen zu schikanieren.

Unterdessen rief die Basisdemokratische Linke (BL) dazu auf, den Protest zu unterstützen, „ob mit Decken, Lebensmitteln oder symbolisch.“ Auch die Antifaschistische Linke International begrüßte die Besetzung. „Wie weltweit überall wird jetzt auch in Göttingen ein Zeichen der Solidarität mit der YPG und der YPJ in Kobaní gesetzt“, so die Sprecherin der Gruppe in einer Pressemitteilung.

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