Schallplattenkauf in Göttingen
Vinyljagd als Frühsport
von Fernseherin am 8. Januar 2014 veröffentlicht in Kultur, TitelstoryAltes Vinyl findet man auf Göttinger Flohmärkten zuhauf (Foto: MoG).
Man liest und hört es immer wieder: Das Vinyl boomt. Selbst aktuelle Produktionen großer Labels werden wieder auf Schallplatte veröffentlicht, und daneben existiert schon lange ein riesiger Gebrauchtmarkt. Wo aber finden geneigte Hörer_innen und Sammler_innen ihre Scheiben? Zum Beispiel auf dem Flohmarkt. Erster Teil unserer Serie über den Vinylkauf in Göttingen.
Auf Flohmärkten findet man eigentlich immer ein paar Kisten mit alten Schallplatten, und Göttingen bildet da natürlich keine Ausnahme. Das Stöbern auf dem Flohmarkt hat aber den üblichen Haken: Da es fast ausschließlich gebrauchtes Zeug von privat zu erstehen gibt, ist schwer vorhersagbar was im Angebot ist. Sicher ist nur, dass man beim Wühlen vorwiegend auf Veröffentlichungen der 70er und 80er jahre stößt, darunter große Mengen Schlager und Volksmusik – die obligatorischen 08/15-Musiksammlungen von Omas und Opas eben. Hier ist Geduld und Glück gefragt, wenn man etwas Bestimmtes sucht. Meist hat man schon nach den ersten fünf Platten und einem kurzen Blick ins Gesicht der Standbetreiber_innen im Gefühl, ob mehr zu holen ist.
Schnell sein lohnt sich
Dabei gilt für Schnäppchenjäger_innen: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wer direkt morgens die Plattenkisten durchgeht, wenn es noch dunkel ist und die Leute ihre Stände aufbauen, hat die besten Chancen, Brauchbares für wenig Geld zu finden. Das wissen natürlich auch die leidenschaftlichen Sammler_innen und die mit eigenen Ständen vertretenen Plattenhändler*, die man in aller Frühe dabei beobachten kann, wie sie den Markt als erste abgrasen. Manche Goldstücke findet man dann später am Tag zu höheren Preisen in einer ihrer Kisten wieder.
Semiprofessionelle Händler mit eigenen Ständen sind auf den Göttinger Flohmärkten nämlich fast immer anzutreffen. Hat man es also auf etwas Bestimmtes abgesehen und ist auf Superschnäppchen nicht angewiesen, kann man lieber später aufstehen und gleich hier nachschauen. Das verkürzt die Suche und erspart in aller Regel den Kontakt mit Roger Whittaker und Milva. Über kostbare Raritäten stolpert man dabei zwar auch selten (sofern man sie überhaupt zu erkennen vermag), aber die Auswahl ist sortiert und breiter gefächert. Anders als beim Stand des alten Ehepaars nebenan ist hier auch brauchbares aus den Kategorie Punk, Wave, Metal oder Indie zu finden, wobei der Schwerpunkt natürlich trotzdem deutlich auf vergangenen Dekaden liegt.
Flohmarkt ist nicht gleich Flohmarkt
Eine kleine Spezialität unter den Göttinger Flohmärkten ist der Flohmarkt im Christophorus-Haus. Auf diesem Indoor-Flohmarkt werden Sachspenden der Diakonie zu wohltätigen Zwecken veräußert. Dabei fallen stets sehr viele Schallplatten aus Haushaltsauflösungen u.ä. an, vorwiegend Klassik, Schlager und Volksmusik, aber auch Jazz, Rock und Pop. Der zum Verkauf stehende Fundus füllt hier gleich einen ganzen Raum, und das Stöbern in den Kisten kann aufgrund der Enge schnell stressig werden. Dafür ist die Aussicht auf Schnäppchen rosig, denn die Platten werden zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Selbiges gilt auch für gebrauchtes Hi-Fi-Equipment wie Plattenspieler und Verstärker. Wer nur ein kleines Budget hat, das Geschiebe ertragen kann und Spaß am Wühlen hat, ist hier definitiv richtig.
Das Wann und Wo
Der große Flohmarkt im Christophorus-Haus findet zwei mal jährlich statt, die Flohmärkte auf dem Wochenmarkt und in der Kaufland-Tiefgarage dafür monatlich. Zusätzlich gibt es gelegentlich Märkte auf dem Schützenplatz, am Kaufpark und auf dem Gelände des Real-Marktes in Weende. Aktuelle Termine stehen in unserer Terminspalte. Weitere Informationen gibt es unter www.dw-christophorus.de/flohmarkt.html und www.flohmarkt-goettingen.de. Eine gute Übersicht gibt es auch auf der Website des Göttinger Tageblatts.
* Hier scheint die männliche Form vollständig der Realität zu entsprechen.