Interview mit Lena Stoehrfaktor
„Ich habe viel zu sagen, und das muss raus“
von Fernseherin am 11. Juni 2012 veröffentlicht in Antifee, GesprächeDiesen Sommer findet am Campus der Universität Göttingen zum sechsten Mal das Antifee Festival statt. Unter dem Motto „Festival für feministische Gesellschaftskritik“ wird an zwei Tagen neben vielen inhaltlichen Veranstaltungen ein musikalisches Bühnenprogramm geboten. Einige der Bands und Künstler_innen waren bereit, uns ein paar Fragen zu beantworten. Heute: Lena Stoehrfaktor.
Monsters: Stell Dich doch bitte kurz vor. Wer bist Du, was machst Du, warum und wie lange schon?
Lena Stoehrfaktor: Ich bin Lena Stoehrfaktor und ich rappe. Das mache ich seit ca.10 Jahren und meine Motivation dafür ist einerseits um etwas Produktives zu tun, andererseits glaube ich, das ich viel zu sagen habe und das muss raus. Es geht gar nicht anders, also ich kann gar nicht anders.
Monsters: Die Musikszene ist wie viele andere gesellschaftliche Bereiche von Männern dominiert. Was glaubst Du, woran das liegt?
Lena Stoehrfaktor: Das liegt an der sexistischen Gesellschaft im Allgemeinen. Es gibt ja viele Frauen im Musikbereich, nur die Positionen sind scheiße verteilt und das liegt am Patriarchat. In der Musikszene geht es ja auch viel um Geld und das lässt sich halt am besten verdienen wenn man sich in die vorgesehenen Rollen einordnet.
Monsters: Hast Du selbst den Eindruck, dass Dein Geschlecht bei Deiner künstlerischen Tätigkeit eine Rolle spielt, und wenn ja, inwiefern?
Lena Stoehrfaktor: Ja, auf sehr vielen Ebenen. Zum Beispiel werde ich ständig mit Rapperinnen verglichen und nicht mit männlichen Rappern. Außerdem greife ich Sexismus in meinen Texten auf und das hören die meisten nicht so gerne. Vielleicht hätten sie es lieber wenn ich über Liebe und romantische Sonnenuntergänge singe. Zum Glück bewege ich mich in einer Ecke in der ich weitesgehend von dummen Sprüchen verschont werde aber sobald ich einen Schritt raus setze wird’s meistens eklig.
Monsters: Das Antifee-Festival, auf dem Du in Kürze auftreten wirst, legt ja großen Wert auf sein politisches Selbstverständnis. Die Veranstalter_innen achten auch bei der Auswahl der Bands auf solche Kriterien. Inwiefern begreiftst Du das was Du auf der Bühne tust als politisches Projekt?
Lena Stoehrfaktor: Ich bin ein sehr politisches Projekt, weil ich klare Positionen beziehe und viel Kritik an den Verhältnissen, so wie an mir selbst übe. Ich mache alles selber bzw. mit Hilfe von Freunden und lege viel Wert auf Unkommerziellität. Ich sage was ich denke und versuche nicht zu gefallen. Außerdem versuche ich diverse politische Projekte mit meiner Musik zu unterstützen und diese Projekte unterstützen mich. Das ist schön.
Monsters: War Dir das Festival schon vorher bekannt? Was hältst Du überhaupt von dem Versuch, eine solche Veranstaltung mit antisexistischem Anspruch zu verbinden?
Lena Stoehrfaktor: Ich kannte das Festival vorher nicht und bin gespannt. Ich finde es gut wenn es einen antisexistischen Anspruch gibt, jetzt kommt es nur noch drauf an wie dieser Anspruch umgesetzt wird. Da ich noch nie da war, weiß ich nicht wie es wird aber ich habe gelesen,es gibt interessante Workshops zu inhaltlich für mich wichtigen Themen und wie gesagt, ich bin gespannt und freu mich drauf.
Monsters: Was hast Du für Erwartungen an das Festival?
Lena Stoehrfaktor: Ich hoffe es ist eine gute Stimmung und ich kann noch was inhaltliches mitnehmen von der Zeit her.
Außerdem hoffe ich, dass mein Auftritt gut wird. Ich führe auch gerne interessante Gespräche. Vielleicht ergibt sich da was.
Monsters: Vielen Dank für das Interview. Das letzte Wort gehört Dir…
Lena Stoehrfaktor: Danke auch und haut rein, bis zum Festival!
Weitere Informationen gibt es auf Lena Stoehrfators Website und auf www.antifee.de.