[antifee] 10 Fragen an… l‘avantgarde
von am 22. April 2007 veröffentlicht in Antifee, Gespräche

Vom 15. bis 16. Juni findet in Göttingen das Antifee Festival auf dem Campus statt. Wir möchten euch die dort auftretenden KünstlerInnen vorstellen und präsentieren jede Woche ein Interview mit einer der Bands, in dem wir ihnen – vor Allem politisch – ein bisschen auf den Zahn fühlen. Alle bekommen die selben Fragen gestellt. Nachdem Kurhaus grandios eröffnet haben und letzte Woche on canvas für ausschweifende Diskussionen gesorgt haben geht es nun mit Koljah von l’avantgarde in Runde 3.

Wer seid ihr, was macht ihr und warum eigentlich L’avantgarde?

ich bin koljah und bilde mit NMZS und tai phun l’avantgarde weil wir raps elite sind.


Was war für euch bislang das Highlight eurer Musikkarriere?

panik & koljah – mut zur blamage EP, zu bestellen unter panik-panzer.de; und NMZS – trash ep, free download auf nmzs.de

Was nervt euch am meissten am Musikmachen? Und was treibt euch an?

nervig: bislang ausbleibende charterfolge. antreibend: aussicht auf mögliche charterfolge.

„Politik in einem Popsong, das bleibt immer an der Oberfläche“ haben Superpunk mal gesagt. Begreift ihr euch als politische Band und glaubt ihr, dass das funktioniert?

nö, begreifen wir uns eher nicht. mag sein, dass es funktioniert, polit-parolen und -phrasen in songs zu packen, aber das finde ich langweilig. diese superpunker könnten also durchaus recht haben, was die oberflächlichkeit betrifft.

Das Antifee Festival hat einen doch recht spezifischen und vor allem politischen Charakter. Wieso spielt ihr da, was gefällt euch daran?

wir spielen da, weil wir gebucht wurden und das ganze zudem angenehmerweise auch noch quasi vor meiner haustür stattfindet. der charakter des festivals war mir zum zeitpunkt der anfrage eher unbekannt, aber die anfragende person schien einen recht akzeptablen charakter vorweisen zu können. was uns am festival gefiel, lässt sich dann im nachhinein sagen.

Im speziellen geht es um die Kritik an Nationalismus und Sexismus. Beides sind auch Themen, die in der „Musikszene“ eine Rolle spielen. Inwiefern setzt ihr als Künstlerinnen, abseits von der kreativen Betätigung, Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen in Handlung um?

mit selbstmitleid, resignation und lethargie.

Habt ihr das Gefühl, dass euer Geschlecht bei euerer künstlerischen Tätigkeit eine Rolle spielt? Wenn ja, wie macht sich das bemerkbar?

wir reproduzieren in der innerhalb unserer subkultur von uns bevorzugten disziplin battle-rap mitunter stereotypen, die gesellschaftlich als sozial-männlich gelten. das macht sich aber kein bisschen bemerkbar. muthafuckah.

Die Musikszene ist sehr stark männlich dominiert, es gibt nur wenige Frauenbands. Was glaubt ihr, woran das liegt?

warum sollte in einer mänlich dominierten welt ausgerechnet die musikszene eine ausnahme bilden? daran muss es liegen.

Nationalismus ist wieder en vogue. Das kommt auch im Musikbereich zu Tage, sei es duch Bands wie MIA, die partout nicht verstehen wollen, warum ein neues deutsches Wirgefühl zum Kotzen ist oder durch Udo Lindenberg und Konsorten, die mit einer Deutschquote den Äther von transatlantischen Musikstücken befreien wollen. Wie steht ihr zu derlei Tendenzen und was glaubt ihr, dagegen tun zu können?

solcherlei tendenzen finden wir scheisse. wir stehen also garnicht zu ihnen, außer kritisch gegenüber. vermutlich zielt die frage ja wieder darauf ab, was wir „abseits von der kreativen betätigung“ dagegen tun könnten, aber das einzige, was wir überhaupt tun und je taten, ist halt die kreative betätigung. also, hier der slogan, für alle, die es hören wollen: „rappen gegen deutschland“. scheiss auf raven.

Wir sind nun auch schon am Ende unseres letztendlich doch sehr politisch gewordenen Interviews angelangt. Wir bedanken uns recht herzlich, dass ihr euch die Zeit genommen habt und geben das letzte Wort nochmal an euch um zu sagen, was ihr schon immer mal sagen wolltet. Bis zum Juni!

es wäre nett, wenn ein paar leute nach dem letzten track unseres gigs mit einem freudigen strahlen im gesicht lauthals „zugabe“ schreien könnten. anti-alles-aktion.com 4 life.

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15 Kommentare auf "[antifee] 10 Fragen an… l‘avantgarde"

  1. John K. Doe sagt:

    @ fernsehseherin:
    folgendes schonmal rein profilaktisch an dich mein freundchen: wer keine ahung hat, sollte einfach mal die fresse halten!
    hahahahahahahahahahahaha!
    😉

    p.s.: kann mich mal bitte jemand zensieren 😉

  2. qwerty sagt:

    die richtige portion ironie für so ein schablonen-interview 😉

  3. John K. Doe sagt:

    gilt für qwerty natürlich auch. ich komme langsam auf den geschmack. so, muss zum lesekreis…..

  4. Fernseherin sagt:

    Hey Leute, reisst euch mal zusammen!

    Ich habe schliesslich versucht, hier eine Kritik zu formulieren, die, sich an Maximen quasi-postmoderner Beliebigkeit orientierend, eine dialektisch-belanglose Relevanzlosigkeit zu diagnostizieren sucht. Mit eurer positivistischen Herangehensweise an die Erschliessung der Tiefe meiner obigen Äußerung schiesst ihr euch lediglich selbst ins argumentative Knie.

    So schrieb bereits Bourdieu:

    „Ebenso kann der Positivismus sich die rituelle Verurteilung des Intuitionismus leisten, um sich seinerseits dem Automatismus der Techniken und paradoxerweise sogar der Intuition zu überlassen, während der Intuitionismus im Pointillismus der mechanischen Forschungen des Positivismus immer wieder ein Alibi für seine überaus impressionistischen literarischen Variationen über unbestimmte Totalitäten mit verschwommenen Umrissen findet.“

    Bourdieu, Pierre: Strukturalismus und Soziologische Wissenschaftstheorie. Die Unerlässlichkeit der Objektivierung und die Gefahr des Objektivismus. In: Ders.: Zur Soziologie der symbolischen Formen. Frankfurt am Main 1974, S. 7 – 41, S. 8

    Ich denke, damit ist alles gesagt. Fresse jetzt!

  5. John K. Doe sagt:

    scheiße. ich sage nichts mehr.

  6. damdidam sagt:

    cooles interview.

  7. John K. Doe sagt:

    „dialektisch-belanglose Relevanzlosigkeit“
    klingt richtig gut! bordieu schafft es dennoch mehr solcher wörter aneinander zu reihen.

  8. Lea-Won sagt:

    führt doch lieber mal ein interview mit MIR, ich bin politisch viel agitatorischer. koljah kifft zu viel! aber geile sache, so insgesamt

  9. Brecht vs. Britney sagt:

    Was Koljah wohl von Britney hält? Eine neue Rubrik wurde eröffnet, das Stakkato-Interview.

  10. koljah sagt:

    koljah kann mit britney spears mehr anfangen als mit bertolt brecht und hat schon auf beats von ihr gerappt, bevor sie sich die haare abrasierte und mit schirmen auf autos einschlug. er verspricht sich einiges von einem von timbaland produzierten britney-comeback-album.

  11. John K. Doe sagt:

    timbaland macht aus scheiße gold. aber es ist nicht alles gold was glänzt.

    p.s.: zumindest toxic finde ich saugeil

  12. damez sagt:

    oh gott.
    wie man bloss auf sowas hängen bleiben kann.
    kommt mal alle mit euch als menschen klar, dann sieht die welt auch gleich ganz anders aus.

  13. oufront sagt:

    der bis jetzt heimliche anti-alles-aktion-blog: oufront.blogsport.de

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