Medienkritik

HNA erklärt die Antifa
von am 16. Februar 2011 veröffentlicht in Soziale Bewegungen

Die HNA, neben dem Göttinger Tageblatt die einzige regionale Tageszeitung mit Göttinger Lokalteil, versucht „die Autonomen“ zu erklären. Dabei lässt sie dem Ressentiment gegen Linke freien Lauf und macht grobe, handwerkliche Fehler.

Warum die Szene, die die HNA mal autonom, mal linksextrem nennt, sich so lange und hartnäckig in der Stadt halten konnte, fragt sich die Zeitung in ihrer Ausgabe vom Mittwoch. „Eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung dieses Phänomens gibt es bislang nicht“, heißt es weiter. Und wo es keine fundierten Untersuchungen gibt, hat man sich wohl gedacht, braucht es auch keine fundierte Recherche. Das „akademische Milieu“ habe in Göttingen sehr viel Verständnis für die „Linksextremisten“, was zum Erhalt der Szene beitrage, mutmaßt die Zeitung drauf los.

Es folgt ein Abriss der linken Stadtgeschichte Göttingens. Wackersdorf, Häuserkampf, Brandanschläge, Jugendzentrum Innenstadt. In wenigen Halbsätzen wird durch die Zeit gallopiert, ohne dabei viele Fakten und Zusammenhänge zu nennen. Irgendwie gab es hier halt immer viele Linke und irgendwie haben die immer was kaputt gemacht. Das eingestellte §129a-Verfahren gegen die Antifa [M] – eine Blamage für die Staatsanwaltschaft – wird gegen die Linken in Anschlag gebracht genauso wie eine Razzia im JuzI, bei der immerhin noch erwähnt wird, dass sie gegen das Gesetz war.

Mit keinem Wort erwähnt die Zeitung den Naziterror der 1980er Jahre, der maßgeblich zum Enstehen der Antifa beigetragen hat und den es wohl nur wegen den Antifa-Aktivist_innen jener Tage heute in Göttingen nicht mehr gibt. Die tragische Geschichte von Cornelia Wessmann wird angerissen und falsch erzählt: es war kein Polizeiauto, das ihr zum Verhängnis wurde. Zum Ende werden einzelne Brandanschläge aufgelistet, die wohl auf linke Einzeltäter_innen zurück gehen und Monate bis Jahre in der Vergangenheit liegen, hier aber als Beleg für aktuelle Entwicklungen herhalten müssen. Die Frage, die der Artikel vorgab, beantworten zu wollen, bleibt unbeantwortet.

Bereits in der Vergangenheit fiel die HNA durch besonders engagierte Berichterstattung auf, wenn Linke etwas verwerfliches getan haben sollten. Ebenso auffällig ist die Zurückhaltung der Zeitung, sobald Göttinger Linken Negatives widerfährt. Wurde im Januar noch jeder umgeworfene Mülleimer zum Beleg für „linksextreme Gewalt“ stilisiert, schweigt sich das Blatt zum Thema Polizeigewalt aus. Trotz Beweisvideos kein Wort über die Ermittlungen gegen prügelnde Polizisten, nicht ein Satz zur Anfrage der Linksfraktion an die Landesregierung, die den Pfeffersprayeinsatz gegen Göttinger Linke zum Thema macht. Schon 2010 wurde in der Causa Kreishausbrand die Ansicht der Polizei hofiert und mit keinem Wort über die Kritik am Vorgehen der ErmittlerInnen berichtet.

Das ist unausgewogene Berichterstattung, das ist Populismus und das liest sich so, als fänden die RedakteurInnen es gar nicht so schlimm, wenn die Antifa mal wieder von der Polizei verprügelt wird. Diesen Stil kennt man sonst nur aus der Springer-Presse. Die HNA hat es verdient, dass sich der Ärger, den in Göttingen traditionell das Göttinger Tageblatt auf sich zieht, gegen sie richtet. Schließlich leistet sich das GT solche Ausfälle schon lange nicht mehr.

Bildnachweis: Screenshot hna.de

Artikel teilen


Themen

, , ,

20 Kommentare auf "HNA erklärt die Antifa"

  1. Kokain sagt:

    Die HNA ist zwar als gesamte Zeitung eher konservativ aber die Berichterstattung des Göttinger Lokalteils ist schon auffällig tendenziös.

  2. death_souls sagt:

    Ich glaube HNA und Springer-Presse sollten nicht direkt verglichen werden. Die HNA ist einfach richtig schlechter Journalismus mit rechten Tendenzen. Bei der Springer-Pressse sitzen Leute, die wissen was sie tun – leider.

  3. mindfuck sagt:

    Die HNA gläntzt ja schon länger durch grausige Berichterstattung, aber die Artikel über „Gewalt gegen Burschis“ und der über die Autonomen treiben es mittlerweile wirklich auf die Spitze!
    Besonders erschreckend finde ich die Kommentarspalte beim Burschi-Artikel, es wird aufs übelste gegen Linke gehetzt, Burschis werden als absolute Unschuldslämmer dargestellt und jegliche sachliche Diskussion wird gekonnt ignoriert…
    Der Artikel reiht sich ein in eine Medienkampagne, die Verbindungen derzeit fahren um ihr üffentliches Bild zu verbessern! Dem sollten man mit allen Mitteln entgegenwirken, genauso wie der in letzter Zeit immer deutlicheren Diffamierung linker Stukturen und Personen!
    Sonst gehts unds bald wie den Genossen in Österreich!

  4. death_souls sagt:

    Kann das sein, dass die hna auch noch einseitig in ihrem Forum moderiert? Es wimmelt von Kommentaren auf der rechten Seite, die unter die Gürtellinie zielen, aber erstaunlich wenigen Kommentaren, die die undifferenzierte Sichtweise des Artikels bemängeln.

  5. Feindbild sagt:

    Um hier mal auf ne positive Seite solcher Berichterstattung hinzuweisen: das zeigt auch dass die linke Szene in Göttingen wieder stärker als ernstzunehmende Kraft wahrgenommen wird. Beschissene Medien bringen immer beschissene mediale Erzeugnisse. Daran wird sich auch nichts ändern. Und wer Ressentiments gegen links hat, lässt die sich so oder so bestätigen. Aber allein, dass die winzige Stadt Göttingen als linke Hochburg neben Berlin und Hamburg genannt wird, ist doch schon was wert. Außerdem beschweren sich in dem anderen Artikel Burschis darüber, dass sie in Göttingen nix zu melden haben. Hallo? Ist doch geile Publicity. Denkt sich der burschenschaftsinteressierte Schulabgänger: studier ich lieber mal woanders.

    Nicht ganz ernstzunehmen aber immer wieder lustig:

    „Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht
    Wenn der Feind uns in Ruhe lässt, ist das schlecht. Entweder hat er uns sicher, oder wir sind mit nichts Wichtigem beschäftigt, oder wir tun das Wichtige so schläfrig, dass er uns nicht durch unbedachte Attacken aufwecken möchte.
    Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut. Wir sind seiner Herrschaft entkommen, beschäftigen uns mit etwas Wichtigem oder tun es von ganzem Herzen. Das macht ihn wütend.“

  6. death_souls sagt:

    @ feindbild

    teils- teils… schlechte medien berichten schon mal schrott, das ist klar. die frage ist doch, was kommt bei den „normalen“ leuten an. ist die botschaft, dass sie sich nichts dabei denken sollen, wenn die polizei mal härter draufhaut? das diejenigen, die auf antifa-demos gehen schon mal damit rechnen müssen, wegen kleinigkeiten ED behandelt zu werden (bürgerlicher grundsatz: „sowas kommt von sowas“). dass die forderung nach bleiberecht für alle politisch mit npd parolen in einer liga spielt?
    also ist das nur bedingt ein erfolg. sondern da soll anti-linke stimmung geschürt werden.

    natürlich ist es ein gutes zeichen wenn sie uns hassen. so ein normaler typ neulich inner uni: “ ich geh heute früher nach hause, weil demo ist und da will ich nicht rein kommen“.

  7. Feindbild sagt:

    @death_souls

    Klar da hast du Recht. Es ging mir ja auch nur darum eine andere Seite aufzuzeigen. Ich würde allerdings die Leute in ihrer Entscheidungsfreiheit nicht unterschätzen. Ich glaube, dass sie sich primär die Medien suchen, die schreiben was sie lesen wollen und erst sekundär eine direkte Beeinflussung des Denkens durch Artikel in Zeitungen etc. geschieht. Mit anderen Worten: ob die Statistik die Sarrazin zu seinen Thesen liefert mathematisch korrekt ist oder nicht: RassistInnen werden sagen er hat Recht.

    Dann gibt es Fälle, die in diesem Zusammenhang eher eine Grauzone darstellen. Du sagst: die „normalen“ Leute. Aber auch die haben bereits eine Meinung, die sie erstmal dazu gebracht hat, die HNA zu lesen. Da ist es natürlich ein bisschen schade drum, wenn die mit Lügen und Halbwahrheiten gespiesen werden und das dann glauben. Andererseits: lesen sie trotzdem die HNA und daher würde ich sowieso nicht allzu sehr auf die hoffen. Ich glaube der Artikel über die Linken in Göttingen weichen nicht sehr vom üblichen Tenor der Zeitung ab. Viel schlimmer und gefährlicher fand ich dagegen den Burschi-Artikel neulich in der Süddeutschen, weil der die üblichen Diskursgrenzen des Linksliberalismus nach Rechts verschoben hat.

  8. death_souls sagt:

    @ Feindbild

    klar ist das so, jedeR liest daraus, was er/sie will. wer ein kritisches Bewusstsein hat, wird dies als Hinweis darauf lesen, dass bürgerliche Medien scheiße schreiben, klar. wer ne Bildzeitung will, kauft sich ne Bildzeitung. dennoch hat die Zeitung ja auch eine Verantwortung für den Inhalt.

    viele Leute lesen HNA einfach aus Mangel an alternativen. wer in dem (übrigens furchtbar reaktionären) Umland von Göttingen lebt, wird die HNA als eine der wenigen Informationsquellen kennen, die HNA hat also eine Art Monopolstellung.(klar, wer in Duderstadt die jungle world will, kann sie auch da bestellen. wie viele Leute ziehen mehr als eine Zeitung oder ähnliches täglich als Informationsquelle heran? Ich fürchte das sind Promille- Anteile der Bevölkerung, es haben ganz wenige wirklich die Kompetenz eine Berichterstattung kritisch zu würdigen. Insofern finde ich die Berichterstattung von einigen Lokalblättern besonders „unredlich“.

    Viel empörender finde ich, dass dieses rechts-reaktionäre Käseblatt meine Kommentare zu den beiden Artikeln nicht veröffentlichen wollen. da muss ich wohl den Papierweg nutzen.

    Aber geil ist es trotzdem. der „Antifa-Artikel“ ist von einer Angst getränkt, dass es wieder abgehen könnte wie in den 80ern, hehe.

  9. Dubdub_dudududub sagt:

    Naja….
    Grundsätzlich merkt es die Öffentlichkeit schon, wenn sich Medien zu weit von der Realität entfernen. Unterm Strich können Medien die Realität nicht beliebig manipulieren, und genau das wird die HNA auch noch mitkriegen.

    Sei es schlechte Recherche, seien es schlechte Redakteur_Innen; Informationsflüsse sind heutzutage so beschleunigt und transparent, dass sich so ein Stil nicht lange halten kann. Die Auflage der HNA sinkt übrigens tatsächlich.

    Subjektiv würde ich hingegen eine Steigerung der Reichweite bei Monsters sehen – selbst zahlreiche Kommiliton_innen an der WiWi-Fakultät kennen und nutzen die Seite gelegentlich.

  10. death_souls sagt:

    @ dub
    die auflage der hna sinkt aber nicht, weil sie nicht p.c. ansprüchen genügt, sondern weil zeitungen generell wirtschaftliche probleme haben. was süddeutsche etc. trifft, gilt für so ein käseblatt erst recht. die „existenzberechtigung“ einer solchen zeitung liegt in den kleinanzeigen, das wird nach und nach von anderen medien geschluckt. vermutlich der einzige fall, wo diese verdrängungshypothese überzeugt…

  11. retmarut sagt:

    Wie Karl Marx schon sagte, ist die erste Freiheit der Presse, eben „kein Gewerbe zu sein“.

    Wenn sich 10 Monopolist_innen den deutschen Zeitungsmarkt aufteilen, darunter eben auch die Ippen-Gruppe (HNA) und Madsack (GT), kann mensch nicht erwarten, dass die seriös berichten oder gar unabhängig für Artikel recherchieren. Mit ihren diversen Lokalzeitungs-Monopolen geben all diese Verlagsgruppen regional die Meinungsführerschaft vor. Getreu dem Motto: Was nicht in der Lokalzeitung steht, hat nicht stattgefunden.

    An der bürgerlichen Presse wird mensch also aufgrund der ökonomischen Grundlage auch zukünftig nicht vorbeikommen und muss das entsprechend auch bei der eigenen öffentlichen Praxis berücksichtigen. Als Informationsquelle seriöser Berichterstattung, da braucht mensch sich nichts vorzumachen, sind gerade diese Art Lokalblätter nicht geeignet. Ziel des Verlages ist es ja, Profit zu machen und seine Anzeigenkund_innen (immer noch das Kerngeschäft) entsprechend zu berücksichtigen.
    Trotzdem müssen wir natürlich immer wieder versuchen, unsere Inhalte möglichst unverfälscht in die Presse zu bekommen. Aber letztlich entscheidet auch hier: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. (Und die Abo-Kund_innen sind definitiv nicht diejenigen, die den Lokalblättern das „Brot“ bringen, sondern die großen und mittleren Anzeigenkund_innen.)

    Um so wichtiger, linke Medienprojekte zu nutzen und zu unterstützen. Bezogen auf Tageszeitungen z.B. die junge Welt, wo soziale Bewegungen, Gewerkschaften, linke Initiativen im O-Ton zu Wort kommen und eben nicht als dritter Aufguss einer dpa-Meldung.
    In der jungen Welt gab es heute eine achtseitige Sonderbeilage zum Thema Medien mit einem – in diesem Zusammenhang sehr lesenswerten – Beitrag von Eckard Spoo. Sei hiermit allen ans Herz gelegt.

    jW-Testabo (3 Wochen kostenlos, endet automatisch) unter: https://www.jungewelt.de/abo/3wochenabo.php

  12. AKROPOLIS sagt:

    Fraglich ist es allerdings etwas, ob die HNA diese Artikel alle anfordert, oder ob sie ihr angeboten werden.

    Hintergrund: Alle möglichen Artikel bisher über Göttingen, z.B. auch die DNA Entnahme bei einem sog. Linksaktivisten etc. tragen das Kürzel „pid“. Wenn mensch bei HNA online „pid“ sucht, findet mensch über 150 Artikel, bei den jetzt aktuellen Titeln fehlt allerdings das Kürzel.

    Aber hinter dem Kürzel steht der „Presse Info Dienst“ von Frau Niemann aus Göttingen. Ihre Arbeiten bietet sie nicht nur der HNA an, auch Radiosendern etc.
    Hier der Link zu ihrer Page:

    http://www.presse-info-dienst.de/

    Ob die HNA jetzt sagt Frau Niemann schreiben sie doch mal über die Autonomen, oder ob es nicht so ist, dass sie diese Artikel anbietet und die HNA merkt, wow so viele Klicks online bei den tendenziösen Artikeln, da können wir Werbegelder generieren durch nervige Werbebanner…das weiß vermutlich nur die HNA genau.

    Aber eine Redaktion dieser sogenannten Zeitung in Göttingen gibt es nicht. Die freie Mitarbeit von Frau Niemann ist bestimmt günstiger zu bekommen.

  13. Rakete sagt:

    Doch natürlich hat die HNA in Göttingen eine Redaktion, gleich hinterm Landgericht. Dass die auch mit freien Journalistinnen zusammen arbeiten ist doch ganz normal.

  14. death_souls sagt:

    @ AKROPOLIS

    jede*r kann theoretisch einen artikel für die hna schrieben. dafür gibt es für normalsterbliche einen ziemlichen hungerlohn, entsprechend ist oft die qualität dieser artikel. für ein zehner pro manuskriptseite bleibt nur zeit für die schreibarbeit um einigermaßen auf sein geld zu kommen.

    @retmarut

    es gibt sowohl in der linken wie auch in der bürgerlichen presse guten und schlechten journalismus: schrottige artikel gibt es in der jungle wor,ld und auch lesenswerte artikel in der bürgerlichen presse.

  15. retmarut sagt:

    @ death_souls:
    Sicher. Das entbindet jedoch nicht von der Frage, wem das Blatt jeweils gehört und wer letztendlich bestimmen kann über die jeweilige Redaktionslinie. (Letztlich wiegt das Eigentumsrecht an dem Blatt höher als jede ach so idealistische Pressefreiheit.)
    Bei wirklich entscheidenden Themen wird stets im Sinne des dahinterstehenden Kapitals berichtet.

    Beim deutschen Angriffskrieg auf Jugoslawien beispielsweise war sehr gut zu sehen, dass die bürgerlichen Medien in Nibelungenreue ins allgemeine deutschnationale Kriegshorn bliesen. Von den hat damals nur die junge Welt Position gegen diesen imperialistischen Krieg bezogen. Selbst in linksliberalen Blättern war Kritik höchstens noch in der Kommentarspalte zu finden, so von Heribert Prantl in der Süddeutschen.

    Warum sollte die HNA positiv über die radikale Linke berichten? Weder ist das ihre primäre Zielgruppe noch sind das wesentliche Anzeigenkund_innen.

    Deswegen ist es ja so wichtig, weiterhin auch eigene linke/linksradikale Medien (z.B. hier in Göttingen die GöDru) zu haben und zu . Sich allein auf die Berichterstattung in der bürgerlichen Presse zu verlassen, wäre naiv.

  16. Rakete sagt:

    Ach, die Junge Welt ist oft auch nur einfach peinlich in ihrer Haltung. Die Israel-Berichterstattung zum Beispiel geht oft gar nicht. Aber das Fass möchte ich hier gar nicht aufgemacht haben. Quintessenz: das Perfekte Medium gibt’s nicht. Und das ist vielleicht auch ganz gut so.

  17. Rakete sagt:

    Der Chefredakteur der HNA kommentiert die Guttenberg’sche Plagiatsdebatte übrigens so:


    Im Augenblick erleben wir nicht nur das gutsherrische Auftreten eines Ministers, den der eigene mögliche Fehltritt ziemlich zu überraschen scheint. Wir erleben die Demaskierung einer politischen Diskussion. Mit bisher unbekannter intellektueller Erbärmlichkeit stürzen sich ausgerechnet diejenigen auf ein Opfer, die noch vor Jahren vorbehaltlos einen Außenminister Fischer stützten, der in seinen Jugendjahren Polizisten verprügelt hatte und sich bis heute nicht davon distanziert hat. Der niveaulose Realitätsverlust politischer Immer-Gutmenschen vom Format einer Claudia Roth hat ein neues Rekordlevel erreicht. Widerlich.

    http://www.hna.de/nachrichten/politik/meinung-politik//guttenberg-horst-seidenfaden-kommentar-1130010.html

  18. Harvey sagt:

    Ist ganz putzig mitanzusehen, wie es ihn zu zerreißen scheint: KTG, dem er selbst natürlich Vorwürfe machen darf (mangelnder Aufklärungswille und „Gutherrensart“), aber doch nicht die politischen Heiden mit den falschen Göttern, die für ihn „Gutmenschen“ sind, und die es wagten, den Mann mit Turnschuhen zum Minister zu machen.

    Oder wirft er den Kritikern – als Subsumtion unter „Grünen-Unterstützer“ – etwa vor, dass sie doch froh sein sollen, dass jemand ihren blöden Krieg weiterführt, den der Herr Turnschuhminister einst begann? Das hätte ja sogar intellektuellen Charme, wäre endlich mal ein politisches Argument.

    Naja, hat er vielleicht auch noch nicht so klar mit sich selbst. Vielleicht reicht es auch, bloß auf das Wort „Immer-Gutmenschen“ zu achten. An der Stelle spätestens ist halt klar, wo man die HNA einzuordnen hat.

    Wenn er vom „niveaulosen Realitätsverlust“ der anderen spricht, dann fühle ich mich ansonsten nicht angesprochen. Ich pflege immer noch den äußerst niveauvollen Realitätsverlust. Cheers!

  19. death_souls sagt:

    Der HNA Chefradakteur schreibt übrigens auch Bücher. ­Klischeehafte Kassel.Krimis, die zu schlecht sind, um einen Plagiatsvorwurf zu bekommen.

    So platt die Argumentation ist, der Text ist schon intelligent gemacht. Die komplette Politik-Landschaft ist nicht in der Lage, die Probleme der BRD zu lösen. Hier lässt tief Blicken, dass ausgerechnet Hartz VI in die Diskussion eingeführt wird, wenn es um die Verfehlungen eines Privatiers geht. Das Guttenbergsche Unternehmen hat einen Jahresumsatz von 25.000 (!) € die es auf drei Mitarbeiter zu verteilen geht. Also, davon kann keiner der Beteiligten leben. Gutti muss es am wenigsten.

    In dem Zusammenhang auf das Scheitern der Hartz IV Debatte zu argumentiere entlarvt ihn – einmal mehr – als unverbesserlich. Guttenberg will im Gegensatz zu den „Linken-Spinnern“ Politik machen, und diese lassen ihn den Hass des „linken Mobs“ spüren.

    An diesem Beispiel wird das alte Motiv von Sein und Schein durchdekliniert. Kritiker wollen zeigen, dass es keinen „Saubermann“ in der Politik gibt. Das ist im Grunde auch im Interesse der Rechten, allerdings wollen Sie für diese Einsicht nicht ihren Hoffnungsträger schlachten. Den ­alt- autonomen Außenminister aus der Schublade zu holen ist eigentlich nur billig.

  20. Dr. Gonzo sagt:

    hier mal das neuste (1 woche alt) zur göttinger presselandschaft:
    nachdem sich das gt in letzter zeit in puncto tendenziös-politischer artikel zurückgehalten hat, setzt das regio-umsonstblatt „blick“ (ebenfalls ein organ des madsack-verlags) jetzt anscheinend auf selektiv-ideologisches gatekeeping, indem es pressemitteilungen (pm´en) der „Linken“ kategorisch ignoriert.
    chefredakteur des „blick“ ist übrigens der cdu-ob von tiftlingerode, gerd goebel, wie ihr im link gleich lesen werdet (pm der linken_gö) :

    http://die-linke-goettingen.de/nc/presse/aktuell/#c128002

    (qualitäts-)journalismus kann von einem (lokalen) anzeigeblatt ohnehin nicht erwartet werden, aber dieser selbstgewollte objektivitätsverlust (nicht zu verwechseln mit gonzojournalismus 🙂 ) macht dieses drecksblatt damit doch zum parteiorgan, wenn nicht gar zu mehr/resp./weniger als das ^^…..

Schreibe einen Kommentar

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar zu schreiben. Anmelden | Registrieren

Bitte lese dazu unsere Regeln und Hinweise zum Kommentieren.