Umbenennung von Straße geplant

Ein Denkmal für Grass statt linke Symbole
von am 1. April 2014 veröffentlicht in Hintergrund, Titelstory

Einige BewohnerInnen der roten Straße planen ein Straßenfest (Symboldbild: MoG)

Die Göttinger CDU arbeitet auf eine Umbenennung der Roten Straße in Günter-Grass-Straße hin. Mit der Umbenennung möge die Stadt den Verdiensten des Literaturnobelpreisträgers Rechnung tragen. Die CDU-Fraktion sieht aber noch einen anderen Vorteil: Sie will mit der Namensänderung ein linkes Symbol zerstören.

Die Verbindungen Göttingens mit Günter Grass sind so sichtbar wie zahlreich. Zuletzt bekam der Zentralcampus der Universität ein Denkmal für die Göttinger Sieben verpasst, das auf einem Entwurf des Autors, der nebenbei auch als Künstler tätig ist, basiert. Außerdem ist Göttingen Sitz des traditionsreichen Steidl-Verlags, der die Rechte an Grass‘ Gesamtwerk hat. Sogar ein Grass-Haus ist seit einigen Jahren in Planung.

Feste Bindung

Wenn es nach dem Willen der CDU-Fraktion im Rat der Stadt geht, wird Göttingen sich künftig noch sichtbarer mit dem Namen Grass schmücken. „Der Name Grass ist international bekannt und wird auf der ganzen Welt geschätzt. Wir würden es gerne sehen, dass er auch im Stadtbild präsent ist.“, heißt es in einem entsprechenden Antrag, über den in den kommenden Wochen abgestimmt werden soll.

Denkmalschutz kein Problem

Darin enthalten sind auch einige Vorschläge für Straßen im Innenstadtbereich, die man umbenennen könnte, darunter die von der Fraktion favorisierte Rote Straße. Begründung: als eine der wenigen Straßen der Innenstadt habe sie keine bis ins Mittelalter zurückreichende Bedeutung, daher verbiete sich eine Umbenennung aus Gründen des Denkmalschutzes nicht von vornherein. Außerdem fungiere der Name „zunehmend als Symbol der lokalen linken Szene“. Dies, so der Antrag weiter, könne nicht im Sinne der Stadt sein.

SPD mit im Boot

Auch in der Göttinger SPD werden Stimmen laut, die den CDU-Antrag unterstützen. Der Göttinger Ortsverband Mitte-Nord wirbt nach Mog-Informationen unter den Ratsherren für eine Zustimmung zur Straßenumbenennung. Der Verband war 2011 in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass sein damaliger Vorsitzender Mitglied der “Initiative Göttinger Verbindungsstudenten” (IGV) war. In der IGV waren auch Burschenschafter aus dem rechten Spektrum vertreten.

Käme es zu einem entsprechenden Ratsbeschluss, wäre die Umbenennung eine Frage von wenigen Wochen. Es wäre aber auch ein Novum: Bisher wurde noch keine Straße in der Stadt nach einer noch lebenden Persönlichkeit benannt. Grass ließ unterdessen über seinen Verleger Gerhard Steidl verlauten, dass er sich geehrt fühle.

+++ Edit: Diese Meldung ist natürlich nur ein Aprilscherz gewesen  +++

Artikel teilen


Themen

, , , , , , ,

2 Kommentare auf "Ein Denkmal für Grass statt linke Symbole"

  1. abcde sagt:

    Ja ma wieder typisch, dass die CDU sowas will.
    Ist es nicht so, dass der Name der Roten ursprünglich auf Schlachtblut, welches die Straße herunterlief, zurückging? Habe ich mal gehört, wird hier also ungeprüft weitergegeben und zur Diskussion gestellt.
    Ich dachte ab der BRD ist es in Deutschland nicht gestattet, lebende Personen durch Platz- und Straßenbenennungen zu ehren, aber da muss ich mich wohl geirrt haben.

    Mal sehen, welche Stadtratsfraktionen da mitziehen. Und sollte es tatsächlich zur Umbenennung kommen, bin ich mal gespannt, wie hoch die Folgekosten für die regelmäßigen Erneuerungen der Straßenschilder sein werden. Insbesondere weil Grass ja nun nicht gerade politisch als unumstritten gilt.

Schreibe einen Kommentar

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar zu schreiben. Anmelden | Registrieren

Bitte lese dazu unsere Regeln und Hinweise zum Kommentieren.