Bundestagswahl

So haben Göttingens Rechte gewählt
von am 24. September 2013 veröffentlicht in Politik, Titelstory

Deutlich besser wären die Stimmzettel für die Nazi-Parteien hier aufgehoben. Bild: Jörg Kantel.

1279 BürgerInnen haben am Sonntag im Wahlkreis Göttingen die NPD gewählt, im Stadtgebiet waren es 309. Das sind deutlich weniger als im Jahr 2009. Wir haben die Ergebnisse mit denen der vergangenen Jahre verglichen: In der Stadt Göttingen setzt sich mit dem Rückgang ein Trend fort. Unklar ist, welche Rolle die AfD dabei genau spielt.

1 Prozent der WählerInnen haben bei den Bundestagswahlen im Wahlkreis Göttingen eine extrem rechte Partei gewählt. Das klingt nicht viel, doch in absoluten Zahlen wirkt das Ergebnis schon anders: 1606 Menschen haben im Wahlkreis ihre Zweitstimme entweder der NPD (1279), den Republikanern (93) oder Pro Deutschland (234) gegeben. Im Gebiet der Stadt Göttingen waren es 411 WählerInnen (NPD 305, REP 19, Pro Deutschland 87).

Die Anzahl der Zweitstimmen für extrem rechte Parteien ist damit gegenüber der Bundestagswahl 2009 sowohl im Wahlkreis (minus 581) als auch in der Stadt (minus 69) rückläufig. Im Stadtgebiet setzt sich damit der Trend der vergangenen Jahre fort. Auf Wahlkreisebene hatten sich in den Jahren zuvor immer wieder Stimmen zwischen den Parteien im rechten Spektrum verschoben, die Summe der WählerInnen extrem rechter Parteien blieb aber in etwa konstant (siehe Grafik).

Die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland konnte bei ihrer ersten Bundestagswahl im Wahlkreis Göttingen 6118 Zweitstimmen (3,7 Prozent) einsammeln, im Stadtgebiet waren es 2280 (3,4 Prozent). Wieviele WechselwählerInnen 2009 noch die NPD gewählt hatten, ist unklar: Infratest dimap zum Beispiel weist diesen Wert nicht aus. Ein Großteil der AfD-WählerInnen gab seine Stimme bei der letzten Bundestagswahl einer bürgerlichen Partei. Parteichef Bernd Lucke hatte vor der Wahl allerdings im Handelsblatt angekündigt, auch auf die Stimmen rechter Protest- und bisheriger NPD-Wähler zu setzen.

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3 Kommentare auf "So haben Göttingens Rechte gewählt"

  1. retmarut sagt:

    Merkwürdige Logik von MoG, die AfD jetzt aus den faschistischen Parteien rauszurechnen. Kein Wunder, dass mensch dann zu der irrigen These gelangt, es habe einen Rückgang der Wahlstimmen für rechtsextreme Parteien gegeben. Defacto gab es aber 7.397 Zweitstimmen für faschistische Parteien im hiesigen Wahlkreis, das sind mehr als 5.300 gegenüber der letzten Bundestagswahl. Also ein Anstieg auf das 3,5-fache.

    Mal ketzerisch formuliert: Kaum kratzt eine faschistische Partei an der 5%-Hürde – und in den Augen der MoG-Redaktion sind es plötzlich keine Faschisten mehr, ist die AfD plötzlich nicht mehr im rechtsextremen Spektrum zu verorten???

    • Rakete sagt:

      In der Tat fände ich es sehr verkürzt, die AfD in den selben Topf wie die NPD zu schmeißen. Mag sein, dass die AfD als Wegbereiter für die Nazis durch geht und na klar ist es sehr besorgniserregend, wieviele Stimmen sie bekommen hat. Trotzdem glaube ich nicht, dass die 6118 Leute, die im Wahlkreis die AfD gewählt haben, ein geschlossen rechtsextremes Weltbild haben. Anders gesagt: Wäre ein Einzug der AfD in den Bundestag genauso besorgniserregend wie der der NPD?
      Wir haben die AfD hier bewusst mit aufgenommen, weil davon auszugehen ist, dass sie auch Nazis anzieht. Deine Behauptung, plötzlich hätten 5300 Leute mehr einer faschistischen Partei ihre Stimme gegeben, finde ich nicht zielführend.
      Den Rückgang der Stimmen für rechtsextreme Parteien gibt es übrigens in Göttingen bereits seit Jahren, wie du in der Tabelle sehen kannst. Dass er bei dieser Wahl relativ groß war, lag sicher auch an der AfD.

      • Abgabe sagt:

        Ich stimme dir in dem Punkt zu, dass die AfD in einer anderen Liga als die NPD spielt. Allerdings sollte man die Stimmen berücksichtigen, da auch die Schill-Partei, die in Hamburg immerhin regiert hat, in der Grafik auftaucht.

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