Kommission empfiehlt Kürzung
Gleichstellungsarbeit an der Uni bedroht
von fee mina am 15. Juni 2012 veröffentlicht in Titelstory, UnipolitikErst wenige Wochen ist es her, dass die Uni-Liga aufgrund von sexistischen Fußball-Teamnamen in der Öffentlichkeit stand. Nun sorgt auch die Philosophische Fakultät für Aufsehen, denn es droht die Kürzung der Stelle der hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragen.
Kurz nach dem Skandal um sexistische Teamnamen in der Uni-Liga wurde das Fehlen einer Gleichstellungsbeauftragten am uniweiten Hochschulsport von Studierenden beklagt. Nun steht eine weitere Einrichtung der Uni Göttingen in der Kritik: Die Philosophische Fakultät. Deren Fakultätsrat steht vor der wichtigen Entscheidung, wie die Stelle der dort angesiedelten Gleichstellungsbeauftragten zukünftig ausgestaltet werden soll.
Die hauptamtliche Stelle der derzeitigen Gleichstellungsbeauftragten Christina Durant läuft im August diesen Jahres aus. 2009 wurde diese Stelle als „Pilotprojekt“ etabliert und wegen der erfolgreichen Arbeit im darauf folgenden Jahr bis 2012 verlängert. Auf ihrer Homepage rühmt sich die Fakultät deshalb ihrer „Vorbildfunktion“ in Sachen Gleichstellung.
Die Struktur- und Haushaltskommission hat in der vergangenen Woche eine Empfehlung zur weiteren Ausgestaltung der Stelle bekannt gegeben. Diese sieht vor, dass das Amt zukünftig nur noch als Nebentätigkeit ausgeübt werden soll. Grund dafür ist die Streichung der Gelder vom Präsidium, durch die das Projekt bisher anteilig mitfinanziert wurde. Die Folgen wären schnell spürbar. Im Falle einer Verlagerung der Arbeit der hauptamtlichen Gleichstellungsarbeit auf eine nebenamtliche Stelle ist eine Beschränkung auf das aller nötigste zu befürchten. Es ist fraglich, wie die umfassende Betreuung von Stellenbesetzungsverfahren und Berufungskommissionen zukünftig von einer nebenamtlich tätigen Person gewährleistet werden kann. In vielen Fällen bedeutet das wahrscheinlich nur noch ein „Abnicken“ von Entscheidungen der jeweiligen Findungskommissionen. Ebenso steht zu befürchten, dass darüber hinaus gehende Aktivitäten und Pläne für die Weiterarbeit in den Bereichen Nachwuchsförderung, familienfreundliche Hochschule und das Workshopprogramm für Studierende auf Eis gelegt werden müssten.
Auch Studierende befürchten bereits, dass ausgerechnet bei der Gleichstellungspolitik gekürzt werden soll. Die Philosophische Fakultät ist mit über 3500 Studierenden – wovon über 60% weiblich sind – die größte Fakultät der Uni Göttingen. „Allein diese Tatsache macht es zu einer Notwendigkeit, dass die Stelle der hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten erhalten bleibt. Gerade für die Studierenden ist das sehr wichtig“, so die Genderreferentin des AStA der Uni Göttingen, Juliane Imbusch. Derzeit sind an der Fakultät nur um die 20% der Professuren weiblich besetzt, was dem allgemeinen Uni-Trend entspricht. „Was passieren kann, wenn eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte fehlt, haben wir gerade erst im Hochschulsport gesehen“, so Imbusch weiter. Ebenso dürfte sich diese Kürzung nicht gerade positiv auf das Image der „exzellenten“ Uni Göttingen auswirken, da die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die zuständig für die Vergabe der Exzellenzinitative ist, sich unter anderem auch für „Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards“ einsetzt. Der Unipräsidentin Prof. Ulrike Beisiegel war es vorerst nicht möglich, sich zu den Vorfällen zu äußern.
Das Pilotprojekt der Philosophischen Fakultät ist laut Gleichstellungsplan bis 2011 befristet und droht mit dem Auslaufen der derzeitigen Stelle zu enden. Der aktuelle Gleichstellungsplan setzt ebenso die weitere Gleichstellungsarbeit voraus, um die entsprechenden Inhalte langfristig umzusetzen. Wie das in der Zukunft gewährleistet werden soll befindet der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät in der Sitzung am kommenden Mittwoch.
Die Uni hat zwar heute den exzellenten Status einbüßen müssen (Juhu, Göttingen scheißt jetzt auf Elite), aber das heißt natürlich trotzdem nicht, dass das Image weniger leidet, wenn bei der Gleichstellungsarbeit gespart wird.
„Juhu, Göttingen scheißt jetzt auf Elite“ sind Kommentare, die man sich sparen kann….
Aber warum denn? Aus Sicht von Studierenden ist das jedenfalls nicht abwegig. Schön dazu (aber schon lange Argumentation von Exzellenz-kritischen Studierenden) gerade erst die Süddeutsche Zeitung: http://www.sueddeutsche.de/bildung/deutsche-elite-universitaeten-geld-fuer-die-professoren-frust-fuer-die-studenten-1.1384332
„TwojaMatka“ (dt. „Deine Mudda“) sind Pseudonyme, die man sich sparen kann…
Ich bin schwer beeindruckt.