Di. 19.10.: Vortrag und Diskussion: Was ist „natürlich“ am Geschlecht?
von Rakete am 13. Oktober 2010 veröffentlicht in Diskussion, Tipp!, VortragHeinz-Jürgen Voss hat zu biologischen Geschlechtertheorien promoviert und rückt diesen nun zu Leibe. Denn so einfach ist es nicht mit der Einteilung der Geschlechter, postuliert der Autor von Making Sex Revisited und Geschlecht – wider die Natürlichkeit. Warum es aus biologischer Sicht „Frau“ und „Mann“ nicht gibt, will er am Dienstag im Rahmen der LesBiSchwulen* Kulturtage in Göttingen erklären. Beginn ist um 19 Uhr beim VNB, Theaterstraße 11.
Der komplette Ankündigungstext: „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ ist nach der Geburt die erste Frage, die gestellt wird. Würden die Eltern dazu keine Auskunft geben wollen, so würde wohl Schweigen herrschen und das Thema müsste gewechselt werden. Das Kind ist erst vollständig in unserer Gesellschaft angekommen, wenn es mit einem von zwei Geschlechtern aufwarten kann – eine Entscheidung, die Justiz, Medizin und „gesellschaftliche Erwartung“ einem jeden Menschen abverlangen.
Ganz selbstverständlich nehmen wir für uns in Anspruch, Menschen nach dem Geschlecht unterscheiden zu können. In der Regel gehen wir dabei einfach von der Kleidung aus. Einigermaßen in Verlegenheit kämen wir, wenn wir tatsächlich einen Blick auf die kulturell so aufgeladenen Genitalien werfen wollten. Bart, übrige Körperbehaarung, Hüfte, Brustumfang sind da schon legitimer als deutlich zugewiesene Merkmale, nach denen wir gelernt haben, einen Menschen nach „Mann“ und „Frau“ sicher einzuordnen.
Aber: Was ist „natürlich“ an Geschlecht? Gibt es biologisch zwei Geschlechter – oder haben wir das nur in der Schule so gelernt? In einem kurzen Vortrag und einer ausführlichen Diskussion soll nachgezeichnet werden, wie die „modernen biologisch-medizinischen Wissenschaften“ seit dem 17. / 18. Jahrhundert die Vorstellung des „biologischen Geschlechts“ herausbildeten. Dem gegenübergestellt werden dann die aktuellen biologischen Geschlechtertheorien. Sie zeigen auf, dass auch eine Sichtweise möglich ist, die von vielen Geschlechtern ausgeht.