Mi. 13.01.: Gender goes School – Veranstaltung zu geschlechtersensibler Pädagogik (ZHG 002)
von am 8. Januar 2010 veröffentlicht in Diskussion, Termine, Tipp!, Vortrag

„Im Zweifel gegen den Mann“ betitelte die Zeitschrift FOCUS bereits im September letzten Jahres ihre Ausgabe rund um die (Nicht-)Gleichberechtigung der Geschlechter und die eigentlichen Systemloser namens Männer mit dem Versprechen, überraschend neue Fakten zu Kindererziehung, Jobs und und und zu liefern – zurecht. Bei solcherlei ‚Analysen‘ kommt einer*m doch eher die Galle hoch, denn auch die Bundesregierung schmiedet ja eifrig Pläne, wie man mit der neuen ‚Männerdiskriminierung‘ des Gender Mainstreaming&Co.umgehen soll und ist mit Männerpolitik am Start. Reformistische Ansätze der überhaupt-mal-Sichtbarmachung von Frauen in vielen Teilen des öffentlichen Lebens – etwa durch die Einführung von Frauenquoten -, die Bekämpfung von Diskriminierung, Mobbing und von Übergriffen gegenüber Frauen im nach wie vor hierarchischen Geschlechterverhältnis werden absurderweise mit Übervorteilung verwechselt. So ist es auch möglich, dass inzwischen Stellen von „Frauenbeauftragten“, nun „Gleichstellungsbeauftragten“, sogar im Namen des Gender Mainstreaming ganz weggekürzt werden.
Schließlich krakeelt es seit einiger Zeit aus einer Vielzahl bürgerlicher Löcher, dass Jungs ja schon in der Schule benachteiligt würden. Wegen des ewigen Stillsitzens und sonstigen Disziplinierens könnten die nämlich ihren Aggressions-, Bewegungs- und Spiel’trieb‘ nicht richtig ausleben und später gar keine richtigen Karriere-Versorger-Ernährerhechte (am besten mit Frau, Haus, Kind, Kegelverein und Hund) werden. Die armen. Gibt außerdem auch viel zu viele weibliche Grundschul-Lehrkräfte (abgesehen vom Fach „Knoff-Hoff in Werken mit Stahl und Holz“) und die ganze soziale Softie-Kompetenz und Textil-und-Kunst-Apfelkuchenkränzchen-Mentalität in der Penne ist ja auch allgemein überbewertet. Die wird in Zukunft wohl reformiert werden. Erwarten uns dann idealerweise progressive Strick- und Tanzkurse für Mädchen und kreatives Reifenschubsen für Jungen?! Und was passiert mit denen, die sich mit beidem nicht identifizieren können bzw. wollen?
Anstatt sich zu fragen, weshalb Menschen überhaupt zu Jungs und Mädchen erzogen werden sollten und anstatt die Gewaltförmigkeit der Rollenzwänge zu hinterfragen, wird ein breiteres Angebot gefordert, das Geschlechterstereotype weiter festschreibt, wird nach mehr ‚Gerechtigkeit‘ in Form von action für männlich sozialisierte Kinder gerufen. Und alle jubeln und klatschen dumpf.
Für (oder besser: gegen) einen solchen patriarchalen K(r)ampf könnte schon das hier lesenswert sein. Aber das nur nebenbei.

Am Donnerstag spricht und diskutiert jedenfalls Konrad Manz von der Uni Göttingen zum Thema Gender goes school – Jenseits von Benachteiligung und Notendurchschnitt.
Und das geht so:

„Die Debatte um Benachteiligung von Jungen in der Schule hat den Blick auf zentrale Probleme geschlechterbewusster Schulpädagogik verstellt. Es sind nicht ausschließlich die Leistungen, um die es in der Schule geht. Die Frage, ob nun eher ‚die Jungen‘ oder ‚die Mädchen‘ gefördert werden müssen, ist nicht die entscheidende. Stattdessen gilt es, bei den Bedürfnissen der einzelnen Schülerinnen und Schüler anzusetzen. Chancen und Probleme von Kindern und Jugendlichen lassen sich nicht daran festmachen, ob sie Mädchen oder Jungen sind, sondern daran, ob sie Möglichkeiten haben, ihre eigenen Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit zu leben. Die Hierachie dieser Geschlechterkonzepte in der Schule soll in den Fokus der Debatte gestellt werden. Wodurch zeichnet sich demnach eine geschlechtersensible Schule aus?“

Veranstaltet wird das ganze von der DGB-Jugend Südniedersachsen-Harz, der GEW Göttingen und der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen.

Beginn ist um 19h im ZHG 002 (Zentrales Hörsaalgebäude der Uni Göttingen, Platz der Göttinger Sieben)

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