Fr. 22.08./Sa. 23.08.: Göttinger Kultursalat
von am 17. August 2008 veröffentlicht in Diskussion, JT-Keller, Konzert

Im Redaktionsbriefkasten häufen sich die Anfragen, warum der Göttinger Kultursalat nicht angekündigt wird. Nun, der ein oder andere Redakteur fühlt sich seinem eigenen, kleinen, engen und höchstgradig intoleranten Musikgeschmack derart verpflichtet, dass er immer wieder Konzerte so ankündigte, dass Band oder deren Fans in heller Aufregung und mit roten Gesichterchen in der Kommentarspur um das Heil ihrer Kunst fochten. Zu diesen jämmerlichen Autoren gehöre vor allem auch ich! Der Göttinger Kultursalat liegt mir schwer im Magen. Aber immerhin, ohne eine der Bands wäre ich nie zu MoG gekommen. Denn ohne meine Ausfälle, damals übrigens noch in der Kommentarspur, gegenüber der Band Tetrafuck wäre ich nie bei MoG gelandet. Und wenn ich mich heute erneut mit diesem Kleinod provinzieller Musik auseinandersetze muss ich sagen – geändert hat sich da nichts. Immerhin, da passt der Veranstaltungstitel „Kultursalat“ doch ganz gut – auch wenn den Begriffen „Kultur“ und „Salat“ (der schmeckt schließlich ganz gut) in der Verbindung mit Tetrafuck dann doch Gewalt angetan wird (um den theorieverliebten Junglinken mal mit ins Diskussionsboot zu holen). Die Band mit dem bemalten Penis im Booklet ist hol, blöd und unwitzig wie eh und je – und damit hat sich der (Kultur)Salat.
Angereichert wird das musikalische Programm am Freitag immerhin für ein geringes Hirn wie mich durch die Band Guts Pie Earshot – die ich immerhin solange kenne, wie ich das Wort „Punk“ fehlerfrei buchstabieren kann. Guts Pie Earshot waren ursprünglich eine Punkband – die aber schon unter dem Label Punk mit anderen Sounds zu irritieren wussten. Inzwischen zu einem Duo geschrumpft präsentieren sich teils ethnolastige Vermischungen mit Chello, Schlagzeug – dazu immer wieder Versatzstücke aus der eher punkigen Vergangenheit. Das ist durchaus interessant. Dann, natürlich, wir sind immernoch in Göttingen, eine Skaband: Die Skatoons aus Hamburg. Ska halt.
Auch am Samstag versteht man sich weiter auf partykompatible Musikstile dieser Art. Zunächst spielen Schmutzige Taten, eine Band die für sich folgende Genrefrage klärt: „Punk? Funpunk? Politpunk? Poppunk? Popopunk????“ – ich bin mir ziemlich sicher, dass der ein oder andere Break-Beat auch hier zu hören sein wird. Garniert wird der weitere Abend dann durch Jammin Inc., die schön relaxt einen Dübel randvoll mit Raggae über die Bühne pusten. Auch hier hoffe ich auf Break-Beats. Und dann, endlich wieder Zeit für Break-Beats und Ska! Das Göttinger Rogue Steady Orchestra, dass seinem Ruf für schweißtreibende Partys sicher gerecht werden wird.
Musikalische Präferenzen hin oder her, für eine solche Veranstaltung hätte ich mir mehr Mut zu Abwechslung gewünscht. warum keine Indieband, warum kein Electro-Act, warum keine Hardcoreband, warum keine Rock’n’Roll Band, warum keine Hip-Hop Band mal dazwischen?

Neben dem Bühnenprogramm, ist eine Vielzahl anderer Veranstaltungen geplant. Die Jugendinitiative „Inhalt“ steht hinter dem Göttinger Kultursalat, Ziel der Veranstaltung ist es, Jugendlichen zu politisieren und eherenamtlichen Engagement zu fördern. Diesen Ansatz finde ich, trotz des wirklich entäuschenden musikalischen Programs (das ist jetzt als ganz objektive Kritik gemeint), sehr gut. Ob die Podiumsdiskussionen, deren gen aue Themen mir nicht bekannt sind, sich dazu eignen sei dahingestellt – als Gesprächspartner haben sich verschiedene Vetreter von SPD, Bündnis90/Die Grünen, FDP und Linke zur Verfügung gestellt. Auch ein Aktionstag ist geplant, auf dem sich eine Vielzahl von Gruppen präsentiert, von Greenpeace über Schöner Leben bis zur Göttinger Tafel.

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4 Kommentare auf "Fr. 22.08./Sa. 23.08.: Göttinger Kultursalat"

  1. fehlerking sagt:

    dich könnte vielleicht auch das hier interessieren:
    „monsters of skapunk: rantanplan, wisecräcker, braindead
    DAS Skapunk-Ereigniss 2008!!!“ …demnächst in der musa

  2. Leser sagt:

    fassen wir zusammen du findest alle bands bis auf tetrafuck, die du ja anscheinend zu deinem persönlichen feind gemacht hast, relativ gut. Dir fehlen aber einige Musikrichtungen. Interessante Kritik, wobei ich dir sagen muss das Jammin INC mit Hip Hop beatz und Raps gut punkten können… Die jungs sind sehr vielseitig. Man weiß nun mal dass man nicht jeden Musikgeschmack ansprechen kann, ein festival organisiert sich auch mit mehreren leuten nicht so schnell wie man einen Artikel in seinen Blog schreibt!

  3. Eduard_Bär sagt:

    Mir fehlen auch ganz eindeutig Grindcore und Power Metal!

  4. John K. Doe sagt:

    @eduard:
    jawoll, hahahaha.

    @leser:
    da muss ich einiges richtig stellen:
    also ich fand die bands bis auf guts pie earshot nicht ziemlich gut, sondern eigentlich ziemlich beschissen – was allerdings an meinem verkorksten musikgeschmack liegt.
    und das ich nun die letzte platte von tetrafuck immernoch für belanglosen mist halte macht die band ja nun lange nicht zu einer art „persöhnlichen feind“ – zumal, und das betone ich immer wieder, musikern rezensionen ihrer musik grundsätzlich egal sein sollten. anbei ein paar persöhnliche feinde von mir: fernsehseherin (autorIn), margarethe schreinemakers, ketchupflaschen, französische autos sowie spinnen als solche.

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