„Für jeden Radikalen was im Programm“: Martin Sonneborn im JT
von am 9. April 2008 veröffentlicht in Popkultur

Er tat es für sein Land: Martin Sonneborn ist Mitglied in sämtlichen wichtigen deutschen Parteien und zugleich Vorsitzender der PARTEI, die seit einigen Jahren den Wiederaufbau der innerdeutschen Grenze fordert, sich sogar schon im Mauerbau auf dem ehemaligen Grenzstreifen probierte. Am 14. April tritt der Politiker im Jungen Theater auf – „mit echten, lustigen Bundestagsabgeordneten.“ Wir sprachen mit ihm über sein Verhältnis zu seiner Geburtstadt Göttingen und seine innen- wie außenpolitischen Visionen.


Herr Sonneborn, Sie prangen derzeit in großer Pose von Göttingens Plakatwänden. Sie sehen darauf ein bisschen aus wie Gregor Gysi, der im Januar kam. Scheuen Sie den Vergleich mit ihm?

Vielen Dank für diese Beleidigung zum Einstieg, ich hoffe doch, ich hänge einen Meter höher als der Zwerg Gregor Gysi!
Aber ich scheue keinen Vergleich, natürlich nicht. Wir stehen doch beide kleinen, schmierigen Oppositionsparteien vor, ohne Inhalte und Visionen aber mit dem strikten Willen zur Macht…

Ihre Partei will die Mauer wieder errichten, Kommunisten-Christel aus der Linkspartei will das auch. Warum treten Sie nicht den Linken bei?

Die sind uns trotz allem zu unseriös. Komisch, bei der Gründung der PARTEI im August 2004 bin ich dauernd gefragt worden, ob wir auch Lafontaine aufnehmen würden. Haben sich die Verhältnisse so gedreht?!

Welche Vorteile sehen Sie durch den Wiederaufbau der Mauer, speziell für die Universitätsstadt Göttingen? Früher lag sie im „Zonenrandgebiet“ und war deswegen auf spezielle Wirtschaftsförderung vom Fiskus angewiesen.

Ich bedanke mich für diese Frage, ich hätte das sonst selbst noch angesprochen. Sie wissen sicherlich, daß die alte Forderung nach der Mauer aus der Gründungsphase der PARTEI stammt. Mittlerweile führen wir den Kampf gegen das Merkel aber wesentlich professioneller. Am 14. werde ich auch von unserer ersten außenpolitischen Aktion in Georgien berichten, wo wir – 25 PARTEI-Freunde in billigen C&A-Anzügen! – uns nach über 60 Jahren offiziell für den Bruch des Hitler-Stalin-Paktes entschuldigt haben.
Trotzdem kann ich Ihnen natürlich Zonenrandförderung in Aussicht stellen – sobald wir an der Macht sind, profitiert Göttingen!

Göttingen ist eine Stadt, in der es schon immer viele Autonome gab. Auch Sie werden die Bilder einer im Chaos versinkenden Stadt mit brennenden Barrikaden in mittelbarem Zusammenhang mit Ihrem letzten Besuch noch im Kopf haben. In letzter Zeit werden vermehrt Bonzenkarren im Stadtgebiet entzündet. Haben Sie keine Angst, nach Göttingen zu kommen?

Wissen Sie, das schreckt mich nicht; ich wurde in Göttingen geboren. Und für ein ordentliches Chaos sind wir von Titanic immer zu haben!

Der Titel ihres Gastspiels lautet „Ich tat es für mein Land“. Das klingt ja nach Nationalismus! Sie wissen es ja bereits: hier sind überall Linksradikale!

Das macht nichts, wir haben für jeden Radikalen was im Programm. Im Moment denken wir sogar über die Gründung einer „Nationalen Plattform“ in der PARTEI nach, man darf das schließlich nicht den Nazi-Schwachköpfen überlassen…

Ihr Genosse Strunk hat in Hamburg betrunken eine Wahlkampfrede für die PARTEI gehalten. Was genau können wir von Ihrem Auftritt im Jungen Theater erwarten?

Eine unaufgeregte Multimedia-Show mit TITANIC- und PARTEI-Aktionen, subtile Holzhammer-Propaganda, nervenaufreibende Bilder und Berichte aus Georgien. Und natürlich Filme mit echten Bundestagsabgeordneten wie Norbert Geis und Ernst Hinsken – wir haben unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Hinterbänkler im Bundestag gefilmt, um Vertreter der anderen Parteien in den Schmutz zu ziehen…

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