Kein Kollabs im Transformatorenhäuschen
von am 5. Dezember 2007 veröffentlicht in Unipolitik

Ende November fand ein Gespräch zwischen der Studierendeninitiative „delete.control – enter.space“ und einem Vertreter des Gebäudemanagments der Universität Göttingen statt. Die Initiative setzt sich für einen neuen selbstverwalteten Raum an der Universität ein. Nach anfänglich positiver Erwartungen von „delete.control“ äußern die Studierenden nun ihren Mißmut: die von der Uni angebotenen Räumlichkeiten seien „gänzlich inakzeptabel“. Mit einem alten Transformatorenhäuschen ohne sanitäre Einrichtungen will man sich nicht zufrieden geben.

Bei einem ersten Treffen verlangte die Universität von der Initiative über die Gründung eines Trägervereins nachzudenken. Nach Angaben von „delete.control“ sicherte die Uni-Leitung im Gegenzug zu, sich um einen den Bedürfnissen der Studierenden entsprechenden Raum zu kümmern. Die Studierenden wünschten sich Räumlichkeiten in Campusnähe, mit leichtem Zugang zu sanitären Anlagen sowie eine angemessener Größe und Ausstattung, um die Nutzung als Cafe und Veranstaltungsort zu ermöglichen.

„delete.control“ hatte zum zweiten Treffen Ende November seine Hausaufgaben gemacht. Die Studierenden erklärten sich nicht nur bereit, einen Verein zu Gründen. Auch eine entsprechende Satzung hatten sie schon ausgearbeitet. Dem Gebäudemanagement werfen sie vor, sich nicht an die Abmachung gehalten zu haben. Dieses bot der Initiative ein 24m² großes Transformatorenhäuschen ohne sanitäre Anlagen und weitgehend abgeschlossen von Publikumsverkehr an. „Das Angebot des Gebäudemanagements ist eine Unverschämtheit“, kommentierte Alexandra Ryll als Sprecherin von „delete.control“.

Ryll zeigt den Verantwortlichen die Zähne. Man sei nicht länger bereit, die Hinhaltetaktik des Gebäudemanagements hinzunehmen. „Selbstverständlich sind wir auch weiterhin jederzeit bereit, ernsthafte Gespräche zu führen. Kooperation bedeutet für uns aber nicht, dass nur eine Seite Zugeständnisse macht. Momentan zieht die Uni-Leitung offenbar die Konfrontation vor. Auf eine öffentliche Auseinandersetzung sind wir aber durchaus vorbereitet.“ Die Hoffnung jedoch, durch einvernehmliche Gespräche mit der Uni-Leitung einen für alle Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden, scheinen vorerst verflogen. Die Initiative will nun durch öffentliche Proteste versuchen, einen Ersatz für das vor einem Jahr gekündigte Café Kollabs zu finden.

Bei einem Brand im Sozio-Oeconomicum (Oec) wurde im Sommer 2005 auch das so genannte Café Kollabs vernichtet. Das Café war der letzte selbstverwalteten Räume in der Universität. Studierende konnten sich hier abseits des Unialltags zurückziehen. In Zeiten, wo es an der Uni Göttingen noch Proteste gegen Kürzungen und Studiengebühren gab, wurden vom Kollabs aus häufig Aktionen geplant. Auch selbst organisierte Veranstaltungen fanden dort statt. Seit seiner Existenz war das „Kollabs“ der Unileitung ein Dorn im Auge und mehrfach von der Räumung bedroht. Den Oec-Brand, bei dem tragischer Weise auch ein Feuerwehrmann ums Leben kam, nutzte das Gebäudemanagement dazu, den selbstverwalteten Raum aus dem Gebäude zu verbannen. Das Göttinger Tageblatt hatte nach dem Feuer zudem die Vermutung geäußert, der Brandherd läge im Bereich des ehemaligen Cafés. Ein Vorwurf, der bis heute nicht belegt werden konnte, dem Gebäudemanagement denoch als Argument für die Kündigung ausreichte.

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