Sa. 20.10.: Dorrn im Café Kreuzberg
von John K. Doe am 15. Oktober 2007 veröffentlicht in Café Kreuzberg, Konzert, LocationsDorrn! Lassen wir ein „r“ Weg, dann haben wir Dorn. Die kleinen fiesen Haken, mit der manche Pflanze ausgestattet ist, zur Abwehr mancher Romantiker, die im sexuell-affektiven Wahn sich der Pflanze bemächtigen wollen, zwecks bezirzen des ein oder anderen (hoffentlich) menschlichen Wesens. Und ungefähr wie ein solcher Dorn sind Dorrn. Man stelle sich einen Dorn vor, der in der Kniekehle sitzt. Ein einfach hochgradig unschönes Erlebnis. Etwas auf das man getrost verzichten kann und möchte.
In der Entwicklung von Rockmusik gab es immer wieder Momente, in denen das Gehör und gleichzeitig auch der Mut merkwürdige Wandlungen annahmen. So entstand beispielsweise Crossover. Ein Schandfleck, fasst so groß wie „Nu-Metal“ und genauso penetrant und nervend. Jedoch genug die sich fanden, sich mit Mut dem Genre zu widmen. Auch heute noch – erschreckender Weise. Die Zutaten zu dieser grausigen Mischung werden von Dorrn in prototypischer Weise vorexerziert, so dass es einem kalt den Rücken herunterläuft. Eine Anreihung der traurigsten Momente, die ich in den letzten Jahren in musikalischer Hinsicht so erleben durfte.
Widmen wir uns etwas mehr dem Gegenstand. Unser lustig düsteres Quartett hat soeben eine neue Platte veröffentlicht. Sie trägt den geistreichen Titel „Oversexed and Underfucked“, erschienen auf STF-Records. Fraglich ist, ob vielleicht diese gefährliche Mischung von Zuständen für die dünne Luft sorgt, wenn es an die Musik geht. Wer oversexed und dann zu allem Überfluss auch noch underfucked ist, der kann ja kaum mit Sinn Musik betreiben. Und wenn es um genau diese geht, dann wird die Band oft verglichen mit den Guano Apes, mit Linkin Park und – man ahnt es vielleicht: Rammstein. Den bisherigen Rezensenten der Band kann man durchaus gratulieren, denn damit treffen sie leider auch den Punkt. Für den Hinweis auf unsere dahingeschiedenen Lokalpatrioten ist sicherlich die Sängerin der Band verantwortlich. Und tatsächlich, Stimme und Gesangslinien sind in der mangelnden Originalität nicht weit von den guten alten „Apes“ entfernt.
Einen der unfreiwillig drolligen Höhepunkte der Band stellt das Video zum Song „We’re Out“ dar. Musikalisch also an den „Apes“ orientiert, tropft es gerne auch mal fettig, funkig und schön düster von Bass und Gitarre herunter – davon also untermalt, pellen sich allerlei Untote aus dem Erdboden, während sich die Dorrn-Frontfrau in einem Kellergemäuer angekettet findet und trotz dieser misslichen Situation mutig, im Netzhemd bekleidet, immer wieder „We’re Out“ blökt. Am Ende des Video-Großwerkes können wir sehen, wie ein Stück Kette nunmehr ohne Opfer von der Wand baumelt – demzufolge hat man die Sängerin befreit und wir können doch noch ruhig einschlafen und uns auf weitere Platten der Band freuen.
In Vorbereitung auf die Show im Café Kreuzberg, sei folgendes von der Myspace-Seite der Band zitiert:
„Neben der dunklen Musik und den düsteren Texten schuf dorrn live eine grandiose Aussageebene in Form der Projektion von selbst gedrehten Videoclips auf einer Leinwand…
Zu jedem Song gibt es einen Videoclip … die Krönung allerdings ist ein aufwändiges schaurig, geniales Video namens „We’re out“…“
Wer mutig genug ist, den optischen und musikalischen Genüssen der Band beiwohnen zu wollen, dem sei das Café Kreuzberg am Samstag empfohlen. Wer die Gong-Show am Tag zuvor verpasst hat, wird jedoch nicht ganz am falschen Platze sein.
Ab etwa 21:30 Uhr wird es wohl losgehen!