Spontandemo durch die Innenstadt

Lauter Protest gegen Räumung
von am 17. Januar 2013 veröffentlicht in featured, Soziale Bewegungen

Nachdem am Mittag das besetzte Wohnheim in der Geiststraße wieder geräumt wurde, protestierten am Abend noch einmal gut 80 Menschen mit einer spontanen, lauten Demonstration gegen das Vorgehen von Universität, Studentenwerk und Polizei. Vom Universitätscampus zog ein Demonstrationszug bis zum Wilhelmsplatz. Dabei wurde er mehrfach gewaltsam von der Polizei gestoppt.

Die Göttinger Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) stand bereits rund um den Uni-Campus parat, als sich dort etwa 80 Menschen sammelten. Nach kurzer Besprechung wurde zunächst beschlossen, über die Kreuzung Goßlerstraße/Nikolausberger Weg in Richtung Innenstadt zu ziehen.


Vor der Goßlerstraße wird die Demo gestoppt.

Nachdem das aber an einer Kette Polizisten scheiterte, ging es über den Campus zurück und dann in die Weender Landstraße vor das „Iduna-Zentrum“. Eilig herbeigeeilte Polizisten in voller Schutzkleidung mit Helmen stoppten den Demonstrationszug rabiat, so dass er nicht weiter in Richtung Innenstadt ziehen konnte. Dabei schlug die Polizei auch unvermittelt mit Fäusten auf Teilnehmer_innen des Aufzugs ein. Mindestens ein Mann erhielt dabei einen Faustschlag ins Gesicht.


Erneuter Stopp auf der Weender Landstraße

Nach dem stoppen des Aufzugs war die Straße blockiert, so dass die Demonstranten schließlich gewaltsam und rabiat auf den Bürgersteig neben dem „Conny“-Mahnmal gedrängt wurden – und von da an die Straße von einer Kette Polizisten blockiert war. Nun geschah lange nichts, eher am Rande spielten sich ein paar Szenen ab – die BFE versuchte, eine Person festzunehmen, was mißlang. Ein wartender Jeep-Fahrer platzte der Geduldsfaden – und musste von Polizisten zur Ordnung gerufen werden. Nachdem der Demonstrationszug lange gestanden hatte, kam ein Anwalt hinzu und es wurde verhandelt. Nachdem die Argumente ausgetauscht waren, ließ die Polizei den Demonstrationszug in die Innenstadt weiterziehen als wäre nichts gewesen.


Halbstündiges Abwarten neben dem Conny-Mahnmal.

Mit lauten Parolen ging es dann durch die Fußgängerzone. Die Menge skandierte lautstark Parolen gegen das Studentenwerk und die Polizei. Immer wieder rief sie „Staat, Nation, Studentenwerk – Scheiße!“ und „Die ganze Stadt hasst die Polizei!“. Mietwesen und Privateigentum an Wohnraum wurden ebenfalls kritisert, als die Menge rief: „Kein Gott, kein Staat, keine Mietvertrag!“. Über den Platz vor dem alten Rathaus ging es weiter in die Rote Straße, wo der Demonstrationszug schon von etwas Feuerwerk empfangen wurde.


Auf dem Weg in die Innenstadt

Im Eiltempo lief die Demonstration dann noch einmal durch die Burgstraße auf den Wilhelmsplatz, von wo aus sich der Demonstrationszug dann nach eineinhalb Stunden auflöste. Die Polizei blieb mit einem Großaufgebot vor Ort. Bereits den ganzen Tag über patrouillierte sie verstärkt im Innenstadtbereich.

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Ein Kommentar auf "Lauter Protest gegen Räumung"

  1. retmarut sagt:

    Mal etwas solidarische Kritik von meiner Seite zu der Demo:

    1. Ist es wirklich sinnvoll eine Demonstration durchzuführen, wenn die Polizei seit Stunden in Kampfmontur durch die Innenstadt kurvt und anscheinend gezielt auf Randale aus ist? Warum wird also sehenden Auges in die aufgestellte Polizeiprovokation gelaufen? Es gibt sicher bedeutend bessere Methoden und Zeitpunkte, um die eigenen politischen Inhalte sichtbar nach außen zu tragen.

    2. Erschreckend und auch beschämend finde ich, wenn völlig inhaltsleere Fäkalparolen wie „Staat, Nation, Studentenwerk – Scheiße!“ skandiert werden statt politische Forderungen zu rufen. Das ist in etwa auf dem Niveau von pubertierenden Sechstklässlern. Es ist stark zu bezweifeln, dass mit solchen „Parolen“ wesentliche Teile der Versammlung selbst, geschweige denn Außenstehende (und um die geht es letztlich bei einer Demonstration; demonstrare = zeigen) agitiert werden können. Parolen dienen schließlich nicht dazu, sich selbst zu bespaßen oder als launiger Zeitvertreib gegen die Kälte, sondern als kurze, agitatorische Form der Vermittlung eigener Positionen.

    Ebenso „Die ganze Stadt hasst die Polizei!“ – Inhaltlich würde ich das eher bezweifeln, wenn ich mir die realen Kräfteverhältnisse in dieser Staat so ansehe. Da ist wohl eher Wunschdenken denn Analyse Mutter des Ausrufs. Es fragt sich zudem, ob sich eine Demonstration überhaupt an den Klappspaten in Grün inhaltlich abarbeiten sollte oder nicht lieber die eigenen politischen Inhalte (also hier z.B. zum Thema Mietsteigerungen, Wohnungsnotstand und andere soziale Aspekte des täglichen Klassenkampfs) in den Vordergrund stellen sollte. Mensch wird mit einer kleinen Demo sowieso kaum wahrgenommen, warum dann also das Bisschen öffentliche Wahrnehmbarkeit mit Sprüchen gegen die Polizei vergeuden?

    Für zielgerichtete Bewegung und Organisierung statt politischer Eintagsfliegen!

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