Offener Brief an die Redaktion des Stadtmagazins goest
von am 30. März 2007 veröffentlicht in Politik

Liebe goest Redaktion,
wir wenden uns in diesem offenen Brief an euch, weil wir der Meinung sind, dass die Dinge, die wir gleich benennen werden, nicht verschwiegen werden sollten – auch wenn ihr das offensichtlich so plant. Ein linkes Medium – als welches man goest wohl betrachten kann – sollte den innerlinken Dialog reflektieren und gleichzeitig auch Teil von ihm sein, um einen kritischen Anspruch gerecht zu werden.

Zum einen habt ihr die Diskussion um die Kritik an der aktuellen Spielzeit des JT bei euch komplett ausgeblendet. Nun wollen wir euch sicher nicht vorschreiben, worüber ihr berichten sollt und worüber nicht, aber der Gedanke, dass ihr die Kritik gezielt Totschweigen wollt, drängt sich schon sehr auf. Erschreckend finden wir, dass ihr jeglichen Hinweis darauf, der sich von Zeit zu Zeit in eurem Forum fand, einfach löscht. Entweder kommentarlos oder mit dem Hinweis, keine anonymen Einträge mehr zu dulden. Das lässt leider befürchten, dass ihr keine Argumente vorzuweisen habt, denn das relevante an einer Kritik ist schließlich ihr Inhalt und nicht der Name des / der Autorin. Falls ihr euch also tatsächlich als „links“ oder „kritisch“ begreift, fordern wir euch auf, derlei KritikerInnen nicht einfach mundtot zu machen, sondern auf Argumente einzugehen oder sie doch zumindest zuzulassen.

Der eigentliche Anlaß dieses Schreibens war dies allerdings noch nicht. Im Zuge der Berichterstattung über die Diskussionsveranstaltung des [a:ka] mit Andreas Döring verwendete der Blog „Emanzipation oder Barbarei“ ein Foto Dörings, welches von eurer Seite stammte. Dabei wurdet ihr nicht als Quelle angegeben. Eine Abbildung ohne Quellenangabe ist vielleicht nicht gerade die feine Art, jedoch gilt selbiges und schlimmeres für eure Reaktion. Als ihr das „geklaute Bild“ (goest) bemerkt habt, schicktet ihr eine E-Mail an den Provider von „Emanzipation oder Barbarei“, in welcher ihr dem / der BlogbetreiberIn mit Anwaltskosten und Kosten für die Identitäsfeststellung drohtet, sofern das Bild nicht innerhalb von drei Tagen von der Seite genommen wird. Die Drohung mit AnwältInnen unter Berufung auf das zutiefst bürgerliche und unemanzipative geistige Eigentum gegenüber einem anderen linken Medium halten wir für skandalös. Des Weiteren habt ihr euch dazu nie öffentlich geäußert, geschweige denn Argumente vorgebracht. Auch hier wurden wieder diesbezügliche Nachfragen kommentarlos aus eurem Forum gelöscht.

Wenn Goest bislang als mehr oder minder strömungsübergreifende linke Plattform durchgehen konnte, so scheint sie jetzt endgültig ins Lager der sozialdemokratischen Männerfreundschaften übergesiedelt zu sein. Wenn das allerdings derartig platt passiert wie bei Goest, wenn Kritik schlicht ignoriert und die Redaktionslinie unbeirrt fortgesetzt wird, dann scheint eine Sache doch auf der Hand zu liegen: die Kritik hat einen realen Kern, der sich nicht wegredet lässt und der deshalb aus der öffentlichen Debatte herausgehalten werden soll. Als Alternative käme nur in Frage, das Goest tatsächlich glaubt, die Kritik käme von Rechts Außen, das JT habe sich tatsächlich nichts zu schulden kommen lassen, die antilinken Ausfälle von Döring (wie das Beschimpfen von Streiks als faschistisch) seien so in Ordnung und es sei ein Akt emanzipatorischen Widerstandes, die Vorwürfe todzuschweigen.

Wir erwarten von euch den Abdruck dieses Briefes auf goest und wünschen uns eine baldige Antwort, in der ihr argumentativ vor Allem die Drohung mit rechtlichen Schritten gegen ein linkes Medium rechtfertigt. Wir veröffentlichen diesen Brief auf unserer Webseite und in der Göttinger Drucksache.

Herzlichst,
eure MOG Redaktion

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12 Kommentare auf "Offener Brief an die Redaktion des Stadtmagazins goest"

  1. Rakete sagt:

    die ganze story nachzulesen .

  2. Rakete sagt:

    Als erste Reaktion auf diesen Brief hat goest am Wochenende sein Forum komplett abgeschafft. Und heute nun die . Ich lasse das jetzt erstmal so stehen, ein Kommentar folgt später.

  3. Benjamin sagt:

    „Zum einen habt ihr die Diskussion um die Kritik an der aktuellen Spielzeit des JT bei euch komplett ausgeblendet. Nun wollen wir euch sicher nicht vorschreiben, worüber ihr berichten sollt und worüber nicht, aber der Gedanke, dass ihr die Kritik gezielt Totschweigen wollt, drängt sich schon sehr auf.“

    Das worauf ich mich jetzt beziehe, hat *keinen* Bezug zu dem Verhalten von Goest, sondern beschränkt sich einzig und allein, auf das- aus dem Kontext gerissene Zitat.

    Nur geht es nicht um Kritik. Mich würde dennoch interessieren, warum ihr nicht auf das geplante Punkfestival im Haus der Kulturen hinweist?
    Erfahren haben müsstet ihr das über die Mailinglisten doch längst, auch auf unser Projektvorhaben
    hättet ihr vielleicht mit einem Link hinweisen können.
    In beiden Fällen geht es um subkultur, politik und göttinger Bezug.
    http://www.kulturschock-attacke.de.vu/

  4. Benjamin sagt:

    Upps noch vergessen: Unser Projektvorhaben http://www.anarcho-versand.de 😉

  5. Schmendi sagt:

    jaha, die monsters – wollten das punk-festival todschweigen. is ja auch deutschpunk. is euch nich antideutsch genug, wa?! ,-)

  6. Benjamin sagt:

    Ich habe doch gesagt das es nicht um das was goest geht.
    Ich denke, dass es deutlich war, worauf ich hinaus will:
    Das auch ihr Inhalte die die Subkultur und Politik betreffen nicht veröffentlicht.
    Doofe Reaktion von dir Schmendi.

  7. Rakete sagt:

    ich lege meine hand dafür ins feuer, dass das nich der „echte“ schmendi war…

  8. Rakete sagt:

    und zu deiner kritik… wir schweigen bestimmt nix tot. und wenn wir noch nicht darüber berichtet haben, liegt das wahrscheinlich daran, dass sich niemand von uns von dem festival angesprochen fühlt. kommt aber bestimmt noch was zu.

  9. Benjamin sagt:

    hey rakete, danke für die Antworten.
    viele grüße,
    auch aus göttingen

  10. Rakete sagt:

    ich möchte mich an dieser stelle mal entschieden von den behauptungen distanzieren, wir hätten diesen Brief nur geschrieben, um ihn als Werbung für uns zu nutzen. Das stimmt einfach nicht. Uns ging es als linkes Medium darum, dass es einfach nicht angehen kann, dass ein anderes vermeintlich linkes Medium mit rechtlichen Schritten gegen einen widerum linken Blog droht. Und dass ja ganz offensichtlich auch immernoch gut findet.

  11. Darf ich den offenen Brief in der Internet-Zeitung http://www.buergerstimmen.de zitieren.

    Dieter Porth

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