Göttinger Wochenzeitungsprojekt endgültig gescheitert
von am 28. Dezember 2006 veröffentlicht in städtisches

Die Göttinger Wochenzeitung ging im Februar 2006 nach Jahren der Vorbereitung mit dem erklärten Ziel an den Start, eine in Göttingen dringend benötigte Medienalternative zu schaffen. Kritische Inhalte wollte man für eine linksliberale bis -radikale Leserschaf aufbereiten und nicht, wie in anderen regionalen Zeitungen durchaus üblich, Pressemitteilungen unhinterfragt abschreiben und immer auf Linie mit dem rathäuslich geprägten Mainstream sein. Ein knappes Jahr Jahr später nun musste das Team sich eingestehen: es geht nicht mehr. Die Neue Göttinger Wochenzeitung meldet endgültig Insolvenz an.

Neu und alt

Bereits im Sommer diesen Jahres musste die Wochenzeitung schon einmal Insolvenz anmelden. Ein letzer Spendenaufruf, an dessen Erfolg niemand so recht glauben wollte, wurde als letzte Chance proklamiert: 15.000 Euro mussten innerhalt einer Woche gesammelt werden. Zur Überraschung aller brachte man es gar auf stattliche 18.000 Euro – letztendlich war aber auch das nicht genug. Anfang Juli musste die Redaktion Insolvenz anmelden. Die unterschätzten Umsatzeinbrüche in den Semesterferien und Probleme, das Vertrauen von Anzeigenkunden zu gewinnen führten dazu. „Unsere Einnahmen aus dem Verkauf der Auflage und dem Anzeigengeschäft haben sich positiv entwickelt, sind aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben“, kommentierte damals Geschäftsführer Jens Wortmann.

Im September dann schickte sich ein Verein an, das Erbe zu übernehmen. Erfahrungen, Connections, erwirtschaftes soziales Kapital und letztlich der ungebrochene Wille, das jahrelang geplante Projekt nicht sterben zu lassen, hielten die Wochenzeitung am Leben. Reduzierte Seitenzahl, verbilligter Verkaufspreis und zahlreiche umsonst arbeitende Redakteure sollten ein zweites Scheitern verhindern. Unter dem Namen „Neue Göttinger Wochenzeitung“ gab es ab September wieder im Wochentakt Zeitungen.

Nach weiteren drei Monaten ist nun aber auch dieser zweite Anlauf am Ende. In der letzten Ausgabe musste die Redaktion verkünden:

Liebe Leserinnen und Leser, die Ausgabe vom 23.Dezember 2006 ist die letzte Ausgabe der Neuen Göttinger Wochenzeitung. Der Vorstand des Trägervereins hat nach langer Diskussion mit den Mitgliedern beschlossen, das Projekt einzustellen. Die Nachfrage stand zuletzt in keinem Verhältnis zu dem enormen ehrenamtlichen Einsatz von immer weniger werdenden Personen. Vereinsführung und Redaktion bedauern diesen Schritt sehr, sehen aber keine andere Möglichkeit.“

Und da haben wir wieder den Salat: die einzige Tageszeitung wird auch fortan der breiten Bevölkerung die Meinung diktieren, andere Medien sind und bleiben Randerscheinungen. Wenn man bedenkt, dass Medien immer auch ein Spiegel der Gesellschaft sind, nicht unbedingt ein ermutigendes Beispiel.

Detailliertere Infos findet ihr bei goest.

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2 Kommentare auf "Göttinger Wochenzeitungsprojekt endgültig gescheitert"

  1. Matysiak sagt:

    Naja, insolvent war das erste Werk, die „Göttinger Wochenzeitung“. Die „Neue Göttinger Wochenzeitung“ ist mitnichten insolvent gegangen, sondern hat mit einer schwarzen Null abgeschlossen. Und ob wir das Ding nicht noch einmal reanimieren, wird derzeit mit der nötigen Sorgfalt diskutiert, kann der ehem. Redaktionsleiter dazu sagen.

  2. Rakete sagt:

    Danke für die Korrektur!

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