Kultur

Sommer, Sonne, Antifee Festival
10. Juni 2007

Am kommenden Wochenende findet auf dem Campus der Uni Göttingen das Antifee Festival statt. 11 Bands, Parties und zahlreiche Workshops wollen dazu beitragen, ein großes Fest gegen Sexismus und Nationalismus zu feiern. In den letzten Wochen haben wir euch viele der Bands bereits in Interviews vorgestellt, nun soll dieser Artikel einen Überblick über die beiden Festivaltage bieten.


Full Metal Village – Leise über Metal (im Lumiere)
2. Juni 2007

Die Südkoreanerin Sung-Hyung Cho bereist mit einer Kamera Deutschland. Zeit für jahrelang geprobte Stereotype, schon ist man versucht, sich die Dame vor Schloss Neu-Schwanstein vorzustellen, oder vor irgendeiner anderen belanglosen Sehenswürdigkeit. Ein reichlich verkürztes Stereotyp – Sung-Hyung Cho hat mit Kamera einen Ort besucht, der mindestens genauso vielen unbekannt wie bekannt sein dürfte. Wacken ist ein 2000 Seelendorf in Schleswig Holstein. 10 km nördlich liegt Itzehoe, 50 km nordwestlich Hamburg.


Dinosaur Jr. – Revenge Of The Nerds?
2. Juni 2007

Bei manchen Bands, die plötzlich wieder da sind, da steht oft in großen Lettern: Sie Sind Wieder Daaaaaa! Man stelle sich folgenden Satz vor: Sie Sind Wieder Da – Dinosaur Jr.! Das klingt nach Energie, nach Elan, nach Überschwang, nach Pop, nach Wiederkehr, nach Action, aber nicht nach Dinosaur Jr. Joseph Donald Mascic, ein Mann, jetzt, wie eine Burg. Mascic ist groß, fett, nicht angezogen, die langen Haare hängen grau und unmotiviert herunter, die Augen schauen durch riesige Brillengläser. So schaut Mascic dieser Tage, meist freundlich verschmitzt, von den Titelblättern mancher Musikgazette. Es würde niemanden wundern, wenn dieser Mann abends Pfandflaschen aus Mülleimern sammelt. Mascic ist jetzt 41 Jahre alt, er sieht ungleich älter aus, und seine Band Dinosaur Jr. ist wieder da!


Toto und Harry auf Tatooine: Troops – Eine Star Wars-Parodie auf „Cops“
29. Mai 2007

Wer von euch einen Fernsehapparat hat, hat bestimmt schon mal eine dieser „tollen“ Polizei-Doku-Serien, z.B. „Toto und Harry“ oder „Ärger im Revier“ gesehen. In diesen erfährt man so manches über den Berufsalltag der Polizei: sich streitende Ehepaare, alte Leute die sich im Wald verlaufen oder jugendliche Kiffer_innen sind das Hauptklientel der Kollegen vom Dorf. Das Konzept dieser Serien stammt aus den USA, dort bekannt unter dem Namen „Cops“. Ein paar Star Wars-Nerds haben nun diesen sehr gut gemachten Film ins Netz gestellt, der uns in „Cops“-Manier über den Alltag der Imperialen Sturmtruppen auf dem öden Wüstenplaneten Tatooine aufklärt.


Helden der Arbeit?
28. Mai 2007

Nachdem Wir sind Helden im Sommer des Jahres 2003 ihr erstes Album „Reklamation“ veröffentlichten, schufen sie ganz nebenbei mit „Guten Tag“ und „Müssen nur wollen“ gleich die beiden inoffiziellen Hits der 2003er Studi-Proteste mit. Seitdem gelten die vier fröhlichen Menschen aus Berlin als „irgendwie politisch“ und Spiegel-Online fragte unlängst: „Wie klingt das linksalternative Milieu?„. Dabei hatte sich die Band mit ihrem zweiten Album „Von Hier an Blind“ doch ziemliche Mühe gegeben, das Polit-Label loszuwerden. Wer „Gekommen um zu bleiben“ als Polit-Song hören wollte, musste schon chronische Haubesetzerin mit Popmusik-Fable sein.


Joe Strummer – The Future Is Unwritten
27. Mai 2007

Im Sommer 2002 starb John Graham Mellor in Sommerset, im Südwesten Großbritanniens, an einem Herzinfarkt. Mellor wurde 50 Jahre alt. Eine Geschichte die alltäglich ist. Die meisten Leben bestehen aus Alltag, und mache gehen ein wenig darüber hinaus. Und kaum jemand kennt John Graham Mellor, aber ziemlich viele kennen Joe Strummer, so nannte sich Mellor, als Musiker, als Punkrocker bei The 101ers, bei London SS und schließlich bei THE CLASH. Strummers Abgang wird von einem musikalischen Makel begleitet. Nur zwei Wochen vor seinem Tod, spielt er Gitarre ein, zu einem Song der „Janky Holocaust“ hieß, und auf dem, Gott sei Dank, nie erschienenem letzten Album der Guns’N’Roses dabei sein sollte.


Manic Arctic Street Monkey(s) Preachers
24. Mai 2007

Ich mochte immer Bands mit Biografien. Ich meine wirkliche Biografien, Bands die über sich selbst hinaus etwas zu erzählen haben, vielleicht auch nur schon der Umstand, sich durch irgendeine Kleinigkeit einfach zu unterscheiden. Manche Bands verfolgt man stringent über viele Jahre hinweg, leidet mit ihnen, fragt sich manchmal was Dieses oder Jenes soll, und wartet trotzdem gespannt auf das nächste Album. Die Manic Street Preachers waren für mich wirklich immer eine dieser Bands. Eine der ganz wenigen großen Bands, die mich nicht nur unterhielten, sondern auch bewegten auf eine Art. Mir kamen die Manic Street Preachers dabei immer wie eine Band vor, die es schaffte einfach da zu sein, neben den ganzen anderen, und ganz souverän Perlen auf Platten unterzubringen, die vielleicht in ihrer Gänze nicht ganz überzeugten. Die Band veränderte sich, um immer wieder bei sich selbst anzukommen. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich „Generation Terrorists“ kaufte, nachdem ich Minuten zuvor „Motorcycle Emptyness“ hörte, einen meiner absoluten Lieblingssongs bis heute. Und bis heute hätte die waliser Band, die man gleichzeitig als Glam und Sozialistisch bezeichnen kann (OHA!), zigfach Gelegenheit gehabt, sich in den ganzen Höhen und Tiefen aufzulösen.


Sell Out Revisited – You’ve Got No Soul Baby
20. Mai 2007

Screamo, ein Kunstwort und eine Unart. Nicht weil die Musik an sich schlecht wäre, nein, weil Screamo eine Neurock Erfindung ist, die sich auf dem schmalen Grad zwischen Authentizität und Sell out bewegt. Sell out hat es meiner Ansicht nie wirklich gegeben. Ich habe das Geschrei und Geheul nie verstanden, ich habe aber auch oft die Bands nicht verstanden, wenn sie blauäugig und hoffnungsvoll irgendwo unterschrieben, und sich dann peinlich versuchten zu legitimieren. Keine dieser Bands muss sich legitimieren. Und wenn sie es machen, machen sie es meistens nicht besonders gut. Sie treten nach unten, weil sie Müde sind, von den Untergrundpäpsten all die Vorwürfe zu hören, gleichzeitig buckeln sie nach unten, denn sie brauchen die Credibility, um sich ihre Authentizität nach oben, und an uns alle zu promoten. Meistens geht das alles schief. Nagel von Muff Potter sitzt heute bei Total Request Live (MTV), und versucht sich gegenüber der Castinggewalt zu legitimieren.


Nine – Wer Metal sagt muss auch…
15. Mai 2007

…core sagen. Nur gut das Nine nicht komplett in dieser Neurockerfindung hängen geblieben sind. In dem was sich Metalcore schimpft, gibt es Licht und Schatten. Sehr viel Schatten, sehr wenig Licht, dafür halbe Jogginghosen mit Beinprint und viele Tattoos. Das Licht von Nine ist wohl der überproportionalen Anwendung puren Rocks zu verdanken, genau das macht meiner Ansicht nach It’s Your Funeral aus. Nur ist das eben alles auch nichts besonderes, den die Grundrezeptur der Schweden stimmt von Anfang an. Das musikalische Grundgerüst vorangegangener Platten stimmte, Daniel Bergstrand produzierte – was zur Hölle hätte überhaupt schiefgehen sollen? Das ausgerechnet eine Platte einer Band die sich im Dunstkreis so vieler schwierigen Stile bewegt derartig groovt ist dann doch überraschend. Vor allem da mir gerade Nine doch etwas eintönig vorkamen auf den älteren Releases. Ein Funke davon ist auf It’s Your Funeral noch zu hören. Der Groove ist manchmal so bestimmend, dass die LP insgesamt an manchen, wenigen Stellen etwas konturlos wirkt. Trotzdem stimmt die verhaltene, sehr düstere Atmosphäre. Die Melodien sind der Hammer! Mit mehr Mut zum Experiment könnte die nächste Nine LP eine absoluter Hammer werden. Sollten es nicht mehr dazu kommen treten Nine dennoch würdevoll ab. Nine – It’s Your
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Unterbewertet oder vergessen – Aus John K.’s Plattenkiste. Teil 3: The Van Pelt, oder Familiengschichten.
11. Mai 2007

Heute: Das Fotoalbum der Familie Leo, New York. New York. Irgendwo dort gründet Mr. Leo, ein Rechtsanwalt, irgendwann in den 70er Jahren eine Familie. Ted, Danny und Christopher erblicken das Licht der Welt. Alle werden gut 20 Jahre später Gitarren in den Händen halten. Der dritte Teil meiner kleinen Zeitreise führt wieder 10 Jahre zurück. Und ich gebe zu, ich habe gelogen. Unterbewertet oder vergessen – vielleicht, aber eher: Nein. Und wenn der geneigte Leser dem Mixtapegedanken treu bleibt, dann wird es heute gleich eine ganze Anzahl von Songs regnen. Das ist ökonomisch, und irgendwie unausweichlich! An den musikalischen Ausschweifungen der Leo-Brüder bin ich persönlich bei der Mixtapeanfertigung nie vorbei gekommen. Meine zumeist weiblichen Rezipientinnen, aufgrund meiner heterosexuellen Neigungen, verbunden mit dem heute schon fast skandalös bürgerlichen Wunsch einer zweierverbindlichen Vereinigung, Zielgruppe meiner musikalischen Anbiederungsversuche, sollten unter anderem durch die musikalischen Qualitäten der Leo’s von meinen ganz eigenen Qualitäten in Richtung Geschmack überzeugt werden. Der Nachname Leo stand Ende der 90er für Qualität. Ich hingegen lebe immer noch alleine in meiner Finka, im ruhigeren, nordöstlichen Teil Mallorcas.