Kultur
Unterbewertet oder vergessen – Aus John K.’s Plattenkiste. Teil 4: Texas Is The Reason.
7. September 2007
Heute: Texas Is The Reason, Bielefeld und warum man besser keine Platten verleiht. Manchmal sind Wege lang und verschlungen. Manchmal fordern Platten Nerven. „Do You Know Who You Are“ von Texas Is The Reason hat mich Nerven gekostet. 1996 habe ich die Platte gekauft, 2006 war sie aus meinem Plattenregal verschwunden. Meine Nerven lagen blank. 1996 waren Texas Is The Reason auch schon Geschichte, 2006 waren sie wieder da – ganz kurz. Unschlagbare Kombinationen. 1996, das war eigentlich ein Jahr vieler guter Platten. Aber was Texas Is The Reason in den Oz-Studios in Baltimore einspielten, war von einem anderen Schlag. Ein Wunder oder auch kein Wunder. Die Band hatte auf jeden Fall interessanten Pedigree. Norm Arenas spielte bereits Shelter und auch Chris Daly war ähnlich unterwegs. Er war Schlagzeuger der nicht weniger berühmt berüchtigten 108. Zwei damals durchaus umstrittene Bands, umstritten vor allem durch ihre Nähe zu Hare Krishna – von uns damals liebevoll Harry Kürschner genannt. Hardcore-Kids mit Krishna-Einschlag gab es in überschaubarem Ausmaß. Man legte sich eher aus purer Langweile mit ihnen an, ich weiß noch, wie wir mal ganz billig versuchten die Band Baby Gopal zu provozieren. Ray Cappos Freundin, die in der Band sang, war das
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Ein neues Menomena
5. September 2007
Ich weiß, wahrscheinlich bin ich wieder mal spät dran und ihr wisst es alle schon. Aber eigentlich war ich eine der ersten, die auf dieses Phänomen gestoßen ist: Menomena. Und zwar, wie soll es auch anders sein im Jahre 2007, beim Surfen im Internet bei Myspace über den Umweg 31Knots. Diese geniale Band hätte ich wiederum wahrscheinlich nie aufgetan, wenn ich sie nicht 2006 auf dem Fluff-Fest gesehen hätte. Es war damals brüllend heiß und die Luft war voller Gewürze. Die Sonne gab restlos alles und ich hätte 31Knots damals fast verpasst, da meine Begleiter Schatten suchen wollten (was im übrigen auf einem Segelflugplatz völlig sinnlos ist). Doch irgendwas hatte mich an diesem Nachmittag doch zögern lassen und das war vielleicht Schicksal. Auf jeden Fall war das der Geheimtipp des Festivals gewesen, musste ich auf der Rückfahrt zufrieden feststellen. Zuhause angekommen, surfte ich im Netz und tat die Myspace-Seite der Band auf und eine der Topfriends war Menomena, eine weitere Band aus Portland, Oregon. Diese Stadt fasziniert mich nachhaltig und verursacht Fragezeichen in meinem Gesicht.
Roman Polanski – von Vampiren und Horror
2. September 2007
„Tanz der Vampire“, Polanskis Version eines klassischen Themas. Mit „Tanz der Vampire“ verbindet sich jedoch auch eine tragische Geschichte. Überhaupt scheint Roman Polanskis Leben selbst filmreif zu sein. Als Kind landet Polanski samt Familie im Krakauer Ghetto. Die Mutter stirbt kurze Zeit später in Auschwitz, der Vater kommt wie durch ein Wunder lebend aus dem KZ Mauthausen. Auch Polanskis Schwester überlebt die Deportation, der damals 9-jährige Roman Polanski wird im Schuppen bei einem Bauern versteckt. In den 60er Jahren arbeitet Polanski in Polen beim Film, dreht erste Kurzfilme, 1968 emigriert Polanski in die USA und dreht hier eines seiner unbestrittenen Hauptwerke. „Rosemaries Baby“, ein Gruselfilm ganz neuer Sorte. Ein beängstigender Stoff, handwerklich völlig überzeugend dargeboten und stilbildend für das Genre. Der Film macht das Dakota-Building in New York weltberühmt. Ein paar Jahre später zieht dort John Lennon mit Ehefrau Yoko und Sohn Julian (aus erster Ehe) ein. Und dort wird Lennon 1980 von Mark David Chapman, besessen von Salingers Roman „Der Fänger im Roggen“, erschossen.
Blonde Redhead und Abendkleider
31. August 2007
Joe Strummer hatte es ganz richtig erkannt. Der ehemalige The Clash-Frontmann erwies sich immerhin als – wenn wohl auch wenig galanter – Fan von Blonde Redhead. Strummer tauchte als regelmäßiger Gast bei Blonde Redhead auf, so diese sich im schönen London aufhielten. „In truth, your music is way better than mine.“ lallte er Sängerin Kazu Makino entgegen, wonach Strummers ebenfalls anwesende Freundin ihr Top lüftete. Strummer ist jetzt tot und Blonde Redhead haben ein neues Album veröffentlicht. Es heißt „23“, völlig bedeutungslos und ist die vielleicht beste Platte der Band!
Digitalism – Pogo auf den Ohren
31. August 2007
Digitalism – manch ein Röhrenjeans tragender Mensch mit avantgardistischem Schal um die Schultern geschlungen mag jetzt angestrengt gelangweilt gähnen, weil ist schon wieder out. Doch es ist noch nicht bei jedem angekommen und das ist doch schließlich das Ziel dieses genialen Duos aus Hamburg; so formulieren sie auf ihrer Homepage: Digitalism make electronic music that everyone can rock to! Seit den Chemical Brothers und Daft Punk, hat es kaum eine Elektro-Tanz-Formation so gut verstanden, sowohl Indie-Kids, als auch Elektrofreunde und Technoisten zum schabbern zu bewegen. Digitalism kommen nicht etwa aus England oder Skandinavien, auch nicht aus Ulm, nein, sie kommen aus Hamburg. Isi lernte Jens in einem Plattenladen kennen und über ihre gemeinsame Vorliebe für Dance- und Rockmusik fanden die beiden zueinander. Ihre Karriere haben sie ihrem Chef zu verdanken, der sie als DJs für eine Party engagierte. Der erste Remix war eine Version von Seven Nation Army von den White Stripes. Diese fand schließlich ihren Weg auf Vinyl und verkaufte sich extrem gut. Der Erfolg ermunterte das Duo, eine weitere Veröffentlichung mit dem Titel Idealistic anzugehen. Jeder von Errol Alkan bis hin zu Pete Tong erhielt die Remixversionen der Klaxons, The Test Icicles, Cut Copy, Futureheads und Depeche Mode,
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Am Donnerstag um 19:30 Uhr wird mal wieder ein neuer Film im Cinema gezeigt...
Trompetenfilm aus Serbien: Gucha23. August 2007
Der zumindest mir unbekannte Regisseur Dušan Milic liefert hier eine, dem Trailer nach zu schließen, unterhaltsame die in Serbien spielt. Die Handlung ist kurz erzählt: Juliana (Aleksandra Manasijevic) ist die Tochter des beliebtesten Trompeters Serbiens, genannt „Satchmo“ (Mladen Nelevic). Sie verliebt sich ausgerechnet in Romeo (Marko Markovic), der die Trompete in einem konkurrierenden Roma-Orchester spielt. Der Chauvinist Satchmo tut alles, um die Beziehung zu verhindern. Nur zu einem Zugeständnis lässt er sich hinreißen: Wenn er ihn bei der Weltmeisterschaft der Blechbläser in Guca besiegt, darf Romeo mit Juliana zusammen sein. Der Trailer sah sehr ansprechend aus und auch die „folkloristische“ Blasmusik fand ich ziemlich gelungen, sodass ich sagen würde hingehen und anschauen. Als kleine Anektdote am Rande: Das Dorf nach dem der Film benannt ist ist seit 1961 Veranstaltungsort eines der bekanntesten Brass-Festivals auf dem Balkan. Wer also die Musik gefällt und noch Lust hat im August zu verreisen, den weise ich auf diese mit Sicherheit amüsante Veranstaltung hin.
Monsters Reisen empfiehlt: Rocken am Brocken
19. August 2007
Ich finde es irgendwie immer lustig, wenn man von Göttingen Richtung Osten fährt und die ersten Orte dann ausgerechnet Elend und Zorge (also Sorge) heißen. Herrlich! Und ich wette die Leute dort können genau solche Gags kaum mehr hören und Idioten wie ich, die das immernoch Lustig finden hängen ihnen völlig Rechtens zum Halse raus. Ein Festival in Elend! Am 24. und 25.8. heißt es „Rocken am Brocken“. Das klingt so ein wenig nach Rock am Ring, und da stellen sich die Ohren wie die Nackenhaare erstmal auf. Besoffene Minderjährige, mitgebrachte Sofas, und Tanzen im Matsch im Angesicht unnötiger Corporate-Rock-Scheißbands. Schwülstige Massenveranstaltungen, die notwendig sind um die Kassen auf allen Seiten zu füllen, denn – wir wissen es alle – das Business geht (endlich) vor die Hunde.
Interpol – Versagen auf hohem Niveau
19. August 2007
Manchmal ist weniger mehr. Das gilt manchmal schon bei der reinen Äußerlichkeit des Plattenkaufs. Die flennende Industrie hat zumindest in Teilen erkannt, dass es heute einfach nicht mehr ausreicht, die vom virtuellen, kostenfreien Angebot übersättigte Kundschaft mit einer kleinen, dürftigen CD zu angeln. Nee, und das funktioniert auch immer seltener beim normalen Schallplattenkäufer. Durch die Weitsichtigkeit des einen oder anderen Labels wird nun vor allem der Vinyl-Käufer belohnt. Wer hätte das gedacht, nachdem die Schallplatte immer mal wieder zu Grabe getragen wurde. Es gibt sie heute immer öfter mit Download, oder gleich noch eine CD dazu. Wer da nicht zuschlägt, muss bekloppt sein. Die Schwierigkeit des Vinyl-Mediums wäre damit dahin, jetzt ist es wirklich Zeit doch auf den schwarzen, chemikalisch hochgiftigen Tonträger umzusteigen. Die stilvolle Scheibe im Regal, der Download läuft im iPod. Rock’n’Roll 2.0. Interpol haben alles in die Waagschale geworfen und sich materiell etwas übernommen. Das führt zunächst zu einem Preis, bei dem ich erstmal kräftig schlucken musste. Wer sich Interpol 2007 auf Vinyl gönnen will, der muss tief in die Tasche greifen – knapp unter 30 Euro wechseln in die Hände von Capitol Records.
Schwedisch für Fortgeschrittene – eine Hand breit Wasser unterm Kiel
14. August 2007
Du magst Fjäll-Räven-Kastenrucksäcke, du liebst ABBA, du bist einer dieser nervigen Fahrradtouristen, du kommst mit Mücken klar und überhaupt findest du jeden Mist aus Schweden gut? Auf in die Volkshochschule zu „Schwedisch für Fortgeschrittene“ – wann auch immer das ist. Im Cinema gibt es das jetzt jedenfalls auch! Das dänische und das schwedische Kino haben sich, vor allem in der länger zurückliegenden Vergangenheit, immer mal wieder abgelöst, was Popularität und Anspruch anging – während die Norweger mit gutem Willen vor sich hin dümpelten. Tendenz Überholspur hatten dabei zuletzt eher die Dänen, dank Dogma und „Männerfilmen“ à la „In China essen sie Hunde“. Aber auch Wallander-Land hatte, manchmal im Fahrwasser des giftigen kleinen Nachbarn, einiges zu bieten.
Tocotronic’s Kapitulation hoch Zwei!
5. August 2007
Immer mal was neues. Auch mal bei MOG! Gleich zwei Autoren fühlten sich berufen, der neuen Scheibe von Tocotronic ein paar Zeilen zu widmen. Der erste Text kommt jetzt gleich, den zweiten haben wir weiter unten versteckt. Aber – lest selbst….