Burschenschaft Hannovera
Protest gegen Stiftungsfest
von Harvey am 18. Juni 2013 veröffentlicht in KurzmeldungenAm vergangenen Wochenende – vom 13. bis zum 16. Juni – feierte die Göttinger Burschenschaft Hannovera ihr „Stiftungsfest“. Anlässlich dieses Ereignisses protestierte das „Antifaschistische und feministische Bündnis ‚Keine Burschi-Feste in Göttingen'“ am Freitag mit einer Kundgebung. Die Polizei begleitete den friedlichen Protest mit einem größeren Aufgebot – sie fürchtete Auseinandersetzungen in der Fußgängerzone. Die blieben allerdings aus.
Etwa 70 Teilnehmer_innen zählte die Kundgebung, bei denen in Redebeiträgen auf Studenten-Verbindungen generell und auf die Burschenschaft Hannovera im speziellen eingegangen wurde. Die hatte nämlich in der Vergangenheit bereits häufig durch rechtsextreme Umtriebe auf sich aufmerksam gemacht: Zuletzt durch Aktivitäten eines Mitglieds als Administrator von Nazi-Webseiten (MoG berichtete) und Spenden dieses Mitglieds an die NPD (wir berichteten auch darüber). Auch davor war die Hannovera immer wieder durch Nähe zur extremen Rechten aufgefallen, etwa durch Organisation von Vorträgen mit einschlägigem Hintergrund. Zusammen mit der Göttinger Burschenschaft „Holzminda“ war sie außerdem Mitglied der „Deutschen Burschenschaft“, die regelmäßig mit ihrer ultrarechten Politik schlagzeilen macht – zuletzt mit der nicht enden wollenden Debatte um die EInführung eines „Arierparagrafen“.
Darauf wurde auch in den Redebeiträgen hingewiesen – denn eingeladen zum Stiftungsfest waren Burschenschaften des „Grün-Weiß-Roten Kartells“ – die ebenfalls dem Umfeld der „Deutschen Burschenschaft“ zuzurechnen sind. Mittlerweile haben allerdings einige Burschenschaften, darunter auch die Göttinger Hannovera und Holzminda, die „Deutsche Burschenschaft“ verlassen.
Die Redebeiträge kritisierten neben der völkisch-rassistischen Ideologie solcher Burschenschaften auch deren Frauenbild als „antifeministisch“ und attestierten ein „homophobes“ Weltbild. Der Aufruf zur Kundgebung kündigte an, „den reaktionären Burschenschaften in die Suppe zu spucken und ihnen ihr Stiftungsfest gründlich zu versauen. Hindern wir die Burschen an ihrem öffentlichen Auftritt!“ – Von den Burschen war aber im Stadtbild ohnehin nichts zu sehen. Die Polizei hatte wohl andere Befürchtungen und war mit einem größeren Aufgebot und Beamten aus Braunschweig präsent, die in kleineren Gruppen die sonnige und mit Einkaufstouristen gefüllte Innenstadt erkundeten. Es blieb erwartbar friedlich.
Erst viel später, nach den dem Stiftungsfest, bekam die Hannovera doch noch Protest zu spüren: Auf indymedia findet sich ein Schreiben, in dem sich eine Gruppe zu einem Farb-Attacke auf die Fassade des Burschenschaftshauses bekennt. Das nimmt noch einmal auf die Feier Bezug.