NS-Terror vor 80 Jahren

Erinnern und Gedenken im Mai
von am 1. Mai 2013 veröffentlicht in Hintergrund, Titelstory

Eine Gedenktafel am Albaniplatz erinnert an die Bücherverbrennung (Foto: Monsters of Göttingen)

Vor 80 Jahren gelangte die NSDAP an die Macht, begann die Terror-Herrschaft der Nationalsozialisten. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien und anderen Gruppen organisiert aus diesem Grund im Mai eine Reihe von Gedenkveranstaltungen. Zeitgleich ist eine Broschüre erschienen, die die wichtigsten Fakten noch einmal in komprimierter Form darstellt und mit historischen Fotografien illustriert. Ein kurzer Blick auf den Hintergrund.

Kurz nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 entfesselten die Nazis den Terror gegen ihre politischen Widersacher und die, die sie dafür hielten. Der Mai markiert eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Verfestigung der Nazi-Herrschaft in Deutschland: Die Zerschlagung der freien Gewerkschaften. Die organisierte Arbeiter_innenschaft stellte einen wichtigen Faktor im Machtkalkül der NSDAP dar, barg sie doch aufgrund ihres stark sozialdemokratischen Gepräges erhebliches Widerstandspotenzial. Dabei hatte sich bereits kurz nach der sogenannten Machtergreifung der wichtigste Verband, der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) von der SPD distanziert und seine Neutralität gegenüber dem neuen Regime erklärt -wohl aus dem Willen heraus, die eigene Macht zu erhalten.

Diese Rechnung ging bekanntlich nicht auf. Zwar erfüllte die NS-Führung die alte Gewerkschaftsforderung nach einem Feiertag und erklärte den 1. Mai zum „Tag der Deutschen Arbeit“, doch in einer konzertierten Aktion ließ die NSDAP-Führung am 2. Mai die Räumlichkeiten der freien Gewerkschaften besetzen und ihr Eigentum konfiszieren. SA, SS und Polizeikräfte verhafteten und verschleppten Funktionäre und ermordeten einige von ihnen. Die Wahl des Datums wird heute als bewusste Demütigung der Arbeiter_innenbewegung gewertet.

Wenige Tage später, am 10. Mai, fanden überall in Deutschland Bücherverbrennungen statt. Initiiert von einem deutschnationalen Mob aus örtlichen Studentenverbindungen, SA und SS wurden am Albaniplatz (1933: Adolf-Hitler-Platz) Schriften jüdischer, kommunistischer und anderer als undeutsch geltender Autor_innen unter großem Beifall in zeremonieller Manier verbrannt. Heute erinnert eine Gedenkplatte mit dem Zitat Heinrich Heines an das Ereignis: „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Am 8. Mai jährt sich auch der Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland, der vielfach auch als Tag der Befreiung vom Faschismus bezeichnet wird, zum 68. Mal. Tag der Befreiung erscheint dabei als nicht ganz korrekte Bezeichnung, war doch das Ziel der Alliierten nicht die Befreiung Deutschlands vom Faschismus, sondern das militärische Niederringen Deutschlands. An diesem Datum kapitulierte die Wehrmacht offiziell bedingungslos und besiegelte damit das Ende des 2. Weltkriegs in Europa.

 

Gedenkveranstaltungen im Mai:

2. Mai:

– Gedenkstunde am ehemaligen Volksheim im Maschmühlenweg ab 17:00 Uhr
– Vortrag von Joachim Bons „Der 2. Mai 1933 und seine Folgen – Arbeiter_innen ohne Gewerkschaften“ im Holbornschen Haus ab 19:00 Uhr

8. Mai:

– Gedenkveranstaltung zum 68. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am Mahnmal für die NS-Zwangsarbeiter (zwischen Lokhalle und Bahnhof Westausgang) ab 18:00 Uhr

10. Mai:

– Gedenkveranstaltung „Und Euch zum Trotz“ ab 16:00 Uhr im Hof der Albanischule, anschließend Lesung ausgewählter Texte verschiedener Autor_innen, deren Schriften verbrannt wurden auf dem Albaniplatz

12. Mai:

„Verbrannt, verbannt – doch nicht vergessen“ –  Eine Lesung der Göttinger Jusos aus Texten der am 10. Mai 1933 verbrannten Literatur im Jungen Theater

Details zu den Veranstaltungen (Sprecher_innen und Programm) sind auf der Website des DGB Südniederachsen-Harz abrufbar.

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