Interview mit Sookee

„Größtmögliche Politisierung bei koolstmöglicher Party“
von am 13. Juni 2012 veröffentlicht in Antifee, Gespräche

Sookee ist neben Ira Atari und Electrosexual wohl so etwas wie das Zugpferd des diesjährigen Antifee-Lineups. Warum? Na, sie ist populär, dank unermüdlicher Live-Präsenz auf Ladyfesten und Konsorten. In der Szene wird sie regelrecht gehypt und das hat auch seinen Grund. Sookee macht nämlich etwas Besonderes. Sie verbindet Dinge, die erst mal nicht unbedingt zusammengehören, ja sich sogar in der Wahrnehmung vieler Leute ausschließen: Hiphop und Queerfeminismus. Dabei besetzt sie dieses Thema so sehr, das es fast schon unredlich wäre, sie nicht in einem Satz zu erwähnen, der diese beiden Begriffe enthält. Wir haben ihr anlässlich des anstehenden Auftritts auf dem Antifee per e-mail ein paar Fragen gestellt.

Monsters: Stell Dich doch bitte kurz vor. Wer bist Du, was machst Du, warum und wie lange schon?

Sookee: Sookee, 28, Berlinerin, queerfeministishe Rapperin und HipHop-Aktivistin. Außerdem Politishe Bildnerin und Lehrerin. Wörter sind meine Welt, ich hab shon immer gern geshrieben, vor etwa zehn Jahren hab ich begonnen Texte auf Beats zu shmusen, seit etwa der gleichen Zeit hab‘ ich mit Kindern und Jugendlichen in Bildungs- und Kulturprojekten gearbeitet. Mich interessieren Menshen und die Zusammenhänge, in denen sie leben. Ich mag Inhalte teilen und kritish nachfragen. Ich könnt dicke Bücher shreiben oder eben kleine Rapsongs machen. Beides hat seinen Wert und seine Berechtigung.

Monsters: Die Musikszene ist wie viele andere gesellschaftliche Bereiche von Männern dominiert. Was glaubst Du, woran das liegt?

Sookee: Wo immer es um Professionalisierung geht, nimmt der Frauen*anteil ab. Selbst in Bereichen, die eigentlich als weiblich* gelten. Das hat viel damit zu tun, dass Männern* oftmals Kompetenz eher zugesprochen wird. Frauen* werden aufgrund anderer Kriterien, zum Beispiel solchen, die mit ihrer Körperlichkeit in Verbindung stehen, beurteilt. Welcome to sexism!

Monsters: Hast Du selbst den Eindruck, dass Dein Geschlecht bei Deiner künstlerischen Tätigkeit eine Rolle spielt, und wenn ja, inwiefern?

Sookee: Früher wünshte ich mir immer, dass ich nicht unbedingt als Mädchen*/Frau* wahrgenommen werde, um eben nicht der Beurteilung nach anderen Maßstäben zu unterliegen. Mittlerweile sind die Themen Gender/Sexualität/Körperbilder/Feminismus zum wesentlichen Teil meines Programms geworden. Den Tag, an dem das keine Rolle mehr spielen muss, weil sich die Verhältnisse grundlegend geändert haben, werd ich hoffentlich noch erleben.

Monsters: Das Antifee-Festival, auf dem Du in Kürze auftreten wirst, legt ja großen Wert auf sein politisches Selbstverständnis. Die Veranstalter_innen achten auch bei der Auswahl der Bands auf solche Kriterien. Inwiefern begreiftst Du das was Du auf der Bühne tust als politisches Projekt?

Sookee: Es geht ganz viel um Empowerment. Ich wünshe mir, dass sich vorallem die Frauen* und Queers im Publikum denken „Wenn Sookee das kann, dann kann ich es auch!“. Egal ob an der Querflöte, am Mishpult, in der KFZ-Werkstatt, am Mikrophon oder sonstwo. Außerdem handeln meine Texte unter anderem von meinem Politikverständnis jenseits von Parteizugehörigkeit. Veranstaltungen mit explizit politisher Intention sind mir die liebsten, denn: Größtmögliche Politisierung bei koolstmöglicher Party.

Monsters: War Dir das Festival schon vorher bekannt? Was hältst Du überhaupt von dem Versuch, eine solche Veranstaltung mit antisexistischem Anspruch zu verbinden?

Sookee: Ja, das Festival war mir shon ein Begriff, ich wurde auch bereits beim letzten Mal angefragt dort zu spielen, das klappte dann terminlich nicht. Ich finde einen solchen Anspruch sehr wichtig. Klar ist allerdings, dass es fast unmöglich ist, einen Raum zu shaffen, der 100%ig frei ist von Sexismen, denn Menshen haben da untershiedliche Empfindungen und Grenzen.

Monsters: Was hast Du für Erwartungen an das Festival?

Sookee: Ich werde meinen Vortrag zu Heterosexismus im deutshsprachigen Rap halten und abends dann die Bühne bearbeiten. Ich weiß jetzt shon, dass ich viele Leute treffen werde, denn das Antifee ist ein Magnetenfestival für viele Leute aus der linken_queeren Subkultur. Ich freu mich sehr drauf!

Monsters: Vielen Dank für das Interview. Das letzte Wort gehört Dir…

Sookee: Grundsätzlich gilt für mich der ewige Versuch dreierlei einzuhalten: Wenig Stress, viel Pflege und nicht doof sein zu anderen.


Sookee und Tapete – Pro Homo

Weitere Informationen findet ihr auf Sookees Website und auf www.antifee.de.

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