Musik statt "Wut und Zorn"

Hunderte raven gegen den Kapitalismus
von am 17. März 2012 veröffentlicht in Soziale Bewegungen, Titelstory

Der Aufruf zur Demonstration „Über die Verhältnisse leben – Gegen engere Gürtel und Kapitalismus!“ hat gestern abend knapp 500 Leute auf die Straße gebracht. Der Hybrid aus Demozug und Techno-Parade zog unter geringer Polizeibegleitung lautstark durch die Innenstadt. Das „Antikapitalistische Krisenbündnis Göttingen“, das zu der Versammlung aufgerufen hatte, wertet die Demo als vollen Erfolg. „Die TeilnehmerInnenzahl hat unsere Erwartungen übertroffen und von der ausgelassenen, freundlichen Stimmung sind wir begeistert“, so eine Sprecherin des Bündnisses.

Mit bunten Klamotten, Transparenten und Pappschildern bewegte sich der Aufzug durch die Innenstadt, und zog dabei viele neugierige Blicke auf sich. Nachdem es aus einer Wohnung in der Jüdenstraße zunächst einen Eimer Wasser geregnet hatte wurden die Feiernden in der Gotmarstraße und der Roten Straße mit Feuerwerk und Luftballons empfangen. Als einige Raketen in den Himmel stiegen begann die Polizei zu filmen, stellte dies jedoch rasch wieder ein. Ein Knalltrauma dürfte hier niemandem zugefügt worden sein.

Einige Zuschauer_innen, darunter auch Kinder, schlossen sich spontan dem Aufzug an. Der Musik schienen sie dabei allerdings mehr zugetan zu sein als den politischen Inhalten. Überhaupt nahmen diese verhältnismäßig wenig Raum ein. Die Lautsprecherdurchsagen waren leider weitgehend unverständlich und aufgrund von geringer Lautstärke im hinteren Teil der Demo kaum zu vernehmen. Von den vor dem Lautsprecherwagen mitgeführten Transparenten und vereinzeltem Rufen von Parolen abgesehen, entsprach die Außenwahrnehmung der eines Partyumzugs.

Dementsprechend dünn war auch die Begleitung durch Polizeikräfte. Abgesehen von der Regelung des Verkehrs hatten diese auch tatsächlich nichts zu tun. In den Seitenstraßen konnte man sich allerdings doch davon überzeugen, dass man sich auf Behördenseite auch auf einen unfriedlichen Verlauf vorbereitet hatte: diverse Mannschaftswagen standen abseits des Geschehens zum Einsatz bereit, waren letztlich aber überfüssig.

Die Ravedemo war das regionale Highlight der Mobilisierungskampagne zum „Europäischen Aktionstag gegen Kapitalismus – M31“. Deren Ziel: Am 31. März soll eine bundesweite Demonstration zur Baustelle der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt/Main stattfinden, zu der das Krisenbündnis u.a. mit der gestrigen Veranstaltung mobilisieren wollte. Die ungewöhnliche Form sollte dabei einen Kontrapunkt zum unangenehmen kapitalistischen Alltag bilden, so das Bündnis in einer Pressemitteilung. Bei der Demo in Frankfurt würden dann „Wut und Zorn“ im Vordergrund stehen.

Bildergalerie

Fotos: Harvey

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9 Kommentare auf "Hunderte raven gegen den Kapitalismus"

  1. bedge sagt:

    „Nachdem es aus einer Wohnung in der Jüdenstraße zunächst einen Eimer Wasser geregnet hatte“ was war da los?

  2. Fernseherin sagt:

    Nun ja, wie soll man sagen? Es regnete zunächst einen Eimer Wasser aus iner Wohnung in der Jüdenstraße..

  3. Die Mitte erobern! sagt:

    Da hat jemand einen Eimer Wasser von der rechten Seite der Route von einem Balkon im 2. oder 3. Stock auf ein paar Demonstrierende entleert.

  4. Die Mitte erobern! sagt:

    Kurze blonde, mit Gel versetzte Haare, wenn ich mich recht entsinne. Falls das was zur Sache tut. Filmte auch.

  5. winston_wants_victorygin sagt:

    das ist über diesem Blumenladen, oder? war jetzt lange nicht mehr, aber habe ich insgesammt schon ungefähr 3 Mal erlebt. Muss nen ziemliches Arschloch sein, dass da wohnt…

  6. Fernseherin sagt:

    Das war an der Ecke Jüdnstraße / Theaterstraße über „Na und“.

  7. bedge sagt:

    ist das ein expliziter fascho? einfach nur ein proll?

  8. der erste göttinger bus ist voll – super!
    ein weiterer wird geordert, karten gibt es morgen nachmittag wieder im buchladen rote straße, nikolaikirchhof 7, abends auf der veranstaltung der redical m im kabale und samstag auf der letzten öffentlichen göttinger info- und mobi-veranstaltung zu m31 im tkeller.

    für die planung (anzahl und größe der busse, alternative mitfahrmöglichkeiten) vom göttinger krisenbündnis ist es wichtig, dass ihr die karten so schnell wie möglich kauft. wir orientieren unser angebot nämlich an euren bedürfnissen!

  9. eduard zimmermann sagt:

    graffiti- Trainbombing zu m31: http://www.vimeo.com/39092213

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