Kritisches Theater
Der miese fiese Pharmaboss
von ottter am 22. September 2011 veröffentlicht in featuredSeit 30 Jahren schon kämpft die Buko-Pharma-Kampagne gegen die Machenschaften der Pharmaindustrie. Auch mit der Theatergruppe „Schluck und weg“, die auf Einladung der BG Medizin am Donnerstag in Göttingen Station machte. Wir haben uns das Stück angeschaut.
Als Pharmaboss hat man es nicht leicht. Schon wieder Todesfälle durch Medikamente, die Presse nervt und indische Unternehmen wollen einem an die Patente. Das alles ist irgendwann zuviel für den miesen fiesen Pharmaboss Sepp Geier. Er segnet das zeitliche, doch weder im Himmel, noch in der Hölle ist er willkommen. Das ist grob zusammengefasst die Handlung des Stücks „Himmel oder Hölle“, mit dem die Laiengruppe „Schluck und weg“ durch Deutschland tourt.
„Wir wollen mit dem Stück darauf aufmerksam zusammen, dass gerade in der so genannten Dritten Welt Medikamente verkauft werden, die hier schon längst verboten sind“, sagt Darsteller Tobi. „Der Patentschutz wird in Ländern wie Indien und Lateinamerika vehement verfolgt, sodass Medikamente nicht nachgeahmt und günstiger hergestellt werden können.“
Viermal haben die Darsteller_innen ihr Stück am Donnerstag vor dem Bahnhof in Göttingen aufgeführt. Organisiert hat das ganze die Basisgruppe Medizin. Ihr ist es wichtig, auf Missstände in der Pharmaindustrie hinzuweisen. „Unter Medizinerinnen und Medizinern findet man so eine kritische Auseinandersetzung eher weniger“, erklärt Charlotte für die BG. „Das Studium erfordert einfach wahnsinnig viel Engagement und vielen Leuten ist es dann zu schwierig oder zu zeitintensiv, sich mit Sachen auseinander zu setzen, die darüber hinausgehen.“
Stattdessen würden die Studierenden der Medizin heftig von der Pharmaindustrie umworben. Diese sollten aber genauso wie die Kosument_innen darauf achten, von wem Medikamente zu welchen Bedingungen produziert werden. Auch Ärztinnen und Ärzte sollten kritischer gegenüber Pharmavertreter_innen sein, fordert Charlotte. „Brauchen wir dieses Medikament wirklich, hilft es überhaupt und welche Nebenwirkungen hat es?“, zählt sie einige wichtige Fragen auf.
Mehr Infos zu dem Stück und der Kampagne gibt es unter www.bukopharma.de.
Und wie war es jetzt so aus künstlerischer Sicht? Hat Spaß gemacht zu zugucken?